Steuern & Versicherungen

Brillenversicherung: Klarer Blick auf Kosten und Kleingedrucktes

Die neue Brille sitzt perfekt. Die Welt ist schärfer, die Farben klarer. Ein gutes Gefühl. Direkt danach kommt oft ein anderer Gedanke, einer, der mit dem Preisschild zusammenhängt, das man gerade an der Kasse gelassen hat. Was, wenn dem guten Stück etwas zustößt? Die Überlegung, eine Absicherung für die Brille in Betracht zu ziehen, ist da nur naheliegend. Doch die Brillenversicherung ist ein Markt mit eigenen Regeln, voller kleiner Klauseln und unterschiedlicher Modelle.

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Dieser Text ist eine redaktionelle Einschätzung und stellt keine finanzielle Beratung dar. Er dient der allgemeinen Information, um dir eine eigene, fundierte Entscheidung zu ermöglichen.

Die Idee hinter der Absicherung für die Sehhilfe

Ich erinnere mich noch an den Kauf meiner letzten Gleitsichtbrille. Man investiert nicht nur Geld, sondern auch Zeit: Sehtest, Fassung aussuchen, Gläser konfigurieren. Das Ergebnis ist ein hochpräzises, auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenes Werkzeug. Die Vorstellung, es durch eine Unachtsamkeit zu beschädigen – man setzt sich drauf, der Hund schnappt danach, sie fällt im Trubel herunter – ist unangenehm. Genau hier setzt die Brillenversicherung an. Sie verspricht, die finanziellen Folgen solcher Missgeschicke abzufedern.

Im Kern ist sie eine Art Mini-Kaskoversicherung für die Augen. Die gesetzlichen Krankenkassen leisten bei Erwachsenen schon lange keinen Zuschuss mehr, außer in seltenen medizinischen Ausnahmefällen. Die Kosten für eine neue Brille trägt man also komplett selbst. Eine Versicherung dafür scheint also eine logische Konsequenz zu sein. Doch die Angebote sind vielfältiger, als man zunächst vermuten würde, und die Unterschiede liegen oft im Detail.

Was deckt eine Brillenversicherung ab – und was nicht?

Die wichtigste Frage zuerst: Wogegen bin ich überhaupt geschützt? Die meisten Policen decken die Klassiker des Brillen-Alltags ab. Dazu gehören in der Regel Bruch und Beschädigung. Fällt die Brille auf den Steinboden und ein Glas zerspringt oder der Bügel bricht, greift der Schutz. Das ist der Kern des Versprechens.

Ein weiterer häufiger Leistungspunkt ist die Veränderung der Sehstärke. Viele Verträge sehen eine Leistung vor, wenn sich deine Dioptrienwerte um einen bestimmten Wert, meist mindestens 0,5 Dioptrien, ändern.[1] Das ist ein handfester Vorteil, denn eine neue Sehstärke bedeutet zwangsläufig neue Gläser. Weniger verbreitet, aber manchmal enthalten, ist der Schutz bei Diebstahl. Einfacher Verlust oder das bloße Verlegen der Brille ist hingegen fast immer ausgeschlossen. Es braucht also ein nachweisbares Ereignis.

Was oft nicht im Schutz enthalten ist, sind Kontaktlinsen. Die meisten Policen beziehen sich explizit auf Korrektionsbrillen.[2] Auch rein kosmetische Schäden, wie kleine Kratzer, die die Sicht nicht beeinträchtigen, sind häufig von der Leistung ausgenommen. Es geht primär um die Funktionstüchtigkeit deiner Sehhilfe.

Was kostet eine Brillenversicherung und wie funktioniert die Zahlung?

Die Kosten sind erfreulich überschaubar und oft der größte Anreiz. Bei vielen großen Optikerketten, die mit Versicherern kooperieren, liegen die Beiträge auf einem sehr niedrigen Niveau. Ein bekanntes Modell sieht zum Beispiel Jahresprämien von 10 Euro für eine Einstärkenbrille und 50 Euro für eine Gleitsicht- oder Mehrstärkenbrille vor.[2] Die Zahlung erfolgt meist jährlich direkt an den Versicherungspartner.

