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Gute Komplimente machen: Eine Kunst, die du lernen kannst

Eine lächelnde Frau blickt eine andere Person wertschätzend an, während sie den Arm um deren Schulter legt, symbolisiert eine tiefe Verbindung durch aufrichtige Komplimente und Anerkennung.

Ein ehrlich gemeintes Wort kann den ganzen Tag retten, manchmal sogar eine ganze Woche. Aber wie geht das richtig? Ich zeige dir, wie gute Komplimente wirklich funktionieren, ohne dass es peinlich, oberflächlich oder gar unpassend wird.

Die Stille nach dem falschen Wort

Letzte Woche stand ich auf unserem kleinen Dorffest am Grillstand. Neben mir unterhielt sich ein Pärchen mit einem Bekannten. Sie hatte ein wirklich schönes, selbstgestricktes Tuch umgelegt. Der Bekannte sagte: „Schickes Tuch. Sieht teuer aus.“ Und dann war sie da, diese seltsame Stille. Sie murmelte ein „Danke“, aber man spürte, wie das Gespräch ins Stocken geriet. Er meinte es sicher nett, aber das Kompliment landete komplett daneben. Es reduzierte ihre Arbeit und ihren Geschmack auf einen schnöden Geldwert. In diesem Moment wurde mir wieder klar, wie schmal der Grat ist. Ein gutes Kompliment verbindet, ein schlechtes schafft Distanz. Es geht nicht darum, einfach nur irgendetwas Nettes zu sagen, um die Stille zu füllen. Es geht darum, echte Wertschätzung zu zeigen, und das ist eine Fähigkeit, die man lernen und pflegen kann, genau wie das Einpflanzen von Tomaten auf der Terrasse. Man muss wissen, was der Boden braucht und wann der richtige Zeitpunkt zum Gießen ist.

Die Kunst, gute Komplimente zu machen, ist eigentlich nicht sonderlich schwierig, es ist eine Mischung aus genauer Beobachtung und dem Mut, seine positiven Gedanken auch auszusprechen. Oft behalten wir anerkennende Gedanken für uns, weil wir uns unsicher sind, wie sie ankommen. Doch ein gezieltes, ehrliches Lob kann das Selbstbewusstsein des Gegenübers stärken und die Beziehung zwischen zwei Menschen auf eine tiefere Ebene heben. Es zeigt: Ich sehe dich. Ich nehme wahr, was du tust und wer du bist. Und genau das ist in unserer oft hektischen und oberflächlichen Welt ein riesiges Geschenk, das nichts kostet und doch unbezahlbar ist.

Was gute Komplimente auszeichnet: Die Macht der Details

Der häufigste Fehler bei Komplimenten ist ihre Beliebigkeit. Ein pauschales „Du siehst gut aus“ oder „Toller Job“ ist zwar nett, aber es verpufft schnell, weil es austauschbar ist. Es könnte an jeden gerichtet sein. Wirklich wirksame Komplimente sind spezifisch. Sie zeigen, dass du dir die Mühe gemacht hast, genau hinzusehen. Stell dir vor, ein Freund hat stundenlang in der Küche gestanden und ein aufwendiges Menü gekocht. Statt nur „Das Essen schmeckt gut“ zu sagen, versuche es mit: „Die Kombination aus dem würzigen Rosmarin und der leichten Süße der Karotten in der Soße ist unglaublich. Man schmeckt, wie viel Arbeit du da reingesteckt hast.“ Warum wirkt das so viel besser? Weil es die konkrete Handlung und das Ergebnis würdigt. Du zeigst, dass du nicht nur konsumierst, sondern den Prozess und die investierte Mühe dahinter erkennst. Dieses Prinzip lässt sich auf alles übertragen, vom Outfit über eine Präsentation im Job bis hin zur Art, wie jemand eine schwierige Situation meistert. Details machen aus einem generischen Spruch eine persönliche und aufrichtige Anerkennung.

