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Wie man im Alltag mit Angstgefühlen umgeht – hier gibts Tipps

Illustration: sitzende Person hält den Kopf, dunkle „Augen“-Wolke im Hintergrund - Symbolbild für Überforderung und wie man mit Angstgefühlen umgeht, Strategien gegen innere Unruhe.

Kurzfassung

  • Angstgefühle sind biologische Reaktionen, oft ohne tatsächliche Gefahr.
  • Unterscheidung zwischen Angst und Panikattacke kann passende Bewältigungsstrategien ermöglichen.
  • 5-4-3-2-1-Technik hilft, Aufmerksamkeit auf den Moment zu lenken und die Angstspirale zu durchbrechen.
  • Langfristige Gelassenheit durch kognitive Verhaltenstherapie und realistische Gedankenführung.
  • Körper und Psyche unterstützen sich gegenseitig: Bewegung und ausgewogene Ernährung helfen.
  • Bei starker Beeinträchtigung ist professionelle Hilfe kein Zeichen von Schwäche, sondern mutig und sinnvoll.

Angst ist wie ein ungebetener Gast, der plötzlich in der Tür steht und alles lahmlegt. Aber du bist nicht hilflos. Hier findest du ehrliche und alltagstaugliche Wege, wie man mit Angstgefühlen umgeht und sich den eigenen Raum zurückerobert.

Dieser Moment, wenn der Supermarkt zur Arena wird

Neulich stand ich im Supermarkt, es war ein ganz normaler Dienstag. Zwischen Joghurtregal und Tiefkühlabteilung passierte es. Das Licht wurde plötzlich greller, die Gespräche der anderen Leute lauter, das Piepen der Kasse schriller. Mein Herz fing an zu rasen, und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich hatte das Gefühl, alle starren mich an, obwohl sie es natürlich nicht taten. Mein einziger Gedanke war: Raus hier. Sofort. Ich ließ den vollen Einkaufswagen stehen und flüchtete nach draußen, wo ich zitternd nach Luft schnappte. Kennst du das? Dieses plötzliche Gefühl der Überforderung, das sich wie eine Welle über dir aufbaut und droht, dich mitzureißen? Genau das ist der Kern von Angstgefühlen. Sie kommen oft ohne Vorwarnung und verwandeln die normalsten Alltagssituationen in persönliche Herausforderungen.

Es ist ein Zustand, der sich unglaublich isolierend anfühlen kann. Aber die Wahrheit ist, du bist damit alles andere als allein. Angst ist eine der häufigsten emotionalen Erfahrungen, die wir Menschen machen. Sie gehört zu unserem biologischen Alarmsystem, das uns eigentlich vor Gefahren schützen soll.[2] Das Problem ist nur, dass dieses System manchmal etwas überempfindlich reagiert und auch dann Alarm schlägt, wenn objektiv gar keine Gefahr besteht, wie bei mir zwischen Joghurt und Tiefkühlpizza.

Was ist dieses Gefühl eigentlich? Angst entzaubern

Um zu verstehen, wie man mit Angstgefühlen umgeht, müssen wir zuerst einmal begreifen, was da in uns passiert. Stell dir deinen Körper wie ein Haus mit einer sehr sensiblen Alarmanlage vor. Normalerweise springt sie nur an, wenn wirklich ein Einbrecher kommt. Bei Angststörungen ist es so, als würde die Anlage schon bei einer vorbeifliegenden Motte oder einem raschelnden Blatt den vollen Alarm auslösen. Dein Körper schüttet Stresshormone wie Adrenalin aus, dein Herz pumpt schneller, deine Muskeln spannen sich an. Du bist im „Kampf oder Flucht“-Modus, bereit, dich einer Bedrohung zu stellen.[2]

Das ist an sich eine brillante Erfindung der Evolution, die unsere Vorfahren vor Säbelzahntigern gerettet hat. Heute sind die „Säbelzahntiger“ aber oft abstrakter: eine bevorstehende Präsentation, ein voller Terminkalender, soziale Situationen oder einfach nur ein Wust an Sorgen. Dein Körper reagiert aber immer noch mit dem gleichen alten Programm. Das zu wissen, nimmt dem Gefühl schon mal ein bisschen von seinem Schrecken. Es ist kein Zeichen von Schwäche und du bildest es dir nicht ein, es ist eine echte, körperliche Reaktion. Der Trick ist, zu lernen, wie du deiner inneren Alarmanlage beibringst, wann ein Alarm wirklich nötig ist und wann sie entspannt bleiben kann.

