Es ist diese eine, fiese Art von Schmerz, die dich ansatzlos aus dem Tiefschlaf reißt. Ein Ziehen, ein Verhärten, ein Gefühl, als würde sich deine Wade in einen Stein verwandeln. Muskelkrämpfe in der Nacht sind brutal und hinterlassen oft stundenlanges Unbehagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nächtliche Muskelkrämpfe sind schmerzhaft, meist harmlos und treten oft im mittleren und höheren Alter auf.
- Akuter Krampf erfordert Dehnung des betroffenen Muskels, z. B. durch Ziehen der Zehen Richtung Körper.
- Elektrolythaushalt mit Magnesium, Kalium und Kalzium spielt eine entscheidende Rolle bei Krampfanfälligkeit.
- Vorbeugung durch Dehnungsroutinen, kontrollierte Flüssigkeitszufuhr und ausgewogene Ernährung mit elektrolytreichen Lebensmitteln.
- Lifestyle-Faktoren wie Sitzhaltung, Schuhwerk und Trainingsintensität beeinflussen Muskelgesundheit maßgeblich.
Mitten in der Nacht: Der Schmerz, der dich aus dem Schlaf reißt
3:17 Uhr. Stockdunkel im Schlafzimmer, nur das leise Schnarchen meines Hundes ist zu hören, der es sich mal wieder auf seinem Kissen am Fußende bequem gemacht hat. Ich drehe mich auf die andere Seite, strecke unbewusst das Bein aus und dann ist er da, dieser blitzartige, stechende Schmerz in der rechten Wade. Völlig unvorbereitet zieht sich der Muskel zusammen, hart wie Beton. Jeder, der das schon einmal erlebt hat, kennt diesen Moment, in dem man reflexartig aufschreit, das Bein anwinkelt und versucht, den Muskel irgendwie zur Vernunft zu bringen. Fünf Minuten später ist der Spuk meist vorbei, aber der dumpfe Schmerz bleibt und an Schlaf ist erstmal nicht mehr zu denken. Das Problem dabei ist nicht nur der akute Schmerz, sondern auch die Angst davor, dass es gleich wieder passiert. Und natürlich die Frage, die einem dann durch den Kopf geistert: Warum passiert das immer dann, wenn der Körper eigentlich zur Ruhe kommen sollte?
Nächtliche Muskelkrämpfe sind kein seltenes Phänomen. Studien und Umfragen deuten darauf hin, dass sehr viele Erwachsene, besonders im mittleren und höheren Alter, regelmäßig davon betroffen sind.[1] Oft werden sie als gutartige Beinkrämpfe abgetan, was zwar beruhigend klingt, den Schmerz aber nicht weniger real macht. Das Tückische ist, dass die Ursachen oft im Verborgenen liegen und eine Mischung aus Alltagsgewohnheiten, Ernährung und körperlicher Verfassung sind. Es ist also an der Zeit, dem nächtlichen Feind mal genauer auf den Zahn zu fühlen und herauszufinden, was wirklich dahintersteckt und welche Maßnahmen tatsächlich für ruhigere Nächte sorgen können.
Was sind nächtliche Muskelkrämpfe eigentlich? Ein kurzer Realitätscheck
Bevor wir uns in Lösungen stürzen, sollten wir kurz klären, was da in deinem Bein eigentlich passiert. Ein Muskelkrampf ist im Grunde eine plötzlich einsetzende, unfreiwillige und extrem starke Anspannung eines Muskels oder einer ganzen Muskelgruppe. Dein Nervensystem sendet fehlerhafte Signale, die den Muskel zur Kontraktion zwingen, ohne dass du das steuern kannst. Das Ergebnis ist ein harter, oft sichtbarer Muskelknoten und intensive Schmerzen. Meistens trifft es die Wadenmuskulatur, aber auch die Muskeln im Fuß oder in den Oberschenkeln können betroffen sein. Obwohl der Schmerz heftig ist, sind diese Krämpfe in den allermeisten Fällen harmlos und kein Zeichen für eine schlimme Krankheit. Sie werden deshalb auch als „gutartige Beinkrämpfe“ bezeichnet.[1]
Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Beschwerden. Das Restless-Legs-Syndrom zum Beispiel äußert sich eher durch einen unangenehmen Bewegungsdrang und Kribbeln in den Beinen, nicht durch einen akuten, krampfartigen Schmerz. Auch Schmerzen durch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit fühlen sich anders an, sie treten typischerweise bei Belastung wie Gehen auf und entstehen durch eine Mangeldurchblutung, nicht durch eine Muskelkontraktion.[1] Die typischen Muskelkrämpfe in der Nacht hingegen überfallen dich aus der Ruhe heraus und der Schmerz ist auf den betroffenen Muskel konzentriert. Sie dauern meist nur wenige Sekunden bis Minuten, können aber einen unangenehmen Muskelkater hinterlassen, der dich auch am nächsten Tag noch begleitet.
