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Sparen & Budget

Shrinkflation erkennen: So entlarvst du jede Mogelpackung

von Joachim Rügg
14 min Lesedauer
Eine Frau steht nachdenklich mit einem Einkaufswagen vor einem Kühlregal im Supermarkt und überlegt, welches Produkt sie kaufen soll.

Kennst du das Gefühl, wenn du eine Packung Kekse öffnest und dich fragst, ob du versehentlich die Mini-Version erwischt hast? Mir ging es neulich so. Die Packung sah aus wie immer, der Preis war identisch, aber der Inhalt wirkte irgendwie… übersichtlicher. Das ist kein Zufall, sondern ein Phänomen namens Shrinkflation. Mit ein paar einfachen Tricks kannst du diese versteckten Preiserhöhungen aber gezielt erkennen und umgehen.

Weniger drin, gleicher Preis: Der stille Dieb im Einkaufswagen

Ich stand neulich vor dem Regal mit den Snacks für meine Wellensittiche. Die Verpackung meiner üblichen Marke hatte ein neues, frischeres Design. Sah gut aus. Zu Hause fiel mir dann auf, dass die Kräckerstangen kürzer waren als sonst.

Ein Blick auf die Gewichtsangabe bestätigte meinen Verdacht: Statt 80 Gramm waren nur noch 70 Gramm in der Packung, der Preis war aber exakt der gleiche. Genau das ist Shrinkflation. Es ist eine Taktik von Herstellern, die Füllmenge eines Produkts zu reduzieren, während der Preis stabil bleibt oder sogar leicht ansteigt. Für dich als Käufer bedeutet das unterm Strich eine versteckte Preiserhöhung. Das ist besonders clever, weil unser Gehirn stärker auf direkte Preisänderungen reagiert als auf subtile Inhaltsanpassungen. Wir merken uns den Preis von 2,49 Euro, aber nicht unbedingt die genaue Grammzahl von 175. Genau diesen psychologischen Effekt nutzen Unternehmen aus, um ihre Margen zu verbessern, ohne einen Proteststurm am Regal auszulösen. Eine clevere, aber für uns Verbraucher unfaire Methode.

Diese Vorgehensweise ist legal, solange die neue Füllmenge korrekt auf der Verpackung angegeben ist. Die Herausforderung für dich ist also, diese Änderungen überhaupt zu bemerken. Die Hersteller geben sich dabei oft alle Mühe, die Schrumpfung zu kaschieren. Ein etwas dickerer Boden in der Joghurtverpackung, eine größere Mulde im Glasboden oder einfach mehr Luft in der Chipstüte sind beliebte Tricks. Darum ist es so wichtig, beim Einkaufen nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Details zu achten. Wenn du die gängigsten Maschen kennst, wirst du schnell ein gutes Gespür dafür entwickeln, wo sich eine Mogelpackung verstecken könnte. Das schont nicht nur deinen Geldbeutel, sondern gibt dir auch die Kontrolle über deine Kaufentscheidungen zurück.

Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR

Das Wichtigste in Kürze

  • Shrinkflation beschreibt das Phänomen, bei dem die Füllmenge eines Produkts reduziert wird, während der Preis unverändert bleibt.
  • Hersteller nutzen psychologische Tricks, wie das Redesign von Verpackungen oder das Hinzufügen von Luft, um Shrinkflation zu kaschieren.
  • Der Grundpreis ist ein entscheidendes Werkzeug, um versteckte Preiserhöhungen durch Shrinkflation zu erkennen.
  • Shrinkflation betrifft nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Konsumgüter wie Kosmetik und Haushaltswaren.
  • Um Shrinkflation zu entlarven, ist ein bewusster Einkauf mit Fokus auf Verpackungs- und Preisänderungen erforderlich.

Die häufigsten Tricks der Hersteller, um Shrinkflation zu verbergen

Die Kreativität der Hersteller kennt kaum Grenzen, wenn es darum geht, uns weniger Inhalt für unser Geld unterzujubeln. Doch die meisten dieser Methoden folgen wiederkehrenden Mustern. Wenn du diese kennst, bist du schon einen großen Schritt weiter und kannst eine Mogelpackung leichter identifizieren. Es ist wie beim Handwerken in meiner kleinen Werkstatt: Wer das richtige Werkzeug und die Technik kennt, erzielt bessere Ergebnisse. In diesem Fall ist dein Wissen das beste Werkzeug gegen unnötige Ausgaben. Oft sind es kleine, unscheinbare Veränderungen, die den großen Unterschied ausmachen und die du auf den ersten Blick vielleicht gar nicht wahrnimmst.

