In der hintersten Ecke meiner Werkstattschublade, zwischen alten Holzdübeln und einem vergessenen Schraubendreher, liegt fast immer ein Stück Kernseife. Es duftet nach nichts außer Sauberkeit und einer gewissen Beständigkeit. Lange habe ich diesen blassen, harten Block kaum beachtet, bis mir klar wurde, wie vielseitig dieses simple Stück eigentlich ist. Die Frage, Kernseife wofür genau man sie heute noch verwenden kann, beschäftigt mich seither immer wieder, denn die Antworten gehen weit über das bloße Händewaschen hinaus.
Was ist Kernseife eigentlich?
Kernseife ist im Grunde die puristische Urform der Seife. Ihre Herstellung, das Sieden von Fetten mit Natronlauge, ist ein jahrhundertealtes Verfahren. Der entscheidende Schritt ist das sogenannte „Aussalzen“: Durch die Zugabe von Kochsalz trennt sich der Seifenkern von den restlichen Bestandteilen wie Glycerin, überschüssiger Lauge und anderen Stoffen. Übrig bleibt eine sehr reine Seife mit einem hohen Anteil an Fettsäuren, meist zwischen 72 und 75 Prozent. Sie ist frei von Parfüm, Farbstoffen und vor allem von rückfettenden Substanzen. Genau diese Eigenschaft – ihre pure, entfettende Reinigungskraft – macht sie für so viele Aufgaben im Haushalt und darüber hinaus so nützlich.
Kernseife im Haushalt – weit mehr als nur saubere Hände
Bei mir zu Hause hat Kernseife ihren festen Platz im Putzschrank, und zwar selten am Stück. Meistens verarbeite ich sie weiter zu anderen Helfern. Ihre Fähigkeit, Fett und Schmutz kompromisslos zu lösen, ist eine Eigenschaft, die viele moderne Reiniger gar nicht mehr in dieser Form besitzen. Statt Dutzender verschiedener Flaschen für jeden Zweck habe ich oft nur eine Basis, die ich je nach Bedarf anpasse. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt und meine Nerven, wenn ich nicht vor einem überfüllten Regal stehe.
Die eigene Schmierseife herstellen
Fertige Schmierseife ist gut, aber selbstgemachte aus Kernseife ist oft noch besser, weil ich genau weiß, was drin ist. Ich nutze sie für fast alles, vom Wischen der Holzdielen bis zur Reinigung der Terrassenmöbel. Die Herstellung ist unkompliziert. Du brauchst dafür nur eine Küchenreibe, einen Topf und einen Schneebesen. So geht’s:
- Raspel etwa 30 bis 40 Gramm Kernseife in feine Flocken. Je feiner die Flocken sind, desto schneller lösen sie sich später auf.
- Gib die Seifenflocken zusammen mit einem Liter heißem, aber nicht kochendem Wasser in einen Topf. Die Hitze hilft beim Auflösen, kochen sollte es aber nicht.
- Rühre die Mischung mit einem Schneebesen so lange, bis sich alle Flocken vollständig aufgelöst haben. Das kann ein paar Minuten dauern.
- Lass die Flüssigkeit abkühlen. Dabei geliert sie zu einer milchigen, leicht dickflüssigen Schmierseife. Dieser Prozess kann bis zu einem Tag dauern, also hab etwas Geduld.
- Fülle die fertige Seife in eine Flasche oder ein Schraubglas. Für einen Eimer Wischwasser genügen dann schon ein bis zwei Esslöffel davon.
Diese selbstgemachte Seife ist ein wahres Arbeitstier. Ich gebe manchmal noch ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzu, zum Beispiel Zitrone für die Küche oder Lavendel für die Böden, aber pur ist sie genauso wirksam.
Pinselreinigung für Künstler und Heimwerker
Ich male und bastle viel, oft auch mit meinen Kindern. Danach sehen die Pinsel meistens katastrophal aus. Acrylfarbe, Lacke oder auch nur angetrocknete Wasserfarben können Borsten ruinieren. Früher habe ich teure Pinselreiniger gekauft, bis ich merkte, dass Kernseife das oft genauso gut, wenn nicht sogar schonender erledigt. Ich feuchte das Seifenstück einfach an und streiche mit dem Pinsel so lange darüber, bis es ordentlich schäumt. Den Schaum arbeite ich dann sanft in die Borsten ein und spüle ihn unter lauwarmem Wasser aus. Das wiederhole ich, bis das Wasser klar bleibt. Die stark entfettende Wirkung löst selbst hartnäckige Farbreste aus den Pinselhaaren, ohne die Borsten chemisch anzugreifen. Anschließend forme ich den Pinselkopf vorsichtig und lasse ihn liegend trocknen.
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Eine überraschende Seite: Kernseife für Garten und Pflanzen
Die größte Überraschung war für mich die Anwendung im Garten. Eine ganz andere Antwort auf die Frage, Kernseife wofür man sie braucht, finde ich zwischen meinen Rosenstöcken und Gemüsebeeten. Es ist Ende Juli, und die Blattläuse feiern auf vielen Pflanzen eine Party. Chemie möchte ich in meinem Garten aber auf keinen Fall einsetzen, vor allem nicht im Gemüsegarten. Eine milde Lauge aus Kernseife ist hier eine großartige Alternative, die Nützlinge wie Bienen und Marienkäfer weitgehend in Ruhe lässt, den Läusen aber gar nicht gefällt.
