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Getreidefreies Hundefutter: Hund ist, was er frisst?

Die Regale in den Tierfachmärkten biegen sich unter der Last unzähliger Futtersäcke. Jeder verspricht das Beste für den Hund. Gerade das Thema getreidefreies Hundefutter sorgt dabei oft für hitzige Debatten und eine Menge Verwirrung bei vielen Haltern.

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Disclaimer

Die Ernährung deines Hundes hat großen Einfluss auf seine Gesundheit. Jede größere Futterumstellung sollte daher gut überlegt sein und idealerweise in Absprache mit einem Tierarzt oder einer spezialisierten Ernährungsberatung erfolgen.

Der Moment der Überforderung im Futter-Dschungel

Ich stand neulich wieder in dieser schier endlosen Gasse im Zoofachhandel. Links und rechts türmen sich die bunten Säcke. Auf jedem prangt ein anderer Slogan: „Mit frischem Lachs“, „Zurück zur Natur“, „Von Tierärzten entwickelt“. Und natürlich immer wieder, fast wie ein Gütesiegel: „Ohne Getreide“. Ich gebe zu, am Anfang meiner Hundehälter-Zeit hat mich das schlicht erschlagen. Man will ja alles richtig machen, seinem Vierbeiner nur das Beste geben. Aber was ist das Beste? Man greift dann zu dem, was am gesündesten wirkt oder was einem von anderen empfohlen wurde. Getreidefreies Hundefutter ist dabei so ein Dauerbrenner.

Das Ganze hat sich zu einer Art Glaubensfrage entwickelt. Für die einen ist es die einzig wahre Ernährungsform, für die anderen ein reiner Marketing-Gag. Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen und ist viel weniger aufregend, als die Werbung es uns glauben machen will. Es geht nämlich weniger um eine Ideologie und viel mehr um die individuellen Bedürfnisse des eigenen Hundes.

Was genau bedeutet „getreidefrei“ eigentlich?

Wenn auf einem Futtersack „getreidefrei“ steht, bedeutet das erst einmal nur, dass auf typische Getreidesorten wie Weizen, Mais, Reis, Gerste oder Hafer verzichtet wird. Das Futter ist deswegen aber nicht frei von Kohlenhydraten. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Um die Kroketten herzustellen und dem Hund Energie zu liefern, braucht es eine Stärkequelle. Anstelle von Getreide kommen dann alternative Zutaten zum Einsatz. Meistens sind das Kartoffeln, Süßkartoffeln, Erbsen, Linsen oder Kichererbsen.

Die Idee dahinter ist oft mit dem Bild des Wolfes verknüpft, dem wilden Vorfahren unserer Haushunde. Wölfe fressen schließlich auch kein Getreide. Doch dieser Vergleich hinkt ein wenig. Unsere Hunde haben sich über Jahrtausende an das Zusammenleben mit uns Menschen angepasst – und damit auch ihre Verdauung. Sie sind durchaus in der Lage, Stärke aus Getreide aufzuspalten und zu verwerten. Die meisten Hunde haben keinerlei Probleme mit Getreide im Futter, solange es von guter Qualität ist und nicht nur als billiger Füllstoff dient.

Wann getreidefreies Hundefutter wirklich eine Überlegung wert ist

Trotzdem gibt es Situationen, in denen der Verzicht auf Getreide eine gute Entscheidung sein kann. Es ist eben kein Allheilmittel, aber für manche Hunde ein echter Segen. Die Gründe dafür sind meist sehr konkret und haben wenig mit allgemeinen Trends zu tun. Es geht darum, genau hinzuschauen, wie es dem eigenen Hund geht.