Der Unterschied zwischen Angst und Panikattacke

Es ist wichtig, zwischen dem allgemeinen Gefühl der Angst und einer ausgewachsenen Panikattacke zu unterscheiden. Angst kann wie ein ständiges Hintergrundrauschen sein, eine innere Unruhe, die dich durch den Tag begleitet. Sie sorgt dafür, dass du dir Sorgen machst, schlecht schläfst oder angespannt bist. Eine Panikattacke hingegen ist wie ein plötzlicher, heftiger Sturm. Sie erreicht innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt und kommt mit intensiven körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel oder dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.[1] Viele Betroffene denken in diesem Moment, sie hätten einen Herzinfarkt oder würden verrückt werden. Auch wenn es sich furchtbar anfühlt: Eine Panikattacke ist medizinisch ungefährlich und geht von selbst wieder vorbei. Die Unterscheidung hilft dir, die richtigen Werkzeuge für die jeweilige Situation zu wählen.

Erste Hilfe im Akutfall: Wie man mit Angstgefühlen umgeht, wenn sie dich überrollen

Wenn die Welle kommt, fühlst du dich vielleicht hilflos. Aber es gibt Techniken, die dir helfen können, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Mein erster Versuch mit einer Atemübung endete übrigens damit, dass ich mich noch angespannter fühlte, weil ich es „perfekt“ machen wollte. Riesenfehler. Der Schlüssel ist, es ohne Erwartungen zu probieren.

Eine der wirksamsten Methoden ist die 5-4-3-2-1-Technik. Sie holt dich aus deinem Kopfkino zurück in die Gegenwart. Probier es mal aus:

  1. Nenne laut oder im Stillen 5 Dinge, die du sehen kannst. Schau dich genau um. Der Riss in der Wand, die Farbe deiner Schuhe, ein Blatt am Baum.
  2. Nenne 4 Dinge, die du fühlen kannst. Die Textur deiner Kleidung auf der Haut, der Stuhl unter dir, der kühle Tisch, deine Füße auf dem Boden.
  3. Nenne 3 Dinge, die du hören kannst. Das Summen des Kühlschranks, Vogelgezwitscher, der entfernte Verkehr.
  4. Nenne 2 Dinge, die du riechen kannst. Der Duft von Kaffee, frische Luft durchs Fenster. Notfalls stell dir einen Geruch vor.
  5. Nenne 1 Sache, die du schmecken kannst. Der Nachgeschmack deines Tees, ein Kaugummi, oder einfach die neutrale Wahrnehmung in deinem Mund.

Diese Übung zwingt dein Gehirn, sich auf deine Sinne zu konzentrieren, anstatt in der Angstspirale gefangen zu bleiben. Es ist ein Anker im Hier und Jetzt und eine der besten Sofortmaßnahmen bei akuter innerer Unruhe.

Gedankenstopp für die Sorgen-Spirale

Wenn deine Gedanken unkontrolliert kreisen, sag innerlich oder leise, aber bestimmt: „Stopp!“. Visualisiere ein rotes Stoppschild. Dieser kurze, bewusste Bruch kann die Gedankenspirale unterbrechen und dir einen Moment geben, um dich neu zu orientieren und eine der hier genannten Techniken anzuwenden. Es ist kein Allheilmittel, aber ein extrem wirksamer Kurzschluss für das Kopfkino.