Die üblichen Verdächtigen: Warum du Krämpfe bekommst
Die genaue Ursache für nächtliche Muskelkrämpfe ist nicht immer eindeutig zu bestimmen, aber es gibt eine Reihe von Faktoren, die als Hauptauslöser gelten. Oft ist es ein Zusammenspiel mehrerer kleiner Defizite. Einer der bekanntesten Gründe ist ein gestörter Elektrolythaushalt. Wenn deinem Körper Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium oder Kalzium fehlen, kann die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln aus dem Takt geraten. Dies passiert besonders schnell, wenn du tagsüber stark geschwitzt hast, sei es beim Sport, bei der Gartenarbeit an einem heißen Tag oder weil du einfach zu wenig getrunken hast. Dehydration ist hier ein entscheidendes Stichwort, denn mit der Flüssigkeit verliert dein Körper auch wertvolle Elektrolyte.
Auch dein Lebensstil spielt eine enorme Rolle. Langes Sitzen im Büro, aber auch ungewohnte oder übermäßige körperliche Anstrengung können die Muskeln ermüden und anfälliger für Krämpfe machen. Eine verkürzte oder verspannte Wadenmuskulatur, die durch mangelndes Dehnen oder eine einseitige Belastung entsteht, ist ein weiterer häufiger Grund. Seltener können auch bestimmte Medikamente, wie beispielsweise einige Diuretika, oder Grunderkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion hinter den Krämpfen stecken. Sogar die Schwangerschaft kann durch den veränderten Mineralstoffbedarf und die Belastung des Körpers zu vermehrten Wadenkrämpfen führen.[1]
Soforthilfe bei akuten Muskelkrämpfen in der Nacht
Wenn der Krampf dich aus dem Schlaf gerissen hat, brauchst du eine schnelle und effektive Lösung. Panik hilft nicht, auch wenn der Schmerz dich dazu verleitet. Das Wichtigste ist, den verkrampften Muskel gezielt zu dehnen, um die Dauerkontraktion zu unterbrechen. Die folgenden Schritte haben sich in der Praxis bewährt:
- Setz dich im Bett auf und strecke das betroffene Bein gerade aus. Greife jetzt mit deiner Hand nach den Zehen und ziehe sie sanft in Richtung deines Körpers, bis du eine deutliche Dehnung in der Wade spürst. Halte diese Position für etwa 20 bis 30 Sekunden.
- Wenn du die Zehen nicht erreichst, kannst du auch ein Handtuch oder einen Gürtel um den Fußballen legen und damit den Fuß zu dir heranziehen. Das Prinzip ist das gleiche: Der Wadenmuskel wird in die Länge gezogen, was die Verkrampfung löst.
- Steh vorsichtig auf und belaste das Bein. Ein paar Schritte durchs Zimmer können ebenfalls helfen, die Muskulatur zu lockern und die Durchblutung anzuregen. Manchmal reicht es schon, das Gewicht auf den betroffenen Fuß zu verlagern.
- Massiere die verhärtete Stelle in der Wade mit sanftem Druck. Du kannst mit den Daumen oder der flachen Hand kreisende Bewegungen ausführen. Das lockert das Gewebe zusätzlich und kann den restlichen Schmerz lindern.
- Eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen kann nach der akuten Dehnung Wunder wirken. Die Wärme fördert die Durchblutung und hilft dem Muskel, sich vollständig zu entspannen. Lege das Kissen für etwa 10 bis 15 Minuten auf die Wade.
Diese Maßnahmen unterbrechen den akuten Krampf und sorgen für schnelle Linderung. Sie bekämpfen aber nicht die Ursache. Wenn du den nächtlichen Störenfried dauerhaft loswerden willst, musst du tiefer ansetzen und deine Gewohnheiten unter die Lupe nehmen. Denn die beste Strategie gegen Muskelkrämpfe in der Nacht ist immer noch die Vorbeugung.
Magnesium: Wundermittel oder überschätzter Klassiker?
