Du sitzt abends auf dem Sofa, alles ist ruhig – und plötzlich rutscht dein Hund wieder mit dem Po über den Teppich. Kurz danach wird intensiv am Hinterteil geleckt, und der Geruch ist auch eher Kategorie „Fenster auf“. In vielen Fällen steckt dahinter kein „komischer Tick“, sondern ganz schlicht: die Analdrüsen. Das Thema ist nicht schön, aber wichtig. In diesem Ratgeber geht es darum, was die Analdrüsen überhaupt machen, welche Warnsignale du ernst nehmen solltest und wann der erste Weg zur Tierärztin oder zum Tierarzt führt – und nicht ins Badezimmer mit Latexhandschuh. Konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Ausdrücken findest du hier bewusst nicht. Das ist ein Eingriff am Körper deines Hundes und gehört in geschulte Hände.
Was Analdrüsen beim Hund eigentlich machen
Die Analdrüsen (genauer: Analbeutel) sind zwei kleine sackartige Hohlräume rechts und links neben dem After. In ihren Wänden sitzen Drüsen, die ein bräunliches, stark riechendes Sekret produzieren, das beim Kotabsatz normalerweise zusammen mit dem Kot nach außen abgegeben wird.[1] Für Hunde ist das eine Art Geruchsvisitenkarte – andere Hunde „lesen“ daraus, wer hier unterwegs war.
Solange der Kot eine vernünftige Konsistenz hat und die Ausführungsgänge frei sind, entleeren sich die Analbeutel ziemlich unauffällig von selbst. Problematisch wird es, wenn
- das Sekret eindickt und zäh wird,
- der Kot über längere Zeit zu weich ist,
- oder die Ausgänge verengt sind.
Dann staut sich das Sekret, die Drüsen werden übervoll, können spannen, schmerzen und sich letztlich entzünden. Tierärztliche Fachquellen beschreiben diesen Ablauf meist als Kette aus „Anschoppung“ (Stau), Reizung und anschließender Entzündung – im schlimmsten Fall bis hin zum Abszess mit eitrig-blutigem Ausfluss.[2]
Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR
Inhaltsverzeichnis
- Was Analdrüsen beim Hund eigentlich machen
- Typische Anzeichen, dass mit den Analdrüsen etwas nicht stimmt
- Analdrüsen sind nicht immer schuld
- Warum „einfach mal ausdrücken“ keine gute Idee ist
- Was in der Tierarztpraxis passiert
- Was du selbst tun kannst – ohne an den Drüsen herumzudrücken
- Alarmzeichen: Wann du sofort in die Praxis solltest
- Fazit: Analdrüsen im Blick behalten – ohne alles alleine lösen zu wollen
- FAQs zum Thema Analdrüsen beim Hund
Das Wichtigste in Kürze
- Analdrüsen beim Hund produzieren ein stark riechendes Sekret, das als "Geruchsvisitenkarte" dient.
- Volle oder entzündete Analdrüsen zeigen sich durch "Schlittenfahren", intensives Lecken oder fischigen Geruch.
- Symptome wie starke Schmerzen, Blut oder Eiter erfordern sofortigen Tierarztbesuch.
- Analdrüsenprobleme sind nicht immer selbst zu behandeln; fachliche Untersuchung wird empfohlen.
- Vorbeugend helfen passende Ernährung, Bewegung und Gewichtsmanagement.
Typische Anzeichen, dass mit den Analdrüsen etwas nicht stimmt
Dein Hund kann nicht sagen „da hinten brennt’s“, aber sein Verhalten sendet ziemlich klare Signale. Häufige Hinweise auf volle oder entzündete Analdrüsen sind zum Beispiel:
- „Schlittenfahren“ – rutschen mit dem Hinterteil über Boden oder Teppich,
- auffälliges, intensives Lecken oder Knabbern am Po,
- ein streng-fischiger Geruch aus der Hinterhand oder vom Hundekörbchen,
- Schmerzen beim Hinsetzen, beim Kotabsatz oder beim Abtasten der Region.
Einmaliges Rutschen kann harmlos sein – ein Grashalm, etwas Juckreiz, ein Flohbiss. Wenn du das Verhalten aber regelmäßig beobachtest, dein Hund Schmerzen zeigt oder du eine Schwellung neben dem After siehst, ist das ein deutliches Warnsignal. Dann ist es Zeit für einen Termin in der Tierarztpraxis – nicht für Experimente im Bad.
Analdrüsen sind nicht immer schuld
Wichtig ist auch: Nicht jedes Rutschen auf dem Po kommt automatisch von den Analdrüsen. Ähnliche Symptome können zum Beispiel auftreten, wenn
dein Hund einen starken Juckreiz durch Parasiten (z. B. Flöhe oder Würmer) hat, die Haut im Analbereich entzündet oder wund ist oder eine Allergie die Haut im hinteren Bereich reizt. In manchen Fällen steckt hinter „Po-Auffälligkeiten“ auch einfach nur Durchfall oder eine gereizte Haut, die unangenehm juckt.