Diese Spezifität signalisiert deinem Gegenüber: „Ich habe dir meine volle Aufmerksamkeit geschenkt.“ Es ist der Unterschied zwischen einem schnellen Like auf Social Media und einer persönlichen Nachricht, die auf ein Detail im Bild eingeht. Das Gehirn registriert diese Genauigkeit und stuft das Gesagte als authentischer und relevanter ein. Ein spezifisches Kompliment hat daher eine viel höhere Chance, wirklich im Gedächtnis zu bleiben und ein positives Gefühl zu hinterlassen, das weit über den Moment hinaus anhält. Es ist eine kleine Investition in Aufmerksamkeit, die eine enorme emotionale Rendite bringt und die Basis dafür ist, wie du aufrichtig gute Komplimente machen kannst.

Dein Mini-Experiment für den Alltag

Nimm dir für die nächste Woche vor, jeden Tag ein bewusst spezifisches Kompliment zu machen. Das muss nichts Großes sein. Vielleicht ist es die Art, wie die Kassiererin im Supermarkt trotz Stress freundlich bleibt („Ich finde es bewundernswert, wie Sie auch bei der langen Schlange so ruhig und nett bleiben.“). Oder der Kollege, der eine E-Mail besonders klar formuliert hat („Deine Zusammenfassung des Meetings per Mail war super hilfreich, weil du die nächsten Schritte so klar aufgelistet hast.“). Diese kleine Übung schärft deinen Blick für die positiven Details im Alltag und macht dich sicherer darin, sie auch auszusprechen.

Weg von der Oberfläche: Taten und Charakter anerkennen

Komplimente zum Aussehen sind heikel. Sie können schnell falsch verstanden werden oder jemanden auf sein Äußeres reduzieren. Viel nachhaltiger und wertvoller sind Komplimente, die sich auf Handlungen, Entscheidungen oder Charaktereigenschaften beziehen. Sie berühren den Kern einer Person, nicht nur die Hülle. Wenn du die Anstrengung, die Kreativität oder den Mut einer Person anerkennst, zeigst du, dass du sie als Ganzes wahrnimmst. Diese Form der Wertschätzung hat eine viel tiefere Wirkung, weil sie das Selbstbild der Person positiv bestärkt. Es geht um das, was jemand tut und wer jemand ist, nicht nur, wie jemand aussieht. Solche ehrlichen Komplimente können das Fundament für stärkere und authentischere Beziehungen legen.

Anstatt also die neue Frisur zu kommentieren, könntest du sagen: „Ich bewundere die Energie, die du in dein Gartenprojekt steckst, das inspiriert mich total.“ Das würdigt die Leidenschaft und das Durchhaltevermögen. Eine Anerkennung für den Charakter oder eine Handlung fühlt sich oft auch für die empfangende Person sicherer an, weil sie nicht das Gefühl hat, einem bestimmten optischen Standard entsprechen zu müssen. Es ist ein Lob, das unabhängig von Äußerlichkeiten Bestand hat. Hier sind ein paar Ideen, worauf du achten kannst:

  • Entscheidungen würdigen: „Ich fand es mutig von dir, in der Besprechung deine ehrliche Meinung zu sagen, auch wenn es unbequem war.“
  • Anstrengungen anerkennen: „Mir ist aufgefallen, wie viel Zeit und Geduld du investiert hast, um deinem Sohn bei den Hausaufgaben zu helfen. Das ist wirklich beeindruckend.“
  • Positive Eigenschaften hervorheben: „Deine Fähigkeit, auch in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren, hilft dem ganzen Team enorm.“
  • Kreativität loben: „Die Art, wie du die alte Kommode neu gestaltet hast, ist unglaublich kreativ. Die Farbwahl ist perfekt.“
  • Verlässlichkeit schätzen: „Ich wollte dir einfach mal sagen, wie sehr ich es schätze, dass man sich auf dein Wort immer zu 100 Prozent verlassen kann.“

