Kurzfassung
- Feiertagsplanung oft stressig und unflexibel durch übermäßige Organisation wie mit farbcodierten Excel-Tabellen.
- Perfekter Planungsdrang führt zu Eigenheiten aus dem Blick verlieren und Feiertage in stressige To-do-Listen verwandeln.
- Faire Feiertagszeitaufteilung gelingt nicht mit Stoppuhr; erfordert Berücksichtigung individueller Umstände und Bedürfnisse.
- Kommunikationsstrategien entscheidend, offene Gespräche über Wünsche und Flexibilität bewahren.
- Kreative Lösungsansätze wie Rotationsprinzip oder Familienbesuche auf neutralem Boden als alternative Modelle.
- Grenzen ziehen und Nein sagen als wichtigster Schritt zum Schutz des eigenen Wohlbefindens während der Feiertage.
Inhaltsverzeichnis
- Die Excel-Tabelle des Grauens: Wenn Planung zur Falle wird
- Vergiss „Fairness“ – Das ist hier keine Mathematik
- Eure Regeln: Die „Bunker-Strategie“
- Klartext reden: Schluss mit dem Eiertanz
- Das „Joker-Prinzip“ statt Demokratie
- Kreative Modelle: Raus aus dem Hamsterrad
- Der Schlachtplan: Wer, Wann, Wo (und Warum?)
- Die Kunst des „Nein“ (ohne Schuldgefühle)
- Fazit: Euer Fest, eure Regeln
- FAQs: Tacheles zum Thema Familien-Tetris
- Meine Eltern sind geschieden und hassen sich. Was mach ich?
- Meine Mutter heult, wenn wir nicht am 24. kommen.
- Wann binde ich die Kinder ein?
Das jährliche Weihnachts-Tetris ist eröffnet. Du versuchst, drei Familienzweige, zwei Gänsebraten und deinen eigenen Wunsch nach Ruhe unter einen Hut zu bringen. Spoiler: Es passt nicht alles rein. Lass uns mal schauen, wie du das Thema Familienbesuche über die Feiertage regelst, ohne am 27. Dezember einen Burnout zu haben.
Die Excel-Tabelle des Grauens: Wenn Planung zur Falle wird
Ich kenne das: Vor ein paar Jahren saß ich vor einer farbcodierten Excel-Tabelle. Spalte A: Ankunftszeit Schwiegereltern. Spalte B: Fahrtzeit zu meinen Eltern. Spalte C: Puffer für Stau und Nervenzusammenbrüche. Es war ein logistischer Masterplan, der jede Spontaneität im Keim erstickte.
Das Ergebnis? Stress pur. Wir haben Menschen wie Termine behandelt, die man von Slot A nach Slot B schiebt. Der Fehler ist der Versuch, es jedem recht zu machen. Das geht nicht. Wenn du versuchst, niemanden zu enttäuschen, enttäuschst du am Ende garantiert eine Person: dich selbst.
Also, weg mit der Excel-Tabelle. Menschen sind keine Logistik-Probleme. Bevor du irgendwen anrufst, frag dich (und nur dich): Was brauche ich, damit ich nicht durchdrehe?
Vergiss „Fairness“ – Das ist hier keine Mathematik
Der Gedanke, die Zeit gerecht 50/50 aufzuteilen, ist der größte Bullshit der Feiertagsplanung. „Wir waren 4 Stunden bei deinen Eltern, also müssen wir 4 Stunden zu meinen.“ Das funktioniert nicht.
Fairness heißt nicht, mit der Stoppuhr daneben zu stehen. Fairness heißt, die Realität anzuerkennen:
- Vielleicht wohnen die einen Eltern um die Ecke und die anderen 400 km weit weg.
- Vielleicht sind die Schwiegereltern super anstrengend und zwei Stunden fühlen sich an wie zwei Tage.
- Vielleicht braucht ihr als Kernfamilie einfach mal Pause.
Hör auf, Stunden gegeneinander aufzurechnen. Such nach einer Lösung, bei der am Ende keiner weint – auch du nicht.
Eure Regeln: Die „Bunker-Strategie“
Bevor du den Hörer in die Hand nimmst und Tante Erna anrufst: Kläre die Fronten mit deinem Partner. Ihr seid das Team. Was wollt IHR? Wollt ihr Heiligabend im Schlafanzug verbringen? Wollt ihr am 1. Feiertag erst ab 15 Uhr ansprechbar sein? Fixiert das. Das sind eure Nicht-Verhandelbar-Punkte. Erst wenn euer Bunker steht, lasst ihr die anderen rein (oder geht raus). Das ist kein Egoismus, das ist Selbstverteidigung.
Klartext reden: Schluss mit dem Eiertanz
Der größte Fehler: Warten bis zum 20. Dezember. Je länger du wartest, desto fester sind die Erwartungen der anderen zementiert. Und bitte, hör auf mit rechtfertigenden Erklärungen. Du bist erwachsen. Du musst nicht um Erlaubnis fragen, wie du deine Feiertage verbringst.
Statt: „Ähm, wir dachten, vielleicht wäre es okay, wenn wir dieses Jahr eventuell etwas später kommen, weil…“ Sag: „Wir haben beschlossen, den Vormittag dieses Jahr ganz ruhig alleine zu verbringen. Wir sind dann ab 15 Uhr bei euch zum Kaffee.“
Das ist ein Vorschlag, keine Frage. Punkt.
Das „Joker-Prinzip“ statt Demokratie
Demokratie funktioniert in Familien zu Weihnachten nicht. Probier es mal so: Jeder in eurer Kernfamilie (Du, Partner, Kinder) darf EINEN Joker ziehen. Eine Sache, die ihm oder ihr heilig ist.
