Kaum schrillt draußen die Sirene eines Einsatzwagens, legt bei manchen Hunden ein Schalter um. Während Bello eben noch friedlich döste, sitzt er plötzlich kerzengerade da, spitzt die Ohren und dann geht es los: ein herzzerreißendes Jaulen, das durch Mark und Bein geht. Wenn dein Hund bei Sirenen jault, bist du damit definitiv nicht allein. Aber was steckt dahinter und, noch wichtiger, wie kannst du deinem Vierbeiner – und deinen Nerven – helfen?
Der ganz normale Wahnsinn: Wenn die Sirene zum Hunde-Duett einlädt
Du sitzt gemütlich auf dem Sofa, draußen ist alles ruhig. Plötzlich, aus der Ferne, dieses unverkennbare, an- und abschwellende Geräusch. Dein Hund, der eben noch tiefenentspannt neben dir lag, hebt den Kopf. Die Ohren zucken. Und dann, synchron zum lauter werdenden Martinshorn, setzt er ein: ein langgezogenes „Auuuuuhuuu“. Manchmal ist es fast schon komisch, wie präzise manche Hunde auf diese Töne reagieren. Aber wenn das häufiger vorkommt, vielleicht weil du in einer Gegend wohnst, wo öfter mal die Feuerwehr oder der Krankenwagen unterwegs ist, kann das auf Dauer ganz schön anstrengend sein. Nicht nur für dich, sondern möglicherweise auch für deinen Hund. Das Phänomen, dass ein Hund bei Sirenen jault, ist weit verbreitet und hat verschiedene, oft tief verwurzelte Ursachen.
Das Erbe der Wölfe: Warum Heulen zur Hundesprache gehört
Um zu begreifen, warum dein Hund auf Sirenen mit Geheul reagiert, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit machen. Unsere heutigen Haushunde stammen bekanntlich vom Wolf ab. Und Wölfe nutzen das Heulen als ein zentrales Kommunikationsmittel. [1] Sie heulen, um mit anderen Rudelmitgliedern über weite Distanzen in Kontakt zu bleiben, um ihr Territorium zu markieren oder um das Rudel vor einer gemeinsamen Jagd zu versammeln. Dieses Heulen ist also tief in ihrer DNA verankert. Es ist eine Art Ursprache, die auch unsere domestizierten Hunde noch in sich tragen, auch wenn sie in einer ganz anderen Welt leben als ihre wilden Vorfahren. Ein Hund, der bei Sirenen jault, könnte also instinktiv auf ein Geräusch reagieren, das für ihn wie ein Ruf klingt.
Manchmal denke ich, unsere Hunde führen ein Doppelleben: Einerseits sind sie unsere kuscheligen Begleiter, andererseits schlummert da noch dieser kleine Wolf in ihnen. Das Heulen ist eben nicht nur ein Geräusch, sondern ein Ausdruck von Zugehörigkeit, manchmal auch von Einsamkeit oder Aufregung. Es ist ein komplexes Signal, das wir oft erst entschlüsseln müssen.
Sirenenklang: Missverständnis oder Absicht, wenn der Hund jault?
Aber warum ausgerechnet Sirenen? Experten haben da verschiedene Theorien. Eine weit verbreitete Annahme ist, dass die hohen, langgezogenen Töne einer Sirene dem Heulen eines anderen Hundes oder Wolfes ähneln. Dein Hund könnte also die Sirene schlichtweg für einen Artgenossen halten, der ruft. [1] Vielleicht interpretiert er es als einen einsamen Hund, der Gesellschaft sucht, oder als einen Ruf, dem er antworten möchte. Es ist quasi eine Art „Hallo, hier bin ich auch!“ in Hundesprache. Ein Hund jault bei Sirenen also möglicherweise aus einem sozialen Impuls heraus.
Eine andere Theorie besagt, dass Hunde Sirenen als eine Art Warnung oder Bedrohung für ihr Territorium wahrnehmen. [1] Das Heulen dient dann dazu, dich, sein „Rudel“, auf die vermeintliche Gefahr aufmerksam zu machen und gleichzeitig den „Eindringling“ – also das Fahrzeug mit der Sirene – zu vertreiben. Was mir gerade einfällt: Dieses Verhalten kann sich unbewusst selbst verstärken. Der Hund heult, die Sirene wird leiser und verschwindet schließlich. Aus Sicht des Hundes hat sein Heulen funktioniert! Die „Bedrohung“ ist weg. Das ist ein klassischer Verstärkungsmechanismus.
