Freundschaften

Freundschaft mit der Ex oder dem Ex: Ein ehrlicher Ratgeber

Das Ende einer Liebe bedeutet nicht zwangsläufig das Ende jeder Verbindung. Manchmal bleibt ein Band, das sich anders anfühlt, leiser vielleicht, aber immer noch da. Die Frage nach einer Freundschaft mit der Ex oder dem Ex bewegt viele, gerade weil sie so vielschichtig ist.

Wenn aus Liebe Verbundenheit werden soll

Ich saß neulich mit einer guten Freundin im Café, draußen zogen die ersten Sommerwolken vorbei, und wir sprachen über das Leben, wie es eben so spielt. Sie erzählte von ihrer Trennung, die nun schon ein paar Monate zurücklag, und von diesem seltsamen Gefühl, den Menschen, der einmal alles für sie war, nun irgendwie neu einordnen zu müssen. „Kann das denn überhaupt funktionieren?“, fragte sie mich, und meinte damit die Idee einer Freundschaft mit der Ex oder dem Ex. Eine Frage, die so alt ist wie die Liebe selbst und auf die es wohl nie eine pauschale Antwort geben wird.

Es ist ja auch verständlich, dieser Wunsch. Man hat so viel geteilt: Geheimnisse, Lachanfälle, vielleicht den Alltag, Urlaube, Träume. Das alles einfach loszulassen, fühlt sich oft wie ein weiterer, unnötiger Verlust an. Dieser gemeinsame Erfahrungsschatz ist wertvoll. Und manchmal ist es auch der Gedanke an den gemeinsamen Freundeskreis oder die Familie, der den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander nährt. Bei Paaren mit Kindern stellt sich die Frage oft gar nicht, da ist ein respektvoller Umgang miteinander die Basis für das Wohl der Kinder.

Die leisen Töne einer neuen Beziehungsebene

Bevor man überhaupt darüber nachdenkt, ob und wie so eine freundschaftliche Verbindung nach einer Partnerschaft gestaltet werden kann, braucht es vor allem eines: Zeit. Und ehrliche Selbstreflexion. Die rosarote Brille, die vielleicht noch die letzten gemeinsamen Wochen oder Monate getrübt hat, muss abgenommen werden. Genauso die tiefschwarze, die nach einer schmerzhaften Trennung oft alles überschattet. Wut und Enttäuschung sind schlechte Ratgeber, wenn es darum geht, eine neue, gesunde Basis zu finden.

Ich erinnere mich an ein Paar aus meinem Bekanntenkreis. Die Trennung war nicht schön, da gab es Verletzungen auf beiden Seiten. Monatelang herrschte Funkstille. Irgendwann trafen sie sich zufällig wieder, und beide merkten, dass der größte Schmerz verflogen war. Sie begannen, vorsichtig wieder miteinander zu sprechen, erst über neutrale Themen, dann auch über das, was damals passiert war. Es war ein langer Prozess, aber heute haben sie eine erstaunlich stabile, freundschaftliche Beziehung. Sie sagen beide, dass es nur funktioniert hat, weil jeder die Verantwortung für seinen Teil übernommen hat und keiner mehr versucht hat, dem anderen die Schuld zuzuweisen. Das ist, glaube ich, ein ganz entscheidender Punkt.

Voraussetzungen für ein mögliches Miteinander

Eine Freundschaft zwischen ehemaligen Partnern ist kein Selbstläufer. Sie braucht bestimmte Grundlagen, damit sie nicht zu einer emotionalen Stolperfalle wird. Hier sind ein paar Gedanken dazu, die sich aus vielen Gesprächen und Beobachtungen ergeben haben:

  • Beide Partner müssen die Trennung emotional wirklich verarbeitet haben. Solange einer noch hofft, die Beziehung könne wieder aufleben, oder tiefen Groll hegt, ist eine echte Freundschaft kaum möglich und wäre eher eine Qual.
  • Es braucht absolute Klarheit über die neue Rollenverteilung. Das bedeutet, dass die alten Muster einer Liebesbeziehung – die Art von Intimität, die exklusiven Erwartungen, vielleicht auch die kleinen, alltäglichen Zärtlichkeiten – der Vergangenheit angehören müssen. Das erfordert Disziplin und Bewusstsein.
  • Ehrlichkeit sich selbst und dem anderen gegenüber ist unerlässlich. Wenn man merkt, dass die Treffen einem nicht guttun, dass alte Wunden aufreißen oder man sich in einer komischen Warteschleife befindet, muss man das ansprechen oder für sich Konsequenzen ziehen. Selbstschutz geht immer vor.
  • Die Motivation muss stimmen. Geht es wirklich um den Menschen und eine wertschätzende Verbindung, oder steckt dahinter die Angst vor dem Alleinsein, der Versuch, den anderen zu kontrollieren, oder gar die Hoffnung auf eine zweite Chance unter falscher Flagge? Ein ehrlicher Blick auf die eigenen Beweggründe ist wichtig.
  • Respekt vor den neuen Lebensumständen des anderen, insbesondere wenn neue Partner ins Spiel kommen. Eifersucht oder Sticheleien haben hier keinen Platz und würden jede aufkeimende Freundschaft sofort belasten. Großzügigkeit und Wohlwollen sind gefragt.

Diese Punkte sind natürlich keine Garantie, aber sie können eine gute Orientierung bieten, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, einen solchen Weg zu versuchen. Es ist ein Balanceakt, ohne Frage.

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Ein Wort zur Vorsicht

Sollte die vorherige Beziehung von emotionalem oder gar körperlichem Missbrauch geprägt gewesen sein, ist der Gedanke an eine Freundschaft in den allermeisten Fällen nicht nur unrealistisch, sondern kann auch gefährlich sein. Hier steht der Selbstschutz an allererster Stelle, und Abstand ist oft die einzig richtige Entscheidung. Bitte suche dir in solchen Fällen professionelle Unterstützung.

Stolpersteine und wann es besser ist, loszulassen

Manchmal, trotz bester Absichten, funktioniert es einfach nicht. Das ist keine Niederlage, sondern oft ein Zeichen von gesunder Selbsteinschätzung. Es gibt Konstellationen, in denen eine Freundschaft mit der Ex oder dem Ex mehr Leid als Freude bringt. Ein deutliches Warnsignal ist es, wenn einer von beiden, oder sogar beide, emotional nicht von der Vergangenheit loskommen. Wenn jedes Treffen zu einer Wiederholung alter Streitthemen wird oder man sich ständig in Erinnerungen an die „guten alten Zeiten“ verliert, ohne in der Gegenwart anzukommen.

Auch wenn neue Partner involviert sind, kann es kompliziert werden. Nicht jeder neue Partner ist begeistert von einer engen Freundschaft zum Ex-Partner, und das ist auch legitim. Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl, offene Kommunikation und Respekt für die Gefühle aller Beteiligten. Eine Freundschaft darf keine Belastung für neue Beziehungen sein. Wenn das der Fall ist, muss man Prioritäten setzen. Manchmal ist es auch so, dass die gemeinsame Geschichte so schmerzhaft war, dass jeder Kontakt, auch ein freundschaftlicher, immer wieder an diese Wunden rührt. Dann ist es vielleicht heilsamer, getrennte Wege zu gehen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren.

Ich habe mal erlebt, wie ein Freund krampfhaft versucht hat, die Freundschaft zu seiner Ex-Freundin aufrechtzuerhalten, obwohl er merkte, dass es ihm nicht guttat. Er hoffte insgeheim immer noch. Jedes Treffen war für ihn ein kleiner Stich ins Herz, besonders als sie von ihrem neuen Glück erzählte. Das ist dann keine Freundschaft, sondern Selbstsabotage. Manchmal ist der größte Liebesdienst, den man sich selbst erweisen kann, das Loslassen.

Die Chemie muss auch freundschaftlich stimmen

Interessanterweise vergessen viele, dass für eine Freundschaft, genau wie für eine Liebesbeziehung, eine gewisse Grundsympathie und gemeinsame Interessen notwendig sind. Nur weil man mal ein Paar war, heißt das nicht automatisch, dass man auch gute Freunde sein kann. Manchmal stellt man nach der Trennung fest, dass die romantische Anziehung der Hauptklebstoff war und ohne diese nicht mehr viel Substanz für eine andere Art von Beziehung übrig ist. Das ist ernüchternd, aber auch eine wichtige Erkenntnis. Nicht jede Ex-Beziehung hat das Potenzial zur Freundschaft.