Der eigentliche Kniff bei diesen Modellen ist aber oft, dass die Versicherung sich bereits beim Kauf bezahlt machen soll. Anbieter werben damit, dass man sofort einen Rabatt auf die neue Brille erhält, der die Prämie für das erste Jahr übersteigt. So bekommt man beispielsweise bei einer Prämie von 10 Euro eine Gutschrift von 15 Euro auf den Kaufpreis einer Zuzahlungsbrille oder erhält eine Fassung aus einer bestimmten Kollektion komplett kostenfrei.[1] Das macht den Abschluss im ersten Moment sehr attraktiv. Man geht mit dem Gefühl aus dem Laden, ein gutes Geschäft gemacht zu haben.

Die zwei Hauptmodelle: Sofortrabatt beim Optiker vs. klassische Kostenerstattung

Man kann grob zwei Arten von Brillenversicherungen unterscheiden. Das Verständnis dieser beiden Systeme ist entscheidend, um zu beurteilen, was für einen selbst passt.

Das System „Optiker-Kooperation“

Dies ist das am weitesten verbreitete Modell, das von großen Ketten wie Fielmann in Zusammenarbeit mit Versicherern wie der HanseMerkur angeboten wird. Hier schließt du die Versicherung direkt im Geschäft ab. Der größte Vorteil ist die unkomplizierte Abwicklung. Im Schadensfall gehst du einfach wieder zum Optiker, der alles Weitere direkt mit der Versicherung klärt. Du musst keine Rechnungen einreichen oder auf eine Erstattung warten. Die Leistung wird sofort in Form einer neuen Brille oder Reparatur erbracht.

Diese Bequemlichkeit hat aber auch eine Kehrseite: Man ist an den jeweiligen Optiker gebunden. Die versprochene neue Brille kommt dann oft aus einer festgelegten „Nulltarif-Kollektion“ oder es gibt eine prozentuale Gutschrift auf den ursprünglichen Kaufpreis, die man für eine neue Brille aus dem Sortiment verwenden kann. Das ist nicht schlecht, schränkt die Auswahl aber potenziell ein.

Das System „Ambulante Zusatzversicherung“

Die andere Variante wird von klassischen Versicherungen wie der ARAG als Teil einer ambulanten Zusatzversicherung angeboten. Hier versicherst du nicht eine konkrete Brille, sondern dein allgemeines Risiko. Diese Tarife erstatten die Kosten für Sehhilfen bis zu einem festen Höchstbetrag alle paar Jahre. Zum Beispiel übernimmt ein Tarif alle zwei Jahre bis zu 175 Euro oder im Premiumsegment alle drei Jahre bis zu 330 Euro für eine neue Sehhilfe.[3]

Der Vorteil hier ist die komplette Unabhängigkeit vom Optiker. Du kannst deine Brille kaufen, wo du möchtest, und reichst anschließend die Rechnung bei der Versicherung zur Erstattung ein. Diese Tarife sind oft teurer und haben manchmal Wartezeiten, bevor die erste Leistung in Anspruch genommen werden kann. Sie bieten aber mehr Flexibilität und decken oft auch andere ambulante Leistungen ab.

Rechnen wir mal nach: Ein Blick auf die Zahlen

Ob sich eine Brillenversicherung lohnt, ist eine sehr persönliche Rechnung. Ein pauschales Ja oder Nein gibt es nicht. Es hängt stark von der Art deiner Brille, deinem Lebensstil und deiner finanziellen Risikobereitschaft ab. Erstellen wir eine kleine Gegenüberstellung für ein typisches Szenario mit einer Gleitsichtbrille, die 600 Euro kostet und über ein Optiker-Modell versichert wird:

Szenario Kosten mit Brillenversicherung Kosten ohne Brillenversicherung
Anschaffung 600 € (Kaufpreis) – 70 € (Sofort-Gutschrift) + 50 € (Jahresprämie) = 580 € 600 €
Jahr 2 (kein Schaden) + 50 € (Jahresprämie) = 630 € Gesamtkosten 600 € Gesamtkosten
Unfall im 2. Jahr (Totalschaden) Versicherung leistet Ersatz (z.B. neue Brille aus Nulltarif-Kollektion oder Gutschrift) + 600 € (neue, gleichwertige Brille) = 1200 € Gesamtkosten
Regulärer Neukauf nach 2 Jahren Anspruch auf neue Brille aus Nulltarif-Kollektion oder Gutschrift. Gesamtkosten bisher: 630 €. Neue Brille nötig. Gesamtkosten bisher: 600 €.

Diese vereinfachte Rechnung zeigt: Tritt ein teurer Schaden ein, hat sich die Versicherung sofort bezahlt gemacht. Passiert nichts, hat man am Ende etwas mehr bezahlt, erkauft sich aber die ganze Zeit über ein Gefühl der Sicherheit. Und oft gibt es ja, wie im Beispiel von Fielmann, auch ohne Schaden nach zwei Jahren Anspruch auf eine neue Brille aus der Nulltarif-Kollektion.[1] Das kann den Deal wieder attraktiv machen, wenn man ohnehin regelmäßig eine neue Brille möchte.

Zuletzt aktualisiert am 19. Juli 2025 um 16:02 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Kleingedrucktes und Fallstricke: Worauf du achten solltest

Wie bei jedem Vertrag steckt der eigentliche Wert in den Details. Es gibt ein paar Punkte, bei denen man genauer hinschauen sollte, bevor man unterschreibt.

Der Begriff „Ersatz“

Was bedeutet „Ersatz“ genau? Bekommst du exakt das gleiche Modell oder ein „gleichwertiges“? Oftmals bedeutet Ersatz eine Brille aus einer speziellen, günstigeren Kollektion des Optikers. Wenn du eine teure Designerfassung hattest, ist der Ersatz vielleicht eine solide, aber eben nicht mehr die gleiche Brille. Alternativ gibt es eine Gutschrift, die sich am ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Bei Fielmann sind das zum Beispiel 70 % des Kaufpreises der versicherten Brille.[1] Das ist fair, deckt aber nicht die vollen Kosten für ein identisches neues Modell.

Laufzeit und Kündigung

Die meisten Verträge haben eine Mindestlaufzeit, oft ein oder zwei Jahre, und verlängern sich automatisch, wenn man nicht rechtzeitig kündigt. Die Kündigungsfristen sind in der Regel verbraucherfreundlich, aber man muss selbst aktiv werden. Eine jährliche Kündbarkeit ist üblich, sollte aber im Vertrag geprüft werden.[2]

Sehstärkenänderung als Bedingung

Der Anspruch auf neue Gläser bei veränderter Sehstärke ist an eine Mindestveränderung geknüpft. Dieser Wert liegt meist bei 0,5 Dioptrien. Eine minimale Anpassung von 0,25 Dioptrien, die manche Menschen schon als störend empfinden, reicht also oft nicht aus, um die Versicherungsleistung auszulösen. Das ist eine wichtige Einschränkung, die man kennen muss.

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Steuerliche Absetzbarkeit

Ein kleiner Dämpfer für alle, die auf eine steuerliche Entlastung hoffen: Die Kosten für eine Brillenversicherung lassen sich in der Regel nicht von der Steuer absetzen. Auch die Brille selbst kann nur in sehr engen Ausnahmefällen, etwa als beruflich zwingend notwendige Schutzbrille, als Werbungskosten geltend gemacht werden.[3] Die Versicherung ist und bleibt also eine private Ausgabe.

Für wen ergibt eine Brillenversicherung Sinn und für wen nicht?

