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Mentale Gesundheit

Ich ertrage meine Kollegen nicht mehr: Survival-Guide fürs Büro

von Leni Wehner
8 min Lesedauer
Mann im Büro starrt nachdenklich und genervt ins Leere, Stift über einem Diagramm, im Hintergrund plaudernde Kolleginnen – ich ertrage meine Kollegen nicht mehr, Montagsfrust im Großraumbüro.

Montagmorgen und du zählst schon die Minuten bis Freitag? Wenn der Gedanke „Ich ertrage meine Kollegen nicht mehr“ dein ständiger Begleiter ist, bist du nicht allein. Hier kommen Tipps, die wirklich helfen, ohne dass du gleich kündigen musst.

Neulich in der S-Bahn: Der Moment der Wahrheit

Letzte Woche saß ich morgens in der S-Bahn, noch halb im Koma, halb im Koffeinrausch. Vor mir telefonierte ein Typ so laut, dass sein Gesprächspartner wahrscheinlich auch ohne Handy alles verstanden hätte. Es ging um seinen Job, um Deadlines und vor allem um „die Sabine“ (Name geändert), die anscheinend für alles Elend auf der Welt verantwortlich war. Jede zweite Silbe war ein genervtes Stöhnen. Und während ich da saß und unfreiwillig zuhörte, dachte ich: Krass, wie viele von uns diesen Frust mit sich herumschleppen. Diesen einen Gedanken, der sich wie ein Kaugummi am Schuh festsetzt: Ich ertrage meine Kollegen nicht mehr. Das ist kein kleines Luxusproblem, das ist ein echter Energiefresser, der dir den Spaß an einem eigentlich guten Job komplett vermiesen kann. Die gute Nachricht ist aber: Du bist dem nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt Wege aus dem täglichen Wahnsinn, und die fangen oft bei dir selbst an.

Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR

Das Wichtigste in Kürze

  • Kollegenfrust als Energiefresser: Viele Menschen empfinden ihre negative Zusammenarbeit als echten Stressfaktor.
  • Typen erkennen: Dauer-Nörgler, laute Telefonierer und Kontroll-Freaks gehören zu den häufigsten Büro-Störenfrieden.
  • Sofortmaßnahmen zur Beruhigung: Drei tiefe Atemzüge und räumlicher Abstand helfen gegen akute Konflikte.
  • Mentale Distanz als Schutzmauer: Den eigenen Fokus stärken und nicht alles persönlich nehmen.
  • Ernsthafte Gespräche nicht vermeiden: Manchmal ist ein klärendes Gespräch unvermeidlich, um die Arbeitsatmosphäre zu verbessern.
  • Eigene Oase schaffen: Einen aufgeräumten Arbeitsplatz und persönliche Wohlfühlfaktoren integrieren.

Warum du deine Kollegen nicht mehr ertragen kannst: Die Analyse

Bevor du zur Tat schreitest, lass uns kurz innehalten. Was genau treibt dich eigentlich in den Wahnsinn? Selten ist es ja eine einzige riesige Sache. Meistens ist es ein Cocktail aus vielen kleinen Nadelstichen, der das Fass irgendwann zum Überlaufen bringt. Oft sind es wiederkehrende Muster, die ein wirklich schlechtes Arbeitsklima schaffen und dir jeden Nerv rauben. Wenn du die Ursache kennst, kannst du gezielter ansetzen.

Hier sind ein paar der üblichen Verdächtigen, vielleicht erkennst du jemanden wieder:

  • Der Dauer-Nörgler: Egal was passiert, es ist immer schlecht. Das Wetter, der Kaffee, das neue Projekt, die Farbe der Bürowand. Seine Negativität ist ansteckend und zieht die Stimmung im ganzen Raum runter.
  • Der laute Telefonierer oder Schmatzer: Manche Menschen scheinen keine Vorstellung von persönlichem Raum oder Lautstärke zu haben. Jedes Telefonat wird zur Bühnenshow, jeder Bissen Müsli zum Akustik-Erlebnis.
  • Die Lästerschwester oder der Gerüchtekoch: Kaum verlässt jemand den Raum, wird getuschelt. Solche Leute leben von Drama und säen Misstrauen, was die Zusammenarbeit extrem erschwert.
  • Der Kontroll-Freak: Er oder sie schaut dir ständig über die Schulter, will jede E-Mail in CC und mischt sich in deine Aufgaben ein. Das raubt nicht nur Zeit, sondern auch das Gefühl von Autonomie.
  • Der unsichtbare Zuarbeiter: Du wartest auf eine wichtige Info, aber der Kollege reagiert einfach nicht? Solche Unzuverlässigkeiten können ganze Projekte lahmlegen und sorgen für massive Frustration.