Hier sind einige der beliebtesten Methoden, die dir im Supermarkt begegnen werden:

  • Die Verpackung behält ihre äußere Größe, aber der Inhalt schrumpft. Das ist der Klassiker, bei dem die Chipstüte einfach mit mehr Luft gefüllt wird oder der Karton des Fertiggerichts einen doppelten Boden bekommt.
  • Ein komplettes Redesign der Verpackung lenkt von der neuen, geringeren Füllmenge ab. Ein neues Logo, andere Farben und eine modernere Form sollen den Eindruck erwecken, dass du ein völlig neues und verbessertes Produkt kaufst.
  • Die Anzahl der Einzelstücke in einer Packung wird reduziert. Statt 20 Fischstäbchen sind plötzlich nur noch 18 in der Schachtel, oder die Rolle Toilettenpapier hat weniger Blätter als zuvor, obwohl die Rolle fast gleich dick aussieht.
  • Die Form des Produkts wird verändert, um Volumen zu sparen. Schokoladentafeln werden dünner, Kekse bekommen eine andere Form oder die Wölbung im Boden des Senfglases wird tiefer, was den Inhalt unauffällig reduziert.
  • Auffällige Hinweise wie „Neue Rezeptur“ oder „Verbesserter Geschmack“ werden genutzt, um von der Tatsache abzulenken, dass im Zuge der Umstellung auch die Füllmenge angepasst wurde.

Manchmal werden auch verschiedene dieser Tricks miteinander kombiniert. Eine neue Verpackung kommt zusammen mit einer neuen Rezeptur und ganz nebenbei sind 25 Gramm weniger Inhalt drin. Wenn dir also auffällige Änderungen an deinen Lieblingsprodukten auffallen, solltest du besonders wachsam sein und einen genaueren Blick auf die Mengenangaben werfen. Oft ist es genau diese Ablenkung, die von der eigentlichen Preiserhöhung ablenken soll.

Dein wichtigstes Werkzeug: Den Grundpreis verstehen und nutzen

Im Kampf gegen Shrinkflation hast du eine wirklich mächtige Waffe, die dir der Handel sogar zur Verfügung stellen muss: den Grundpreis. Das ist die kleine, oft übersehene Angabe auf dem Preisschild am Regal, die dir verrät, wie viel ein Produkt pro Kilogramm, pro Liter, pro 100 Gramm oder pro Stück kostet. Dieser Wert ist der einzig ehrliche und direkte Weg, um die Kosten verschiedener Packungsgrößen und Marken objektiv miteinander zu vergleichen. Während der Endpreis und die Verpackungsgröße täuschen können, lügt der Grundpreis nie. Er rechnet dir quasi vor, wo du am meisten für dein Geld bekommst. Hersteller können die Füllmenge ihrer Produkte so oft ändern, wie sie wollen, aber der Grundpreis wird diese Änderung immer gnadenlos aufdecken.

Stell dir vor, du stehst vor zwei Packungen Waschmittel. Die eine wirbt mit „XXL-Pack“ und kostet 9,99 Euro, die andere ist die Standardgröße für 7,99 Euro. Ohne den Grundpreis ist ein Vergleich fast unmöglich. Doch ein Blick auf das Preisschild verrät: Das XXL-Pack kostet 2,50 Euro pro Kilogramm, während die kleinere Packung bei 2,30 Euro pro Kilogramm liegt. Plötzlich ist klar, welche Packung die bessere Wahl ist. Die Fähigkeit, den Grundpreis schnell zu erfassen und zu interpretieren, ist daher eine der wertvollsten Kompetenzen für einen bewussten Einkauf. Es dauert nur wenige Sekunden, entlarvt aber jede Mogelpackung sofort und hilft dir, rationale statt emotionale Kaufentscheidungen zu treffen.