Die Kunst, den Einsatz statt nur das Ergebnis zu loben

Ein oft übersehener, aber extrem wirkungsvoller Ansatz ist es, den Prozess und die investierte Mühe zu loben, nicht nur das fertige Ergebnis. Ein einfaches „Gut gemacht!“ nach einem erfolgreichen Projekt ist nett, aber es kratzt nur an der Oberfläche. Viel stärker ist eine Anerkennung wie: „Ich habe gesehen, wie viele Abende du an dieser Präsentation gearbeitet und jedes Detail perfektioniert hast. Dein Engagement ist wirklich bemerkenswert.“ Warum ist das so kraftvoll? Weil es die oft unsichtbare harte Arbeit validiert. Viele Menschen, besonders Perfektionisten, neigen dazu, ihre eigene Anstrengung herunterzuspielen, sobald das Ergebnis steht. Wenn du den Weg dorthin anerkennst, gibst du ihnen die Erlaubnis, stolz auf ihre Ausdauer und Hingabe zu sein. Es stärkt die Resilienz und motiviert viel mehr als ein reines Ergebnislob.

Dieses Vorgehen ist besonders bei Kindern und Lernenden von großer Bedeutung, aber es funktioniert bei Erwachsenen genauso gut. Es fördert eine wachstumsorientierte Denkweise. Anstatt nur Talent zu preisen („Du bist einfach ein Naturtalent“), was Druck erzeugen kann, würdigst du den Fleiß. Das vermittelt die Botschaft: „Deine Anstrengung ist wertvoll und wird gesehen.“ Das ist eine unheimlich stärkende Erfahrung. Ein solches Kompliment verändert den Fokus von angeborenen Fähigkeiten hin zu erlernbarem Einsatz, was Menschen ermutigt, sich auch in Zukunft Herausforderungen zu stellen. Es ist eine nachhaltige Form, um gute Komplimente zu machen, die wirklich etwas bewirken.

Der „Ich-Botschaft“-Trick für ehrliche Komplimente

Eine der einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Techniken für gute Komplimente kommt aus der Kommunikationspsychologie: die Verwendung von Ich-Botschaften. Anstatt dein Kompliment als eine allgemeingültige Tatsache oder ein Urteil über die andere Person zu formulieren („Du bist sehr kreativ“), sprichst du aus deiner eigenen Perspektive. Formuliere, was die Handlung oder Eigenschaft der anderen Person bei dir auslöst. Zum Beispiel: „Ich bin immer wieder beeindruckt von deinen kreativen Ideen.“ Oder: „Ich fühle mich in deiner Gegenwart immer sehr wohl, weil du so eine ruhige Ausstrahlung hast.“ Dieser kleine Dreh hat eine enorme Wirkung. Eine Ich-Botschaft ist keine Bewertung, sondern eine persönliche Wahrnehmung. Dadurch kann dein Gegenüber das Kompliment viel leichter annehmen, weil es nicht den Druck erzeugt, einem bestimmten Label gerecht werden zu müssen.

Der Grund, warum das so gut funktioniert, liegt darin, dass Ich-Botschaften unangreifbar sind. Niemand kann deine persönlichen Gefühle oder Eindrücke infrage stellen. Ein „Du bist“-Satz kann hingegen unbewusst als Schublade empfunden werden. Indem du bei dir bleibst, öffnest du ein Fenster zu deiner Gefühlswelt und machst dich verletzlich, was wiederum als Zeichen von Vertrauen und Authentizität gewertet wird. Es wandelt eine potenziell distanzierte Beobachtung in eine echte Verbindung um. Das Kompliment wird persönlicher, wärmer und vor allem glaubwürdiger. Es ist eine einfache Umformulierung, die deine Wertschätzung auf eine viel tiefere Ebene hebt und peinliche Momente vermeidet.

