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Warum jeder eine Patientenverfügung haben sollte, erklärt!

Eine Patientenverfügung sichert deine Selbstbestimmung in medizinischen Fragen, wenn du dich selbst nicht mehr äußern kannst. Warum jeder eine Patientenverfügung haben sollte, wird oft unterschätzt, bis ein Notfall eintritt. Dieser Ratgeber zeigt dir, wie wichtig dieses Dokument wirklich ist.

Disclaimer

Dieser Ratgeber bietet allgemeine Informationen und ersetzt keine individuelle rechtliche oder medizinische Beratung. Bei konkreten Fragen solltest du dich immer an einen Anwalt oder Arzt wenden.

Der unerwartete Anruf

Du bist gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten, als das Telefon klingelt. Deine Mutter hatte einen schweren Autounfall und liegt im Koma. Die Ärzte stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Eine riskante Operation, die lebensrettend sein könnte, aber auch dauerhafte Schäden verursachen kann. Was hätte deine Mutter gewollt? Hätte sie diese Operation gewollt, oder hätte sie sich dagegen entschieden? Ohne Patientenverfügung ist es eine quälende Ungewissheit, sowohl für die Familie als auch für die Ärzte.

Viele Menschen schieben das Thema Patientenverfügung vor sich her. Es ist unangenehm, sich mit dem eigenen Tod oder schweren Erkrankungen auseinanderzusetzen. Aber genau diese Verdrängung kann im Ernstfall zu fatalen Folgen führen. Es geht nicht nur darum, das Lebensende zu regeln, sondern auch darum, die eigenen Wünsche und Wertvorstellungen für den Fall einer schweren Krankheit oder eines Unfalls festzuhalten.

Es gibt zahlreiche Situationen, in denen eine Patientenverfügung relevant werden kann. Ein plötzlicher Schlaganfall, ein schwerer Verkehrsunfall, eine Demenzerkrankung – all das sind Szenarien, in denen man plötzlich nicht mehr in der Lage ist, selbst Entscheidungen zu treffen. Wer soll dann für dich sprechen? Welche Behandlungen möchtest du, welche lehnst du kategorisch ab?

Selbstbestimmung bewahren: Deine Entscheidungen zählen

Hoffen wir es nicht, aber nehmen wir an, du liegst bewusstlos im Krankenhaus. Die Ärzte müssen entscheiden, ob sie eine lebenserhaltende Maßnahme einleiten oder nicht. Ohne klare Anweisungen von dir, sind sie gezwungen, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln – im Zweifel für den Erhalt des Lebens. Aber entspricht das wirklich deinem Willen? Warum jeder eine Patientenverfügung haben sollte, liegt auf der Hand: Sie gibt dir die Kontrolle zurück. Du entscheidest, was mit dir geschieht, auch wenn du dich nicht mehr äußern kannst. Das ist ein beruhigendes Gefühl – für dich und deine Angehörigen.

Eine Patientenverfügung ist also weitaus mehr als nur ein Stück Papier. Es ist ein Ausdruck deiner Selbstbestimmung, deiner Werte und deiner Vorstellungen von einem würdevollen Leben und Sterben. Sie nimmt deinen Angehörigen die Last ab, in einer ohnehin schon belastenden Situation schwierige Entscheidungen treffen zu müssen. Es geht darum, Klarheit zu schaffen und Konflikte zu vermeiden.

Wichtige Information

Es ist empfehlenswert, die Patientenverfügung regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren, insbesondere bei Änderungen der Lebensumstände oder des Gesundheitszustandes.

Wie du siehst, ist eine Patientenverfügung leider nicht nur für ältere Menschen relevant, denn auch junge und gesunde Menschen können durch einen Unfall oder eine plötzliche Erkrankung in eine Situation geraten, in der sie nicht mehr entscheidungsfähig sind. Jeder sollte eine Patientenverfügung haben, absolut unabhängig vom Alter.

Konkrete Festlegungen: Was gehört in eine Patientenverfügung?

