Du räumst die Spülmaschine aus, hebst eine Tasse hoch – und entweder pladdert dir noch eine Ladung Wasser auf die Hand oder eben nicht. Spätestens dann fällt sie auf: diese kleine Kerbe am Boden. Zufall ist das nicht.
Wenn der Kaffeefleck unter der Tasse bleibt
Auf einem glatten Tisch reicht schon ein feuchter Untersetzer, und die Tasse klebt fest. Du hebst sie an, es macht ein leises Plopp, darunter ein perfekter Kreis aus Kaffee oder Kondenswasser. Viele Becherböden sind wie dafür gemacht – ein geschlossener Ring, eine kleine Mulde, fertig ist die Minipfütze.
Schau dir mal ein paar Tassen von unten an: Die meisten haben keinen flachen Boden, sondern einen schmalen Rand, auf dem sie stehen. Das ist der Fußring. Und bei vielen Modellen ist dieser Ring an einer Stelle unterbrochen – genau diese Kerbe sorgt dafür, dass Wasser und Luft überhaupt eine Chance haben, da rauszukommen.
Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR
Inhaltsverzeichnis
- Wenn der Kaffeefleck unter der Tasse bleibt
- Kurz erklärt: Wozu die Kerbe am Tassenboden da ist
- Was der Tassenboden mit Keramikhandwerk zu tun hat
- Spülmaschine, Untersetzer, Balkontisch: Wo du den Unterschied merkst
- Muss jede Tasse eine Kerbe auf der Unterseite haben?
- Was alte Keramik mit deinem Kaffeebecher zu tun hat
Das Wichtigste in Kürze
- Kerbe am Tassenboden verhindert Wasserrückstau und Festsaugen.
- Fußring schafft Luftkanal, reduziert Feuchtigkeit und Hitzeeinwirkung.
- Keramikhandwerk: Fußring ist bewusst gestaltetes Element zur Stabilität.
- Industrielle Lösung: Gussform integriert Kerbe für bessere Funktion.
- Im Alltag merkst du den Unterschied in Spülmaschine und auf glatten Flächen.
- Neue Tassen gut prüfen: Stabilität, sauberer Schliff, Kerben im Fußring.
Kurz erklärt: Wozu die Kerbe am Tassenboden da ist
Die einfache Antwort auf die Frage, warum Tassen eine Kerbe auf der Unterseite haben: Sie soll verhindern, dass sich Wasser unter der Tasse staut und dass der Becher sich auf glatten Flächen festsaugt. Mehr steckt da nicht dahinter, aber das ist im Alltag erstaunlich hilfreich.
Zusammengefasst bringt die Kerbe drei Dinge mit sich:
- Wasser, das in der Bodenmulde steht, kann über die kleine Öffnung ablaufen – besonders in der Spülmaschine.
- Zwischen Tisch und Fußring entsteht immer ein winziger Luftkanal, der den Festsaugeffekt reduziert.
- Die Tasse steht weiter stabil, aber hat weniger Kontaktfläche, was Feuchtigkeit und Hitze vom Tisch fernhält.
Ohne Kerbe funktioniert der Becher natürlich auch. Aber du merkst im Alltag deutlich, ob der Boden „durchdacht“ ist – oder dir jedes Mal der halbe Spülgang auf die Küchenplatte läuft.
Was der Tassenboden mit Keramikhandwerk zu tun hat
Die Idee dahinter kommt nicht aus der Marketingabteilung, sondern aus dem Keramikhandwerk. In Fachtexten zur Keramik werden Fußringe als eigene Basisform beschrieben – also als bewusst gestaltetes Element, nicht als Nebensache.[1]
Fußring: Mehr als nur ein optischer Rand
In Keramik-Leitfäden wird der Fußring so definiert: Der Gefäßboden wird leicht angehoben, damit das Stück stabiler steht und beim Brennen nicht am Ofen festklebt.[2] Gerade bei Porzellan ist das wichtig, weil die Glasur bei hohen Temperaturen sehr flüssig wird. Der Ring sorgt dafür, dass die Tasse auf wenigen, klar definierten Punkten aufliegt, statt mit der ganzen Fläche am Setzstein zu kleben.
Beim Drehen und anschließenden Trimmen wird dieser Ring gezielt herausgearbeitet. In vielen Werkstätten wird an einer Stelle ein kleines Stück ausgespart oder später ausgeschliffen. Das sieht minimal aus, hat aber gleich mehrere Effekte: bessere Trocknung, bessere Reinigbarkeit und weniger Pfützenbildung.