Erste Hilfe: Sofortmaßnahmen, wenn der Dampfkochtopf pfeift

Manchmal eskaliert die Situation so schnell, dass du kurz davor bist, deinen Laptop aus dem Fenster zu werfen. In diesen Momenten ist eine durchdachte Strategie Gold wert. Es geht darum, die akute Wut zu kanalisieren, bevor du etwas sagst oder tust, das du später bereust. Ich hatte mal einen Kollegen, dessen ständige „lustige“ Kommentare mich zur Weißglut trieben. Mein erster Versuch, das zu klären, endete damit, dass ich ihm in der Kaffeeküche ziemlich patzig sagte, er solle seine Sprüche für sich behalten. Großer Fehler. Die Stimmung war danach wochenlang auf dem Gefrierpunkt und das Problem war null gelöst. Daraus habe ich gelernt: Impulsive Reaktionen sind fast immer der falsche Weg. Besser ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Was also tun, wenn der Puls auf 180 ist? Atme tief durch. Klingt banal, aber drei langsame, bewusste Atemzüge können das Nervensystem tatsächlich beruhigen. Wenn möglich, verlasse die Situation kurz. Hol dir einen Kaffee, geh eine Runde um den Block oder schließe dich fünf Minuten auf der Toilette ein. Dieser räumliche Abstand schafft auch mentalen Abstand. Und ganz wichtig: Reagiere nicht sofort auf die Provokation. Sag dir innerlich „Stopp!“ und gib dir selbst die Erlaubnis, später darauf zurückzukommen, wenn du wieder klar denken kannst. Diese kurze Pause ist deine wichtigste Waffe gegen unüberlegte Kurzschlussreaktionen.

Die 3-Atemzüge-Technik

Wenn du merkst, wie die Wut hochkocht, probier das mal aus. Es dauert nur eine Minute und wirkt Wunder. Schließe kurz die Augen. Atme langsam und tief durch die Nase ein, zähle dabei bis vier. Halte die Luft kurz an, zähle bis zwei. Atme dann ganz langsam durch den Mund wieder aus, zähle dabei bis sechs. Wiederhole das dreimal. Das signalisiert deinem Körper, dass keine akute Gefahr droht, und senkt den Stresspegel sofort.

Die Kunst der mentalen Distanz: So baust du eine Schutzmauer

Du kannst nervige Kollegen selten ändern, aber du kannst ändern, wie sehr du sie an dich heranlässt. Mentale Distanz ist dabei dein Superhelden-Umhang. Es bedeutet nicht, dass dir alles egal wird, sondern dass du lernst, die Handlungen anderer nicht persönlich zu nehmen. Der Kollege, der ständig deine Ideen kritisiert? Vielleicht ist er einfach nur unsicher und versucht, sich selbst besser darzustellen. Die Kollegin, die nie grüßt? Womöglich ist sie einfach nur verplant und meint es gar nicht böse. Wenn du verstehst, dass das Verhalten anderer oft mehr über sie selbst als über dich aussagt, verliert es viel von seinem Stachel.

Ein Trick, der mir dabei hilft, ist die „Dokumentarfilm-Perspektive“. Stell dir vor, du bist David Attenborough und beobachtest das seltsame Verhalten der Spezies „Homo Officensis“. „Ah, interessant, das Männchen markiert sein Revier durch lautes Seufzen.“ Das klingt albern, aber dieser humorvolle Abstand hilft enorm, aus der emotionalen Schusslinie zu treten. Konzentriere dich auf deine Aufgaben und deine Ziele. Warum bist du hier? Was willst du erreichen? Je stärker dein Fokus auf deiner eigenen Arbeit liegt, desto weniger Energie verschwendest du auf die Störgeräusche um dich herum. Du baust eine unsichtbare Mauer, an der die Negativität der anderen einfach abprallt. Das ist dein Schutz vor dem täglichen Kleinkrieg.