Eine Patientenverfügung ist kein starres Formular, das du einfach nur ausfüllen musst. Es ist ein individuelles Dokument, das deine persönlichen Wünsche und Wertvorstellungen widerspiegelt. Es gibt jedoch einige grundlegende Punkte, die in jeder Patientenverfügung enthalten sein sollten:

  • Gib deine Angaben zur Person an, wie deinen vollständigen Namen, Geburtsdatum und Adresse.
  • Beginne mit einer kurzen Einleitung, in der du erklärst, warum du diese Verfügung verfasst und dass du bei vollem Bewusstsein bist.
  • Füge konkrete Anweisungen zu medizinischen Maßnahmen hinzu, wie z.B. zur künstlichen Beatmung, künstlichen Ernährung, Wiederbelebung, Schmerztherapie oder Organspende.
  • Formuliere deine Behandlungswünsche, zum Beispiel, ob du zu Hause oder im Hospiz sterben möchtest, um ein würdiges Sterben zu gewährleisten.
  • Benenne eine Vertrauensperson, die deine Interessen vertritt, falls du dich nicht mehr äußern kannst (Vorsorgevollmacht).
  • Vergiss nicht, Ort, Datum und deine Unterschrift hinzuzufügen. Ohne Unterschrift ist das Dokument nicht rechtskräftig.

Es ist ratsam, sich bei der Formulierung der Patientenverfügung von einem Arzt oder einer anderen fachkundigen Person beraten zu lassen. So kannst du sicherstellen, dass deine Anweisungen klar und verständlich sind und im Ernstfall auch umgesetzt werden können.[1] Es gibt auch die Möglichkeit, eine Patientenverfügung online zu erstellen.[2]

Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung: Ergänzungen zur Patientenverfügung

Die Patientenverfügung ist ein zentrales Instrument der Vorsorge, aber sie ist nicht die einzige Möglichkeit, für den Fall der Entscheidungsunfähigkeit vorzusorgen. Es gibt zwei weitere wichtige Dokumente, die deine Patientenverfügung ergänzen können:

  • Mit einer Vorsorgevollmacht bevollmächtigst du eine Vertrauensperson, in deinem Namen Entscheidungen zu treffen – nicht nur in medizinischen Fragen, sondern auch in anderen Bereichen wie Finanzen, Behördenangelegenheiten und Wohnungsangelegenheiten.
  • Wenn du keine Vorsorgevollmacht erteilst, kann das Gericht einen Betreuer für dich bestellen. Mit einer Betreuungsverfügung kannst du jedoch festlegen, wer dein Betreuer werden soll und welche Aufgaben er übernehmen soll.

Diese drei Dokumente – Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung – bilden zusammen ein umfassendes Vorsorgepaket, das sicherstellt, dass deine Wünsche und Interessen in jeder Situation gewahrt werden.

Darum sollte jeder eine Patientenverfügung haben: Missverständnisse ausräumen

Es gibt einige verbreitete Missverständnisse über die Patientenverfügung, die viele Menschen davon abhalten, eine solche zu erstellen. Hier sind einige der häufigsten Irrtümer und die Klarstellung dazu:

Missverständnis Richtigstellung
Eine Patientenverfügung ist nur für alte oder kranke Menschen relevant. Auch junge und gesunde Menschen können durch einen Unfall oder eine plötzliche Erkrankung entscheidungsunfähig werden.
Eine Patientenverfügung bedeutet, dass man auf jede medizinische Behandlung verzichtet. Du entscheidest selbst, welche Behandlungen du möchtest und welche du ablehnst.
Eine Patientenverfügung ist rechtlich nicht bindend. Eine korrekt erstellte Patientenverfügung ist für Ärzte und Angehörige bindend.[1]
Eine Patientenverfügung ist kompliziert und aufwendig zu erstellen. Es gibt viele Hilfestellungen und Vorlagen, die die Erstellung erleichtern. Unter folgendem Link findest du Musterformulare der Bundesärztekammer: Klicke hier, um zu den Musterformularen zur Patientenverfügung zu gelangen.
Wenn ich keine Patientenverfügung habe, entscheiden meine Angehörigen automatisch für mich. Angehörige dürfen nur dann entscheiden, wenn sie eine Vorsorgevollmacht haben oder als gesetzliche Betreuer bestellt sind.