Kerbe aus der Form: Wie die Industrie das löst
Bei Industrieware passiert das über die Form. Die Tasse wird gegossen oder gepresst, der Fußring ist Teil des Werkzeugs. In manchen technischen Guides zur Keramikproduktion wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Fußringe und Unterbrechungen wichtig für Stand, Brennverhalten und Trocknung sind.[2]
Ob die Kerbe dann relativ breit ist oder nur wie ein kleiner Kniff im Ring wirkt, ist Geschmackssache. Die Funktion bleibt: Irgendwo muss Flüssigkeit raus, und irgendwo muss Luft rein.
Spülmaschine, Untersetzer, Balkontisch: Wo du den Unterschied merkst
Die Kerbe am Tassenboden ist kein Bauteil, das du ständig bewusst wahrnimmst. Sie fällt genau in den Momenten auf, in denen etwas nicht funktioniert – oder eben besonders gut.
Im Geschirrkorb
In der Spülmaschine stehen Tassen meistens kopfüber. Der Fußring bildet eine Art kleinen Beckenrand, die Bodenmulde wird zur winzigen Schüssel. Durch die Oberflächenspannung bleibt das Wasser dort erstaunlich hartnäckig hängen – wenn es keinen Fluchtweg gibt.
Sobald der Ring an einer Stelle unterbrochen ist, entsteht diese Öffnung: Wasser kann durch die Kerbe ablaufen, Luft kommt nach, und die Pfütze zerreißt. Du merkst das daran, dass die Tasse beim Herausheben vielleicht einen Tropfen verliert – aber nicht mehr eine halbe Esslöffelmenge, die dir über Hand und Boden läuft.
Auf glatten Flächen und Untersetzern
Der zweite Effekt zeigt sich auf Glas- oder lackierten Holztischen. Steht da ein bisschen Flüssigkeit, kann ein geschlossener Ring tatsächlich kurz ansaugen. Manchmal löst sich die Tasse dann mit einem kleinen Geräusch, und der komplette Kreis liegt als Wasserfilm auf dem Tisch.
Mit Kerbe ist der Ring nie ganz geschlossen. Es gibt immer eine Stelle, an der Luft nachrutschen und Flüssigkeit weglaufen kann. Das macht sich nicht spektakulär bemerkbar, aber du musst weniger wischen und brauchst weniger Kraft, um die Tasse anzuheben.
Muss jede Tasse eine Kerbe auf der Unterseite haben?
Nein. Gerade ältere Tassen, sehr günstige Sets oder handgemachte Stücke haben häufig Fußringe ohne Einschnitt oder ganz andere Bodenformen. Das ist kein Fehler, sondern eine andere Art der Gestaltung. Die Funktion „Wasserablauf“ ist dann einfach weniger ausgeprägt.
Wenn du neue Tassen kaufst und das Thema dich nervt, kannst du dir den Boden darum einmal bewusst anschauen. Ein kurzer Check reicht:
- Steht die Tasse ohne Wackeln stabil auf der Arbeitsplatte?
- Ist der Fußring sauber geschliffen, ohne scharfe Kanten?
- Siehst du irgendwo am Ring eine kleine Unterbrechung oder Kerbe?
Wenn du diese Punkte abhaken kannst, ist die Chance groß, dass der Becher sich in Spülmaschine und Alltag unauffällig gut verhält – also genau das macht, was man von Geschirr erwartet: mitarbeiten, ohne ständig Aufmerksamkeit zu verlangen.
Was alte Keramik mit deinem Kaffeebecher zu tun hat
Für Archäolog:innen sind Fußringe ein eigenes Kapitel. In Leitfäden zur Klassifikation von Keramik werden sie detailliert beschrieben, weil sie helfen, Gefäße zeitlich einzuordnen und Herstellungsweisen zu erkennen.[1] Schon dort tauchen erhöhte Ränder, abgesetzte Böden und verschiedene Fußformen auf – lange bevor jemand eine Spülmaschine geplant hat.
Moderne Keramik knüpft daran an, ergänzt um Erfahrungen aus Spülmaschinen- und Haushaltspraxis. In Fachartikeln für Töpfer:innen wird der Boden oft als „entscheidender Teil der Form“ beschrieben: Er soll gut stehen, gut trocknen und gut zu reinigen sein.[3]
Die kleine Kerbe am Tassenboden ist damit so etwas wie ein stilles Update dieses klassischen Fußrings – ein Detail, das du kaum siehst, aber jeden Tag in der Küche merkst.
Quellen
- A Guide to the Classification of Medieval Ceramic Forms (Medieval Pottery Research Group, Occasional Paper 1, abgerufen am 27.11.2025)
- Pottery Recording Guide – A guide and protocol for recording pottery (Portable Antiquities Scheme / British Museum, abgerufen am 27.11.2025)
- Foot Ring Pukis (Ceramic Arts Network, Pottery Making Illustrated, abgerufen am 27.11.2025)