Spricht man über Muskelkrämpfe, fällt unweigerlich das Wort Magnesium. Es gilt als das Allheilmittel und wird oft als erstes empfohlen. Und tatsächlich ist Magnesium ein entscheidender Mineralstoff für die Muskelfunktion. Es wirkt wie ein natürlicher Gegenspieler von Kalzium, das für die Anspannung der Muskeln zuständig ist. Magnesium sorgt für die Entspannung. Fehlt es, kann das Gleichgewicht gestört sein und die Muskeln neigen zu Krämpfen.[3] Ein echter Magnesiummangel ist also eine plausible Ursache, besonders bei Sportlern, Schwangeren oder Menschen, die stark schwitzen. Eine Supplementierung kann in diesen Fällen absolut sinnvoll sein.
Allerdings ist Magnesium kein Wundermittel, das bei jedem wirkt. Wenn deine Krämpfe andere Ursachen haben, zum Beispiel eine verkürzte Muskulatur oder eine Dehydration ohne spezifischen Magnesiummangel, wird die Einnahme von Magnesiumtabletten wenig bis gar nichts bringen. Viele Studien zeigen, dass die Wirksamkeit bei gutartigen nächtlichen Beinkrämpfen ohne nachgewiesenen Mangel eher gering ist.[1] Bevor du also zu Nahrungsergänzungsmitteln greifst, lohnt sich ein Blick auf deine Ernährung. Oft lässt sich der Bedarf schon mit den richtigen Lebensmitteln decken. Hier eine kleine Übersicht:
| Lebensmittel | Warum es bei Muskelkrämpfen helfen kann |
|---|---|
| Kürbiskerne und Sonnenblumenkerne | Sie sind wahre Magnesiumbomben und liefern zusätzlich gesunde Fette und Proteine. Ideal als Snack zwischendurch. |
| Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken) | Sie versorgen dich nicht nur mit Magnesium, sondern auch mit komplexen Kohlenhydraten für langanhaltende Energie. |
| Bananen | Ein Klassiker, der neben Magnesium auch viel Kalium enthält, ein weiteres wichtiges Elektrolyt für die Muskelfunktion. |
| Dunkle Schokolade (ab 70 % Kakao) | Ein Genuss mit positivem Nebeneffekt: Kakao ist eine ausgezeichnete Quelle für Magnesium und Antioxidantien. |
| Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen) | Sie sind reich an Magnesium, Kalium und Ballaststoffen, was sie zu einem Kraftpaket für deine Muskeln und deine Verdauung macht. |
Wenn du den Verdacht hast, dass ein Mangel vorliegt, sprich am besten mit deinem Arzt. Ein Bluttest kann Klarheit schaffen und dann kann eine gezielte Supplementierung auch wirklich helfen. Blindlings hohe Dosen Magnesium einzunehmen ist hingegen nicht immer die beste Strategie.
Dein Schuhwerk als heimlicher Auslöser
Manchmal liegt die Ursache für nächtliche Wadenkrämpfe nicht im Inneren deines Körpers, sondern an deinen Füßen. Unpassendes oder schlecht stützendes Schuhwerk kann über den Tag eine Fehlbelastung der Fuß- und Beinmuskulatur verursachen. Wenn du den ganzen Tag in Schuhen mit schlechtem Fußbett oder zu hohen Absätzen unterwegs bist, kann das die Wadenmuskulatur permanent unter Spannung setzen und verkürzen. Nachts, wenn die Muskeln sich entspannen sollen, entlädt sich diese aufgestaute Anspannung dann in Form eines Krampfes. Achte daher auf gutes und bequemes Schuhwerk, besonders wenn du viel stehst oder gehst. Ein Wechsel der Schuhe über den Tag kann ebenfalls helfen, die Belastung zu variieren und die Muskeln zu entlasten.
Elektrolyte im Fokus: Mehr als nur Magnesium
Während Magnesium die meiste Aufmerksamkeit bekommt, sind auch andere Elektrolyte für eine reibungslose Muskelfunktion unerlässlich. Kalium und Kalzium spielen hier eine ebenso wichtige Rolle. Kalium ist, vereinfacht gesagt, für die Steuerung der Muskel- und Nervenaktivität mitverantwortlich. Ein Mangel kann die Erregbarkeit der Muskelzellen stören und so zu Krämpfen führen. Denk nur an einen heißen Sommertag, an dem du im Garten gearbeitet und viel geschwitzt hast. Dabei verlierst du nicht nur Wasser, sondern auch jede Menge Kalium. Wenn du diesen Verlust nicht ausgleichst, ist ein nächtlicher Wadenkrampf fast schon vorprogrammiert. Gute Kaliumquellen sind neben Bananen auch Aprikosen, Kartoffeln, Tomaten und Spinat.