Die „Antwort-Theorie“: Denkt dein Hund, die Sirene ruft?
Diese Idee, dass Hunde Sirenen als eine Art Ruf missverstehen, ist ziemlich plausibel. Die Frequenzen und die Modulation von Sirenen können tatsächlich an das Heulen von Artgenossen erinnern. Viele Hunde, die bei Sirenen jaulen, zeigen dabei keine Anzeichen von Angst, sondern wirken eher aufgeregt oder interessiert. Es ist, als ob sie sich in ein großes, gemeinsames Konzert einklinken wollen. Ich habe mal einen Beagle gekannt, der hat regelrecht auf die Sirene „gewartet“, um dann mit voller Inbrunst mitzusingen. Das war schon ein Schauspiel. Für ihn war das anscheinend ein echtes Kommunikationsangebot.
Alarm im Revier: Das Heulen als Warnsignal
Die Theorie des Territorialverhaltens ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, besonders bei Hunden mit ausgeprägtem Wachinstinkt. Das laute, durchdringende Geräusch einer Sirene kann durchaus als beunruhigend empfunden werden. Der Hund versucht dann, sein Zuhause und seine Familie zu schützen, indem er Alarm schlägt. Wenn der Hund bei Sirenen jault und dabei vielleicht noch zur Tür rennt oder bellt, könnte das ein Hinweis auf diese Motivation sein. Die Unterscheidung ist nicht immer einfach, da sich die Verhaltensweisen überlappen können.
Super-Ohren im Einsatz: Wie Hunde Sirenen wahrnehmen
Hunde hören einfach anders als wir. Viel, viel besser. Während das menschliche Gehör Frequenzen bis etwa 20.000 Hertz wahrnimmt, können Hunde Töne bis zu 45.000 oder sogar 67.000 Hertz hören. [1] Das bedeutet, sie nehmen ein viel breiteres Spektrum an Geräuschen wahr, auch solche, die für uns längst unhörbar sind. Außerdem können sie ihre Ohren wie kleine Satellitenschüsseln bewegen und so Geräuschquellen viel genauer orten. Sie hören Geräusche auch aus viermal größerer Entfernung als wir. [1] Eine Sirene, die für uns gerade erst leise am Horizont auftaucht, kann für deinen Hund schon eine ganze Weile deutlich zu hören sein.
Bedeutet das nun, dass Sirenen für Hunde schmerzhaft sind? Nicht unbedingt. Auch wenn sie sehr laut sein können, ist das Heulen nicht automatisch ein Zeichen von Schmerz oder Leid. Achte auf die gesamte Körpersprache deines Hundes. [1] Heult er, wedelt aber vielleicht sogar dabei oder wirkt neugierig? Dann ist es wahrscheinlich keine Schmerzreaktion. Zeigt er hingegen Stressanzeichen wie Lippenlecken, Gähnen, eine geduckte Haltung, Zittern, Hecheln oder versucht er, sich zu verstecken, dann könnte ihm der Lärm tatsächlich Unbehagen bereiten oder sogar eine Geräuschphobie auslösen. Dauerhafter Lärm über 85 Dezibel kann das Gehör schädigen, aber eine vorbeifahrende Sirene erreicht diesen Pegel meist nur kurzzeitig. Sorgen um bleibende Hörschäden sind also meist unbegründet, es sei denn, der Hund ist ständig sehr lauten Sirenen aus nächster Nähe ausgesetzt. [1] Wenn ein Hund bei Sirenen jault, ist es also wichtig, seine gesamte Reaktion zu beobachten.
Körpersprache richtig deuten
Nicht jedes Heulen ist gleich. Achte auf feine Signale: Sind die Ohren nach vorne gerichtet (Neugier) oder angelegt (Angst)? Ist der Schwanz locker oder eingeklemmt? Eine entspannte Körperhaltung beim Heulen deutet eher auf Kommunikation oder Aufregung hin, während Anspannung und Vermeidungsverhalten auf Stress oder Angst hindeuten.
Wenn das Jaulen zum Stresstest wird: Wann ist es zu viel?