Timing und Kontext: Wann du sprichst und wann du schweigst

Ein perfektes Kompliment zur falschen Zeit kann seine gesamte Wirkung verlieren oder sogar nach hinten losgehen. Das richtige Timing ist fast so wichtig wie der Inhalt selbst. Ein Lob vor einer großen Gruppe kann manche Menschen in Verlegenheit bringen, während es für andere eine willkommene Anerkennung ist. Ein Kompliment über die tolle Arbeitsleistung direkt bevor du um einen Gefallen bittest, wirkt manipulativ und unaufrichtig. Die Kunst besteht darin, ein Gespür für die Situation und die Person zu entwickeln. Oft sind die besten Momente für ein Kompliment die ruhigen, unerwarteten Augenblicke. Ein Vier-Augen-Gespräch in der Kaffeeküche kann viel mehr bewirken als eine laute Bekundung im Großraumbüro. Es schafft eine intime und vertrauensvolle Atmosphäre, in der die Worte wirklich landen können.

Frage dich immer: Ist die Person gerade aufnahmefähig? Jemand, der sichtlich gestresst oder in Gedanken ist, wird dein Kompliment vielleicht gar nicht richtig hören oder verarbeiten können. Warte auf einen Moment, in dem ihr beide entspannt seid und Augenkontakt halten könnt. Es geht darum, dem Moment und der Aussage den nötigen Raum zu geben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Häufigkeit. Wenn du jemanden mit Komplimenten überschüttest, verlieren sie an Wert und wirken schnell einschmeichelnd. Gezielte, seltene und dafür wirklich ehrlich gemeinte Komplimente haben die größte Kraft. Weniger ist hier definitiv mehr. Beobachte die Situation, fühle hinein und wähle den passenden Augenblick mit Bedacht.

Wie du lernst, den Raum vor dem Kompliment zu lesen

Bevor du ein Kompliment aussprichst, nimm dir einen kurzen Moment, um dein Gegenüber wirklich wahrzunehmen. Das ist eine kleine Übung in Achtsamkeit. Wie ist die Körperhaltung der Person? Offen und entspannt oder verschlossen und angespannt? Sucht sie Augenkontakt oder weicht sie Blicken aus? Ist die Person gerade in ein Gespräch vertieft oder allein und nachdenklich? Diese nonverbalen Signale sind wertvolle Hinweise darauf, ob der Zeitpunkt günstig ist. Ein gut gemeintes Lob, das eine angeregte Diskussion unterbricht, kann als Störung empfunden werden. Ein persönliches Kompliment in einer Situation, in der sich die Person sichtlich unwohl fühlt, kann den Druck zusätzlich erhöhen. Das Ziel ist es, eine positive Interaktion zu schaffen, keine zusätzliche soziale Last.

Wenn du unsicher bist, ist ein privater Rahmen fast immer die bessere Wahl. Eine kurze, persönliche Bemerkung, wenn ihr zufällig gemeinsam auf den Aufzug wartet, oder eine anerkennende Nachricht nach einem langen Arbeitstag kann Wunder wirken. Es geht nicht darum, eine wissenschaftliche Analyse durchzuführen, sondern darum, Empathie zu zeigen. Indem du kurz innehältst und die Atmosphäre prüfst, zeigst du Respekt vor den Gefühlen und der Situation des anderen. Das allein ist schon eine Form der Wertschätzung und sorgt dafür, dass deine Worte mit viel höherer Wahrscheinlichkeit positiv aufgenommen werden.