Den Kopf austricksen: Langfristige Strategien für mehr Gelassenheit

Sofort-Hacks sind super, aber auf lange Sicht willst du ja nicht nur reagieren, sondern aktiv gestalten. Hier geht es darum, deine Beziehung zur Angst zu verändern. Angst wird oft von katastrophisierenden Gedanken befeuert: „Was, wenn ich mich blamiere?“, „Bestimmt passiert etwas Schlimmes!“. Die kognitive Verhaltenstherapie, eine der erfolgreichsten Methoden zur Behandlung von Ängsten, setzt genau hier an.[1]

Du kannst das im Kleinen selbst üben, indem du deine Gedanken hinterfragst. Wenn der Gedanke „Ich werde bei der Präsentation versagen“ aufkommt, frage dich:

  • Wie wahrscheinlich ist das wirklich? Habe ich mich vorbereitet? Was ist in der Vergangenheit passiert?
  • Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Und wie würde ich damit umgehen? Oft ist das Worst-Case-Szenario bei näherer Betrachtung gar nicht so katastrophal.
  • Was wäre ein realistischeres Ergebnis? Vielleicht wird es nicht perfekt, aber ich werde es überleben und die Welt dreht sich weiter.

Es geht nicht darum, positiv zu denken, sondern realistisch zu denken. So nimmst du den angstmachenden Gedanken ihre Macht. Ein Notizbuch kann dabei ein großartiger Helfer sein, um solche Denkmuster aufzudecken und bewusst umzuformulieren.

Wie man mit Angstgefühlen umgeht, die sich auf die Zukunft beziehen

Sorgen um die Zukunft sind ein riesiger Angst-Treiber. Was hilft, ist, den Sorgen einen festen Platz zu geben, anstatt sie den ganzen Tag Regie führen zu lassen. Richte dir eine tägliche „Sorgenzeit“ ein, zum Beispiel 15 Minuten am Nachmittag. In dieser Zeit darfst du dir ganz bewusst alle Sorgen machen, die du hast. Schreib sie auf, denke sie durch. Wenn außerhalb dieser Zeit eine Sorge aufkommt, sagst du ihr: „Danke für den Hinweis, ich kümmere mich um dich in meiner Sorgenzeit.“ Das klingt anfangs vielleicht seltsam, aber es trainiert dein Gehirn, das Grübeln zu bündeln und gibt dir für den Rest des Tages den Kopf frei.

Dein Körper, dein Verbündeter: Wie Bewegung und Ernährung helfen

Dein mentaler Zustand und dein Körper sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn du gestresst und ängstlich bist, reagiert dein Körper. Umgekehrt kannst du aber auch über deinen Körper deine Psyche positiv beeinflussen. Regelmäßige Bewegung ist einer der wirksamsten Angstlöser überhaupt. Es muss kein Marathon sein. Ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft, eine Runde Yoga oder Radfahren bauen Stresshormone ab und schütten Glückshormone aus. Das hilft, die Grundanspannung zu senken, was dich weniger anfällig für Angst-Trigger macht.

Auch die Ernährung spielt eine Rolle. Starke Blutzuckerschwankungen oder zu viel Koffein können Symptome wie Herzrasen und innere Unruhe verstärken. Niemand muss perfekt sein, aber kleine Anpassungen können einen großen Unterschied machen. Hier eine kleine Übersicht:

Eher meiden, wenn du angespannt bist Besser für deine Balance
Mehrere Tassen starker Kaffee oder Energydrinks Wasser, ungesüßter Kräutertee (z. B. Kamille, Melisse)
Zuckerhaltige Snacks und Weißmehlprodukte Vollkornprodukte, Nüsse, Obst für stabile Energie
Alkohol als „Entspannungshilfe“ Eine bewusste Entspannungsübung oder ein warmes Bad

Experimentiere einfach ein wenig und beobachte, was dir guttut und was deine innere Unruhe vielleicht sogar verstärkt.

Wann es Zeit für professionelle Hilfe ist (und warum das kein Scheitern ist)

Selbsthilfe-Tipps sind wertvoll, aber sie haben Grenzen. Wenn deine Angst dein Leben so stark einschränkt, dass du bestimmte Orte meidest, deine sozialen Kontakte leidest oder du einen hohen Leidensdruck verspürst, ist es absolut richtig und wichtig, dir professionelle Hilfe zu suchen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der mutigste Schritt, den du machen kannst. Ein Therapeut ist wie ein erfahrener Bergführer, der dir hilft, den sicheren Weg durch unwegsames Gelände zu finden. Niemand würde erwarten, dass du den Mount Everest ohne Guide besteigst, oder?

Therapieformen wie die kognitive Verhaltenstherapie sind extrem wirksam bei Angststörungen.[3] Dort lernst du gezielt, Denkmuster zu verändern und dich angstauslösenden Situationen schrittweise zu stellen (Expositionstherapie), bis sie ihren Schrecken verlieren. Du bist damit nicht allein, und es gibt wirklich gute Hilfe.