Wie du den Grundpreis richtig liest, um Shrinkflation zu erkennen

Das Wissen um die Existenz des Grundpreises ist die eine Sache, ihn im Supermarktalltag auch konsequent zu nutzen, die andere. Du findest ihn meist kleingedruckt auf dem Etikett direkt am Regal, oft unter dem großen Endpreis des Produkts. Die Angabe erfolgt in einer Standardeinheit, meist pro Kilogramm (kg) oder pro Liter (l). Bei kleineren Packungen, etwa Gewürzen oder Kosmetika, wird der Preis oft pro 100 Gramm (g) oder 100 Milliliter (ml) angegeben. Das ist wichtig zu wissen, denn du solltest immer nur Produkte mit der gleichen Bezugsgröße vergleichen. Ein Preis pro 100 Gramm lässt sich nicht direkt mit einem Preis pro Kilogramm vergleichen, ohne kurz im Kopf umzurechnen. Die meisten Supermärkte sind hier aber mittlerweile recht einheitlich.

Der entscheidende Moment kommt, wenn du eine Veränderung bei einem deiner Stammprodukte vermutest. Vielleicht hat die Verpackung ein neues Design oder fühlt sich leichter an. Jetzt vergleichst du nicht den Endpreis mit deiner Erinnerung, sondern den aktuellen Grundpreis mit dem alten, falls du ihn dir gemerkt hast. Noch einfacher ist es, den Grundpreis des Produkts mit dem eines Konkurrenzprodukts zu vergleichen. Ist der Grundpreis deiner Lieblingsmarke plötzlich deutlich höher als der der Alternative? Dann ist das ein starkes Indiz für eine versteckte Preiserhöhung. Dieser kleine Check dauert nur wenige Sekunden, schützt dich aber effektiv davor, in die Falle der Shrinkflation zu tappen und mehr für weniger zu bezahlen.

Dein Spickzettel für den Supermarkt

Mach es dir zur Gewohnheit, bei jedem Einkauf von mindestens drei bis fünf deiner Standardprodukte gezielt den Grundpreis zu prüfen. Das schärft deinen Blick und du entwickelst mit der Zeit ein Gefühl für die üblichen Preiskorridore. Notiere dir vielleicht sogar die Grundpreise deiner wichtigsten Produkte in einer Notiz-App auf dem Handy. So hast du immer einen direkten Vergleichswert parat und kannst Veränderungen sofort erkennen, selbst wenn Wochen zwischen den Einkäufen liegen. Dieser kleine Aufwand zahlt sich langfristig aus.

Mogelpackungen erkennen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Um im Supermarkt nicht den Überblick zu verlieren und gezielt gegen Shrinkflation vorzugehen, kann eine systematische Herangehensweise helfen. Es geht nicht darum, jeden Einkauf in eine wissenschaftliche Analyse zu verwandeln, sondern darum, ein paar bewusste Routinen zu entwickeln, die dir schnell Sicherheit geben. Mit der Zeit werden diese Schritte zur zweiten Natur und du erkennst die Tricks der Hersteller fast automatisch. So schützt du dein Budget, ohne den Spaß am Einkaufen zu verlieren.

  1. Achte auf Designänderungen: Wenn ein Produkt plötzlich eine „neue, verbesserte Verpackung“ hat, solltest du misstrauisch werden. Oft ist dies der Moment, in dem auch der Inhalt reduziert wird. Vergleiche die alte und neue Packung direkt im Regal, falls beide noch verfügbar sind.
  2. Prüfe die Füllmenge: Wirf einen genauen Blick auf die Gewichts- oder Volumenangabe. Steht dort immer noch die gleiche Gramm- oder Milliliterzahl wie früher? Selbst kleine Abweichungen von 10 oder 20 Gramm summieren sich über das Jahr.
  3. Fokussiere dich auf den Grundpreis: Das ist der wichtigste Schritt. Ignoriere den Gesamtpreis und die Werbeversprechen auf der Packung. Der einzige faire Vergleichswert ist der Preis pro kg oder pro Liter. Ist dieser plötzlich gestiegen, hast du es mit Shrinkflation zu tun.
  4. Vergleiche mit Alternativen: Schau dir die Produkte der Konkurrenz an. Wie ist deren Grundpreis? Oft sind die Eigenmarken der Supermärkte nicht nur günstiger, sondern auch weniger anfällig für drastische Füllmengenreduzierungen und bieten ein stabileres Preis-Leistungs-Verhältnis.
  5. Nutze digitale Helfer: Wenn du dir unsicher bist, wirf einen Blick in die „Mogelpackungsliste“ der Verbraucherzentrale Hamburg. Hier werden aktuelle Fälle von Shrinkflation dokumentiert und öffentlich gemacht. Das kann dir eine schnelle Bestätigung deines Verdachts liefern.

