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Klimawandel & Umweltpolitik

Warum ist Palmöl so ungesund? Übersicht und Hintergründe

von Robert Hendrichs
11 min Lesedauer
Warum ist Palmöl so ungesund?

Palmöl steckt in fast jedem zweiten Supermarktprodukt, doch sein Ruf ist katastrophal. Wir schauen uns an, warum Palmöl so ungesund ist – für dich, für das Klima und für viele Menschen, die es anbauen müssen.

Dieser eine Moment in der Küche

Letzten Samstagnachmittag standen meine Tochter und ich in der Küche, um Waffeln zu backen. Der Teig war fertig, das Eisen heiß, und sie fragte nach dem Schokoaufstrich. Ich holte das Glas aus dem Schrank und während sie schon den Löffel zückte, wanderte mein Blick wie automatisch zur Zutatenliste. Und da stand es, gleich an zweiter Stelle: Palmöl. Ein kleiner Stich. Ich weiß, es ist quasi überall drin, von Keksen über Pizza bis hin zu Shampoo. Aber jedes Mal, wenn ich es lese, frage ich mich: Ist das jetzt wirklich so schlimm?

Die Debatte darum ist ja riesig und emotional. Die Bilder von gerodeten Regenwäldern und heimatlosen Orang-Utans kennt jeder. Aber was genau steckt dahinter, wenn Leute sagen, es sei ungesund? Es fühlt sich an wie ein riesiges, unübersichtliches Puzzle. Also habe ich beschlossen, mir das mal in Ruhe anzusehen, Stück für Stück. Nicht um alles zu verteufeln, sondern um es zu verstehen. Um für mich und meine Familie eine Haltung zu finden, die im Alltag auch funktioniert.

Die erste Frage, die sich mir stellt, ist ja immer die nach der eigenen Gesundheit. Bevor ich mich um den Planeten sorge, will ich wissen, was da eigentlich in unserem Körper passiert. Ist das Fett an sich das Problem oder steckt mehr dahinter? Die Antwort ist, wie so oft, etwas komplizierter als ein einfaches Ja oder Nein. Aber genau das macht es ja auch so spannend, wenn man mal hinter die Kulissen schaut und nicht nur bei den Schlagzeilen bleibt.

Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR

Das Wichtigste in Kürze

  • Palmöl steckt in jedem zweiten Supermarktprodukt und beeinflusst Gesundheit, Klima und Anbaubedingungen weltweit negativ.
  • Hohe Temperaturen bei der Raffination von Palmöl erzeugen potenziell krebserregende Stoffe wie 3-MCPD- und Glycidyl-Ester.
  • Riesige Regenwaldzerstörung für Palmöl-Plantagen heizt den Klimawandel an und bedroht die Artenvielfalt massiv.
  • Arbeitsbedingungen auf Palmöl-Plantagen sind oft von Menschenrechtsverletzungen geprägt, inkl. Zwangs- und Kinderarbeit.
  • Sachkundige Kaufentscheidungen und bewusster Konsum können den Palmöl-Verbrauch reduzieren und nachhaltigen Anbau fördern.

Das Fett-Dilemma: Ist Palmöl schlecht für den Körper?

Wenn wir darüber reden, warum Palmöl ungesund ist, müssen wir zwei Dinge trennen: das Öl selbst und das, was bei seiner Verarbeitung passiert. Palmöl besteht zu etwa 50 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, den Anteil dieser Fette an der täglichen Energiezufuhr auf unter 10 Prozent zu begrenzen, da ein hoher Konsum mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.[1] Das ist also schon mal ein Punkt, der für einen bewussten Umgang spricht. Es ist nicht per se Gift, aber die Dosis macht es eben aus, wie bei so vielen Dingen im Leben. In einer ausgewogenen Ernährung hat auch mal ein Keks mit Palmöl Platz, aber die schiere Menge in Fertigprodukten macht es uns schwer, den Überblick zu behalten.

Viel problematischer sind jedoch Stoffe, die erst entstehen, wenn das rohe Palmöl raffiniert wird. Rohes Palmöl ist rötlich und hat einen intensiven Geschmack. Um es für die Lebensmittelindustrie nutzbar zu machen, also geruchs- und geschmacksneutral sowie hell, wird es bei hohen Temperaturen über 200 Grad Celsius erhitzt. Bei diesem Prozess können unerwünschte Fettschadstoffe entstehen: 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester. Besonders Glycidol wird von Gesundheitsbehörden als potenziell krebserregend und erbgutschädigend eingestuft.[5] Da für solche Stoffe keine sichere Aufnahmemenge definiert werden kann, gilt das Vorsorgeprinzip: Man sollte so wenig wie möglich davon aufnehmen. Und genau hier liegt der Haken, denn die Gehalte können in palmölhaltigen Produkten erhöht sein.