Die schwierige Kunst, ein Kompliment anzunehmen

Gute Komplimente machen ist die eine Seite der Medaille, sie annehmen zu können, die andere. Wie oft hast du schon auf ein Lob mit Sätzen wie „Ach, das war doch nichts“ oder „Das hätte jeder gekonnt“ reagiert? Viele von uns haben gelernt, Komplimente abzuwehren, sei es aus Bescheidenheit, Unsicherheit oder weil wir nicht arrogant wirken wollen. Doch damit entwerten wir nicht nur das Kompliment, sondern auch die Person, die es uns gegeben hat. Es ist, als würde dir jemand ein Geschenk überreichen und du schiebst es zurück. Die einfachste und beste Reaktion auf ein Kompliment ist ein aufrichtiges „Danke“. Vielleicht mit einem Lächeln. Mehr braucht es oft gar nicht. Das signalisiert: „Ich habe gehört, was du gesagt hast, und ich nehme deine Wertschätzung an.“ Es ist ein Akt des Respekts sich selbst und dem anderen gegenüber. Es ist völlig in Ordnung, positive Rückmeldungen anzunehmen und sich darüber zu freuen.

Diese Fähigkeit zu entwickeln, erfordert etwas Übung, besonders wenn man es anders gewohnt ist. Es kann helfen, sich bewusst zu machen, dass das Abwehren eines Kompliments das Gespräch oft in eine unangenehme Schleife führt. Der Gebende fühlt sich vielleicht genötigt, sein Lob zu verteidigen, und du fühlst dich unwohler. Ein einfaches „Danke“ beendet diese Schleife elegant. Hier ist ein kleiner Vergleich, der dir helfen kann, typische Abwehrreaktionen durch eine annehmende Haltung zu ersetzen:

Typische Abwehrreaktion Bessere, annehmende Reaktion
„Ach Quatsch, die Jacke ist uralt und war total billig.“ „Danke, ich freue mich, dass sie dir gefällt. Ich trage sie auch sehr gern.“
„Das war reines Glück, ich hatte keine Ahnung, was ich tue.“ „Danke! Da steckt zwar viel Arbeit drin, aber ich bin auch froh, dass es so gut geklappt hat.“
„Ohne die Hilfe von X und Y hätte ich das nie geschafft.“ „Vielen Dank. Ich hatte tolle Unterstützung, aber ich freue mich sehr über dein Lob.“
„Du übertreibst, so besonders war das jetzt auch nicht.“ „Danke, das ist wirklich nett von dir zu sagen.“

Achtung, Falle: Komplimente, die keine sind

Manchmal kommt ein vermeintliches Kompliment in einer Verpackung, die bei näherem Hinsehen ziemlich vergiftet ist. Sogenannte vergiftete oder zweischneidige Komplimente sind Aussagen, die auf den ersten Blick positiv klingen, aber eine versteckte Kritik oder ein abwertendes Urteil enthalten. Der Klassiker ist: „Für eine Frau fährst du aber gut Auto.“ Oder: „Dein neues Kleid kaschiert deine Figur ja super.“ Solche Sätze sind keine Komplimente, sondern Mikroaggressionen, die oft auf Vorurteilen basieren. Sie hinterlassen ein ungutes Gefühl und sind das genaue Gegenteil von dem, was gute Komplimente machen ausmacht. Es ist wichtig, solche Formulierungen bei sich selbst zu erkennen und konsequent zu vermeiden, denn sie schaffen Distanz statt Verbindung.

Eine weitere Falle sind Komplimente, die eigentlich eine Bitte oder eine Erwartung einleiten. „Du kannst so wunderbar Kuchen backen! … Könntest du für das Fest am Samstag vielleicht einen mitbringen?“ Auch wenn die erste Aussage ehrlich gemeint ist, wird sie durch die nachfolgende Bitte instrumentalisiert. Das Lob verliert seine Aufrichtigkeit und fühlt sich wie eine strategische Vorbereitung an. Ein echtes Kompliment sollte immer ohne eine Erwartung an eine Gegenleistung stehen. Es ist ein Geschenk, keine Verhandlungsmasse. Achte darauf, deine Wertschätzung für sich stehen zu lassen. Wenn du eine Bitte hast, formuliere sie separat und zu einem anderen Zeitpunkt. Das erhält die Glaubwürdigkeit deiner Worte.