Wenn du diese einfachen Schritte befolgst, bist du gut gerüstet. Du wirst schnell feststellen, dass du nicht mehr so leicht von glänzenden Verpackungen und großen Versprechungen getäuscht wirst. Stattdessen triffst du fundierte Entscheidungen, die auf Fakten basieren, und gibst dein Geld bewusster aus. Das ist ein gutes Gefühl und ein wichtiger Beitrag zur Haushaltskasse.

Nicht nur Lebensmittel: Wo Shrinkflation noch lauert

Der Fokus bei der Debatte um Shrinkflation liegt meist auf Lebensmitteln wie Chips, Schokolade oder Müsli. Doch die Methode, Inhalte schrumpfen zu lassen, ist längst auch in anderen Bereichen des täglichen Bedarfs angekommen. Wenn du denkst, bei Drogerieartikeln oder Haushaltswaren wärst du sicher, muss ich dich leider enttäuschen. Auch hier wird getrickst, was das Zeug hält, oft sogar noch subtiler als im Supermarktregal. Ein klassisches Beispiel sind Waschmittel. Die Verpackung verspricht „mehr Waschladungen durch neue Formel“, doch bei genauerem Hinsehen wurde die Füllmenge des Pulvers oder Gels reduziert.[2] Die Anzahl der beworbenen Waschladungen bleibt vielleicht gleich, weil die empfohlene Dosis pro Waschgang verringert wird, aber unterm Strich kaufst du weniger Produkt für dein Geld.

Auch bei Kosmetika ist Vorsicht geboten. Eine Sonnencreme, die letztes Jahr noch 250 ml enthielt, kommt diese Saison in einer schlankeren Flasche mit nur noch 200 ml auf den Markt, kostet aber dasselbe.[1] Ähnliches gilt für Duschgel, Shampoo oder Zahnpasta. Bei Produkten wie Toilettenpapier oder Küchenrollen wird die Blattanzahl pro Rolle reduziert oder die einzelnen Blätter werden dünner. Selbst bei Tierfutter oder Vitaminpräparaten wird an der Menge geschraubt. Der Trick ist immer derselbe: Die Verpackung bleibt optisch ähnlich, sodass der treue Kunde nicht sofort stutzig wird. Deshalb ist es so wichtig, das Prinzip des Grundpreisvergleichs auf alle Einkäufe auszuweiten und nicht nur bei Lebensmitteln genau hinzusehen. Nur so behältst du den vollen Überblick über deine Ausgaben und lässt dich nicht über den Tisch ziehen.

Digitale Unterstützung: Websites und Apps zum Shrinkflation erkennen

Du musst den Kampf gegen Mogelpackungen nicht alleine führen. Im digitalen Zeitalter gibt es zum Glück wertvolle Unterstützung, die du direkt auf deinem Smartphone nutzen kannst. Die wichtigste Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum ist die „Mogelpackungsliste“ der Verbraucherzentrale Hamburg. Diese Liste wird ständig aktualisiert und basiert auf Meldungen von aufmerksamen Verbrauchern aus ganz Deutschland. Sie ist quasi das kollektive Gedächtnis der Käufer und eine beeindruckende Datenbank der Dreistigkeiten mancher Hersteller.[1] Hier kannst du vor dem Einkauf oder direkt im Laden schnell nachschauen, ob ein bestimmtes Produkt kürzlich negativ aufgefallen ist. Du findest dort konkrete Beispiele mit alten und neuen Füllmengen sowie der exakt berechneten, versteckten Preiserhöhung.

