Folge uns auf

Homepage » Haustiere » Hunde » Können Hunde weinen – oder sieht das nur so aus?

Können Hunde weinen – oder sieht das nur so aus?

Ein Hund schaut aus dem Fenster, draußen regnet es als Symbolbild für den Beitrag: Können Hunde weinen?

Du sitzt abends auf dem Sofa, dein Hund legt den Kopf auf deine Knie, die Augen glänzen auffällig stark – und im nächsten Moment läuft wirklich eine Träne am Fell herunter. Genau da taucht die Frage auf: Weint er jetzt, weil er traurig ist, oder steckt da etwas ganz anderes dahinter?

Der Moment, in dem dein Hund „mit den Augen spricht“

Bei uns zu Hause gab es genau diese Szene: Kind krank, der Tag anstrengend, ich sitze spät auf dem Boden, Hund kommt dazu, Kopf schief, Augen glasig. Eine Träne läuft wirklich am Rand entlang. In meinem Kopf sofort der Film: „Er fühlt mit uns und weint jetzt mit.“ Eine Stunde später stand ich doch bei der Tierärztin – ein kleines Härchen hatte die Hornhaut gereizt. Emotionale Szene, ja. Aber nicht nur aus den Gründen, die ich gedacht habe.

Solche Momente sind typisch. Du interpretierst die Stimmung im Raum und packst deine Gefühle oben drauf. Fachleute nennen das „Kontext-Bias“ – wir lesen in Hundegesichter das hinein, was gerade zu unserer Situation passt. Eine Studie, über die unter anderem Der Standard berichtet, zeigt genau das: Menschen deuten die Emotionen ihrer Hunde oft falsch und verlassen sich zu stark auf die Situation statt auf die tatsächliche Mimik.[1] Das heißt: Der traurige Blick muss nicht automatisch Traurigkeit bedeuten.

Damit sind wir mitten in der eigentlichen Frage: Was sagen die Augen wirklich – und was ist eher unser Kopfkino?

Können Hunde weinen? Was die Forschung bisher weiß

Die kurze Antwort ist zweigeteilt. Ja, Hunde produzieren Tränen. Und ja, es gibt Hinweise, dass sich die Tränenmenge bei starken Gefühlen verändert. Aber: Das sieht anders aus als das klassische menschliche „Weinen vor Traurigkeit“.

Tränen beim Hund: Biologischer Hintergrund

Aus tiermedizinischer Sicht haben Hundetränen eine ziemlich technische Aufgabe. Die Tränenflüssigkeit hält die Hornhaut feucht, schützt vor Staub, verteilt Nährstoffe und spült kleine Partikel weg. In vetterlichen Texten zu tränenden Augen wird das immer wieder betont: Tränenfilm ist in erster Linie Schutz, nicht Gefühlsanzeige.[2][3]

Die Tränen laufen beim Hund normalerweise über kleine Öffnungen im Lid in den Nasen-Tränen-Kanal ab. Wenn du Tränen außen am Fell siehst, läuft irgendwo etwas nicht wie geplant – zum Beispiel, weil der Abfluss blockiert ist, das Auge gereizt ist oder eine Entzündung vorliegt.[2][4]

Tierkliniken weisen darauf hin, dass vermehrter Tränenfluss (Epiphora) bei Hunden unter anderem durch Fremdkörper, Lidfehlstellungen, Allergien oder Infektionen ausgelöst werden kann.[3][4] Aus Tierarztsicht sind Tränen deshalb erst mal ein Symptom, nicht „Hund weint, weil traurig“.