Warum entstehen diese Schadstoffe gerade in Palmöl?

Die Bildung dieser schädlichen Ester ist kein reines Palmöl-Problem, sie können bei der Raffination aller pflanzlichen Öle entstehen. Allerdings zeigen Untersuchungen immer wieder, dass die Gehalte in raffiniertem Palmöl und Palmfett tendenziell höher sind. Das liegt an der spezifischen Zusammensetzung des Rohöls und den notwendigen, intensiven Verarbeitungsschritten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass besonders Kinder ein höheres Risiko tragen.[7] Warum? Weil sie im Verhältnis zu ihrem geringeren Körpergewicht oft mehr Produkte essen, die typischerweise viel Palmöl enthalten, wie Süßigkeiten, Gebäck oder Margarine. Die täglich tolerierbare Aufnahmemenge für 3-MCPD kann so schnell überschritten werden.

Die Lebensmittelindustrie kennt das Problem natürlich und arbeitet daran, die Prozesse zu verbessern und die Gehalte zu senken. Seit 2021 gibt es EU-weite Höchstgehalte für 3-MCPD in Pflanzenölen und Säuglingsnahrung, was ein wichtiger Schritt ist.[5] Dennoch bleibt die Grundproblematik bestehen: In stark verarbeiteten Lebensmitteln nehmen wir Stoffe auf, die wir eigentlich meiden sollten. Das Wissen darum macht den Griff ins Supermarktregal eben nicht leichter, aber es schärft den Blick dafür, warum selber kochen oft die bessere Alternative ist. Es geht nicht um Panikmache, sondern um eine bewusste Abwägung im Alltag, besonders wenn man für Kinder einkauft.

Der unsichtbare Preis: Warum ist Palmöl so ungesund für den Planeten?

Wenn wir vom Thema Gesundheit auf die Umwelt schwenken, wird das Bild noch düsterer. Hier liegt der Hauptgrund für den katastrophalen Ruf des Palmöls. Die Ölpalme ist eine tropische Pflanze und gedeiht am besten in der Äquatorregion, genau dort, wo sich die artenreichsten Regenwälder der Welt befinden. Indonesien und Malaysia produzieren zusammen über 80 Prozent des weltweiten Palmöls.[6] Für die riesigen Monokultur-Plantagen werden seit Jahrzehnten gigantische Flächen Regenwald gerodet und trockengelegt. Oft geschieht das durch Brandrodung, was nicht nur Lebensräume zerstört, sondern auch Unmengen an CO₂ in die Atmosphäre freisetzt.

Besonders fatal ist die Zerstörung von Torfmooren. Diese Böden speichern ein Vielfaches mehr Kohlenstoff als normale Waldböden. Werden sie für den Anbau von Ölpalmen entwässert, entweicht dieser Kohlenstoff als CO₂. Greenpeace berichtet von den verheerenden Waldbränden in Indonesien 2015, bei denen zeitweise mehr Treibhausgase freigesetzt wurden als in ganz Deutschland in einem Jahr.[6] Diese Zerstörung hat direkte Folgen für die globale Erwärmung und vernichtet die Heimat unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Der Orang-Utan ist zum Symbol dieser Krise geworden, aber auch Sumatra-Tiger, Nashörner und unzählige andere Arten verlieren ihren Lebensraum. Der Verlust der Biodiversität ist immens und oft unumkehrbar. Die ökologischen Folgen sind also nicht nur ein lokales Problem, sondern haben globale Auswirkungen.

Die negativen Effekte der riesigen Monokulturen enden aber nicht bei der Rodung. Hier sind weitere zentrale Probleme:

  • Durch den großflächigen Anbau geht die Artenvielfalt drastisch zurück, da die Plantagen kaum Lebensraum für die ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt bieten.
  • Die massive Brandrodung zur Landgewinnung setzt enorme Mengen an Treibhausgasen frei und befeuert so direkt den Klimawandel.
  • Werden Torfmoore trockengelegt, entweicht über Jahrzehnte gespeicherter Kohlenstoff, was die Klimabilanz noch weiter verschlechtert.
  • Der intensive Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in den Plantagen führt zur Verschmutzung von Böden und Gewässern, was auch die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung beeinträchtigt.
  • Die verdrängten Wildtiere suchen in menschlichen Siedlungen nach Nahrung, was immer häufiger zu gefährlichen Mensch-Tier-Konflikten führt.