Bei diagnostizierten Allergien und Unverträglichkeiten

Das ist der häufigste und auch der plausibelste Grund für eine Futterumstellung. Einige Hunde reagieren empfindlich auf bestimmte Getreidesorten, insbesondere auf das darin enthaltene Gluten, das zum Beispiel in Weizen steckt. Die Symptome können vielfältig sein: andauernder Juckreiz, Hautentzündungen, gerötete Pfoten, Magen-Darm-Probleme wie Durchfall oder Blähungen und wiederkehrende Ohrenentzündungen. Falls dir solche Anzeichen bei deinem Hund auffallen, ist der erste Weg immer zum Tierarzt. Er kann andere Ursachen ausschließen und eine sogenannte Eliminationsdiät empfehlen. Dabei wird gezielt auf potenzielle Allergene verzichtet, um herauszufinden, was die Beschwerden auslöst. Oft ist es eben eine Getreidesorte.

Für Hunde mit einem sensiblen Verdauungssystem

Manche Hunde haben keine ausgewachsene Allergie, aber einfach einen empfindlichen Magen. Sie reagieren auf bestimmte Futterkomponenten mit weichem Kot oder häufigen Blähungen. Hier kann ein Wechsel zu einem Futter ohne Getreide Linderung verschaffen. Die alternativen Kohlenhydratquellen wie Süßkartoffel oder Kürbis gelten oft als besonders bekömmlich und leicht verdaulich. Es ist ein Versuch, der sich lohnen kann, wenn man merkt, dass der Hund sich mit dem bisherigen Futter unwohl fühlt. Eine ruhige Verdauung trägt maßgeblich zum Wohlbefinden bei.

Als bewusste Entscheidung des Halters

Manchmal ist es auch einfach eine persönliche Überzeugung. Wer sich selbst sehr bewusst und vielleicht sogar getreidearm ernährt, möchte diese Philosophie oft auch auf sein Haustier übertragen. Daran ist nichts Falsches, solange die Nährstoffversorgung des Hundes sichergestellt ist. Man sollte sich aber bewusst sein, dass getreidefrei nicht automatisch hochwertiger bedeutet. Ein Futter ohne Getreide kann trotzdem minderwertige Proteinquellen oder unnötige Zusatzstoffe enthalten. Der entscheidende Punkt ist immer die Qualität der gesamten Rezeptur.

Die andere Seite der Medaille: Mögliche Bedenken

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Das Thema wurde in den letzten Jahren kontrovers diskutiert, vor allem in den USA. Die amerikanische Lebensmittel- und Medikamentenbehörde (FDA) untersuchte einen möglichen Zusammenhang zwischen bestimmten getreidefreien Futtersorten und einer Herzerkrankung namens Dilatative Kardiomyopathie (DCM). Im Fokus standen dabei Rezepturen, die einen sehr hohen Anteil an Hülsenfrüchten wie Erbsen, Linsen oder Kichererbsen als Getreideersatz verwendeten.

Ein endgültiger wissenschaftlicher Konsens steht hier noch aus, und die Studienlage ist komplex. Es scheint aber so zu sein, dass nicht das Fehlen von Getreide das Problem ist, sondern möglicherweise ein Ungleichgewicht bestimmter Nährstoffe in einigen Rezepturen. Insbesondere die Aminosäure Taurin spielt hier eine Rolle. Man sollte deshalb nicht in Panik verfallen, aber es ist ein Punkt, den man im Hinterkopf behalten sollte.

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Qualität vor Ideologie

Achte bei der Futterwahl auf renommierte Hersteller, die ihre Rezepturen sorgfältig entwickeln und transparent über die Zusammensetzung informieren. Ein gutes getreidefreies Futter sollte immer noch Fleisch als Hauptzutat ausweisen und eine ausgewogene Mischung an Nährstoffen enthalten. Im Zweifel kann eine professionelle, unabhängige Futterberatung helfen, das passende Produkt zu finden.

Der Weg zum neuen Futter: Eine Anleitung für die Umstellung

Wenn die Entscheidung für ein Futter ohne Getreide gefallen ist, darf man nicht von heute auf morgen den kompletten Napfinhalt austauschen. Der Verdauungstrakt eines Hundes ist ein Gewohnheitstier und braucht Zeit, sich an die neue Zusammensetzung zu gewöhnen. Eine abrupte Umstellung führt fast immer zu Durchfall und Bauchgrummeln. Besser ist ein schrittweiser Übergang, der sich über eine Woche oder länger erstreckt.

