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Teilen lernen: So förderst du die soziale Entwicklung deines Kindes

Ein Mädchen weint bitterlich auf dem Spielplatz, weil ein anderes Kind ihr den Eimer weggenommen hat. Daneben streiten sich zwei Jungen lautstark um ein Bobbycar. Solche Szenen kennt wohl jeder Elternteil. Doch keine Sorge, dass dein Kind lernt zu teilen, ist ein wichtiger Schritt in der sozialen Entwicklung. Aber wie kannst du deinem Nachwuchs dabei helfen, diese wichtige Fähigkeit zu erlernen?

Warum fällt Kindern das Teilen oft so schwer?

Vielleicht fragst du dich manchmal verzweifelt, warum dein Kind nicht teilen will. Die gute Nachricht: Es ist völlig normal, dass Kleinkinder ihre Sachen nicht hergeben möchten. Das „Meins!“-Verhalten hat sogar einen evolutionären Hintergrund. Unsere Vorfahren mussten Ressourcen für sich beanspruchen, um zu überleben. Dieses Besitzdenken ist also tief in uns verankert.[1]

Dazu kommt, dass sich Kinder zwischen 1 und 3 Jahren stark über Dinge definieren. Spielzeug, Kleidung oder sogar die Haarlänge sind Teil ihrer Identität. Wenn sie etwas abgeben sollen, fühlt sich das für sie bedrohlich an. Erst ab etwa 4-5 Jahren entwickeln die meisten Kinder ein echtes Verständnis für die Gefühle anderer. Das ist eine wichtige Voraussetzung fürs Teilen.

Trotzdem kannst und solltest du schon früher mit dem „Teilen üben“ beginnen. Denn auch wenn dein Kind die Hintergründe noch nicht versteht, kann es lernen, dass bestimmte Verhaltensweisen erwünscht sind. Mit der Zeit wird es die positiven Aspekte des Teilens selbst erkennen.

Wann lernt ein Kind zu teilen?

Es gibt keinen festen Zeitpunkt, ab dem Kinder plötzlich problemlos teilen. Die Entwicklung verläuft schrittweise:

  • Mit etwa 18 Monaten fangen die meisten Kinder an, alles als „Meins!“ zu bezeichnen
  • Ab 2-3 Jahren verstehen Kinder langsam das Konzept von „Meins“ und „Deins“
  • Mit 3-4 Jahren wächst die Fähigkeit zur Empathie
  • Ab 4-5 Jahren können sich Kinder besser in andere hineinversetzen

Diese Entwicklung ist aber individuell verschieden. Manche Kinder teilen schon früh gerne, andere tun sich länger schwer damit. Das Wichtigste ist, geduldig zu bleiben und deinem Kind die Zeit zu geben, die es braucht.

Übrigens: Entgegen mancher Vorurteile haben Einzelkinder nicht unbedingt mehr Probleme mit dem Teilen. Oft sind sie es sogar eher gewohnt, ihre Spielsachen mit Freunden zu teilen, da sie zu Hause keine Geschwister haben.[1]

Wie du dein Kind zum Teilen ermutigen kannst

Als Elternteil spielst du eine wichtige Rolle dabei, deinem Kind das Teilen beizubringen. Hier einige Tipps, wie du die soziale Entwicklung deines Kindes fördern kannst:

  1. Sei ein gutes Vorbild: Kinder lernen am meisten durch Nachahmung. Zeige selbst Großzügigkeit im Alltag, indem du z.B. dein Essen teilst oder Nachbarn hilfst.
  2. Lobe teilen: Wenn dein Kind etwas abgibt, hebe das positiv hervor. „Das war sehr nett von dir, dass du Anna dein Auto geliehen hast!“
  3. Erkläre die Vorteile: „Schau mal, jetzt könnt ihr zusammen spielen. Das macht doch viel mehr Spaß!“
  4. Übe in entspannten Situationen: Spiele Rollenspiele zum Thema Teilen oder lest Bücher darüber.

Besonders wichtig: Zwinge dein Kind nicht zum Teilen. Das führt oft dazu, dass es seinen Besitz nur noch erbitterter verteidigt. Stattdessen solltest du versuchen, die Gefühle deines Kindes zu verstehen und darüber zu sprechen.[1]

Dein Kind lernt im Kindergarten und mit Freunden zu teilen

Der Kindergarten ist ein idealer Ort, um das Teilen zu üben. Hier erleben Kinder täglich Situationen, in denen sie mit anderen teilen müssen. Erzieherinnen und Erzieher können dabei helfen, Konflikte zu lösen und positives Verhalten zu fördern.

Auch Spielverabredungen mit Freunden bieten gute Gelegenheiten zum Üben. Bereite dein Kind darauf vor, indem ihr besprecht, welche Spielsachen es teilen möchte und welche besonders wertvoll für es sind. Es ist völlig in Ordnung, wenn dein Kind ein Lieblingskuscheltier oder -spielzeug für sich behalten möchte. So lernt es auch, die eigenen Grenzen zu setzen.