Der Weg zur eigenen Patientenverfügung: Schritt für Schritt

Die Erstellung einer Patientenverfügung mag zunächst einschüchternd wirken, aber mit der richtigen Herangehensweise ist es einfacher, als du denkst. Hier sind einige Schritte, die dir dabei helfen:

  1. Informiere dich gründlich, indem du Ratgeber, Broschüren liest und dich im Internet über das Thema informierst.
  2. Denke über deine Wünsche nach. Was ist dir wichtig? Welche Behandlungen möchtest du erhalten und welche nicht?
  3. Sprich mit deinen Angehörigen über deine Vorstellungen. Besprich deine Wünsche mit deiner Familie und deinen Freunden.
  4. Lass dich beraten. Hole dir professionelle Hilfe von einem Arzt, Anwalt oder einer Beratungsstelle.
  5. Verfasse deine Patientenverfügung, indem du Vorlagen oder Online-Tools nutzt, um deine Anweisungen klar zu formulieren.
  6. Hinterlege deine Patientenverfügung an einem sicheren Ort und informiere deine Vertrauensperson darüber, wo sie das Dokument finden kann.
  7. Überprüfe deine Patientenverfügung in regelmäßigen Abständen und aktualisiere sie gegebenenfalls, um sicherzustellen, dass sie noch aktuell ist.

Nicht vergessen!

Hinterlege eine Kopie deiner Patientenverfügung bei deiner Vertrauensperson und informiere deinen Hausarzt darüber.

Eine Patientenverfügung zu haben, ist ein Akt der Selbstbestimmung

Eine Patientenverfügung ist ein wichtiges Dokument, das dir die Möglichkeit gibt, selbstbestimmt über deine medizinische Behandlung zu entscheiden, auch wenn du dich nicht mehr äußern kannst. Es ist ein Akt der Vorsorge, der dir und deinen Angehörigen Sicherheit und Klarheit gibt. Es geht nicht darum, dem Tod ins Auge zu sehen, sondern darum, das Leben und das Sterben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Warum jeder eine Patientenverfügung haben sollte, ist also eine Frage der Selbstbestimmung und der Verantwortung – für sich selbst und für die Menschen, die einem nahestehen.

Es ist nie zu früh, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Warte nicht, bis es zu spät ist. Nimm deine Zukunft selbst in die Hand und verfasse noch heute deine Patientenverfügung.

Ein beruhigendes Gefühl: Für den Ernstfall vorgesorgt

Die Erstellung einer Patientenverfügung mag Überwindung kosten, aber das Gefühl, für den Ernstfall vorgesorgt zu haben, ist unbezahlbar. Du hast deine Wünsche klar formuliert, deine Angehörigen entlastet und deine Selbstbestimmung gewahrt. Das ist ein beruhigendes Gefühl, das dir niemand nehmen kann. Es gibt dir die Gewissheit, dass deine Stimme gehört wird, auch wenn du selbst nicht mehr sprechen kannst. Und das ist es, warum jeder eine Patientenverfügung haben sollte.

Quellen

  1. Patientenverfügung – Bundesgesundheitsministerium (abgerufen am 17.03.2025)
  2. Selbstbestimmt – Patientenverfügung online erstellen und vorsorgen | Verbraucherzentrale.de (abgerufen am 17.03.2025)
  3. Muster-Formulare für Patientenverfügungen der Bundesärztekammer (abgerufen am 17.03.2025)
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FAQs zum Thema Warum jeder eine Patientenverfügung haben sollte

Kann ich meine Patientenverfügung jederzeit ändern?

Ja, du kannst deine Patientenverfügung jederzeit ändern oder widerrufen, solange du geschäftsfähig bist. Es ist sogar ratsam, sie regelmäßig zu überprüfen, beispielsweise alle paar Jahre oder bei größeren Veränderungen in deinem Leben, wie einer neuen Diagnose oder einem veränderten Familienstand. Denn deine Ansichten und Wünsche können sich im Laufe der Zeit ändern, und es ist wichtig, dass deine Patientenverfügung immer deinen aktuellen Willen widerspiegelt. Eine Änderung oder ein Widerruf sollte schriftlich erfolgen und, genau wie die ursprüngliche Verfügung, mit Datum und Unterschrift versehen werden. Vergiss nicht, deine Vertrauensperson und deinen Arzt über die Änderungen zu informieren.