Für dich bedeutet das: Du kannst einordnen, beobachten und beschreiben – aber die genaue Diagnose stellt am Ende die Tierärztin oder der Tierarzt. Gerade weil sich Ursachen überlagern können, hilft eine fachliche Untersuchung sehr dabei, nicht wochenlang das Falsche zu behandeln.
Dein kleiner Check vor dem Tierarztbesuch
Wenn du in der Praxis anrufst, hilft es enorm, wenn du ein paar Dinge schon beobachtet hast: Seit wann rutscht oder leckt dein Hund? Hat sich der Kot in letzter Zeit verändert (sehr weich, schleimig, häufig Durchfall)? Siehst du Rötungen, kleine Wunden oder eine Beule neben dem After? Und wirkt dein Hund ansonsten normal – oder eher ruhiger, lustloser, zurückgezogen? Je genauer du das schildern kannst, desto gezielter kann in der Praxis untersucht werden.
Warum „einfach mal ausdrücken“ keine gute Idee ist
Online findet man eine Menge Anleitungen, wie man die Analdrüsen „mal schnell“ selbst ausdrückt. Rein technisch klingt das simpel, der Realitätstest ist aber ein anderer: Du arbeitest in einem sehr empfindlichen Bereich, direkt an Schleimhaut, Nerven und Blutgefäßen. Und du siehst von außen oft nicht, ob die Drüsen nur überfüllt sind oder bereits entzündet, verkapselt oder sogar schon ein Abszess droht.
Tierärztliche Ratgeber weisen immer wieder darauf hin, dass verstopfte oder entzündete Analdrüsen in der Praxis ausgedrückt und – je nach Befund – gespült und mit Medikamenten behandelt werden sollten.[3] Wird zu hart oder an der falschen Stelle gedrückt, kann Sekret ins umgebende Gewebe gepresst werden. Das tut nicht nur weh, sondern kann die Entzündung verschlimmern.
Dazu kommt: Je unangenehmer der Versuch für deinen Hund ist, desto stärker wird er beim nächsten Mal dichtmachen. Im schlimmsten Fall hast du dann ein medizinisches Problem und ein Vertrauensproblem obendrauf.
Was in der Tierarztpraxis passiert
Ein Termin wegen Analdrüsen gehört für die meisten Praxen zum Alltag. Für deinen Hund ist das zwar unangenehm, aber meist schnell vorbei. Grob gesagt läuft es so ab:
Die Tierärztin oder der Tierarzt untersucht zunächst den Bereich rund um den After. Dabei wird geschaut, ob eine Schwellung, Verhärtung, Rötung oder ein Abszess vorliegt und wie schmerzhaft das Ganze ist. Bei einer einfachen Überfüllung können die Analbeutel mit wenigen Handgriffen entleert werden. Ist das Sekret sehr zäh oder bereits eingedickt, werden die Drüsen häufig zusätzlich gespült, damit alte Pfropfen gelöst werden können.[2]
Bei einer Analdrüsenentzündung kommen je nach Schweregrad entzündungshemmende Medikamente, lokal angewendete Präparate und – bei schweren Verläufen oder Fieber – auch systemische Antibiotika zum Einsatz.[3] In seltenen, chronischen Fällen, in denen die Probleme immer wiederkehren, kann langfristig auch über weitergehende Maßnahmen bis hin zur Entfernung der Analbeutel gesprochen werden. Das ist aber ein Schritt, der gut abgewogen wird.
Was du selbst tun kannst – ohne an den Drüsen herumzudrücken
Auch wenn die eigentliche Behandlung in die Tierarztpraxis gehört, kannst du einiges tun, um die Analdrüsen deines Hundes langfristig zu entlasten:
- Achte auf einen Kot, der weder extrem weich noch steinhart ist. Futter, das dein Hund gut verträgt, ist hier wichtiger als Marketingversprechen.
- Bewegung hilft der Verdauung. Ein Körper, der sich regelmäßig bewegt, hat in der Regel auch einen aktiveren Darm.
- Hab das Gewicht im Blick. Übergewicht begünstigt Analdrüsenprobleme, weil mehr Gewebe rund um den After sitzt.
- Schau bei der Fellpflege regelmäßig „hinten vorbei“: Rötungen, kleine Wunden oder Schwellungen früh zu sehen, kann deinem Hund viel Schmerz ersparen.
Wenn dein Hund immer wieder mit Analdrüsenproblemen auffällt, lohnt sich ein offenes Gespräch in der Praxis. Oft lässt sich ein individueller Plan entwickeln – zum Beispiel mit Futteranpassung, Gewichtsmanagement oder einem sinnvollen Kontrollrhythmus, der zu eurem Alltag passt.
Alarmzeichen: Wann du sofort in die Praxis solltest
Ein bisschen Po-Rutschen und gelegentlicher Geruch sind zwar unangenehm, aber nicht automatisch ein Notfall. Es gibt allerdings Situationen, in denen du nicht abwarten solltest:
- Dein Hund zeigt starke Schmerzen beim Hinsetzen oder beim Kotabsatz.