Kalzium wiederum ist der direkte Gegenspieler von Magnesium. Es ist für die Kontraktion, also das Anspannen der Muskeln, verantwortlich. Ein Mangel an Kalzium im Blut kann zu einer Übererregbarkeit der Nerven führen, was sich ebenfalls in Muskelzuckungen und Krämpfen äußern kann. Eine ausreichende Versorgung ist also wichtig, um das empfindliche Gleichgewicht zu wahren. Milchprodukte, grünes Gemüse wie Brokkoli oder Grünkohl sowie kalziumreiches Mineralwasser sind hier deine besten Verbündeten. Es geht also nicht darum, einen einzelnen Mineralstoff zu isolieren, sondern um ein harmonisches Zusammenspiel aller wichtigen Elektrolyte in deinem Körper.
Vorbeugung ist alles: Deine Strategie gegen Muskelkrämpfe in der Nacht
Die beste Methode, um Muskelkrämpfe in der Nacht zu verhindern, ist eine aktive und konsequente Vorbeugung. Akute Maßnahmen sind gut, aber ein paar dauerhafte Anpassungen im Alltag sind deutlich effektiver. Hier sind die wichtigsten Stellschrauben, an denen du drehen kannst:
- Führe eine feste Dehnungsroutine vor dem Schlafengehen ein. Schon wenige Minuten gezieltes Dehnen der Waden- und Oberschenkelmuskulatur können die Muskeln flexibler machen und nächtlichen Krämpfen vorbeugen. Die klassische Läuferdehnung an der Wand ist hierfür ideal.[1]
- Achte auf eine ausreichende und gleichmäßige Flüssigkeitszufuhr über den ganzen Tag verteilt. Du solltest mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee trinken, bei Hitze oder Sport entsprechend mehr. So verhinderst du Dehydration und den damit verbundenen Elektrolytverlust.
- Integriere magnesium- und kaliumreiche Lebensmittel fest in deinen Speiseplan. Nüsse, Kerne, Vollkornprodukte, Bananen und grünes Gemüse sollten regelmäßig auf deinem Teller landen, um deine Speicher auf natürliche Weise gefüllt zu halten.
- Vermeide übermäßigen Konsum von Koffein und Alkohol, besonders am Abend. Beide Substanzen können entwässernd wirken und den Elektrolythaushalt negativ beeinflussen.[1] Ein Glas Wasser zum Kaffee oder Wein ist immer eine gute Idee.
- Sorge für regelmäßige, aber moderate Bewegung. Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen halten deine Muskulatur geschmeidig und fördern die Durchblutung. Vermeide es aber, dich direkt vor dem Schlafen intensiv auszupowern.
Wann du mit Muskelkrämpfen zum Arzt gehen solltest
Obwohl die meisten nächtlichen Muskelkrämpfe harmlos sind, können sie in seltenen Fällen auch ein Symptom für eine zugrunde liegende Erkrankung sein. Deshalb ist es wichtig, auf bestimmte Warnsignale zu achten und im Zweifel einen Arzt zu konsultieren. Wenn die Krämpfe nicht nur in den Beinen, sondern auch in den Armen, am Rumpf oder an anderen Körperstellen auftreten, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Das Gleiche gilt, wenn die Krämpfe von Muskelzucken oder einer spürbaren Muskelschwäche begleitet werden.[1] Diese Symptome könnten auf eine Störung des Nervensystems oder eine hormonelle Dysbalance hindeuten.