Ganz ehrlich, auch wenn das Heulen eine natürliche Verhaltensweise ist, kann es anstrengend werden. Wenn du in der Stadt wohnst und gefühlt alle zehn Minuten ein Martinshorn vorbeifährt und dein Hund jedes Mal ein Konzert gibt, kann das die Nerven ganz schön strapazieren. Auch für die Nachbarn ist das nicht immer ein Vergnügen. Und wenn dein Hund dabei gestresst wirkt, ist es ohnehin Zeit zu handeln. Das Ziel ist ja ein entspanntes Zusammenleben. Ein Hund, der bei Sirenen jault und dabei offensichtlich leidet, braucht Unterstützung. Aber auch wenn er „nur“ kommunizieren will, kann es sinnvoll sein, das Verhalten in geordnete Bahnen zu lenken, besonders wenn es überhandnimmt.
Ich erinnere mich an eine Freundin, deren Terrier bei jeder Sirene aus dem tiefsten Schlaf hochschreckte und minutenlang jaulte. Sie wohnte direkt an einer Hauptverkehrsstraße mit viel Blaulichtverkehr. Am Anfang fand sie es noch irgendwie drollig, aber nach ein paar Monaten war sie mit den Nerven am Ende. Der Schlafmangel war das eine, die Sorge um den Hund das andere.
Ruhe im Sturm: Sofortmaßnahmen bei Sirenenalarm
Wenn die Sirene ertönt und dein Hund loslegt, gibt es ein paar Dinge, die du sofort tun kannst, um die Situation etwas zu entschärfen. Diese Maßnahmen sind keine langfristige Lösung, können aber im akuten Moment helfen:
- Ablenkung ist dein Freund: Versuche, die Aufmerksamkeit deines Hundes auf etwas anderes zu lenken. Ein Lieblingsspielzeug, ein kurzes, lustiges Spiel oder ein besonders attraktiver Kauartikel können Wunder wirken.
- Geräuschkulisse verändern: Schließe Fenster und Türen, um den Sirenenlärm etwas zu dämpfen. Manchmal hilft es auch, beruhigende Musik oder das Radio leise anzustellen, um die Sirene akustisch etwas in den Hintergrund zu rücken.
- Einen sicheren Rückzugsort anbieten: Viele Hunde fühlen sich in ihrer Box oder an einem anderen vertrauten, geschützten Ort sicherer. Zwinge ihn nicht hinein, aber sorge dafür, dass dieser Ort immer zugänglich und positiv besetzt ist.
- Ruhe bewahren: Das ist vielleicht der wichtigste Punkt. Wenn du hektisch wirst oder dich ärgerst, spürt dein Hund das und wird möglicherweise noch unruhiger. Bleibe so gelassen wie möglich. Gib ihm Sicherheit durch deine entspannte Haltung.
- Ignorieren, wenn es aufmerksamkeitsheischend ist: Wenn du vermutest, dass dein Hund hauptsächlich jault, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen, versuche, das Verhalten (kurzfristig und solange er nicht panisch ist) zu ignorieren. Sobald er kurz ruhig ist, gib ihm positive Aufmerksamkeit. Das ist aber ein schmaler Grat und funktioniert nicht bei echter Angst.
Das sind natürlich nur erste Hilfsmaßnahmen. Wenn dein Hund bei Sirenen jault und das regelmäßig vorkommt oder er sehr darunter leidet, braucht es meist ein gezieltes Training.
Training gegen das Heulen: So bringst du deinem Hund Gelassenheit bei
Die gute Nachricht ist: Man kann Hunden beibringen, gelassener auf Sirenen zu reagieren. Die Zauberwörter heißen hier Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. Klingt kompliziert, ist aber im Grunde ein schrittweiser Prozess, bei dem dein Hund lernt, dass Sirenen nichts Schlimmes sind und es sich sogar lohnt, ruhig zu bleiben. Hier ist Geduld gefragt. Und Konsequenz. Aber es lohnt sich!
Schritt 1: Die Sirene entmystifizieren – Geräusche leise einführen
Suche dir im Internet Aufnahmen von Sirenen verschiedener Einsatzfahrzeuge. Spiele diese Geräusche zunächst ganz, ganz leise ab – so leise, dass dein Hund sie zwar wahrnimmt, aber noch nicht darauf reagiert oder nur minimal (z.B. kurzes Ohrenspitzen). Das ist der Schlüssel: Unter der Reizschwelle bleiben. Während das Geräusch läuft, gib ihm etwas besonders Tolles, zum Beispiel kleine Stückchen seines Lieblingsleckerlis oder spiele ein ruhiges Spiel mit ihm. Die Sirene soll mit etwas Angenehmem verknüpft werden.