Sanfte Hilfe gegen Blattläuse
Für ein einfaches Spritzmittel löse ich etwa 15 Gramm geraspelte Kernseife in einem Liter warmem Wasser auf. Die Lösung fülle ich in eine Sprühflasche und besprühe die befallenen Pflanzenteile damit gründlich von allen Seiten. Wichtig ist, auch die Blattunterseiten zu erwischen. Die Seifenlauge zerstört die schützende Wachsschicht der Läuse, sodass sie austrocknen. Man sollte die Behandlung an einem bewölkten Tag oder am Abend durchführen, damit die Blätter in der Sonne keinen Schaden nehmen. Bei starkem Befall wiederhole ich das nach ein paar Tagen. Es ist eine sehr sanfte Methode, die bei mir bisher immer gut funktioniert hat.
Immer zuerst testen
Nicht jede Pflanze reagiert gleich. Sprühe die Seifenlösung zunächst nur auf ein einzelnes Blatt und warte einen Tag ab. Wenn du keine Verfärbungen oder Schäden siehst, kannst du die ganze Pflanze behandeln. Bei sehr weichblättrigen Gewächsen wie Gurken oder Zucchini bin ich besonders vorsichtig.
Gartengeräte pflegen und schützen
Nach der Gartenarbeit sehen Spaten, Harke und Gartenschere oft schlimm aus. Erd- und Pflanzenreste, die daran haften bleiben, binden Feuchtigkeit und fördern Rost. Außerdem können sich so Pflanzenkrankheiten verbreiten. Ich reinige meine Werkzeuge nach Gebrauch mit einer Bürste und einer kräftigen Kernseifenlauge. Das entfernt nicht nur den Schmutz, sondern auch fettige oder harzige Rückstände. Nach dem Trocknen reibe ich die Metallteile mit etwas Öl ein. So bleiben meine Werkzeuge lange scharf und rostfrei, und ich schleppe keine Krankheitserreger von einem Beet zum nächsten.
Kernseife wofür sie in der Werkstatt und für Hobbys nützlich ist
Auch außerhalb von Haus und Garten gibt es verblüffende Einsatzgebiete. In der Werkstatt meines Mannes oder bei meinen eigenen kleinen Holzprojekten kommt das unscheinbare Seifenstück immer wieder zum Einsatz. Es sind diese kleinen, alten Tricks von früher, die oft die elegantesten Lösungen für alltägliche Probleme bieten. Manchmal fühlt es sich an, als würde man ein fast vergessenes Wissen wiederentdecken.
Als Gleitmittel für Holzschubladen und Schrauben
Alte Holzkommoden haben oft klemmende Schubladen. Der Grund ist meist die Reibung von Holz auf Holz. Anstatt zu schleifen oder zu ölen, was Flecken hinterlassen kann, nehme ich einfach ein trockenes Stück Kernseife. Damit reibe ich kräftig über die Laufflächen der Schublade und die Innenseiten des Korpus. Die Seife wirkt wie ein Trockenschmiermittel, die Schublade gleitet danach wieder sanft und leise. Dasselbe Prinzip funktioniert bei Holztüren, die quietschen, oder bei Schrauben, die sich nur schwer in hartes Holz drehen lassen. Reibt man das Gewinde der Schraube kurz über die Seife, geht es deutlich leichter.
Filzen mit Kernseife – ein kreatives Hobby
Eine meiner liebsten kreativen Tätigkeiten ist das Nassfilzen. Dabei werden lose Wollfasern nur durch Wasser, Seife und Bewegung zu einem festen Stoff verbunden. Kernseife ist dafür ideal. Ihre Lauge sorgt dafür, dass sich die Schuppenschicht der Wollhaare aufstellt und sich die Fasern miteinander verhaken können. Ich löse einfach ein paar Seifenflocken in warmem Wasser auf, tauche meine Hände hinein und beginne, die ausgelegte Wolle sanft zu reiben und zu walken. Der Prozess ist fast meditativ. Am Ende entstehen daraus kleine Figuren, Bälle oder sogar Taschen. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein einfaches Reinigungsmittel die Basis für ein kreatives Handwerk sein kann.
Körperpflege mit Kernseife? Ein ehrlicher Blick
Disclaimer
Kernseife hat eine stark entfettende Wirkung. Für die tägliche, großflächige Anwendung auf der Haut, insbesondere bei trockener oder empfindlicher Haut, ist sie daher in der Regel nicht geeignet. Sie kann den natürlichen Säureschutzmantel der Haut stören.
