Die Geburt eines Kindes bringt viele Veränderungen mit sich – auch finanziell. Für viele Eltern stellt sich die Frage, ob und wie sie während der Elternzeit etwas dazuverdienen können. Ein Nebenjob kann da eine attraktive Option sein. Doch welche Möglichkeiten gibt es überhaupt und was ist rechtlich zu beachten? Dieser Ratgeber liefert dir alle wichtigen Informationen zum Thema Elternzeit und Nebenjob.
INHALT
Rechtliche Grundlagen für Nebenjobs in der Elternzeit
Grundsätzlich darfst du während der Elternzeit einer Nebenbeschäftigung nachgehen. Allerdings gibt es einige rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten.
Die wöchentliche Arbeitszeit darf maximal 32 Stunden betragen. Diese Regelung gilt für Eltern, deren Kinder ab dem 1. September 2021 geboren wurden. Für früher geborene Kinder liegt die Grenze bei 30 Wochenstunden. Wichtig ist, dass es sich dabei um die durchschnittliche Arbeitszeit im Monat handelt. Einzelne Wochen können also durchaus mehr Arbeitsstunden umfassen.
Möchtest du bei deinem bisherigen Arbeitgeber einen Nebenjob aufnehmen, benötigst du dessen Zustimmung. Das gilt auch, wenn du mehrere Minijobs bei verschiedenen Arbeitgebern ausüben möchtest. Der Arbeitgeber kann die Zustimmung nur aus dringenden betrieblichen Gründen verweigern.
Ein beliebtes Modell ist der Minijob mit einem monatlichen Verdienst von maximal 538 Euro (Stand 2024). Solche geringfügigen Beschäftigungen sind in der Elternzeit grundsätzlich möglich und sozialversicherungsrechtlich unproblematisch. Du kannst auch mehrere Minijobs kombinieren, solange die Verdienstgrenze von 538 Euro insgesamt nicht überschritten wird.[1]
Auswirkungen auf das Elterngeld
Viele Eltern fragen sich, ob ein Nebenjob Einfluss auf die Höhe des Elterngeldes hat. Tatsächlich wird das Einkommen aus einem Minijob beim Elterngeld berücksichtigt – allerdings erst ab einer bestimmten Grenze.
Der Mindestbetrag des Elterngeldes von 300 Euro monatlich (bzw. 150 Euro beim ElterngeldPlus) bleibt von einem Minijob-Einkommen unberührt. Erst wenn dein Elterngeldanspruch über diesem Mindestbetrag liegt, wird der Verdienst aus dem Minijob angerechnet und das Elterngeld entsprechend gekürzt.
Ein Rechenbeispiel verdeutlicht das: Nehmen wir an, dein regulärer Elterngeldanspruch beträgt 800 Euro pro Monat. Verdienst du nun 538 Euro durch einen Minijob dazu, wird dieser Betrag anteilig vom Elterngeld abgezogen. Das bedeutet, dein Elterngeld reduziert sich, aber du hast insgesamt mehr Geld zur Verfügung als ohne den Nebenjob.
Wichtig: Informiere in jedem Fall die Elterngeldstelle über deinen Nebenjob, damit eine Neuberechnung erfolgen kann. Verschweigst du zusätzliches Einkommen, kann das später zu Rückforderungen führen.[2]
Praktische Umsetzung eines Nebenjobs in der Elternzeit
Hast du dich entschieden, während der Elternzeit einem Nebenjob nachzugehen, stellt sich die Frage nach der konkreten Umsetzung. Hier einige praktische Tipps:
- Zeitmanagement: Plane realistische Arbeitszeiten ein, die sich gut mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen. Viele Eltern arbeiten beispielsweise, wenn der Partner zuhause ist oder das Kind schläft.
- Flexibilität: Suche nach einem Job, der möglichst flexibel gestaltet werden kann. Homeoffice-Tätigkeiten oder Projekte mit freier Zeiteinteilung eignen sich besonders gut.