Die große Frage: Warum ersetzen wir es nicht einfach?

Angesichts dieser Zerstörung scheint die Lösung doch einfach: Palmöl boykottieren und durch andere pflanzliche Öle ersetzen. Doch hier wird es kompliziert, und ein genauerer Blick zeigt, dass diese Forderung zu kurz greift. Der entscheidende Punkt ist die enorme Effizienz der Ölpalme. Pro Hektar Anbaufläche liefert sie einen deutlich höheren Ertrag als jede andere Ölpflanze wie Raps, Soja oder Sonnenblume. Um die weltweite Nachfrage nach Pflanzenöl mit Soja zu decken, bräuchte man laut WWF eine vier- bis zehnmal größere Fläche.[3] Ein pauschaler Umstieg würde das Problem also nicht lösen, sondern es nur verlagern und potenziell sogar verschlimmern. Die Jagd nach Anbauflächen würde sich auf andere Regionen ausdehnen und dort ebenfalls wertvolle Ökosysteme bedrohen.

Das Problem ist also nicht die Pflanze an sich, sondern die Art und Weise, wie sie angebaut wird: in riesigen, nicht nachhaltigen Monokulturen auf Kosten von Regenwäldern. Die Lösung kann daher nicht lauten, Palmöl komplett zu verbieten, sondern die Anbaubedingungen radikal zu verändern. Es geht darum, eine wirklich nachhaltige Produktion durchzusetzen, die keine weiteren Wälder zerstört, bestehende Plantagen effizienter nutzt und soziale Standards einhält. Genau hier kommen Zertifizierungen ins Spiel, die versuchen, einen Weg aus diesem Dilemma zu weisen. Doch auch sie sind, wie sich zeigt, keine Wunderwaffe, sondern ein umstrittenes Werkzeug im Kampf für eine bessere Praxis.

Zertifikate wie RSPO: Greenwashing oder echter Lösungsansatz?

Wenn du im Supermarkt ein Produkt mit Palmöl siehst, entdeckst du manchmal ein kleines grünes Logo: das Siegel des „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO). Dieser Runde Tisch wurde 2004 auf Initiative von Unternehmen und Umweltorganisationen wie dem WWF gegründet, um Standards für einen nachhaltigeren Anbau zu etablieren. Zu den Kriterien gehören unter anderem der Verzicht auf die Rodung wertvoller Wälder, der Schutz bedrohter Tierarten und die Einhaltung von Arbeiterrechten. Das klingt erstmal gut und ist theoretisch ein Schritt in die richtige Richtung. Es soll Produzenten belohnen, die sich an die Regeln halten, und den Verbrauchern eine Orientierung geben.

Die Kritik am RSPO ist jedoch laut und vielfältig. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen bemängeln, dass die Kriterien oft zu lasch sind und die Kontrollen lückenhaft. Es gab zahlreiche dokumentierte Fälle, in denen auch RSPO-zertifizierte Unternehmen gegen Umweltauflagen oder Menschenrechte verstoßen haben.[4] Für viele Kritiker ist das Siegel daher kaum mehr als Greenwashing, das es den Konzernen ermöglicht, ihr Image aufzubessern, ohne grundlegend etwas an den ausbeuterischen Strukturen zu ändern. Die Nachverfolgbarkeit bleibt oft ein Problem, da zertifiziertes und nicht-zertifiziertes Öl in der Lieferkette vermischt werden. Trotzdem argumentieren Befürworter, dass der RSPO immerhin ein Forum für Dialog schafft und die Industrie langsam in Bewegung bringt. Ein perfektes System ist es sicher nicht, aber in einer Welt ohne einfache Lösungen ist es vielleicht der pragmatischste Hebel, den wir derzeit haben.

Die drei Gesichter des Palmöl-Problems

Um den Überblick zu behalten, hilft es, die Kritik an Palmöl in drei Bereiche zu unterteilen. Jeder für sich ist komplex, aber zusammen zeigen sie, warum eine einfache Antwort so schwierig ist.