Wenn man jedoch feststellt, dass man den Menschen abseits der Paarebene wirklich schätzt, seinen Humor mag, seine Ansichten teilt oder gemeinsame Hobbys hat, dann sind das gute Voraussetzungen. Dann kann eine Freundschaft mit der Ex oder dem Ex eine echte Bereicherung sein. Man kennt sich gut, hat eine gemeinsame Vergangenheit, die verbinden kann, und kann sich vielleicht auf eine ganz neue, entspanntere Weise begegnen. Das setzt voraus, dass die romantischen Gefühle wirklich abgekühlt sind.

Wie ein Neuanfang auf freundschaftlicher Basis gelingen kann

Wenn die Umstände passen und beide es wollen, wie kann man so eine Freundschaft denn nun konkret gestalten? Ich glaube, es gibt kein Patentrezept, aber ein paar Dinge haben sich als hilfreich erwiesen.

1. Genügend Abstand nach der Trennung

Direkt von der Beziehung in die „Kumpelzone“ zu wechseln, funktioniert selten. Es braucht eine Phase des Abstands, um die Trennung zu verarbeiten, sich neu zu sortieren und eine eigene Identität außerhalb der Paarbeziehung zu finden. Diese Pause ist oft entscheidend, um alte Dynamiken zu durchbrechen und eine neue Basis zu schaffen.

2. Klare Kommunikation über Erwartungen

Wenn man sich dann wieder annähert, ist ein offenes Gespräch über die Erwartungen an diese Freundschaft Gold wert. Was ist für beide vorstellbar? Welche Grenzen gibt es? Darf man über neue Partner sprechen? Wie oft möchte man sich sehen oder hören? Ehrliche Worte verhindern spätere Missverständnisse.

3. Langsames Herantasten

Man muss nicht gleich wieder beste Freunde werden. Es kann sinnvoll sein, sich erstmal in neutraler Umgebung zu treffen, vielleicht auch in einer Gruppe mit gemeinsamen Freunden. So kann man spüren, wie sich die neue Dynamik anfühlt, ohne zu viel Druck aufzubauen. Kleine Schritte sind oft nachhaltiger.

4. Fokus auf die Gegenwart und Zukunft

Natürlich wird die gemeinsame Vergangenheit immer ein Teil sein. Aber eine Freundschaft, die sich nur um Vergangenes dreht, hat wenig Zukunft. Es ist wichtig, neue gemeinsame Erlebnisse zu schaffen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Beziehung muss sich weiterentwickeln dürfen.

5. Akzeptanz, dass es anders ist

Eine Freundschaft mit einem ehemaligen Partner wird sich wahrscheinlich immer ein wenig von anderen Freundschaften unterscheiden. Da ist eine besondere Vertrautheit, aber vielleicht auch eine gewisse Vorsicht. Das ist normal. Es ist eine eigene, besondere Form der Verbindung.

Ein persönlicher Gedanke zum Schluss

Das Thema Freundschaft mit der Ex oder dem Ex ist und bleibt ein Minenfeld, aber eben auch ein Feld voller Möglichkeiten. Ich habe Paare erlebt, bei denen es wunderbar funktioniert und zu einer tiefen, bereichernden Verbindung geführt hat. Ich habe aber auch gesehen, wie Menschen sich daran aufgerieben haben und es besser gewesen wäre, einen klaren Schnitt zu machen. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch, nur individuelle Wege und Entscheidungen.

Wichtig ist, glaube ich, immer auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Tut mir dieser Kontakt gut? Bereichert er mein Leben? Oder hält er mich davon ab, wirklich nach vorne zu schauen und neue Kapitel aufzuschlagen? Die Antwort darauf kann nur jeder für sich selbst finden. Und manchmal ändert sich diese Antwort auch im Laufe der Zeit. Was sich heute richtig anfühlt, kann morgen schon wieder anders sein. Und das ist auch in Ordnung so. Es ist ein Prozess, ein Lernen, ein ständiges Neuausrichten im Fluss des Lebens.

FAQs zum Thema Freundschaft mit der Ex oder dem Ex

Welche konkreten Grenzen sind wichtig, wenn man mit dem Ex-Partner befreundet sein möchte?