Die Nutzung solcher Ressourcen hat einen doppelten Vorteil. Zum einen schützt du dich selbst vor schlechten Käufen. Zum anderen unterstützt du die Arbeit der Verbraucherschützer. Wenn dir selbst eine Mogelpackung auffällt, kannst du diese über ein Formular bei der Verbraucherzentrale melden. Damit hilfst du, die Liste aktuell zu halten und andere Menschen zu warnen. Dein wachsames Auge trägt also zum Schutz aller bei. Neben dieser zentralen Liste gibt es auch verschiedene Apps für Preisvergleiche, die zwar nicht explizit auf Shrinkflation hinweisen, dir aber durch das Tracking von Grundpreisen über die Zeit helfen können, Preiserhöhungen zu identifizieren. Indem du diese digitalen Werkzeuge nutzt, machst du es den Herstellern deutlich schwerer, ihre Tricks unbemerkt durchzuziehen.

Ein konkreter Blick auf die Mogelpackungsliste

Um die Nützlichkeit der Mogelpackungsliste zu verdeutlichen, schauen wir uns ein paar reale Beispiele an, die dort dokumentiert wurden. Diese Fälle zeigen, wie drastisch die versteckten Preiserhöhungen sein können und wie unterschiedlich die Methoden sind. Es ist eine Sache, theoretisch über das Thema zu sprechen, aber die konkreten Zahlen vor Augen zu haben, öffnet einem wirklich die Augen für das Ausmaß des Problems. Die Beispiele stammen aus verschiedenen Produktkategorien und zeigen, dass wirklich kein Bereich davor sicher ist.

Hier ist eine Tabelle mit Beispielen, die von der Verbraucherzentrale Hamburg veröffentlicht wurden:

Produkt Hersteller Veränderung der Füllmenge Versteckte Preiserhöhung
Funny-Frisch Chipsfrisch Ungarisch Intersnack von 175 g auf 150 g ca. 22 %
Nivea Sun Schutz & Pflege LSF 30 Beiersdorf AG von 250 ml auf 200 ml 25 %
Camelia Maxi Binden Normal Kimberly-Clark von 20 auf 16 Stück 25 %
Kölln Müsli (diverse Sorten) Peter Kölln z.B. von 500 g auf 400 g bis zu 40 %

Diese Zahlen sprechen für sich. Eine Preiserhöhung von 25 Prozent oder mehr, die durch eine reine Füllmengenreduzierung erzielt wird, ist keine Kleinigkeit mehr. Besonders dreist ist es, wenn wie im Fall von Kölln Müsli gleichzeitig mit Slogans wie „XXL Pack“ geworben wird, obwohl der Inhalt massiv geschrumpft ist.[1] Solche Beispiele zeigen, dass ein kritisches Hinterfragen von Werbeaussagen und ein regelmäßiger Blick auf die Fakten unerlässlich sind, um ein mündiger Verbraucher zu bleiben. Die Liste der Verbraucherzentrale ist dabei ein unschätzbares Hilfsmittel.

Was tun, wenn du eine Mogelpackung entlarvt hast?

Okay, du hast es geschafft. Du stehst im Supermarkt, hast die alte mit der neuen Packung verglichen, den Grundpreis gecheckt und bist dir sicher: Das hier ist eine Mogelpackung. Der erste Impuls ist oft Ärger, was absolut verständlich ist. Aber statt nur frustriert zu sein, kannst du jetzt aktiv werden. Du hast als Verbraucher mehr Macht, als du vielleicht denkst, und es gibt mehrere sinnvolle Schritte, die du unternehmen kannst. Deine Reaktion ist ein wichtiges Signal an Hersteller und Handel, dass du diese Praktiken nicht stillschweigend akzeptierst. Jeder einzelne Kunde, der bewusst handelt, trägt dazu bei, den Druck auf die Unternehmen zu erhöhen.

Der naheliegendste und wirksamste Schritt ist, das Produkt einfach nicht zu kaufen. Wähle stattdessen eine Alternative. Oft sind die Eigenmarken der Supermärkte eine gute Option, da sie preisstabiler sind. Deine Kaufentscheidung ist das stärkste Votum, das du abgeben kannst. Wenn die Verkaufszahlen eines geschrumpften Produkts einbrechen, ist das eine Sprache, die jeder Hersteller versteht. Der zweite Schritt ist, andere zu informieren. Melde deinen Fund der Verbraucherzentrale Hamburg. Das geht online mit wenigen Klicks und du hilfst damit, die offizielle Mogelpackungsliste zu füllen. Und wenn du deinem Ärger direkt Luft machen möchtest, schreibe dem Hersteller eine E-Mail oder kontaktiere ihn über soziale Medien. Bleibe dabei sachlich, aber bestimmt. Manchmal erhältst du eine Standardantwort, aber je mehr Kunden sich beschweren, desto eher findet ein Umdenken statt.[1]