  1. Gesundheitliche Bedenken: Bei der industriellen Verarbeitung von Palmöl bei hohen Temperaturen können potenziell krebserregende Stoffe (3-MCPD- und Glycidyl-Ester) entstehen. Besonders für Kinder ist das ein relevantes Risiko, da sie über Fertigprodukte schnell bedenkliche Mengen aufnehmen können.
  2. Ökologische Zerstörung: Für Palmöl-Plantagen werden riesige Flächen Regenwald gerodet, was den Klimawandel anheizt, die Artenvielfalt vernichtet und ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringt.
  3. Soziale Missstände: Der Anbau ist oft mit schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden, darunter Kinder- und Zwangsarbeit, Vertreibung von Kleinbauern und indigenen Gemeinschaften sowie gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen.

Die menschliche Seite: Warum ist Palmöl oft auch sozial ungesund?

Neben den ökologischen Schäden und den gesundheitlichen Risiken gibt es noch eine dritte, oft übersehene Dimension: die menschliche. Die Arbeitsbedingungen auf vielen Palmöl-Plantagen sind katastrophal. Ein erschütternder Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2016 hat systematische Missstände in den Lieferketten großer Konzerne aufgedeckt.[4] Die Rede ist von Zwangsarbeit, bei der Arbeiter durch unrealistisch hohe Ernteziele und Strafen unter Druck gesetzt werden, oft mehr als 10 bis 12 Stunden am Tag zu schuften. Die Löhne liegen häufig unter dem gesetzlichen Mindestlohn, was die Menschen in einem Kreislauf der Armut gefangen hält.

Besonders schockierend sind die Berichte über Kinderarbeit. Um die Ernteziele zu erreichen, sehen sich viele Arbeiter gezwungen, ihre ganze Familie mit zur Arbeit zu nehmen. Kinder im Alter von acht Jahren schleppen schwere Fruchtbündel oder helfen beim Einsammeln der losen Früchte, statt zur Schule zu gehen. Frauen werden systematisch diskriminiert: Sie erhalten oft nur befristete Verträge als Tagelöhnerinnen ohne soziale Absicherung und werden für die gefährlichsten Arbeiten eingesetzt, wie das Versprühen von hochgiftigen Pestiziden, oft ohne ausreichende Schutzkleidung. Die gesundheitlichen Folgen, von Atemwegserkrankungen bis zu Vergiftungen, sind gravierend. Diese Ausbeutung ist der menschliche Preis für unser billiges Fett, ein Preis, der an der Supermarktkasse unsichtbar bleibt.

Spurensuche im Supermarkt: Wie du Palmöl erkennst

Wenn du jetzt denkst, du möchtest bewusster einkaufen, stehst du vor der nächsten Herausforderung: Palmöl zu erkennen. Bei Lebensmitteln ist es mittlerweile relativ einfach, da die EU-Lebensmittelinformationsverordnung vorschreibt, dass die spezifische pflanzliche Herkunft von Ölen und Fetten in der Zutatenliste angegeben werden muss. Du findest dort also Begriffe wie „Palmöl“, „Palmfett“ oder „Palmkernfett“. Ein schneller Blick auf die Verpackung von Keksen, Fertiggerichten, Margarine oder Schokoaufstrichen genügt meist. Das ist schon mal ein großer Fortschritt in Sachen Transparenz, denn früher konnte es sich hinter der allgemeinen Bezeichnung „pflanzliche Öle und Fette“ verstecken.

Schwieriger wird es bei Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln. Hier gibt es keine vergleichbare Kennzeichnungspflicht. Palmöl und seine Derivate verbergen sich hinter einer Vielzahl von chemischen Bezeichnungen, die für Laien kaum zu entziffern sind. Namen wie Sodium Palmate, Glyceryl Stearate oder Palmitic Acid deuten auf Palmöl hin, aber die Liste ist lang und unübersichtlich. Ohne eine App oder eine ausführliche Liste ist es fast unmöglich, hier den Überblick zu behalten. Das zeigt, wie tief Palmöl in unserer Konsumwelt verwurzelt ist und wie wichtig es wäre, dass Hersteller auch hier für mehr Klarheit sorgen. Die folgende Tabelle gibt dir einen kleinen Anhaltspunkt, worauf du achten kannst.