Emotionales Weinen: die Sache mit den Freudentränen

Jetzt kommt der spannender Teil. Lange galt in der Forschung: Emotionales Weinen mit Tränen ist ein sehr menschliches Ding. Dann kam ein Team um den japanischen Forscher Takefumi Kikusui und hat 2022 im Fachjournal Current Biology eine Studie veröffentlicht, die ziemlich Wellen geschlagen hat.[5][6]

In dieser Arbeit wurden Hunde gemessen, während sie ihre Bezugsperson nach einer Trennung wiedersahen. Ergebnis laut Zusammenfassung in Spektrum und anderen Wissenschaftsportalen: Die Hunde produzierten beim Wiedersehen messbar mehr Tränenflüssigkeit, und das vor allem bei der Rückkehr des Menschen, nicht bei neutralen Kontakten.[5][6] Vermutet wird ein Zusammenhang mit Oxytocin, dem bekannten „Bindungshormon“.

Heißt das jetzt: Hunde weinen Freudentränen wie wir am Bahnsteig? Vorsicht. Die Forschenden selbst sind deutlich nüchterner: Es wurde eine erhöhte Tränenmenge gemessen, keine dramatischen Bäche über die Wange.[5] Die Studie zeigt eher: Emotionen können die Tränenproduktion beeinflussen. Wie wir das optisch wahrnehmen und ob wir das „weinen“ nennen, ist eine zweite Frage.

Wie Hunde Gefühle zeigen – und warum wir „Weinen“ darin sehen

Unabhängig von der Tränenfrage steht ziemlich fest: Hunde fühlen eine Menge. Und sie sind erstaunlich gut darin, unsere Gefühle zu lesen und zu spiegeln.

Emotionen lesen und spiegeln

National Geographic fasst mehrere Studien so zusammen: Hunde können emotionale Untertöne in unserer Stimme erkennen, reagieren auf menschliches Weinen mit Stressreaktionen und zeigen bei Blickkontakt einen Anstieg von Oxytocin – bei uns übrigens auch.[7] Wenn du leidest, bleibt das an deinem Hund nicht spurlos vorbeigegangen.

Das Max-Planck-Institut berichtet über eine aktuelle Studie, nach der Hunde reale Emotionen ihrer Halterinnen und Halter unterscheiden und ihr Verhalten daran anpassen können.[8] Hunde reagierten anders, wenn Menschen traurig wirkten, als wenn sie neutral waren – etwa durch veränderte Aufmerksamkeit und weniger „Flausen“ beim Kommando.

Das passt zu vielen Alltagserlebnissen: Der Hund legt sich näher zu dir, wenn du schlecht drauf bist, oder bleibt unruhig, wenn Streit in der Wohnung hängt. Was wir als „er weint mit mir“ erleben, ist oft eher eine Mischung aus Nähe suchen, Körpersprache und Lauten.

Typische Signale für Stress und Traurigkeit beim Hund

Wenn es dir hilft, kannst du beim nächsten Mal auf diese Punkte achten, statt nur auf die Augen:

  • Veränderte Körperhaltung – eingezogene Rute, geduckter Gang, „klein machen“.
  • Lautäußerungen – Winseln, leises Jaulen, „Seufzer“, die sonst nicht so häufig sind.
  • Kontakt suchen oder vermeiden – entweder dicht an dir kleben oder sich komplett zurückziehen.
  • Alltagssignale – weniger Appetit, kein Interesse am Lieblingsspiel, ruhiger als sonst.

Viele Fachartikel und Ratgeber von Verhaltensforschern betonen, dass Emotionen bei Hunden vor allem über Körpersprache und Verhalten sichtbar werden, nicht über Tränen an der Wange.[7][8] Wenn du also wissen willst, wie es deinem Hund geht, sind Haltung, Mimik und Verhalten die besseren Indikatoren.

Wenn Hunde wirklich Tränen im Auge haben: Gesundheitscheck statt Romantikfilm

Kommen wir zurück zu den nassen Augen. Tränende Augen beim Hund sind ziemlich häufig – und oft ein Thema für die Tierarztpraxis, nicht für den Taschentuchspender.