- Kinderbetreuung: Organisiere eine zuverlässige Betreuung für die Arbeitszeiten. Das können Großeltern, Freunde oder eine Tagesmutter sein.
- Absprachen mit dem Arbeitgeber: Kommuniziere offen mit deinem Arbeitgeber über deine Situation und mögliche Flexibilitätsbedarfe.
Eine gute Option für viele Eltern sind Minijobs im Privathaushalt. Als Haushaltshilfe, Gartenhilfe oder in der Kinderbetreuung lassen sich oft flexible Arbeitszeiten vereinbaren. Zudem können Eltern hier ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Die Minijob-Zentrale bietet eine spezielle Haushaltsjob-Börse an, in der passende Angebote zu finden sind.
Vor- und Nachteile eines Nebenjobs während der Elternzeit
Die Entscheidung für oder gegen einen Nebenjob in der Elternzeit will gut überlegt sein. Hier eine Übersicht der wichtigsten Vor- und Nachteile:
Vorteile:
- Zusätzliches Einkommen und finanzielle Entlastung
- Aufrechterhaltung beruflicher Kontakte und Fähigkeiten
- Abwechslung zum Familienalltag
- Mögliche positive Auswirkungen auf die spätere Rente
Nachteile:
- Weniger Zeit für Familie und Erholung
- Mögliche Überforderung durch Doppelbelastung
- Organisatorischer Aufwand für Kinderbetreuung
- Eventuell Kürzung des Elterngeldes
Letztendlich muss jede Familie individuell abwägen, ob ein Nebenjob in der Elternzeit sinnvoll ist. Dabei spielen neben den finanziellen Aspekten auch persönliche Faktoren wie die eigene Belastbarkeit und die familiäre Situation eine wichtige Rolle.
Auswirkungen auf die Rente und Sozialversicherung
Ein oft übersehener Aspekt bei Nebenjobs in der Elternzeit sind die Auswirkungen auf die Rente. Grundsätzlich sind auch während der Elternzeit ausgeübte Minijobs versicherungspflichtig in der Rentenversicherung. Das bedeutet, dass du als Minijobber einen kleinen Eigenanteil von derzeit 3,6% deines Verdienstes in die Rentenkasse einzahlst.
Diese Beiträge können sich positiv auf deine späteren Rentenansprüche auswirken. Allerdings werden dir für die Kindererziehungszeit ohnehin Rentenpunkte gutgeschrieben – aktuell entspricht das pro Kind etwa drei Jahren Durchschnittsverdienst.
Du hast auch die Möglichkeit, dich von der Rentenversicherungspflicht befreien zu lassen. Das kann sinnvoll sein, wenn du die Beiträge sparen möchtest und die Kindererziehungszeiten für deine Rentenansprüche ausreichend sind. Lass dich zu diesem Thema am besten von deinem Rentenversicherungsträger individuell beraten.
In Bezug auf die Krankenversicherung bleibst du während der Elternzeit in der Regel beitragsfrei familienversichert. Ein Minijob ändert daran nichts, solange die Verdienstgrenze von 538 Euro nicht überschritten wird.
Kreative Nebenjob-Ideen für Eltern
Die klassischen Minijobs sind nicht jedermanns Sache. Glücklicherweise gibt es heutzutage viele kreative Möglichkeiten, um während der Elternzeit etwas dazuzuverdienen. Hier einige Ideen, die sich gut mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen:
- Online-Tätigkeiten: Vom Virtuellen Assistenten über Social-Media-Management bis hin zum Texten oder Übersetzen – viele Aufgaben lassen sich flexibel von zuhause erledigen.
- Kursangebote: Yoga für Schwangere, Rückbildungsgymnastik oder Babymassage – als frischgebackene Eltern könnt ihr eure Erfahrungen weitergeben.
- Handgemachte Produkte: Von selbstgenähter Babykleidung bis zu personalisierten Geschenken – kreative Eltern können ihre Produkte über Online-Plattformen wie Etsy vermarkten.