Produktkategorie Typische Bezeichnungen in der Zutatenliste
Lebensmittel Palmöl, Palmfett, Palmkernfett, pflanzliches Fett (Palm)
Kosmetik & Pflege Sodium Palm Kernelate, Sodium Palmate, Palmitate, Stearate, Cetearyl Alcohol (kann aus Palmöl sein)
Reinigungsmittel Tenside auf Palmölbasis (oft nicht genau deklariert), Palmitinsäure

Dein Kompass für den Einkauf: Was du tun kannst

Sich komplett palmölfrei zu ernähren oder zu leben, ist eine echte Herausforderung und im Alltag kaum umsetzbar. Aber das muss auch nicht das Ziel sein. Es geht vielmehr darum, bewusste Entscheidungen zu treffen und den eigenen Konsum zu hinterfragen. Kleine Schritte können in der Summe eine große Wirkung entfalten und ein Signal an die Industrie senden. Es geht darum, vom passiven Konsumenten zum aktiven Gestalter zu werden. Du hast mehr Einfluss, als du vielleicht denkst, denn jeder Kassenbon ist auch ein kleiner Stimmzettel.

Hier sind ein paar konkrete Schritte, die dir helfen können, deinen Umgang mit Palmöl bewusster zu gestalten, ohne dich dabei zu überfordern:

  1. Überprüfe bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Keksen, Fertiggerichten oder Aufstrichen routiniert die Zutatenliste. Das schärft dein Bewusstsein dafür, wo das Fett überall enthalten ist.
  2. Versuche, den Anteil hochverarbeiteter Produkte in deinem Einkauf zu reduzieren. Oft sind es gerade diese Lebensmittel, die große Mengen an verstecktem Palmfett enthalten.
  3. Koche und backe so oft wie möglich selbst mit frischen, unverarbeiteten Zutaten. So hast du die volle Kontrolle darüber, welche Fette und Öle du verwendest.
  4. Wenn du palmölhaltige Produkte kaufst, achte auf Bio- und Fairtrade-Siegel. Diese Zertifizierungen haben oft strengere ökologische und soziale Kriterien als der reine RSPO-Standard.
  5. Frage direkt beim Hersteller nach, wenn du unsicher bist. Viele Unternehmen reagieren auf Verbraucheranfragen und öffentlicher Druck kann zu Veränderungen führen.
  6. Reduziere deinen allgemeinen Konsum von Produkten, die typischerweise Palmöl enthalten. Weniger Süßigkeiten und Fertiggerichte sind nicht nur gut für die Palmöl-Bilanz, sondern auch für deine Gesundheit.

Diese Herangehensweise verlagert den Fokus von einem starren Verbot hin zu einer flexiblen und achtsamen Auseinandersetzung mit dem, was in deinem Einkaufswagen landet. Es geht nicht um Perfektion, sondern um einen bewussten Weg.

Alternativen zu Palmöl in deiner Küche

Beim Kochen und Backen lässt sich Palmfett leicht ersetzen. Fürs Braten bei hohen Temperaturen eignet sich raffiniertes Rapsöl oder Sonnenblumenöl mit dem Zusatz „high oleic“. Für Salate sind kaltgepresste Öle wie Oliven- oder Leinöl ideal. Beim Backen kann Butter eine Alternative sein, wenn du auf tierische Produkte zurückgreifst. Ansonsten funktionieren Rapsöl oder Kokosöl in vielen Rezepten ebenfalls sehr gut.

Wichtig ist aber auch hier ein bewusster Blick: Jedes Öl hat seinen eigenen ökologischen Fußabdruck. Kokosöl steht wegen Wasserknappheit und Arbeitsbedingungen in der Kritik, und auch Raps- oder Sonnenblumenanbau in Monokulturen ist nicht frei von Problemen. Die beste Strategie ist daher Vielfalt und ein Fokus auf regionale Produkte, wann immer es möglich ist.

Boykott oder bewusster Konsum: Was ist der Weg?

Nachdem ich mich nun durch Fakten, Meinungen und Emotionen gekämpft habe, stehe ich wieder in meiner Küche. Das Glas mit dem Schokoaufstrich steht immer noch auf der Anrichte. Es anzusehen, fühlt sich anders an als vorher. Nicht unbedingt besser, aber klarer. Die einfache Lösung, ein strikter Boykott, erscheint mir nicht mehr als der richtige Weg. Die Gefahr, das Problem nur zu verlagern und den Druck auf andere Ökosysteme zu erhöhen, ist zu groß. Die Ölpalme ist nun einmal unglaublich produktiv, und diese Effizienz zu ignorieren, wäre naiv.