Schritt 2: Positive Verknüpfungen schaffen – Leckerlis zur rechten Zeit
Wiederhole diese Übung regelmäßig, aber nur für kurze Zeiträume (ein paar Minuten reichen). Sobald dein Hund bei der ganz leisen Sirene entspannt bleibt und sich auf dich und die Belohnung konzentriert, kannst du die Lautstärke minimal erhöhen. Wirklich nur ein ganz kleines bisschen. Beobachte deinen Hund genau. Zeigt er erste Anzeichen von Unruhe, gehst du mit der Lautstärke sofort wieder einen Schritt zurück. Das Ziel ist, dass die Sirene zur Ankündigung von etwas Positivem wird. Der Hund jault bei Sirenen weniger, wenn er gelernt hat, dass das Geräusch etwas Gutes bedeutet.
Schritt 3: Das „Ruhe“-Kommando – Mehr als nur ein Wunsch
Parallel dazu oder wenn dein Hund schon etwas gelassener auf die aufgenommenen Sirenen reagiert, kannst du ein „Ruhe“-Signal einführen. Das ist hilfreich, um ihm auch in realen Situationen sagen zu können, was du von ihm erwartest. Hier eine mögliche Herangehensweise für das Training eines „Ruhe“-Signals:
- Wähle einen Moment, in dem dein Hund ruhig ist, aber nicht schläft. Sage klar und ruhig dein gewähltes Wort (z.B. „Ruhe“, „Still“ oder „Leise“).
- Belohne ihn sofort mit einem Leckerli und sanftem Lob, wenn er ruhig bleibt.
- Übe das in verschiedenen Situationen, wenn er entspannt ist. Er soll das Wort mit dem Gefühl der Ruhe verknüpfen.
- Wenn er das Signal in ruhiger Umgebung gut annimmt, kannst du es vorsichtig in Situationen mit leichter Ablenkung (nicht gleich Sirenen!) testen.
- Später, wenn er bei den abgespielten Sirenen ruhig bleibt, kannst du das „Ruhe“-Signal geben, sobald die (aufgenommene) Sirene ertönt und er ruhig ist. Dann wieder belohnen.
- Timing ist hier alles. Belohne das ruhige Verhalten, nicht das Heulen.
Geduld ist der Schlüssel – und was du unbedingt vermeiden solltest
Das Wichtigste bei diesem Training: Schimpfe niemals mit deinem Hund, wenn er heult! [1] Auch wenn es nervt. Schimpfen kann die Angst oder Aufregung deines Hundes noch verstärken und er könnte die Sirene mit etwas Negativem (deiner Reaktion) verbinden. Das macht das Problem oft schlimmer. Früher dachte ich, man müsse den Hund dann streng zurechtweisen, aber das ist ein Trugschluss. Das führt eher zu Verunsicherung oder dazu, dass der Hund heimlich heult. Sei geduldig und konsequent positiv. Rückschläge sind normal. Einfach einen Schritt zurückgehen und langsamer weitermachen. Jeder Hund lernt anders schnell.
Was mir gerade noch einfällt: Es gibt auch spezielle Sound-CDs oder Apps für Hunde-Desensibilisierungstraining. Die können ganz nützlich sein, weil sie oft eine gute Auswahl an Geräuschen in unterschiedlicher Intensität bieten.
Rasse, Alter, Persönlichkeit: Nicht jeder Hund reagiert gleich auf Sirenen
Ob und wie stark ein Hund bei Sirenen jault, kann auch von seiner Rasse, seinem Alter und seiner individuellen Persönlichkeit abhängen. Studien deuten darauf hin, dass sogenannte ursprüngliche Rassen, die genetisch noch näher am Wolf sind (wie Huskys, Malamutes oder Shiba Inus), eher zum Heulen neigen als andere Rassen. [2] Auch Jagdhunde, die für die Lautgebung bei der Jagd gezüchtet wurden (wie Beagles oder verschiedene Coonhound-Rassen), nutzen das Heulen oder eine Art Bellen, das als „Baying“ bezeichnet wird, häufiger. [1]
Interessanterweise scheinen ältere Hunde ursprünglicher Rassen tendenziell häufiger zu heulen als jüngere Hunde, unabhängig von der Rasse. [2] Vielleicht hat das mit Lebenserfahrung zu tun oder damit, dass bestimmte Instinkte im Alter wieder stärker hervortreten. Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits. Letztlich ist jeder Hund ein Individuum. Es gibt sensible Seelchen, die bei jedem Pieps zusammenzucken, und coole Socken, die nichts aus der Ruhe bringt. Deine Beobachtungsgabe ist hier gefragt, um deinen Hund richtig einzuschätzen.