Dein Leitfaden für das nächste gute Kompliment

Jetzt bringen wir alles zusammen. Gute Komplimente zu machen, ist kein Zufall, sondern ein Prozess, den du üben kannst. Es ist eine bewusste Entscheidung, Positives wahrzunehmen und es auf eine wertschätzende Art zu kommunizieren. Mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen und ganz natürlich in deine Gespräche einfließen. Betrachte es als eine kleine, aber feine Fähigkeit, die deine sozialen Interaktionen bereichern wird. Am Anfang hilft eine klare Struktur, um Sicherheit zu gewinnen und die typischen Fallstricke zu umgehen. Hier ist eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, die du als eine Art inneren Kompass verwenden kannst:

  1. Beobachte bewusst und finde ein Detail. Nimm dir einen Moment Zeit und schau genau hin. Was fällt dir positiv auf? Es kann eine Handlung, eine Eigenschaft oder ein kreativer Einfall sein.
  2. Frage dich: Warum schätze ich das wirklich? Geh einen Schritt tiefer. Ist es die Mühe, die dahintersteckt? Der Mut? Die Ästhetik? Diese Reflexion ist der Kern deines Kompliments.
  3. Formuliere es als Ich-Botschaft. Sprich aus deiner Perspektive. Beginne mit „Ich finde…“, „Mir ist aufgefallen…“ oder „Ich bewundere…“. Das macht deine Aussage persönlich und authentisch.
  4. Wähle den richtigen Moment. Achte auf den Kontext und die Stimmung deines Gegenübers. Ein ruhiger Moment unter vier Augen ist oft die beste Wahl für ein tiefgründiges Lob.
  5. Sprich es klar und deutlich aus. Nuschele nicht und sprich es nicht im Vorbeigehen. Schau der Person in die Augen und meine, was du sagst. Deine Körpersprache unterstreicht die Aufrichtigkeit.
  6. Lass das Kompliment für sich stehen. Füge kein „aber“ hinzu und verbinde es nicht mit einer Bitte. Ein gutes Kompliment braucht keinen Anhang. Gib der anderen Person Raum, es anzunehmen.

Wenn du diesen Ablauf ein paar Mal bewusst durchgehst, wirst du merken, wie er sich automatisiert. Du entwickelst ein besseres Gespür für Details, für den richtigen Zeitpunkt und für die passenden Worte. Es geht nicht darum, eine starre Formel abzuarbeiten, sondern darum, ein Bewusstsein für die Mechanismen gelungener Kommunikation zu schaffen. Jedes gelungene Kompliment ist ein kleiner Baustein für eine positivere und wertschätzendere Umgebung, egal ob in der Familie, unter Freunden oder bei der Arbeit.

Gute Komplimente machen im digitalen Zeitalter

In einer Welt voller Emojis, Likes und kurzer Textnachrichten scheint die Kunst des Kompliments manchmal zu verkümmern. Ein Herzchen unter einem Foto ist schnell geklickt, aber es ersetzt keine echte, persönliche Anerkennung. Doch auch im digitalen Raum gelten die gleichen Prinzipien. Ein spezifisches, durchdachtes Kompliment in einer Textnachricht oder einem Kommentar hat eine ungleich höhere Wirkung als ein flüchtiges Emoji. Anstatt nur „Tolles Bild“ zu schreiben, versuche es mit: „Ich liebe die Lichtstimmung auf deinem Foto vom See. Es fängt die friedliche Atmosphäre des Morgens perfekt ein.“ Das zeigt, dass du dir das Bild wirklich angesehen und darüber nachgedacht hast. Es ist die digitale Entsprechung von genauem Hinsehen und aufrichtiger Wertschätzung.