Eine bewährte Methode für die Umstellung sieht so aus:

  • Tag 1-2: Mische etwa 25 % des neuen Futters unter 75 % des alten Futters.
  • Tag 3-4: Erhöhe den Anteil des neuen Futters auf 50 % und reduziere das alte Futter entsprechend.
  • Tag 5-6: Jetzt kommen 75 % des neuen Futters in den Napf und nur noch 25 % des alten.
  • Ab Tag 7: Wenn alles gut vertragen wird, kannst du vollständig auf das neue Futter umstellen.

Beobachte deinen Hund während dieser Zeit genau. Fester Kot und gute Laune sind die besten Indikatoren für eine erfolgreiche Umstellung. Bei Anzeichen von Unverträglichkeit solltest du das Tempo verlangsamen oder noch einmal Rücksprache mit dem Tierarzt halten.

Ein genauer Blick auf die Zutatenliste – das verrät sie wirklich

Die Deklaration auf der Futterverpackung ist der ehrlichste Teil des Produkts. Hier müssen die Hersteller angeben, was wirklich drin ist. Die Zutaten sind nach absteigendem Gewichtsanteil vor der Verarbeitung aufgelistet. Das bedeutet, was an erster Stelle steht, ist auch am meisten enthalten.

Hier sind ein paar Punkte, auf die du achten kannst, um die Qualität eines Futters besser einzuschätzen:

Worauf du achten solltest Was das bedeutet
Fleisch als Hauptzutat An erster Stelle sollte eine konkrete Fleischsorte stehen, z.B. „frisches Huhn“ oder „getrocknetes Lammprotein“. Formulierungen wie „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ sind weniger transparent.
Offene Deklaration Je genauer die Zutaten aufgelistet sind, desto besser. „Geflügelfett“ ist präziser als „Öle und Fette“. „Süßkartoffel (getrocknet)“ ist besser als „pflanzliche Nebenerzeugnisse“.
Keine unnötigen Zusätze Künstliche Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe oder Zucker haben in einem guten Hundefutter nichts zu suchen. Sie dienen nur der Optik oder dem Geschmack, nicht der Gesundheit.
Der Kohlenhydrat-Anteil Auch wenn es getreidefrei ist: Der Anteil an Kartoffeln, Erbsen & Co. sollte nicht den Fleischanteil übersteigen. Ein Blick auf die analytischen Bestandteile (Rohprotein, Rohfett) gibt zusätzliche Hinweise.

Es erfordert ein wenig Übung, sich durch diesen Dschungel an Begriffen zu kämpfen, aber es lohnt sich. Man entwickelt schnell ein Gefühl dafür, welche Produkte halten, was sie versprechen, und welche eher auf geschicktes Marketing setzen.

Alternativen und der Blick über den Tellerrand

Getreidefreies Trockenfutter ist nicht die einzige Option. Manchmal ist es auch eine Kombination verschiedener Fütterungsarten, die für einen Hund am besten passt. Hochwertiges Nassfutter kann eine gute Alternative sein, da es oft einen höheren Fleischanteil und weniger Kohlenhydrate hat. Es versorgt den Hund zudem mit zusätzlicher Flüssigkeit.

Auch das Barfen (biologisch artgerechte Rohfütterung) oder das Kochen für den Hund sind Wege, die viele Hundebesitzer einschlagen, um die volle Kontrolle über die Zutaten zu haben. Diese Methoden erfordern aber eine sehr genaue Auseinandersetzung mit dem Nährstoffbedarf des Hundes, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Hier ist eine professionelle Beratung fast unerlässlich.