Nach all den Zahlen und Klauseln bleibt die Frage: Brauche ich das wirklich? Eine Brillenversicherung ist kein Muss, aber sie kann in bestimmten Lebenslagen eine sehr vernünftige Entscheidung sein. Hier ist eine kleine Hilfestellung, um deine eigene Situation besser einzuordnen:

  • Für Menschen mit sehr teuren Brillen, insbesondere mit hochwertigen Gleitsichtgläsern, kann die Absicherung eine große finanzielle Beruhigung sein. Ein Schaden geht hier schnell in den hohen dreistelligen oder sogar vierstelligen Bereich.
  • Wer zu Ungeschicklichkeit neigt oder einen sehr aktiven Lebensstil pflegt, erhöht statistisch das Risiko eines Schadens. Wer schon mehrfach eine Brille reparieren oder ersetzen musste, für den ist die geringe Jahresprämie eine gute Investition.
  • Eltern von Kleinkindern wissen, wie schnell eine Brille vom Gesicht gerissen und zum Spielzeug umfunktioniert wird. Hier ist das Risiko einer Beschädigung deutlich erhöht.
  • Wer seine Brille alle zwei Jahre ohnehin gegen ein neues Modell tauschen möchte, kann von den Angeboten profitieren, die auch ohne Schadensfall eine neue Brille aus einer bestimmten Kollektion vorsehen.

Auf der anderen Seite gibt es auch gute Gründe, darauf zu verzichten. Wer eine günstige Einstärkenbrille trägt, deren Ersatz keine große finanzielle Lücke reißt, kann das Geld für die Prämie wohl besser sparen. Das Gleiche gilt für sehr sorgsame Brillenträger, deren Brillen oft viele Jahre ohne einen einzigen Kratzer überstehen. Hier ist das Risiko eines Schadens so gering, dass die Prämienzahlungen über die Jahre wahrscheinlich teurer sind als ein seltener Ersatz aus eigener Tasche.

Am Ende ist es eine Wette auf die eigene Zukunft. Eine Wette, bei der der Einsatz gering ist, der mögliche Gewinn im Schadensfall aber beträchtlich. Man kauft sich vor allem ein Stück Gelassenheit im Umgang mit einem wertvollen und wichtigen Alltagsgegenstand.

Quellen

  1. fielmann.de: Die Brillenversicherung von Fielmann (abgerufen am 19.07.2025)
  2. hansemerkur.de: Brillenversicherung – Fielmann – Nulltarif-Versicherung (abgerufen am 19.07.2025)
  3. arag.de: Brillenversicherung mit bis zu 100 % Kostenerstattung – ARAG (abgerufen am 19.07.2025)

FAQs zum Thema Brillenversicherung

Gilt die Versicherung auch für meine Sonnenbrille oder eine Zweitbrille?

In der Regel ist eine Versicherung, die du direkt beim Optiker abschließt, an eine ganz bestimmte, neu gekaufte Brille gebunden. Möchtest du also auch deine Sonnenbrille mit Sehstärke oder eine Zweitbrille versichern, benötigst du dafür meist einen separaten Vertrag. Etwas flexibler sind hier Tarife von reinen Versicherern, die dir ein Budget für Sehhilfen zur Verfügung stellen, das du freier einsetzen kannst.

Was passiert, wenn meine Brille im Urlaub im Ausland kaputtgeht?

Das solltest du unbedingt vorab in deinem Vertrag prüfen. Bei Versicherungen, die an eine Optikerkette gebunden sind, musst du für die Reparatur oder den Ersatz normalerweise eine Filiale dieses Optikers aufsuchen. Das kann im Ausland unmöglich sein. Unabhängige Zusatzversicherungen erstatten dir die Kosten oft weltweit gegen Vorlage einer Rechnung. Bist du viel auf Reisen, ist das ein entscheidender Vorteil.

Kann ich eine Versicherung auch nachträglich für meine bereits vorhandene Brille abschließen?

Das ist leider nur sehr selten möglich. Die meisten Angebote, insbesondere die der großen Optikerketten, sind direkt an den Neukauf einer Brille gekoppelt. Sie dienen als sofortiger Anreiz und können nicht für eine Brille abgeschlossen werden, die du bereits seit Längerem besitzt. Die Versicherung schützt also in der Regel nur das neu erworbene Produkt.

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