Die Antwort liegt für mich nicht in einem radikalen Verzicht, sondern in einer radikalen Bewusstheit. Es geht darum, die Nachfrage zu lenken. Weniger hochverarbeitete Lebensmittel zu kaufen, senkt automatisch den Palmöl-Verbrauch. Wenn wir Produkte mit Palmöl wählen, dann sollten wir jene bevorzugen, die aus zertifiziert nachhaltigem und fairem Anbau stammen, auch wenn diese Siegel ihre Schwächen haben. Es geht darum, Druck auf die Unternehmen auszuüben, ihre Lieferketten transparent zu machen und ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Letztlich ist es eine Frage der Haltung. Es bedeutet, hinzusehen, statt wegzusehen. Und die Waffeln? Die haben wir an diesem Tag einfach mit Apfelmus gegessen. Es war eine kleine Entscheidung, aber es fühlte sich richtig an. Ein kleiner Schritt auf einem langen Weg.

Quellen

  1. WHO updates guidelines on fats and carbohydrates (abgerufen am 13.10.2025)
  2. Oil palm and biodiversity (abgerufen am 13.10.2025)
  3. Palmöl: einer der wichtigsten Rohstoffe der Welt (abgerufen am 13.10.2025)
  4. The Great Palm Oil Scandal: Labour Abuses Behind Big Brand Names (abgerufen am 13.10.2025)
  5. Palmöl: Negative Folgen für Gesundheit und Umwelt (abgerufen am 13.10.2025)
  6. Raubbau für Palmöl (abgerufen am 13.10.2025)
  7. Gesundheitliche Risiken durch hohe Gehalte an 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureestern in bestimmten Lebensmitteln möglich (abgerufen am 13.10.2025)

FAQs zum Thema Warum ist Palmöl so ungesund

Gibt es auch eine „gesunde“ Variante von Palmöl?

Ja, die gibt es tatsächlich. Natives, also unraffiniertes Palmöl, das wegen seiner Farbe auch „rotes Palmöl“ genannt wird, ist reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Carotinoiden (einer Vorstufe von Vitamin A) und Vitamin E. Allerdings wird es für die meisten Industrieprodukte stark erhitzt und gebleicht, also raffiniert. Bei diesem Prozess gehen die Nährstoffe nicht nur verloren, sondern es können erst die im Text erwähnten schädlichen Fettsäureester entstehen. Wegen seines intensiven Eigengeschmacks findest du rotes Palmöl daher fast nie in verarbeiteten Lebensmitteln.

Wird Palmöl nicht auch für Biosprit verwendet? Ist das dann nicht umweltfreundlich?

Doch, ein erheblicher Teil des weltweit produzierten Palmöls wird tatsächlich zu sogenanntem „Biodiesel“ verarbeitet und landet in unseren Autotanks. Auch wenn „bio“ erstmal gut klingt, ist die Klimabilanz hier besonders verheerend. Denn für den Anbau werden genau wie für Lebensmittel-Palmöl riesige Flächen Regenwald zerstört. Rechnet man die CO₂-Emissionen aus der Abholzung mit ein, ist Palmöl-Sprit sogar klimaschädlicher als fossiler Diesel. Deshalb hat die EU auch beschlossen, die Förderung von Biokraftstoffen aus Palmöl schrittweise zurückzufahren.

Wenn auf einer Packung „zertifiziertes Palmöl“ steht, kann ich dann sicher sein, dass genau dieses Öl nachhaltig ist?

Leider nicht immer, und genau das ist ein zentraler Kritikpunkt an Siegeln wie dem RSPO. Viele Hersteller nutzen das sogenannte „Massenbilanz“-Modell (Mass Balance). Dabei wird zertifiziertes Palmöl auf dem Transportweg oder in der Ölmühle mit nicht-zertifiziertem Öl vermischt. Du kannst es dir so vorstellen: Ein Bauer liefert 100 Liter Ökostrom ins Netz, aber bei dir zu Hause kommt trotzdem ein Strommix an. Du unterstützt mit deinem Kauf zwar den nachhaltigen Anbau, hast aber im Endprodukt keine Garantie, dass genau dieses Palmöl aus einer unproblematischen Quelle stammt.

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