Wie man mit Angstgefühlen umgeht, wenn andere sie nicht verstehen

Es kann frustrierend sein, wenn Freunde oder Familie mit gut gemeinten, aber nutzlosen Ratschlägen wie „Entspann dich doch mal“ kommen. Versuche, deine Bedürfnisse klar und ohne Vorwurf zu formulieren. Ein Satz wie: „Ich weiß, du meinst es gut, aber in solchen Momenten hilft es mir am meisten, wenn du einfach nur da bist und mir zuhörst, ohne eine Lösung finden zu müssen“, kann Wunder wirken. Das schafft Verständnis und gibt deinem Gegenüber eine konkrete Handlungsanweisung.

Der Umgang mit Angst ist kein Sprint, sondern eher eine Wanderung. Es wird gute und schlechte Tage geben. Wichtig ist, dass du lernst, dein eigener, verständnisvoller Begleiter zu sein. Jeder kleine Schritt, jede angewandte Technik, jedes Mal, wenn du dich deiner Angst stellst, anstatt vor ihr wegzulaufen, ist ein Sieg. Du lernst, wie man mit Angstgefühlen umgeht, indem du es tust, jeden Tag ein bisschen. Sei geduldig und nachsichtig mit dir. Du schaffst das.

Quellen

  1. Therapie von Angststörungen, neurologen-und-psychiater-im-netz.org (abgerufen am 31.10.2025)
  2. Ängste überwinden – die vier besten Strategien, spektrum.de (abgerufen am 31.10.2025)
  3. Die Angst vor Spinnen in den Griff kriegen, uniklinik-freiburg.de (abgerufen am 31.10.2025)

FAQs zum Thema Wie man mit Angstgefühlen umgeht

Was kann ich tun, wenn mich die Angst nachts wachhält?

Wenn deine Gedanken nachts rasen, versuche, dein Schlafzimmer zu einem reizarmen und sicheren Ort zu machen. Anstatt zum Handy zu greifen, dessen blaues Licht die Wachheit fördert, probiere eine bewusste „Entlade“-Übung vor dem Zubettgehen. Nimm dir ein Notizbuch und schreibe alles auf, was dich beschäftigt. Dadurch lagerst du die Sorgen quasi aus deinem Kopf aus. Zusätzlich kann eine feste Abendroutine, beispielsweise mit einer Tasse Kräutertee und ein paar Seiten in einem Buch, deinem Körper signalisieren, dass es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen.

Wie durchbreche ich den Teufelskreis, in dem die körperlichen Symptome die Angst noch verstärken?

Der Schlüssel liegt darin, die körperlichen Symptome wie Herzrasen oder Schwindel nicht als Feind zu betrachten, sondern sie bewusst anzunehmen. Anstatt in Panik zu verfallen und zu denken „Oh nein, jetzt geht es los!“, versuche innerlich zu sagen: „Okay, ich spüre mein Herz. Das ist eine Reaktion meines Körpers auf Stresshormone. Es ist unangenehm, aber es ist nicht gefährlich und wird vorübergehen.“ Indem du aufhörst, gegen die körperlichen Empfindungen anzukämpfen, gibst du dem Teufelskreis keine neue Energie und ermöglichst es deinem Nervensystem, sich schneller wieder zu beruhigen.

Ich hatte einen Rückfall, obwohl es mir schon besser ging. Fange ich jetzt wieder bei Null an?

Nein, auf keinen Fall. Ein Rückfall ist kein Scheitern, sondern ein Teil des Heilungsprozesses. Sieh es nicht als Rückkehr zum Anfang, sondern als eine wichtige Information. Du hast bereits wertvolle Erfahrungen und Werkzeuge gesammelt, die du vorher nicht hattest. Frage dich stattdessen mit Neugier und ohne Selbstvorwurf: Was könnte diesen Rückfall ausgelöst haben? Was hat mir in der Vergangenheit geholfen? Jeder Schritt, auch ein vermeintlicher zurück, gehört zum Weg und macht dich langfristig nur erfahrener im Umgang mit deinen Gefühlen.

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