Hier eine kleine Übersicht, die aber natürlich nur eine Tendenz darstellt und keine festen Regeln:
Rassegruppe (Beispiele) | Wahrscheinlichkeit für Heulen bei Sirenen | Mögliche Motivation |
---|---|---|
Urrassen (Husky, Malamute, Shiba Inu) | Hoch | Kommunikation, Rudelgefühl, Reaktion auf empfundene „Rufe“ |
Jagdhunde (Beagle, Basset, Foxhound) | Mittel bis Hoch (oft „Baying“) | Kommunikation, „Jagdruf“, Aufregung |
Hütehunde (Border Collie, Australian Shepherd) | Mittel | Warnung, Territorialverhalten, manchmal Stress |
Gesellschaftshunde (Pudel, Mops) | Gering bis Mittel | Stress, Angst, selten Kommunikation |
Terrier (Jack Russell, Westie) | Mittel | Aufregung, Territorialverhalten, manchmal Frust |
Mythen-Check: Heult dein Hund wirklich den Tod herbei?
Ach ja, und dann gibt es da noch diesen alten Aberglauben, dass Hunde den Tod vorhersagen, wenn sie heulen. [2] Das ist natürlich Quatsch. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Beweise dafür. Solche Mythen entstehen oft, weil wir uns das Verhalten unserer Tiere nicht immer erklären können. Vielleicht hat mal zufällig ein Hund geheult, kurz bevor jemand in der Nachbarschaft gestorben ist – und schon war die Legende geboren. Aber ein Hund jault bei Sirenen aus den oben genannten, ganz natürlichen Gründen und nicht, weil er eine Vorahnung hat. Das können wir getrost ins Reich der Fabeln verbannen.
Was tun, wenn nichts hilft?
Manchmal stößt man trotz aller Bemühungen an seine Grenzen. Wenn das Jaulen deines Hundes bei Sirenen exzessiv ist, er starke Angstsymptome zeigt oder du einfach nicht weiterkommst, ist es absolut keine Schande, sich Unterstützung zu suchen. Dein erster Ansprechpartner sollte immer der Tierarzt sein, um auszuschließen, dass Schmerzen oder eine andere gesundheitliche Ursache hinter dem Verhalten stecken. [1] Wenn körperlich alles in Ordnung ist, kann ein qualifizierter Hundetrainer oder ein Tierverhaltenstherapeut helfen. Sie können individuelle Trainingspläne erstellen und dich dabei unterstützen, das Problem in den Griff zu bekommen. Manchmal braucht es einfach den Blick von außen und spezifisches Fachwissen, um die Ursache genau zu erkennen und die richtigen Trainingsschritte einzuleiten. Das hab ich auch schon in Anspruch genommen, als ich bei einem meiner Hunde mit einem anderen Problem nicht weiterkam – und es hat wirklich geholfen!
Wann zum Profi?
Zögere nicht, dir Hilfe zu holen, wenn:
- Dein Hund extreme Angstsymptome (Panik, Zittern, Fluchtversuche) zeigt.
- Das Jaulen trotz Training nicht besser oder sogar schlimmer wird.
- Du unsicher bist, wie du das Training korrekt durchführen sollst.
- Das Verhalten den Alltag stark beeinträchtigt (deinen oder den der Nachbarn).
- Du den Verdacht hast, dass dein Hund Schmerzen haben könnte.
Ein harmonisches Miteinander trotz Tatütata
Dass ein Hund bei Sirenen jault, ist also ein vielschichtiges Verhalten mit Wurzeln in seiner Abstammung und seiner Art zu kommunizieren. Es ist nicht immer ein Zeichen von Stress, kann aber für alle Beteiligten zur Belastung werden. Mit Verständnis für die Ursachen, geduldigem Training und gegebenenfalls professioneller Unterstützung lässt sich dieses Verhalten aber in den allermeisten Fällen gut managen. Vielleicht wird dein Hund nie ein Fan von Sirenen, aber er kann lernen, gelassener damit umzugehen. Und das bedeutet mehr Ruhe und Lebensqualität für euch beide. Geht dir das auch so, dass man manchmal einfach nur möchte, dass der Alltag mit Hund entspannt abläuft? Genau darum geht es. Es geht nicht darum, den Hund zu „reparieren“, sondern ihm zu helfen, mit den Herausforderungen unserer menschlichen Welt besser zurechtzukommen. Und wer weiß, vielleicht könnt ihr eines Tages eine Sirene hören, ohne dass sofort das große Hunde-Konzert losgeht. Ein bisschen weniger Drama im Alltag ist doch was Schönes, oder?