Letztlich geht es nicht darum, die eine, für alle gültige Fütterungsform zu finden. Es geht darum, eine Lösung zu finden, die zum eigenen Hund, zum eigenen Lebensstil und auch zum eigenen Geldbeutel passt. Ein Futter ist dann gut, wenn der Hund es gerne frisst, es gut verträgt, ein glänzendes Fell und eine gute Figur hat und voller Energie ist.

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Der Check beim Tierarzt

Ein regelmäßiger Gesundheitscheck beim Tierarzt ist die beste Methode, um sicherzustellen, dass dein Hund optimal versorgt ist. Blutbilder können Aufschluss über eventuelle Nährstoffmängel oder -überschüsse geben, lange bevor äußere Symptome sichtbar werden. So bist du auf der sicheren Seite, egal für welche Fütterungsart du dich entscheidest.

Entspann dich (zumindest ein bisschen)

Nach all den Jahren mit meinem Hund bin ich beim Thema Futter deutlich gelassener geworden. Getreidefreies Hundefutter ist für uns persönlich keine Notwendigkeit, aber ich kenne viele Hunde, denen es sichtlich guttut. Ich habe gelernt, dass es nicht um Dogmen geht. Es geht nicht darum, ob Getreide per se gut oder schlecht ist. Es geht darum, was für meinen individuellen Hund funktioniert.

Mein Rat ist daher: Lass dich nicht von aggressiver Werbung oder den Meinungen anderer verrückt machen. Schau dir deinen Hund an. Ist er fit? Ist seine Verdauung in Ordnung? Hat er ein schönes Fell? Wenn ja, machst du wahrscheinlich schon sehr viel richtig. Wenn es Probleme gibt, ist getreidefreies Futter eine von mehreren Optionen, die man in Betracht ziehen kann – ganz pragmatisch und ohne Ideologie. Das Wichtigste ist ein gesunder, glücklicher Hund, und der Weg dorthin kann ganz unterschiedlich aussehen.

FAQs zum Thema getreidefreies Hundefutter

Ist getreidefreies Futter auch für Welpen geeignet?

Ja, getreidefreies Futter kann auch für Welpen eine gute Wahl sein, solange es speziell als „Welpenfutter“ oder „für alle Lebensphasen“ deklariert ist. Welpen haben besondere Ernährungsbedürfnisse, vor allem einen höheren Bedarf an Energie, Protein sowie ein exakt ausbalanciertes Verhältnis von Kalzium und Phosphor für ein gesundes Knochenwachstum. Ein gutes getreidefreies Welpenfutter berücksichtigt dies und stellt sicher, dass dein kleiner Vierbeiner alle Nährstoffe für einen optimalen Start ins Leben erhält.

Worin liegt der Unterschied zwischen „getreidefrei“ und „glutenfrei“?

Das ist ein wichtiger Punkt, der oft für Verwirrung sorgt. „Glutenfrei“ bedeutet, dass das Futter keine glutenhaltigen Getreidesorten wie Weizen, Roggen oder Gerste enthält. Es kann aber durchaus andere Getreidesorten wie Reis oder Mais enthalten, die von Natur aus glutenfrei sind. „Getreidefrei“ geht einen Schritt weiter: Es enthält überhaupt kein Getreide und ist somit automatisch auch immer glutenfrei. Wenn dein Hund also nur auf Gluten empfindlich reagiert, könnte ein glutenfreies Futter mit Reis bereits ausreichen.

Hilft getreidefreies Futter meinem Hund beim Abnehmen?

Nicht zwangsläufig. Getreidefrei bedeutet nicht automatisch kalorienarm. Die alternativen Kohlenhydratquellen wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln können ebenso viele oder sogar mehr Kalorien enthalten als Getreide. Für eine Gewichtsreduktion ist die Gesamtkalorienbilanz entscheidend, die stark vom Fett- und Proteingehalt des Futters abhängt. Wenn dein Hund abnehmen soll, achte gezielt auf als „Light“ oder „Weight Control“ gekennzeichnete Produkte und halte dich an die Fütterungsempfehlung.

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