Musterbrief nutzen und Zeit sparen

Du musst das Rad nicht neu erfinden, wenn du den Hersteller kontaktieren möchtest. Die Verbraucherzentrale Hamburg stellt auf ihrer Webseite einen kostenlosen Musterbrief zur Verfügung. Diesen kannst du einfach herunterladen, mit den spezifischen Daten zu deinem Produkt ergänzen und direkt an den Kundenservice des Unternehmens schicken. Das ist eine einfache und effektive Möglichkeit, deinen Unmut professionell und deutlich zu äußern.

Langfristige Strategien: Dein persönliches Preisgedächtnis aufbauen

Um dauerhaft gegen Shrinkflation gewappnet zu sein, ist es hilfreich, über den einzelnen Einkauf hinauszudenken. Die beste langfristige Strategie ist der Aufbau eines persönlichen Preisgedächtnisses, insbesondere für die Produkte, die regelmäßig in deinem Einkaufswagen landen. Das klingt vielleicht nach viel Aufwand, ist aber einfacher als gedacht und entwickelt sich mit der Zeit zu einer nützlichen Gewohnheit. Es geht darum, ein Gefühl für die „normalen“ Preise und Füllmengen deiner wichtigsten Alltagsgüter zu bekommen. Ich meine damit die Dinge, die du jede Woche oder jeden Monat kaufst: Milch, Kaffee, Brot, Nudeln, aber auch Zahnpasta oder das Futter für die Haustiere.

Ein einfacher Weg, damit anzufangen, ist, sich auf etwa 10 bis 15 Kernprodukte zu konzentrieren. Notiere dir beim nächsten Einkauf den Produktnamen, die Füllmenge und den Grundpreis. Du kannst dafür eine einfache Notiz-App auf deinem Handy oder ein kleines Notizbuch verwenden. Wenn du das nächste Mal einkaufen gehst, wirfst du einen schnellen Blick auf deine Liste. So fallen dir Abweichungen sofort auf. Du wirst überrascht sein, wie schnell du ein verlässliches Gespür für das Preisgefüge entwickelst. Diese Methode schützt dich nicht nur vor Shrinkflation, sondern hilft dir auch, echte Sonderangebote von scheinbaren Schnäppchen zu unterscheiden. Wenn du weißt, dass der normale Grundpreis für deinen Lieblingsjoghurt bei 2,50 Euro pro Kilo liegt, erkennst du sofort, ob das „Super-Angebot“ wirklich eines ist.

Die finanzielle Perspektive: Warum kleine Mengen große Löcher reißen

Auf den ersten Blick mag es trivial erscheinen, sich über 20 Gramm weniger Müsli oder 50 Milliliter weniger Saft aufzuregen. Der einzelne Betrag ist gering, oft nur wenige Cent. Doch hier liegt die finanzielle Tücke: die Macht der Summe. Dein Haushaltseinkauf besteht aus Dutzenden von Einzelprodukten. Wenn bei zehn oder zwanzig davon über das Jahr hinweg die Füllmenge um 10 bis 20 Prozent reduziert wird, summiert sich das zu einem erheblichen Betrag. Es ist wie bei einem tropfenden Wasserhahn: Der einzelne Tropfen ist bedeutungslos, aber über Wochen und Monate kann er einen ganzen Keller fluten. Genauso können diese kleinen, versteckten Preiserhöhungen unbemerkt ein Loch in dein Haushaltsbudget fressen.

Rechnen wir es einmal durch: Angenommen, du gibst pro Monat 400 Euro für Lebensmittel und Drogerieartikel aus. Wenn durch Shrinkflation eine durchschnittliche, versteckte Preiserhöhung von nur 5 Prozent auf deine Einkäufe wirkt, sind das 20 Euro pro Monat. Auf das ganze Jahr hochgerechnet, zahlst du 240 Euro mehr für die gleiche Menge an Waren wie im Vorjahr. Das ist Geld, das du für schönere Dinge ausgeben könntest, sei es ein Wochenendausflug, eine Reparatur am Haus oder eine Rücklage für unvorhergesehene Ausgaben. Shrinkflation erkennen ist also keine kleinliche Pfennigfuchserei, sondern ein wichtiger Akt der Finanzhygiene. Es geht darum, die Kontrolle über dein Geld zu behalten und sicherzustellen, dass du für deinen Euro auch den vollen Gegenwert erhältst.