Das Thema Hautpflege mit Kernseife wird oft diskutiert. Wegen ihrer puren Zusammensetzung wird sie manchmal als „natürliche“ Alternative beworben. Ich sehe das etwas differenzierter. Für die normale Hautpflege ist sie mir persönlich zu aggressiv. Sie entzieht der Haut sehr viel Fett, was sie trocken und spröde machen kann. Es gibt aber Ausnahmen, bei denen ich sie gezielt einsetze. Bei sehr fettiger Haut oder Akne kann sie helfen, die Poren tiefenrein zu bekommen. Hier gilt aber: weniger ist oft mehr. Einmal pro Woche als Gesichtsreinigung kann schon ausreichen.
Auch für die Haare ist sie mit Vorsicht zu genießen. Sie kann zwar Rückstände von Stylingprodukten restlos entfernen, hinterlässt das Haar aber oft stumpf und strohig. Eine anschließende Spülung mit einer „sauren Rinse“ (ein Schuss Essig oder Zitronensaft auf einen Liter Wasser) ist dann fast schon Pflicht, um die Haarstruktur wieder zu glätten. Für mich ist das keine Dauerlösung, aber für eine gelegentliche Tiefenreinigung kann es nützlich sein.
Darauf solltest du beim Kauf und der Anwendung achten
Kernseife ist nicht gleich Kernseife. Die meisten Produkte basieren auf tierischen Fetten (Talg), es gibt aber auch rein pflanzliche Varianten, zum Beispiel aus Oliven- oder Palmöl. Wenn du eine vegane Alternative suchst, solltest du auf die Zutatenliste achten. Olivenöl-Kernseife, oft auch als Marseiller Seife bekannt, ist meist etwas milder als die herkömmliche Variante. Ich bewahre meine Seifenstücke immer an einem trockenen, luftigen Ort auf, damit sie hart bleiben und nicht matschig werden. Eine Seifenschale mit Ablauflöchern ist dafür perfekt.
Ein kleiner Trick für den Alltag: Um Seifenflocken herzustellen, ohne jedes Mal die ganze Küchenreibe schmutzig zu machen, nutze ich einen einfachen Sparschäler. Damit kann man hauchdünne Späne direkt vom Seifenstück abziehen. Das ist besonders praktisch, wenn man nur eine kleine Menge für eine Sprühlösung oder zum Vorbehandeln von Flecken benötigt.
Der Platz von Kernseife in einem modernen Zuhause
Für mich ist Kernseife mehr als nur ein Relikt aus Omas Zeiten. Sie ist ein Beweis dafür, dass die einfachsten Dinge oft die wirksamsten sind. In einer Welt voller hochspezialisierter Produkte mit langen Zutatenlisten und großen Versprechen ist sie ein Ruhepol: ehrlich, direkt und unglaublich vielseitig. Sie erfordert ein wenig mehr Handarbeit als das Aufdrehen einer Plastikflasche, aber genau das schätze ich an ihr. Sie lädt zum Ausprobieren und Selbermachen ein und zeigt, dass man mit wenigen, guten Grundzutaten einen ganzen Haushalt managen kann. Das unscheinbare Stück in meiner Werkstattschublade ist für mich daher kein Notbehelf, sondern eine bewusste Entscheidung für Einfachheit und Wirksamkeit.
FAQs zum Thema Kernseife wofür
Kann ich mit Kernseife auch hartnäckige Flecken aus meiner Kleidung entfernen?
Ja, absolut! Kernseife ist ein hervorragendes Mittel zur Fleckenvorbehandlung, besonders bei Fett-, Gras- oder Obstflecken. Befeuchte dafür einfach den Fleck und das Seifenstück mit Wasser und reibe die betroffene Stelle kräftig damit ein. Lass die Seife etwa 15 bis 30 Minuten einwirken, bevor du das Kleidungsstück wie gewohnt in der Waschmaschine wäschst. Ihre starke Reinigungskraft löst den Schmutz effektiv aus den Fasern.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kernseife und Gallseife?
Obwohl beide für ihre Reinigungskraft bekannt sind, unterscheiden sie sich in einem wichtigen Punkt. Kernseife ist eine reine, stark entfettende Seife auf Basis von Lauge und Fetten. Gallseife hingegen enthält zusätzlich Ochsengalle. Die in der Galle enthaltenen Salze und Enzyme wirken wie ein natürlicher Emulgator und sind besonders effektiv beim Lösen von Fett-, Eiweiß- und Farbstoffflecken. Man könnte also sagen: Kernseife ist der Allzweck-Kraftreiniger, während Gallseife der Spezialist für organische Flecken ist.
Eignet sich Kernseife auch, um mein eigenes Waschmittel herzustellen?
Auf jeden Fall, Kernseife ist eine sehr beliebte Basiszutat für selbstgemachtes Waschmittel in Pulver- oder Flüssigform. Geraspelt und oft mit Waschsoda und Natron vermischt, entfaltet sie ihre starke Reinigungswirkung. Bedenke jedoch, dass sie durch ihre entfettende Eigenschaft auf Dauer die Farben von Buntwäsche etwas ausbleichen kann. Daher eignet sich DIY-Waschmittel mit Kernseife besonders gut für unempfindliche helle Wäsche, Handtücher oder stark verschmutzte Arbeitskleidung.