Was Tierärztinnen und Tierärzte dazu sagen

Eine augenheilkundliche Übersicht von Tierärztinnen beschreibt mehrere typische Ursachen für vermehrten Tränenfluss: Bindehautentzündungen, Hornhautreizungen, Fremdkörper, angeborene Besonderheiten am Lid oder Probleme mit dem Tränenabfluss.[2][3] Das Auge ist ein empfindliches System, und Tränen sind oft das erste Warnsignal.

Die Tierklinik Rostock weist zusätzlich darauf hin, dass Tränenflüssigkeit selbst die Haut unter dem Auge reizen kann, wenn sie dauerhaft über das Fell läuft.[4] Dann entstehen rötliche Verfärbungen und manchmal Ekzeme. Spätestens an diesem Punkt geht es nicht mehr nur um Optik, sondern um echtes Unwohlsein.

Warnzeichen, bei denen du nicht lange grübeln solltest: dauerhaft nasse Augen, gelblicher oder grünlicher Ausfluss, sichtbare Schmerzen (Augen zukneifen, viel reiben), starke Rötung, matte Hornhaut. Einseitiger, plötzlich auftretender Tränenfluss mit Blinzeln ist besonders verdächtig für Fremdkörper – das ist dann ein Fall für die Praxis, nicht für Hausmittelchen.[9]

Die Sache mit dem „schuldig schauen“

Einen Klassiker muss man an der Stelle noch ansprechen: der berühmte „schuldbewusste Blick“. Hund hat gerade die Brotdose geplündert, du kommst ins Zimmer, die Augen sind groß, der Kopf tief. Für viele wirkt das wie „er weiß genau, was er getan hat und weint gleich“. Studien zeigen aber eher: Hunde reagieren stark auf unsere Stimme, Haltung und Spannung, und wir lesen Schuld hinein, wo eigentlich Beschwichtigung ist.[1][3]

Wenn die Augen in solchen Situationen zusätzlich feucht sind, kann das schlicht an aufgeregtem Blinzeln, trockener Heizungsluft oder Reizung liegen. Emotional ist da viel los – nur nicht unbedingt in Form von echten „Schuldtränen“.

Was du tun kannst, wenn dein Hund „weint“

Wenn dein Hund dich mit glänzenden Augen ansieht, lohnt sich ein kurzer Check – erst fürs Auge, dann fürs Gefühl.

Praktischer Ablauf im Alltag

Du kannst dich grob an dieser Reihenfolge orientieren:

  1. Augen körperlich prüfen: Wirkt das Auge gerötet, zugeschwollen oder schmerzhaft, kneift dein Hund es zu, reibt er mit der Pfote daran?
  2. Häufigkeit beobachten: Passiert das einmal an einem windigen Tag oder siehst du regelmäßig nasse Spuren unter den Augen?
  3. Gesamtes Verhalten einordnen: Frisst er normal, spielt, bewegt sich wie immer – oder wirkt er insgesamt matt und „weggetreten“?
  4. Bei Unsicherheit lieber Tierarzt: Lieber einmal zu früh die Praxis aufsuchen, als eine Hornhautverletzung oder chronische Reizung zu übersehen.

Tierärztliche Fachinfos erwähnen Tests wie den Schirmer-Tränentest, bei dem mit einem Papierstreifen die Tränenmenge gemessen wird, oder Farbstofftests zur Kontrolle der Hornhaut und des Tränenabflusses.[2][3] Das sind Dinge, die du zu Hause nicht nachbauen musst; sinnvoller ist es, gute Handyfotos mitzubringen und der Tierärztin zu zeigen, wie das Auge an einem „schlechten Tag“ aussah.

Wenn aus ärztlicher Sicht alles in Ordnung ist und die Augen gesund sind, darfst du den Blick deines Hundes wieder eher emotional lesen – mit dem Wissen, dass er Gefühle hauptsächlich über Verhalten und Nähe ausdrückt, nicht über Tränenbäche.

Fazit: Können Hunde weinen?