Bewusst einkaufen als Schlüssel

Shrinkflation ist eine ärgerliche, aber leider legale Praxis, die uns wohl auch in Zukunft begleiten wird. Anstatt dich darüber zu ärgern, ist es sinnvoller, die Sache pragmatisch anzugehen. Mit dem Wissen über die Tricks der Hersteller und dem konsequenten Blick auf den Grundpreis hast du die wirksamsten Werkzeuge in der Hand, um Mogelpackungen zu entlarven. Es erfordert am Anfang vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit, aber diese kleine Umstellung in deiner Einkaufsroutine wird schnell zur Gewohnheit. Du wirst nicht nur Geld sparen, sondern auch ein Gefühl der Kontrolle und Selbstbestimmung zurückgewinnen. Du entscheidest, wofür du dein Geld ausgibst, und nicht die Marketingabteilung eines Konzerns.

Am Ende geht es darum, ein bewusster Verbraucher zu sein. Das bedeutet nicht, jeden Cent zweimal umzudrehen oder auf Genuss zu verzichten. Es bedeutet, informierte Entscheidungen zu treffen und den Wert der Dinge zu kennen. Jedes Mal, wenn du dich bewusst gegen eine Mogelpackung und für eine faire Alternative entscheidest, sendest du ein kleines, aber wichtiges Signal an den Markt. Und wenn viele Menschen das tun, hat das durchaus eine Wirkung. Dein Einkaufswagen ist dein Stimmzettel. Nutze ihn weise, dann bleibt nicht nur mehr in deinem Geldbeutel, sondern auch das gute Gefühl, dich nicht für dumm verkaufen zu lassen.

Quellen

  1. vzhh.de Mogelpackungsliste | Verbraucherzentrale Hamburg (abgerufen am 18.10.2025)
  2. XXL: Vorteils- oder Mogelpackung? | Haushalts-Check (abgerufen am 18.10.2025)

FAQs zum Thema Shrinkflation erkennen

Warum machen Hersteller das überhaupt? Ist das reine Gier?

Nicht immer, auch wenn es sich oft so anfühlt. Ein Hauptgrund sind gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie oder Transport. Anstatt den Preis am Regal sichtbar zu erhöhen, was viele Kunden abschrecken würde, wählen Hersteller den unauffälligeren Weg und reduzieren die Füllmenge. So können sie ihre gestiegenen Ausgaben ausgleichen, ohne einen psychologisch wichtigen Preispunkt, wie zum Beispiel 1,99 Euro, überschreiten zu müssen.

Gibt es neben der Shrinkflation noch andere Tricks, bei denen ich weniger für mein Geld bekomme?

Ja, du solltest auch auf die sogenannte „Skimpflation“ achten. Hierbei bleibt die Füllmenge zwar gleich, aber die Qualität der Rezeptur wird verschlechtert. Es werden also teure Zutaten durch billigere Alternativen ersetzt. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass in einem Joghurt weniger echte Früchte und dafür mehr Aromen stecken oder in einer Fertigpizza ein günstigerer Analogkäse verwendet wird. Dieser Qualitätsverlust ist oft noch schwerer zu erkennen als eine geschrumpfte Füllmenge.

Ist es nicht verboten, riesige Verpackungen mit kaum Inhalt zu verkaufen?

Doch, das kann es sein. Das deutsche Mess- und Eichgesetz verbietet Mogelpackungen, die mehr Inhalt vortäuschen, als tatsächlich enthalten ist. Allerdings gibt es Ausnahmen für technisch bedingten Leerraum, zum Beispiel um zerbrechliche Chips zu schützen. Als Faustregel gilt oft, dass eine Verpackung nicht mehr als 30 % Luft enthalten sollte. Die Grenzen sind jedoch fließend und werden oft von Herstellern ausgereizt, weshalb du dich nicht allein auf die Packungsgröße verlassen solltest.

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