Du solltest ebenfalls einen Arzt aufsuchen, wenn die Krämpfe extrem häufig und schmerzhaft sind, deinen Schlaf massiv stören und sich durch die üblichen Maßnahmen wie Dehnen und eine verbesserte Flüssigkeitszufuhr überhaupt nicht bessern. Auch wenn du zusätzlich Symptome wie Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Beinen bemerkst, ist eine medizinische Abklärung ratsam. Der Arzt kann durch eine gezielte Befragung und eventuell eine Blutuntersuchung feststellen, ob ein Mineralstoffmangel oder eine andere Ursache vorliegt. So gehst du auf Nummer sicher und kannst eine ernsthafte Erkrankung ausschließen oder frühzeitig behandeln lassen.[1]
Der Einfluss von Training und Alltag auf deine Muskeln
Unser moderner Alltag ist oft von Extremen geprägt, die sich direkt auf unsere Muskelgesundheit auswirken. Da ist zum einen der klassische Bürojob: acht Stunden am Schreibtisch, die Beine meist im gleichen Winkel, die Muskulatur wird kaum gefordert. Das führt zu einer Verkürzung der Waden- und Oberschenkelmuskulatur. Der Körper gewöhnt sich an diese Haltung. Wenn du dich dann abends ins Bett legst und die Muskeln sich entspannen sollen, sind sie oft so verspannt, dass es zu Krämpfen kommen kann. Regelmäßige Bewegungspausen während der Arbeit, bei denen du aufstehst, dich streckst und ein paar Schritte gehst, können hier schon einen großen Unterschied machen.
Das andere Extrem ist die plötzliche Überlastung. Neulich habe ich nach einer längeren Pause wieder mit dem Laufen angefangen und es direkt etwas übertrieben. Die Quittung kam prompt in der folgenden Nacht in Form eines fiesen Krampfes im Oberschenkel. Ungewohnte oder zu intensive Belastung führt zu winzigen Rissen in den Muskelfasern und einer Ansammlung von Stoffwechselprodukten, was die Krampfneigung erhöht. Wichtig ist daher, das Training langsam zu steigern und den Muskeln Zeit zur Regeneration zu geben. Ein leichtes Cool-down mit Dehnübungen nach dem Sport ist keine verlorene Zeit, sondern eine wichtige Investition in schmerzfreie Nächte.
Lifestyle-Fallen: Kleine Gewohnheiten mit großer Wirkung
Oft sind es die unbewussten Kleinigkeiten in unserem Alltag, die das Fass zum Überlaufen bringen und die Bühne für nächtliche Muskelkrämpfe bereiten. Nimm zum Beispiel das ständige Sitzen mit überschlagenen Beinen. Das sieht vielleicht elegant aus, kann aber die Blutzirkulation in den Beinen behindern und einseitigen Druck auf die Muskeln ausüben. Über Stunden hinweg summiert sich das und kann zu Verspannungen führen. Versuche, deine Sitzposition regelmäßig zu ändern und beide Füße flach auf dem Boden zu halten. Das entlastet nicht nur deine Beine, sondern ist auch besser für deinen Rücken.
Auch die Wahl deiner Kleidung kann eine Rolle spielen. Zu enge Hosen oder Socken mit einem straffen Gummibund können die Blutzufuhr zu den Muskeln ebenfalls einschränken. Achte auf bequeme Kleidung, die dir genügend Bewegungsfreiheit lässt. Ein weiterer Punkt ist die Temperatur im Schlafzimmer. Ein zu kalter Raum kann dazu führen, dass sich die Muskulatur unwillkürlich zusammenzieht. Eine angenehme Schlaftemperatur um die 18 Grad Celsius wird von den meisten als ideal empfunden und hilft dem Körper, sich zu entspannen.[2] Es sind diese kleinen, aber konsequent umgesetzten Anpassungen, die in der Summe oft den größten Effekt haben.
Die Rolle der Hydrierung: Warum Wasser dein bester Freund ist
Wir haben es schon mehrfach angesprochen, aber das Thema ist so fundamental, dass es einen eigenen Abschnitt verdient. Dein Körper besteht zu einem großen Teil aus Wasser, und deine Muskeln sind da keine Ausnahme. Flüssigkeit ist das Transportmittel für Nährstoffe und Elektrolyte zu den Muskelzellen und für den Abtransport von Stoffwechselabfällen. Wenn du dehydriert bist, wird dein Blut dicker, die Zirkulation verlangsamt sich und die Versorgung der Muskeln ist nicht mehr optimal. Das macht sie anfälliger für Reizungen und Krämpfe. Stell dir einen Motor vor, der mit zu wenig Öl läuft, er wird heiß und funktioniert nicht richtig, genau das passiert bildlich gesprochen auch in deinen Muskeln.