Wenn es zum Streit kommt, versuche nicht sofort einzugreifen. Oft können Kinder Konflikte selbst lösen und lernen dabei wichtige soziale Fähigkeiten. Greife nur ein, wenn die Situation zu eskalieren droht.[1]

Teilen lernen: Ein wichtiger Schritt zur Empathie

Das Teilen zu lernen ist mehr als nur eine soziale Konvention. Es ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von Empathie und prosozialem Verhalten. Studien haben gezeigt, dass bereits Kleinkinder Freude daran haben, anderen zu helfen oder etwas abzugeben.[2]

Interessanterweise scheint die intrinsische Motivation zum Teilen stärker zu sein als äußere Anreize. Kinder, die sich freiwillig zum Teilen entschließen, zeigen später eine größere Bereitschaft zur Großzügigkeit als solche, die dazu aufgefordert wurden.[3]

Das bedeutet für dich als Elternteil: Schaffe Situationen, in denen dein Kind aus eigenem Antrieb teilen kann. Lobe es dafür, aber setze Teilen nicht als Bedingung für Belohnungen. So förderst du langfristig die Entwicklung von Mitgefühl und sozialem Verhalten.

So förderst du die Motivation zum Teilen

Gib deinem Kind die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob und was es teilen möchte. Stelle ihm z.B. die Frage: „Möchtest du Emma einen deiner Kekse anbieten?“ So fühlt sich dein Kind nicht gezwungen und kann die positive Erfahrung des Teilens selbst machen.

Hab Geduld und Verständnis: Dein Kind lernt teilen

Auch wenn es manchmal frustrierend sein kann – hab Geduld mit deinem Kind. Das Teilen zu lernen ist ein Prozess, der Zeit braucht. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Was du als Elternteil tun kannst, ist, immer wieder Gelegenheiten zum Üben zu schaffen und positives Verhalten zu bestärken.

Schließlich haben auch Erwachsene manchmal Schwierigkeiten mit dem Teilen. Wir alle kennen Situationen, in denen wir lieber etwas für uns behalten würden. Versuche daher, Verständnis für die Gefühle deines Kindes aufzubringen, wenn es mal nicht teilen möchte.

Mit der Zeit wird dein Kind die Vorteile des Teilens selbst erkennen. Es wird merken, dass es mehr Spaß macht, gemeinsam zu spielen, und dass Großzügigkeit oft erwidert wird. So entwickelt es nicht nur soziale Kompetenzen, sondern auch ein positives Selbstbild als hilfsbereiter Mensch.

Letztendlich geht es beim Teilen lernen um viel mehr als nur darum, Spielzeug abzugeben. Es ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von Empathie, Mitgefühl und der Fähigkeit, positive Beziehungen zu anderen aufzubauen. Mit deiner Unterstützung und Geduld wird dein Kind diese wichtige Lektion fürs Leben meistern.

Quellen

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FAQs zum Thema Wie lernt mein Kind teilen?

Wie kann ich meinem Kind das Teilen spielerisch beibringen?

Das Teilen kannst du deinem Kind auf viele spielerische Arten näherbringen. Eine Möglichkeit ist es, Rollenspiele zu nutzen, bei denen ihr gemeinsam verschiedene Teilsituationen nachspielt. Auch Brettspiele, bei denen man Ressourcen teilen muss, können hilfreich sein. Du könntest zudem eine „Teilen-Schatzkiste“ einführen, in die dein Kind Spielsachen legt, die es bereit ist zu teilen. Lobenswert ist es außerdem, wenn du Puppen oder Stofftiere verwendest, um Teilszenarien nachzustellen. Schließlich kann auch das gemeinsame Backen oder Kochen eine gute Gelegenheit sein, um das Teilen von Zutaten und das Warten auf die eigene Reihe zu üben.

Was kann ich tun, wenn mein Kind sich weigert zu teilen?

Wenn dein Kind sich weigert zu teilen, ist es wichtig, geduldig zu bleiben und die Situation ruhig zu besprechen. Versuche zunächst, die Gefühle deines Kindes zu verstehen und zu akzeptieren. Erkläre ihm dann in einfachen Worten, warum Teilen wichtig ist und welche Vorteile es hat. Du könntest auch eine „Teilen-Zeit“ einführen, in der dein Kind für eine begrenzte Zeit etwas abgibt. Besonders effektiv ist es, wenn du selbst mit gutem Beispiel vorangehst und im Alltag Großzügigkeit zeigst. Zudem kann es helfen, dem Kind die Wahl zu lassen, was es teilen möchte, statt es zu zwingen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit dem „Teilen-Lernen“ zu beginnen?

Der ideale Zeitpunkt, wann dein Kind lernt zu teilen, variiert von Kind zu Kind, aber generell kann man schon im frühen Kleinkindalter damit anfangen. Ab etwa 18 Monaten entwickeln Kinder ein erstes Verständnis für Besitz, was einen guten Ausgangspunkt bietet. Mit etwa 2-3 Jahren können die meisten Kinder bereits einfache Konzepte des Teilens verstehen. Es ist wichtig, die Erwartungen an das Alter anzupassen und keine zu hohen Ansprüche zu stellen. Kontinuierliches, geduldiges Üben ist der Schlüssel zum Erfolg. Bedenke, dass die Fähigkeit zum Teilen sich bis ins Vorschulalter und darüber hinaus weiterentwickelt.

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