Was passiert, wenn ich keine Vertrauensperson benennen möchte?

Es ist nicht zwingend erforderlich, eine Vertrauensperson in deiner Patientenverfügung zu benennen, aber es ist sehr empfehlenswert. Wenn du keine Vertrauensperson angibst, und du dich in einer Situation befindest, in der deine Patientenverfügung relevant wird, werden die Ärzte versuchen, deinen mutmaßlichen Willen zu ermitteln. Dies geschieht oft im Gespräch mit deinen Angehörigen. Allerdings haben deine nächsten Angehörigen ohne Vollmacht kein automatisches Entscheidungsrecht. Falls dein mutmaßlicher Wille nicht klar ermittelt werden kann, oder es Unstimmigkeiten zwischen deinen Angehörigen gibt, muss im Zweifelsfall das Betreuungsgericht eingeschaltet werden. Eine benannte Vertrauensperson erleichtert den Prozess deutlich, weil sie deine Wünsche kennt und in deinem Sinne entscheiden kann. Deshalb ist die zusätzliche Vorsorgevollmacht oft sinnvoll.

Muss meine Patientenverfügung notariell beglaubigt werden?

Nein, eine notarielle Beglaubigung deiner Patientenverfügung ist grundsätzlich nicht erforderlich, damit sie rechtlich wirksam ist. Deine eigenhändige Unterschrift und das Datum genügen, um die Verfügung gültig zu machen. Eine Beglaubigung kann jedoch in bestimmten Situationen sinnvoll sein, beispielsweise wenn Zweifel an deiner Geschäftsfähigkeit zum Zeitpunkt der Erstellung bestehen könnten oder wenn du ganz sichergehen möchtest, dass die Echtheit deiner Unterschrift außer Frage steht. Ein Notar kann zudem beraten und sicherstellen, dass die Formulierungen eindeutig sind. Eine Beglaubigung, ob durch einen Notar oder die Betreuungsbehörde, ersetzt aber nicht die fachliche, besonders medizinische Beratung, sondern dient lediglich als zusätzlicher Nachweis.

Gilt meine Patientenverfügung auch im Ausland?

Ob deine deutsche Patientenverfügung im Ausland anerkannt wird, ist von den jeweiligen Gesetzen des Landes abhängig. Es gibt keine internationale, einheitliche Regelung. In einigen Ländern, vor allem innerhalb der EU, ist die Wahrscheinlichkeit einer Anerkennung höher, aber eine Garantie gibt es nicht. Es ist daher ratsam, sich vor einer längeren Auslandsreise oder einem Umzug über die rechtlichen Bestimmungen im Zielland zu informieren. Möglicherweise musst du dort eine separate Patientenverfügung nach den lokalen Gesetzen erstellen oder deine bestehende Verfügung übersetzen und beglaubigen lassen. Eine internationale Vorsorgevollmacht kann ebenfalls hilfreich sein. Es ist am besten, sich rechtzeitig zu informieren und vorzusorgen, damit deine Wünsche auch im Ausland respektiert werden.

Wo sollte ich meine Patientenverfügung aufbewahren?

Deine Patientenverfügung sollte an einem Ort aufbewahrt werden, der im Notfall leicht zugänglich ist, aber gleichzeitig sicher vor unbefugtem Zugriff. Es ist nicht sinnvoll, sie zum Beispiel in einem Bankschließfach zu deponieren, da dieses im Ernstfall möglicherweise nicht schnell genug geöffnet werden kann. Eine gute Option ist, das Original zu Hause aufzubewahren, idealerweise zusammen mit anderen wichtigen Dokumenten. Wichtiger als der Ort ist aber, dass du deine Vertrauensperson, deine Angehörigen und deinen Hausarzt über die Existenz und den Aufbewahrungsort der Patientenverfügung informierst. Du kannst auch Kopien an diese Personen verteilen, und/oder einen Hinweis auf die Patientenverfügung bei dir tragen, z.B. im Portemonnaie oder in der Brieftasche. Manche Menschen entscheiden sich auch, ihre Patientenverfügung bei einem zentralen Register, wie dem Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer, zu hinterlegen.

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