Quellen
- Why Do Dogs Howl at Sirens? (abgerufen am 28.05.2025)
- Why Do Dogs Howl? (abgerufen am 28.05.2025)
FAQs zum Thema Hund jault bei Sirenen
Gibt es Unterschiede, ob mein Hund auf Polizei-, Feuerwehr- oder Krankenwagensirenen reagiert?
Das ist eine spannende Frage, denn tatsächlich könnten unterschiedliche Sirenentypen auch unterschiedliche Reaktionen bei deinem Hund hervorrufen. Die genauen Frequenzen, die Lautstärke und das Muster des an- und abschwellenden Tons können sich nämlich je nach Einsatzfahrzeug und manchmal sogar von Region zu Region leicht unterscheiden. Einige Hunde reagieren möglicherweise empfindlicher auf bestimmte Tonhöhen oder Melodien, die sie stärker an das Heulen anderer Hunde oder Wölfe erinnern. Es ist also durchaus denkbar, dass dein Vierbeiner bei einer bestimmten Art von Sirene aufgeregter ist oder stärker heult als bei einer anderen. Achte doch mal darauf, ob du ein Muster erkennen kannst, denn das könnte dir sogar helfen, das Training zur Desensibilisierung noch gezielter anzugehen.
Kann mein Hund das Heulen bei Sirenen auch von anderen Hunden lernen?
Ja, das ist absolut möglich und ein interessanter Aspekt, der über die instinktiven Ursachen hinausgeht. Hunde sind sehr soziale Lebewesen und lernen viel durch Beobachtung und Nachahmung, insbesondere von Artgenossen, mit denen sie eng zusammenleben oder regelmäßigen Kontakt haben. Wenn also ein anderer Hund im Haushalt oder vielleicht ein Nachbarshund konsequent bei Sirenen heult, kann dein Hund dieses Verhalten durchaus übernehmen. Er könnte es als eine Art gemeinschaftliche Antwort interpretieren oder schlicht als das „normale“ Verhalten in dieser Situation ansehen. Manchmal ist es auch eine Art soziale Ansteckung, ähnlich wie wir Menschen uns vom Gähnen anderer anstecken lassen, nur eben mit Heulen.
Spielt es eine Rolle, ob mein Welpe schon früh Sirenen gehört hat, oder entwickelt sich das Heulen erst später?
Das ist ein wirklich wichtiger Punkt, denn eine frühe und positive Gewöhnung an alle möglichen Alltagsgeräusche, einschließlich Sirenen, ist für Welpen Gold wert. Wenn dein kleiner Vierbeiner schon in seiner sensiblen Prägephase, also etwa bis zur 16. Lebenswoche, lernt, dass Sirenen einfach zur normalen Geräuschkulisse gehören und nichts Bedrohliches oder Aufregendes signalisieren, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass er später stark darauf reagiert oder sogar Ängste entwickelt. Das bedeutet nicht zwingend, dass er niemals auch nur einen Ton von sich geben wird, aber eine gute, frühe Habituation kann die Intensität und Häufigkeit des Heulens maßgeblich reduzieren. Es ist also sehr empfehlenswert, Welpen behutsam und immer in positiver Verbindung an solche Geräusche heranzuführen, lange bevor sich ein Problemverhalten verfestigen kann.
Mein Hund jault nicht nur bei Sirenen, sondern auch bei bestimmten Liedern oder wenn ich ein Instrument spiele. Ist das ein ähnliches Phänomen?
Das ist eine sehr gute Beobachtung, und ja, da gibt es definitiv Parallelen, die das Verhalten deines Hundes erklären können. Bestimmte Musikinstrumente, wie zum Beispiel Blasinstrumente wie Klarinetten oder Saxophone, aber auch hohe menschliche Gesangsstimmen oder sogar bestimmte Melodien können Frequenzen und Tonfolgen erzeugen, die dem Heulen von Hunden oder Wölfen ähneln. Dein Hund könnte diese Klänge also ganz ähnlich interpretieren wie Sirenen und sich zum „Mitsingen“ oder Antworten animiert fühlen. Es ist oft ein Ausdruck von Kommunikation oder dem Wunsch, sich in das „Rudelgeheul“ einzuklinken. Solange es deinen Hund nicht sichtlich stresst und es für dich und deine Umgebung in Ordnung ist, ist dieses Verhalten meistens harmlos, auch wenn es manchmal etwas lautstark sein kann.