Ich ertrage meine Kollegen nicht mehr: Wann ein Gespräch unvermeidlich ist

Manchmal reichen mentale Tricks und kurze Auszeiten nicht aus. Wenn das Verhalten eines Kollegen deine Arbeit direkt beeinträchtigt oder dich psychisch stark belastet, kommst du um ein klärendes Gespräch nicht herum. Davor haben die meisten von uns eine Heidenangst, weil sie fürchten, dass es die Situation nur schlimmer macht. Das kann passieren, aber wenn du es richtig angehst, kann es auch die dringend benötigte Lösung bringen. Wichtig ist eine gute Vorbereitung, damit du nicht in die Falle von Vorwürfen und Schuldzuweisungen tappst. Diese Art von Konflikten am Arbeitsplatz lässt sich oft mit guter Kommunikation entschärfen.

Hier ist eine kleine Anleitung für das gefürchtete Gespräch:

  1. Suche den richtigen Zeitpunkt und Ort. Nicht zwischen Tür und Angel, nicht vor den Ohren der anderen. Bitte den Kollegen um ein Vier-Augen-Gespräch in einem ruhigen Raum.
  2. Beginne mit einer Ich-Botschaft. Statt „Du bist immer so laut“ versuche es mit „Ich habe manchmal Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren, wenn es im Raum sehr lebhaft ist.“ Damit greifst du nicht an, sondern beschreibst deine eigene Wahrnehmung.
  3. Nenne ein konkretes, aktuelles Beispiel. Vage Verallgemeinerungen wie „immer“ oder „nie“ führen nur zu Abwehr. Besser: „Gestern während des Telefonats mit Kunde Müller fiel es mir schwer, meinen eigenen Gedanken zu folgen.“
  4. Formuliere einen klaren Wunsch oder Vorschlag. Was genau soll sich ändern? „Könntest du für längere Telefonate vielleicht den Besprechungsraum nutzen?“ oder „Würde es dir etwas ausmachen, Kopfhörer zu benutzen?“
  5. Bleibe offen für die Perspektive des anderen. Vielleicht war ihm sein Verhalten gar nicht bewusst. Eine offene Haltung signalisiert, dass du an einer gemeinsamen Lösung interessiert bist, nicht an einem Sieg.

Ein solches Gespräch erfordert Mut, kann aber die Luft reinigen und ist oft der erste Schritt zu einem besseren Miteinander.

Die Typologie des Büro-Horrors: Wer nervt wie und was tun?

Jedes Büro ist ein eigener kleiner Kosmos mit ganz speziellen Charakteren. Um dir die Navigation zu erleichtern, habe ich hier mal eine kleine Übersicht der häufigsten Störenfriede und möglicher Lösungsstrategien zusammengestellt.

Kollegen-Typ Das Problem Dein Lösungsansatz
Die Plaudertasche Hält dich ständig von der Arbeit ab mit Geschichten über den Urlaub, die Katze, das Wetter. Du willst nicht unhöflich sein, aber deine To-Do-Liste wächst. Setze klare Grenzen mit freundlichen, aber bestimmten Formulierungen. „Super spannend! Lass uns im Mittagessen weiterreden, ich muss das hier dringend fertig machen.“ Kopfhörer sind auch ein universelles „Bitte nicht stören“-Zeichen.
Der Besserwisser Egal was du tust, er weiß es besser. Er korrigiert dich in Meetings, mischt sich ungefragt ein und gibt dir das Gefühl, ein Anfänger zu sein. Bedanke dich kurz für den Input („Danke für den Hinweis, ich schaue es mir an“) und mache dann weiter wie geplant. Lass dich nicht auf endlose Diskussionen ein. Dein Selbstbewusstsein ist hier die beste Waffe.
Der Chaot Sein Schreibtisch ist ein Schlachtfeld, er vergisst ständig Absprachen und seine Unordnung schwappt auch in deinen Bereich über. Schaffe klare räumliche und organisatorische Trennungen. Halte wichtige Absprachen schriftlich per Mail fest. Bei geteilten Bereichen hilft eine freundliche, aber direkte Bitte: „Könntest du deine Unterlagen bitte auf deiner Seite lassen? Ich brauche den Platz.“

Wenn du deine Kollegen gar nicht mehr ertragen kannst: Die Notbremse

Es gibt einen Punkt, an dem alle Strategien versagen. Wenn das Arbeitsumfeld toxisch ist, wenn Mobbing im Spiel ist oder wenn die Unternehmenskultur Respektlosigkeit fördert, dann musst du an dich denken. Das Gefühl, die Kollegen nicht mehr ertragen zu können, kann ein ernsthaftes Warnsignal für deine psychische Gesundheit sein. Wenn du jeden Sonntagabend Bauchschmerzen bekommst, schlecht schläfst und dich nur noch zur Arbeit quälst, ist es an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. Das bedeutet nicht sofort zu kündigen.