Das Problem ist, dass viele von uns erst dann trinken, wenn sie Durst verspüren. Durst ist aber bereits ein Zeichen dafür, dass ein Flüssigkeitsdefizit besteht. Besser ist es, proaktiv und regelmäßig über den Tag verteilt zu trinken. Eine gute Faustregel ist, alle ein bis zwei Stunden ein Glas Wasser zu sich zu nehmen. Wenn du Schwierigkeiten hast, daran zu denken, kann eine wiederverwendbare Wasserflasche auf dem Schreibtisch oder eine simple Erinnerungs-App auf dem Smartphone helfen. Es geht nicht darum, sich literweise Wasser auf einmal einzuflößen, sondern um eine kontinuierliche und stetige Zufuhr. So stellst du sicher, dass dein System immer gut geschmiert ist und deine Muskeln optimal arbeiten können, auch nachts.
Fazit: Dein persönlicher Fahrplan für ruhigere Nächte
Muskelkrämpfe in der Nacht sind schmerzhaft und nervenaufreibend, aber du bist ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Anstatt auf eine magische Pille zu hoffen, liegt der Schlüssel in einem bewussten Umgang mit deinem Körper und deinen Gewohnheiten. Der effektivste Ansatz ist eine Kombination aus mehreren Faktoren. Sorge für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr über den Tag, integriere elektrolytreiche Lebensmittel wie Nüsse, Bananen und grünes Gemüse in deine Ernährung und etabliere eine kurze, aber konsequente Dehnungsroutine für deine Waden, bevor du ins Bett gehst. Diese drei Säulen, Trinken, Ernährung und Dehnung, bilden die Basis für entspannte Muskeln.
Analysiere zusätzlich deinen Alltag: Sitzt du zu viel? Ist dein Training zu einseitig oder zu intensiv? Trägst du vielleicht das falsche Schuhwerk? Oft sind es kleine Korrekturen, die eine große Wirkung entfalten. Sei geduldig mit dir selbst, denn es kann eine Weile dauern, bis sich die positiven Effekte bemerkbar machen. Wenn die Krämpfe aber trotz aller Bemühungen anhalten oder von anderen Symptomen begleitet werden, ist der Gang zum Arzt der richtige Schritt, um auf Nummer sicher zu gehen. Mit diesem pragmatischen Ansatz hast du die besten Chancen, die nächtlichen Schmerzattacken in den Griff zu bekommen und endlich wieder ruhig durchschlafen zu können.
Quellen
- msdmanuals.com Muskelkrämpfe – Störungen der Hirn-, Rückenmarks- und Nervenfunktion – MSD Manual Ausgabe für Patienten (abgerufen am 21.10.2025)
- tk.de Schlafstörungen – wenn die Nacht zum Albtraum wird (abgerufen am 21.10.2025)
- zentrum-der-gesundheit.de Neun Tipps zum Einschlafen (abgerufen am 21.10.2025)
FAQs zum Thema Muskelkrämpfe in der Nacht
Kann meine Schlafposition nächtliche Wadenkrämpfe auslösen?
Ja, tatsächlich kann deine Schlafposition eine Rolle spielen. Wenn du zum Beispiel auf dem Bauch schläfst, sind deine Füße oft nach unten gestreckt (in einer „Spitzfuß“-Position), was die Wadenmuskulatur verkürzt und anfälliger für Krämpfe macht. Das Gleiche kann passieren, wenn eine schwere Bettdecke deine Füße nach unten drückt. Versuche daher, auf dem Rücken oder der Seite zu schlafen und die Bettdecke am Fußende locker zu lassen, damit deine Füße in einer neutralen Position bleiben können.
Warum treten Muskelkrämpfe im Alter häufiger auf?
Das hat mehrere Gründe, die oft zusammenspielen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Nervenzellen (Motorneuronen), die die Muskeln steuern, auf natürliche Weise ab. Die verbleibenden Nerven müssen mehr leisten und können dadurch übererregbar werden, was Krämpfe begünstigt. Zusätzlich verkürzen sich die Sehnen und werden weniger elastisch, was die Spannung auf die angeschlossene Muskulatur erhöht und sie ebenfalls reizbarer macht.
Hilft Gurkenwasser wirklich gegen einen akuten Krampf?
Auch wenn es seltsam klingt: Ja, ein kleiner Schluck Gurkenwasser kann bei einem akuten Krampf erstaunlich schnell helfen. Neueste Forschungen deuten darauf hin, dass es aber nicht an den Elektrolyten im Wasser liegt. Vielmehr löst der saure Geschmack der Essigsäure einen Nervenreflex im Rachen aus, der dem Gehirn signalisiert, die überaktiven Nervensignale an den verkrampften Muskel zu stoppen. Der Krampf kann sich so oft innerhalb von ein bis zwei Minuten lösen.