Papa will am 1. Feiertag ausschlafen.
Mama will nicht kochen.
Das Kind will den ganzen Tag Lego bauen und nicht im Auto sitzen. Diese Joker sind Gesetz. Um diese Säulen herum wird der Rest geplant. Alles andere ist verhandelbar.
Kreative Modelle: Raus aus dem Hamsterrad
Es steht nirgendwo im Grundgesetz, dass du jedes Jahr die gleiche Ochsentour machen musst. Hier sind Alternativen für Mutige:
- Das Rotations-Roulette: Gerade Jahre bei Familie A, ungerade bei Familie B. Wer dieses Jahr nicht dran ist, hat Pech (oder Glück, je nach Sichtweise). Spart Diskussionen.
- Neutraler Boden: Trefft euch im Restaurant. Riesenvorteil: Es gibt eine feste Endzeit, niemand muss abwaschen und man kann sich nicht so leicht anschreien wie im Wohnzimmer.
- Das „Open House“: Ihr seid daheim. Wer euch sehen will, kommt zu euch. Es gibt Kaffee und Plätzchen. Wer nicht kommt, kommt nicht. Ihr spart euch den Stau.
- Weihnachten im Januar: Warum muss alles am 25.12. passieren? Trefft den anstrengenden Teil der Verwandtschaft am 10. Januar zum „Neujahrs-Brunch“. Da sind alle entspannter.
Der Schlachtplan: Wer, Wann, Wo (und Warum?)
Damit keiner sagt „Das hab ich aber anders verstanden“, mach es sichtbar. Eine einfache Übersicht in der WhatsApp-Gruppe reicht.
Hier ein Beispiel, wie ein Plan aussieht, der euch schützt:
| Wann? | Wer? | Was passiert wirklich? |
|---|---|---|
| 24. Dez (Abend) | Nur wir (Kernfamilie) | Bunker-Modus. Tür zu, Pizza, Geschenke. Kein Besuch. |
| 25. Dez (12 bis 16 Uhr) | Bei Eltern A | Mittagessen & Pflichtbesuch. Harte Deadline um 16 Uhr für die Heimfahrt. |
| 26. Dez (ab 15 Uhr) | Besuch von Eltern B | Kaffee bei uns. Vorteil: Wir können im Jogginganzug bleiben. |
| 28. Dez | Tante & Onkel | Treffen im Café. Neutraler Boden, max. 2 Stunden. |
Wichtig: Plane Pausen ein. Ein Tag ohne Termine ist kein „verlorener Tag“, sondern der Grund, warum du am Ende nicht krank wirst.
Die Kunst des „Nein“ (ohne Schuldgefühle)
Manchmal passt es einfach nicht. Wenn die Schwiegermutter Drama macht, weil ihr nicht zum dritten Gänsebraten kommt: Atmen. Ein „Nein“ zu ihrem Plan ist kein „Nein“ zu ihr als Mensch. Es ist ein „Ja“ zu eurer geistigen Gesundheit.
So sagst du Nein, ohne ein Arschloch zu sein:
- Wertschätzung: „Danke für die Einladung, das klingt lecker.“
- Das Nein (klar & deutlich): „Das schaffen wir dieses Jahr leider nicht.“ (Lass das „leider“ weg, wenn du mutig bist).
- Keine Ausreden erfinden: Sag nicht, das Auto ist kaputt. Sag einfach: „Wir brauchen an dem Tag Ruhe.“
- Alternative (optional): „Wir kommen gerne im Januar vorbei, wenn der Trubel vorbei ist.“
Fazit: Euer Fest, eure Regeln
Hör auf, dich für deine Planung zu entschuldigen. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig, nur weil Weihnachten ist. Familienbesuche über die Feiertage fair aufteilen heißt am Ende nur: Einen Weg finden, bei dem ihr euch nicht komplett aufreibt.
Seid mutig, brecht mit Traditionen, die nur Stress machen, und schafft euch eure eigenen. Wenn Tante Erna deswegen kurz beleidigt ist, überlebt sie das. Aber ob du einen weiteren 3-Tage-Marathon überlebst, ist die wichtigere Frage.
FAQs: Tacheles zum Thema Familien-Tetris
Meine Eltern sind geschieden und hassen sich. Was mach ich?
Auf keinen Fall zwangsvereinen! Das ist Weihnachten, kein UN-Friedensgipfel. Mach getrennte Termine. Und wenn das bedeutet, dass du einen Elternteil erst nach den Feiertagen siehst, dann ist das so. Deine mentale Gesundheit geht vor deren Ego-Problemen.
Meine Mutter heult, wenn wir nicht am 24. kommen.
Das nennt man emotionale Erpressung. Es ist hart, aber: Du bist nicht für ihre Gefühle verantwortlich. Wenn du nachgibst, lernt sie nur, dass Heulen funktioniert. Biete einen festen anderen Termin an (z.B. 25. morgens) und bleib standhaft. „Wir haben uns dieses Jahr so entschieden“ ist ein vollständiger Satz.
Wann binde ich die Kinder ein?
Früh! Kinder haben ein super Gespür dafür, was Stress ist. Frag sie: „Worauf habt ihr gar keinen Bock?“ Wenn das Kind sagt „Die lange Autofahrt zu Oma stinkt“, dann nehmt das ernst. Vielleicht fahrt ihr dann halt einen Tag später oder kürzer. Kinder sind gute Verbündete im Kampf gegen unnötige Verpflichtungen.