Der erste Schritt kann ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten oder der Personalabteilung sein. Schildere die Situation sachlich und ohne Schuldzuweisungen. Manchmal können sie vermitteln oder eine Versetzung in ein anderes Team ermöglichen. Sollte das aber auf taube Ohren stoßen oder die Probleme so tief in der Firmenkultur verankert sein, dass keine Besserung in Sicht ist, dann ist eine Kündigung kein Scheitern, sondern ein Akt der Selbstfürsorge. Kein Job der Welt ist es wert, dass du daran kaputtgehst. Deinen Marktwert zu kennen und sich nach neuen Möglichkeiten umzusehen, kann schon unglaublich befreiend sein.

Dein Arbeitsplatz, deine Oase: Kleine Hacks für mehr Frieden

Unabhängig von den großen Konflikten kannst du eine Menge tun, um deinen direkten Arbeitsplatz zu einer kleinen Wohlfühl-Insel zu machen. Das hilft, den Fokus wieder auf dich und deine Arbeit zu lenken. Eine der besten Investitionen meines Lebens waren gute Kopfhörer. Sie sind nicht nur für Musik da, sondern signalisieren auch unmissverständlich: Ich bin gerade konzentriert und möchte nicht gestört werden.

Räume deinen Schreibtisch auf. Ein ordentliches Umfeld sorgt auch für einen klareren Kopf. Eine kleine Pflanze kann die Stimmung heben, ein persönliches Foto kann dich an die schönen Dinge außerhalb des Büros erinnern. Erstelle dir Playlists für verschiedene Aufgaben: eine für konzentriertes Arbeiten, eine für kreative Phasen und eine für den Freitagnachmittag. Indem du deine unmittelbare Umgebung aktiv gestaltest, holst du dir ein Stück Kontrolle zurück und schaffst dir einen Puffer gegen das Chaos um dich herum. Das ist dein kleines Reich, in dem du die Regeln machst.

Wenn du überlegst, dir Kopfhörer zuzulegen, die die Welt um dich herum wirklich ausblenden:

Zuletzt aktualisiert am 30. Oktober 2025 um 18:17 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

FAQs zum Thema Ich ertrage meine Kollegen nicht mehr

Was kann ich tun, wenn mein Vorgesetzter das Problem ist und nicht die Kollegen?

Wenn die Führungskraft die Quelle des Frusts ist, erfordert die Situation mehr Fingerspitzengefühl, da ein Machtgefälle besteht. Anstatt eine direkte Konfrontation zu suchen, ist es oft ratsamer, das Verhalten und konkrete Vorfälle sachlich und datiert zu dokumentieren. Suche anschließend das vertrauliche Gespräch mit einer übergeordneten Instanz wie der Personalabteilung oder dem Betriebsrat. Bereite dich darauf vor, die Auswirkungen des Verhaltens auf deine Arbeit und deine Leistung klar zu schildern, anstatt nur emotionale Vorwürfe zu machen.

Wie gehe ich mit passiv-aggressivem Verhalten um, das ich schwer beweisen kann?

Passiv-aggressives Verhalten, wie sarkastische Komplimente oder absichtliches Ignorieren, ist schwer zu fassen. Der beste Weg ist oft, das Verhalten direkt, aber unaufgeregt zu spiegeln und um Klärung zu bitten. Wenn ein Kollege zum Beispiel sagt: „Na, das hast du ja überraschend schnell geschafft“, könntest du freundlich nachfragen: „Was genau meinst du mit ‚überraschend‘?“ Dadurch zwingst du die Person, ihre Andeutung entweder zu erklären und damit offenzulegen oder sie zurückzunehmen. So machst du das unterschwellige Verhalten sichtbar, ohne selbst aggressiv zu werden.

Könnte es sein, dass ich selbst unbewusst zum schlechten Arbeitsklima beitrage?

Es ist ein mutiger und wichtiger Schritt, auch das eigene Verhalten zu reflektieren. Frage dich ehrlich: Beteiligst du dich selbst an Lästereien? Respektierst du die Konzentrationsphasen anderer oder platzt du einfach so bei ihnen rein? Gibst du konstruktives Feedback oder kritisierst du nur? Manchmal kann schon eine kleine Änderung im eigenen Verhalten, wie ein freundliches „Guten Morgen“ oder das Anbieten von Hilfe, die Dynamik im Team positiv beeinflussen und die Reaktion der anderen auf dich verändern.

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