Gerade weil die digitale Kommunikation oft schnell und oberflächlich ist, stechen solche Nachrichten besonders hervor. Sie können jemandem den Tag retten, genauso wie ein Kompliment von Angesicht zu Angesicht. Eine E-Mail an einen Kollegen nach einem anstrengenden Projekt, in der du dich für seine zuverlässige und ruhige Art bedankst, kann mehr wert sein als jedes Lob im offiziellen Meeting. Nutze die digitalen Kanäle nicht nur für organisatorische Absprachen, sondern auch, um bewusst positive Verbindungen zu pflegen. Es kostet nur ein paar Minuten mehr Zeit, aber der emotionale Mehrwert ist riesig. Gute Komplimente machen ist nicht an einen Ort oder ein Medium gebunden, sondern an eine Haltung der Achtsamkeit.

Ein paar letzte Gedanken

Ich denke darüber nach, wie oft wir positive Gedanken einfach für uns behalten. Wir bewundern die Geduld einer Freundin, die Kreativität eines Kollegen oder den Humor unseres Partners, aber wir sagen es zu selten. Gute Komplimente zu machen, ist im Grunde nichts anderes, als diesen positiven inneren Monolog nach außen zu tragen. Es ist der Entschluss, die Wertschätzung nicht im eigenen Kopf versauern zu lassen, sondern sie zu teilen. So wie ein kleines Geschenk, das wir jeden Tag verteilen können, und es hat das Potenzial, die Welt um uns herum ein kleines bisschen wärmer und freundlicher zu machen. Es kostet keinen Cent, nur ein wenig Mut und Aufmerksamkeit.

Jedes Mal, wenn du ein ehrliches, spezifisches Kompliment aussprichst, stärkst du nicht nur das Selbstwertgefühl deines Gegenübers, sondern auch deine eigene Fähigkeit, das Gute in der Welt und in den Menschen zu sehen. Es schult deinen Blick für Details und deine Empathie. Am Anfang fühlt es sich vielleicht ungewohnt an, aber mit jeder Wiederholung wird es einfacher. Und die positiven Reaktionen, die du zurückbekommst, die ehrliche Freude im Gesicht eines Menschen, sind der schönste Lohn dafür. Es ist eine kleine Geste mit einer erstaunlich großen Wirkung, die Beziehungen vertieft und den Alltag bereichert.

FAQs zum Thema Gute Komplimente machen

Wie gehe ich mit Komplimenten in anderen Kulturen um?

Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn die Art und Häufigkeit von Komplimenten unterscheidet sich stark. Während in den USA Komplimente oft und auch gegenüber Fremden geäußert werden, können sie in vielen asiatischen Kulturen als unangebracht empfunden werden oder Verlegenheit auslösen. Dort ist es oft besser, die Leistung einer Gruppe statt die eines Einzelnen zu loben. Wenn du unsicher bist, beobachte erst, wie die Einheimischen miteinander umgehen, und sei lieber etwas zurückhaltender.

Wie kann ich meinem Chef ein Kompliment machen, ohne dass es wie Einschmeicheln wirkt?

Am besten funktioniert das, wenn du dich auf konkrete, arbeitsbezogene Handlungen und deren positiven Effekt auf dich oder das Team beziehst. Anstatt ein allgemeines Lob auszusprechen, versuche es spezifisch: „Ich fand es sehr hilfreich, wie Sie im letzten Meeting die neuen Ziele erklärt haben. Das hat mir geholfen, meine Prioritäten klarer zu sehen.“ So wird dein Kompliment zu wertschätzendem, professionellem Feedback und nicht zu platter Schmeichelei.

Was tue ich, wenn ein Kompliment zwar nett gemeint ist, ich mich aber unwohl damit fühle?

Du musst kein Kompliment annehmen, das eine Grenze überschreitet oder dir unangenehm ist. Eine höfliche Methode ist, die gute Absicht kurz anzuerkennen und das Gespräch dann sanft in eine andere Richtung zu lenken. Du könntest zum Beispiel sagen: „Danke, das ist nett von dir“, und dann direkt das Thema wechseln: „Lass uns doch noch mal kurz auf das Projekt von gestern schauen.“ So weist du das Kompliment zurück, ohne die Person vor den Kopf zu stoßen.

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