Wenn ihr beschließt, Freunde zu bleiben, ist es total wichtig, von Anfang an klare Grenzen zu ziehen, damit sich die Freundschaft gesund entwickeln kann. Überlegt euch zum Beispiel, ob ihr weiterhin über sehr intime Details eures Lebens oder neue Liebschaften sprechen wollt, denn das kann schnell alte Wunden aufreißen oder zu Eifersucht führen. Auch körperliche Nähe, die über eine freundschaftliche Umarmung hinausgeht, sollte meist vermieden werden, um keine falschen Hoffnungen zu wecken oder die neue Rollenverteilung zu verwirren. Außerdem ist es ratsam, nicht sofort wieder die erste Anlaufstelle für emotionale Krisen des anderen zu sein, denn dafür habt ihr ja jetzt getrennte Leben und idealerweise andere Vertrauenspersonen. Diese Grenzen helfen euch beiden, die romantische Vergangenheit hinter euch zu lassen und eine neue, platonische Ebene zu finden.

Wie geht man am besten mit gemeinsamen Freunden um, wenn man versucht, eine Freundschaft zum Ex aufzubauen?

Der Umgang mit gemeinsamen Freunden kann eine echte Herausforderung sein, aber mit offener Kommunikation und Rücksichtnahme lässt sich das meist gut meistern. Es ist hilfreich, eure gemeinsamen Freunde darüber zu informieren, dass ihr versucht, eine freundschaftliche Beziehung zueinander aufzubauen, damit sie nicht das Gefühl haben, Partei ergreifen zu müssen. Versucht, bei gemeinsamen Treffen eine entspannte Atmosphäre zu bewahren und keine alten Konflikte oder intimen Details eurer ehemaligen Beziehung vor der Gruppe auszubreiten. Zudem solltet ihr akzeptieren, dass manche Freunde vielleicht etwas Zeit brauchen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Wichtig ist vor allem, dass ihr eure Freunde nicht als Boten oder Vermittler benutzt, sondern eure eigenen Angelegenheiten direkt miteinander klärt.

Was kannst du tun, wenn du eine Freundschaft möchtest, dein Ex-Partner aber (noch) nicht?

Das ist eine schwierige Situation, die viel Geduld und Respekt erfordert, denn die Gefühle und Bedürfnisse deines Ex-Partners müssen genauso geachtet werden wie deine eigenen. Du kannst deinen Wunsch nach einer Freundschaft klar und ohne Druck äußern, aber es ist wichtig, seine oder ihre Entscheidung zu akzeptieren, falls er oder sie noch nicht bereit dafür ist oder es gänzlich ablehnt. Gib deinem Ex-Partner den benötigten Raum und die Zeit, um die Trennung zu verarbeiten, denn jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. In der Zwischenzeit solltest du dich auf dein eigenes Wohlbefinden konzentrieren und nicht in einer Wartehaltung verharren. Manchmal entwickeln sich Dinge später, aber eine Freundschaft kann nur funktionieren, wenn beide Seiten es wirklich wollen und bereit dafür sind.

Was ist, wenn während der Freundschaft doch wieder romantische Gefühle für den Ex-Partner aufkommen?

Solltest du bemerken, dass während eurer neugewonnenen Freundschaft doch wieder romantische Gefühle für deinen Ex-Partner aufkommen, ist das ein wichtiges Warnsignal, das du ernst nehmen solltest. Es ist entscheidend, ehrlich zu dir selbst zu sein und zu reflektieren, ob die Freundschaft unter diesen Umständen dir guttut oder dich eher am Loslassen hindert. Manchmal kann es notwendig sein, erneut Abstand zu suchen oder die Intensität des Kontakts zu reduzieren, um deine eigenen Gefühle zu sortieren und dich emotional zu schützen. Ein offenes Gespräch mit deinem Ex-Partner darüber kann hilfreich sein, birgt aber auch das Risiko weiterer Komplikationen, je nachdem, wie er oder sie darauf reagiert. Letztendlich geht es darum, eine Entscheidung zu treffen, die deiner seelischen Gesundheit dient, auch wenn das bedeutet, die Freundschaft (vorerst) wieder aufzugeben.

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