Wenn du die Frage streng biologisch stellst, lautet die Antwort in etwa so: Hunde produzieren Tränen, aber „weinen vor Traurigkeit“ nicht so wie Menschen. Tränen dienen in erster Linie dem Schutz des Auges. Gleichzeitig gibt es seit der Studie von Kikusui Hinweise darauf, dass starke positive Emotionen – etwa das Wiedersehen mit der Bezugsperson – die Tränenmenge beeinflussen können.[5][6]

Psychologisch betrachtet ist vielleicht wichtiger: Hunde haben ein reiches Gefühlsleben und nehmen unsere Stimmung erstaunlich fein wahr.[7][8] Sie „weinen“ mit dir eher durch Nähe, veränderte Körpersprache und leise Laute, als durch sichtbare Tränen. Und wenn das Auge doch auffällig nass ist, bist du mit einem kritischen Blick und im Zweifel einem Termin in der Praxis auf der sicheren Seite.

Oder einfacher gesagt: Dein Hund ist kein kleiner Mensch im Fell, aber er ist auch keine gefühllose Maschine. Er braucht klaren Kopf, gutes Augenlicht – und jemanden, der seine Signale ernst nimmt, ohne jedes glänzende Auge direkt als Drama zu lesen.

Quellen

  1. Der Standard: Viele Menschen lesen die Emotionen ihrer Hunde immer noch falsch (abgerufen am 02.12.2025)
  2. Tierlexikon: Das tränende Auge (Dr. med. vet. Nina Müller) (abgerufen am 02.12.2025)
  3. Kleintierklinik Uni Leipzig: Tränensackentzündung beim Hund (PDF) (abgerufen am 02.12.2025)
  4. Tierklinik Rostock: Die Tränenflüssigkeit färbt das Fell rot/braun (abgerufen am 02.12.2025)
  5. wissenschaft.de: Auch Hunde weinen Freudentränen (abgerufen am 02.12.2025)
  6. NCBI/The Scientist: Dogs Cry Tears of Joy: Study (abgerufen am 02.12.2025)
  7. National Geographic: Ansteckende Emotionen – Hunde und ihre Besitzer fühlen gleich (abgerufen am 02.12.2025)
  8. Max-Planck-Gesellschaft: Dogs read human emotions (abgerufen am 02.12.2025)

FAQs zum Thema können Hunde weinen

Weint mein Hund, wenn er Geräusche macht und die Augen glänzen?

Glänzende Augen und Winseln sind nicht automatisch Weinen vor Traurigkeit. Häufig ist das Auge schlicht feucht, weil der Tränenfilm arbeitet, und dein Hund zeigt seine Emotionen über Stimme und Körperhaltung. Wenn die Augen zusätzlich gerötet sind oder er blinzelt, lass sie tierärztlich anschauen.

Ab wann sind tränende Augen beim Hund ein Notfall?

Ein Notfall ist es, wenn dein Hund das Auge kaum öffnen kann, stark blinzelt, sich ständig kratzt oder der Ausfluss eitrig wirkt. Einseitig plötzlich stark tränende Augen deuten oft auf einen Fremdkörper oder eine Verletzung hin. In diesen Fällen solltest du ohne Umwege in eine Praxis oder Klinik fahren.

Können Hunde aus Traurigkeit Tränen vergießen wie Menschen?

Bisher gibt es keine Hinweise, dass Hunde vor Traurigkeit Tränenflüsse zeigen, die so aussehen wie beim Menschen. Studien deuten aber darauf hin, dass sie bei positivem Stress wie dem Wiedersehen mit ihrer Bezugsperson mehr Tränenflüssigkeit produzieren. Traurigkeit zeigen sie eher durch Verhalten als durch Tränenlauf.

🦊 AlltagsFuchs Community

Wie hat dir dieser Artikel gefallen?

Dein Feedback hilft anderen Lesern!

💫 Vielen Dank, dass du Teil unserer Community bist!

Schreibe einen Kommentar