- Du siehst eine deutliche Schwellung oder eine harte Beule neben dem After.
- Es tritt Blut, Eiter oder eine dunkelrote Flüssigkeit aus einer Öffnung neben dem After aus.
- Zusätzlich zu den Analproblemen wirkt dein Hund matt, frisst schlecht oder hat Fieber.
In solchen Fällen gehört dein Hund schnellstmöglich in tierärztliche Behandlung. Je früher behandelt wird, desto kleiner ist in der Regel der Eingriff – und desto schneller habt ihr das Thema wieder vom Tisch.
Fazit: Analdrüsen im Blick behalten – ohne alles alleine lösen zu wollen
Analdrüsen gehören zur Hundehaltung einfach dazu, auch wenn man sich lieber mit Leckerli-Rezepten und neuen Spazierwegen beschäftigt. Die gute Nachricht: Viele Hunde haben nie Probleme damit. Und bei denen, die empfindlicher sind, hilft eine Mischung aus Beobachtung, passender Ernährung, Bewegung und rechtzeitigem Gang in die Tierarztpraxis.
Du musst kein Analdrüsen-Profi werden. Es reicht, wenn du die typischen Signale kennst, nicht monatelang hoffst, „dass es schon wieder weggeht“, und dir früh Hilfe holst. Je eher du reagierst, desto eher reicht oft eine einfache Entleerung und eine kurze Behandlung – statt wochenlanger Schmerzen für deinen Hund.
Wenn du unsicher bist, ob das Verhalten deines Hundes noch im Rahmen liegt, hilft ein kurzer Anruf in der Praxis: kurz erklären, was du beobachtest, und gemeinsam entscheiden, ob ihr kommen solltet. Das ist meistens der entspanntere Weg, als noch drei Wochen zuzuwarten und dann mit einem echten Notfall vor der Tür zu stehen.
Quellen
- Analbeutel beim Hund (Tierklinik Trillig, abgerufen am 24.11.2025)
- Analbeutelentzündung beim Hund (AniCura Wissensbank, abgerufen am 24.11.2025)
- Entzündete Analdrüsen beim Hund – Ursachen, Symptome, Behandlung (Tiermedizinportal, abgerufen am 24.11.2025)
FAQs zum Thema Analdrüsen beim Hund
Wie oft müssen Analdrüsen kontrolliert oder entleert werden?
Für viele Hunde lautet die ehrliche Antwort: gar nicht extra. Bei ihnen entleeren sich die Analdrüsen unauffällig mit jedem Kotabsatz. Andere sind empfindlicher und haben immer wieder Probleme. Einen festen Standardrhythmus gibt es deshalb nicht. Sinnvoll ist, bei regulären Tierarztterminen einmal nachfragen zu lassen, ob alles unauffällig ist – und bei ersten Auffälligkeiten nicht monatelang zu warten. Wie oft bei deinem Hund kontrolliert oder entleert werden sollte, entscheidet am Ende die Tierärztin oder der Tierarzt, der ihn kennt.
Kann ich die Analdrüsen meines Hundes selbst ausdrücken?
Theoretisch ja, praktisch ist das nicht ohne Risiko. Du siehst von außen nicht, ob die Drüsen nur übervoll sind oder ob schon eine Entzündung oder ein Abszess dahintersteckt. Falscher Druck kann Schmerzen verursachen und die Entzündung verschlimmern. Wenn überhaupt, sollte dir der Handgriff in der Tierarztpraxis gezeigt werden – zusammen mit klaren Grenzen, wann du es bleiben lässt und lieber direkt einen Termin machst. Viele Praxen raten inzwischen dazu, das Ausdrücken grundsätzlich dort zu lassen.
Was kostet eine Behandlung der Analdrüsen beim Tierarzt?
Das hängt vom Aufwand und von der Gebührenordnung der jeweiligen Praxis ab. Eine einfache Entleerung ohne Entzündung liegt meist im überschaubaren Bereich. Kommen Spülungen, Medikamente oder eine Behandlung unter Narkose dazu, wird es entsprechend teurer. Ganz grundsätzlich gilt: Eine frühzeitige, einfache Behandlung ist fast immer günstiger und schonender, als einen verschleppten Befund mit Abszess und starken Schmerzen zu behandeln.
Kommen Analdrüsenprobleme immer wieder?
Manche Hunde haben einmal Ärger mit den Analdrüsen und dann jahrelang Ruhe. Andere neigen dazu, regelmäßig mit vollen oder entzündeten Drüsen in der Praxis zu landen. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf Ernährung, Gewicht, Verdauung und mögliche Grunderkrankungen. In leichten Fällen reichen Futteranpassung, Gewichtsmanagement und gelegentliche Entleerungen. In schweren, chronischen Fällen können weitergehende Maßnahmen nötig werden – das wird dann individuell mit der Tierärztin oder dem Tierarzt besprochen.