- Nachhilfe oder Sprachunterricht: Oft lässt sich dies gut mit den Schlafenszeiten des Kindes vereinbaren.
Der Vorteil dieser Tätigkeiten liegt in ihrer Flexibilität. Du kannst sie oft dann ausüben, wenn es dir zeitlich am besten passt. Zudem ermöglichen viele dieser Jobs eine schrittweise Steigerung des Arbeitsumfangs, je nachdem, wie es sich mit der Familie vereinbaren lässt.
Beachte jedoch, dass auch bei solchen selbstständigen Tätigkeiten die gesetzlichen Grenzen für Nebentätigkeiten in der Elternzeit gelten. Zudem musst du dich um steuerliche Aspekte und eventuelle Gewerbeanmeldungen kümmern.
Ein Nebenjob während der Elternzeit kann eine gute Möglichkeit sein, die Familienkasse aufzubessern und gleichzeitig am Berufsleben teilzuhaben. Mit der richtigen Planung und unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen lässt sich so die Elternzeit finanziell und persönlich bereichern. Wichtig ist, dass du deine individuellen Bedürfnisse und die deiner Familie in den Mittelpunkt stellst und eine für dich passende Balance findest.[3]
FAQs zum Thema Elternzeit und Nebenjob
Wie viel darf ich während der Elternzeit maximal dazuverdienen?
Während der Elternzeit darfst du bis zu 32 Stunden pro Woche arbeiten, wenn dein Kind nach dem 1. September 2021 geboren wurde. Dies entspricht einer Teilzeitbeschäftigung von etwa 80%. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass es sich um einen Durchschnittswert handelt, sodass du in einzelnen Wochen auch mehr arbeiten kannst. Bei Minijobs liegt die Verdienstgrenze aktuell bei 538 Euro pro Monat. Du kannst auch mehrere Minijobs kombinieren, solange du diese Grenze nicht überschreitest. Bedenke jedoch, dass ein höherer Verdienst Auswirkungen auf dein Elterngeld haben kann.
Welche kreativen Nebenjob-Möglichkeiten gibt es für Eltern?
Es gibt zahlreiche kreative Möglichkeiten für Eltern, während der Elternzeit Geld zu verdienen. Eine Option ist das Anbieten von Online-Kursen oder Workshops zu Themen wie Babypflege, Ernährung oder Erziehung. Du könntest auch als freier Autor für Elternblogs oder -magazine schreiben und deine Erfahrungen teilen. Eine weitere Möglichkeit ist das Erstellen und Verkaufen von digitalen Produkten wie E-Books oder Planern für junge Familien. Wenn du handwerklich begabt bist, könntest du personalisierte Babygeschenke oder Kinderzimmerdekoration herstellen und online verkaufen. Auch das Anbieten von Babysitting-Diensten oder die Organisation von Spielgruppen kann eine lukrative Nebentätigkeit sein.
Wie wirkt sich ein Nebenjob auf meine Sozialversicherung aus?
Ein Minijob während der Elternzeit hat in der Regel keine großen Auswirkungen auf deine Sozialversicherung. Du bleibst weiterhin über die Familienversicherung krankenversichert, solange du die Verdienstgrenze von 538 Euro nicht überschreitest. In Bezug auf die Rentenversicherung bist du bei einem Minijob grundsätzlich versicherungspflichtig, kannst dich aber davon befreien lassen. Es ist wichtig zu wissen, dass dir für die Kindererziehungszeit ohnehin Rentenpunkte gutgeschrieben werden. Diese entsprechen aktuell etwa drei Jahren Durchschnittsverdienst pro Kind. Bei einer selbstständigen Tätigkeit solltest du dich über deine Versicherungspflichten informieren. In jedem Fall ist es ratsam, sich individuell beraten zu lassen, um die beste Entscheidung für deine persönliche Situation zu treffen.
Quellen: