Das erste Kratzen im Hals und schon greifen viele zur Ingwerknolle. Ich erkläre dir, wann sie ein echter Segen ist, warum sie aber auch nach hinten losgehen kann und was du unbedingt beachten solltest, damit es dir nicht so geht wie mir.
Der Tag, an dem mein Magen auf stur schaltete
Es war einer dieser grauen Vormittage, an denen man das Gefühl hat, die Erkältung sitzt schon im Nacken und wartet nur auf ihre Chance. Ich dachte mir: Wehret den Anfängen! Statt meines üblichen Kaffees sollte es ein hochkonzentrierter Ingwer-Shot sein, selbst gemacht, extra stark. Ich hatte gelesen, dass die Scharfstoffe, die sogenannten Gingerole, das Immunsystem auf Trab bringen. Also habe ich ein riesiges Stück Ingwer in den Entsafter geworfen und das Ganze auf leeren Magen runtergekippt.[5]
Ein großer Fehler. Statt eines wohligen Wärmegefühls breitete sich ein Feuer in meiner Magengegend aus. Es brannte richtig. Der Rest des Tages war gelaufen – nicht wegen der nahenden Erkältung, sondern wegen fiesem Sodbrennen und Bauchgrummeln. Das war meine Lektion: Ingwer ist kein harmloses Küchengewürz, sondern eine potente Heilpflanze, die man mit Respekt behandeln muss. Viel hilft eben nicht immer viel.
Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR
Inhaltsverzeichnis
- Der Tag, an dem mein Magen auf stur schaltete
- Warum die scharfe Knolle bei Erkältung so beliebt ist
- Die rote Ampel: Wann du Ingwer meiden solltest
- Ingwer richtig zubereiten: So wird er zum Freund, nicht zum Feind
- Fazit: Hilft Ingwer bei Erkältung nun oder nicht?
- FAQs zum Thema Hilft Ingwer bei Erkältung?
Das Wichtigste in Kürze
- Ingwer kann Erkältungssymptome lindern, aber Vorsicht bei empfindlichen Mägen und bestimmten gesundheitlichen Bedingungen.
- Scharfstoffe Gingerole und Shogaole fördern Durchblutung und Wärmegefühl, hilfreich bei Frösteln.
- Richtige Zubereitung ist essentiell: Dünne Scheiben im Tee statt extrem scharfe Shots.
- Vorsicht bei gesundheitlichen Risiken: Abstimmung mit Arzt bei Blutgerinnungsstörungen, Gallensteinen und Schwangerschaft.
- Maximale Dosis: Nicht mehr als 50 Gramm frischer Ingwer pro Tag; Körperreaktionen beachten.
Warum die scharfe Knolle bei Erkältung so beliebt ist
Trotz meiner schmerzhaften Erfahrung greife ich bei den ersten Anzeichen einer Erkältung immer noch zu Ingwer – nur eben anders. Die Faszination für die Knolle ist ja auch absolut berechtigt. Ihre Inhaltsstoffe sind dafür bekannt, Appetit und Verdauung anzuregen, was bei Magen-Darm-Beschwerden hilfreich sein kann.[3] Bei einer Erkältung sind es aber vor allem zwei Effekte, die uns guttun.
Erstens erzeugt Ingwer eine intensive, von innen kommende Wärme. Das ist Gold wert, wenn du fröstelst und dich der Schüttelfrost plagt. Man fühlt sich sofort wohler und geborgener. Zweitens ist Ingwer ein anerkanntes Mittel gegen Übelkeit.[4] Zwar ist das eher bei Reisekrankheit oder nach Operationen relevant, aber wer schon mal eine richtig fiese Erkältung mit flauem Magen hatte, weiß diesen Nebeneffekt sehr zu schätzen.
Hilft Ingwer bei Erkältung also durch seine Schärfe?
Genau, die Scharfstoffe sind der Dreh- und Angelpunkt. Die Gingerole und Shogaole (die beim Trocknen oder Erhitzen entstehen) regen die Durchblutung an. Das spürst du nicht nur als Wärme im Körper, sondern es betrifft auch deine Schleimhäute. Eine besser durchblutete Nasen- und Rachenschleimhaut kann sich potenziell besser gegen eindringende Viren wehren. Der Ingwer heilt also nicht die Erkältung, aber er unterstützt den Körper dabei, die Symptome zu lindern und die Abwehrkräfte zu mobilisieren. Ein bisschen so, als würdest du deiner inneren Abwehrtruppe warme Socken und eine heiße Suppe bringen.
Die rote Ampel: Wann du Ingwer meiden solltest
Meine Erfahrung mit dem Magendrama ist nur eine der möglichen unerwünschten Wirkungen. Es gibt Situationen und gesundheitliche Voraussetzungen, bei denen du mit Ingwer wirklich vorsichtig sein oder ganz darauf verzichten solltest. Das wird oft unter den Tisch gekehrt, ist aber enorm wichtig für deine Gesundheit.
Hier sind die wichtigsten Fälle, in denen du unbedingt mit deinem Arzt sprechen solltest, bevor du größere Mengen Ingwer oder hochdosierte Präparate zu dir nimmst:
- Blutgerinnung: Ingwer kann die Blutgerinnung verlangsamen. Wenn du Medikamente zur Blutverdünnung einnimmst (wie Aspirin, Marcumar, Heparin etc.) oder vor einer Operation stehst, kann Ingwer die Blutungsneigung gefährlich erhöhen.[1]
- Gallensteine: Die Inhaltsstoffe des Ingwers regen die Produktion von Gallensaft an. Das ist an sich gut für die Verdauung, aber wenn du Gallensteine hast, kann das schmerzhafte Gallenkoliken auslösen.[4]
- Empfindlicher Magen: So wie bei mir. Wenn du zu Sodbrennen neigst, kann die Schärfe des Ingwers die Magensäureproduktion weiter anregen und die Beschwerden massiv verschlimmern.
- Schwangerschaft: Hier ist die Studienlage nicht ganz eindeutig. Einerseits wird Ingwer gegen Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt, andererseits gibt es Bedenken, dass hohe Dosen Wehen fördern könnten.[2] Eine Rücksprache mit Arzt oder Hebamme ist hier absolut unerlässlich.
Ingwer richtig zubereiten: So wird er zum Freund, nicht zum Feind
Damit die Knolle dir Gutes tut und nicht schadet, kommt es auf die richtige Zubereitung und Dosis an. Vergiss die Idee von extrem scharfen Shots, vor allem auf nüchternen Magen. Sanfter ist hier deutlich besser. Der Klassiker ist und bleibt ein frisch aufgebrühter Tee oder ein Ingwerwasser.
Der Trick für maximalen Geschmack und Wirkung ist, die Oberfläche des Ingwers zu vergrößern. Anstatt dicke Brocken ins Wasser zu werfen, solltest du die Knolle in ganz dünne Scheiben schneiden oder fein reiben. So können sich die ätherischen Öle und Scharfstoffe am besten im Wasser lösen. Du musst den Ingwer übrigens nicht schälen, wenn du Bio-Qualität kaufst. Wasche ihn einfach gründlich ab, denn direkt unter der Schale sitzen viele wertvolle Inhaltsstoffe.
Das perfekte Ingwerwasser – Schritt für Schritt
Ein selbstgemachtes Ingwerwasser ist die einfachste und magenfreundlichste Methode, um von den Vorteilen zu profitieren. So geht’s:
- Nimm ein daumengroßes Stück frischen Bio-Ingwer und wasche es gründlich ab.
- Schneide den Ingwer mit einem scharfen Messer oder einem Gemüsehobel in hauchdünne Scheiben. Je dünner, desto besser.
- Gib die Scheiben in eine Tasse oder eine Kanne und übergieße sie mit heißem, aber nicht mehr kochendem Wasser (ca. 80 °C). Kochendes Wasser zerstört einige der empfindlichen Inhaltsstoffe.
- Lass den Aufguss zugedeckt für etwa sieben bis zehn Minuten ziehen. Je länger er zieht, desto schärfer wird er.
- Zum Schluss kannst du den Tee nach Belieben mit einem Löffel Honig und einem Spritzer Zitrone verfeinern. Honig wirkt zusätzlich beruhigend auf den Hals und die Zitrone liefert Vitamin C.
So zubereitet, hast du ein wirksames und gleichzeitig sanftes Getränk, das deinen Körper wärmt, ohne deinen Magen zu überfordern.
Die sichere Dosis: Wie viel Ingwer ist okay?
Als Faustregel gilt: Eine Tagesdosis von zwei bis vier Gramm Ingwer (bezogen auf die getrocknete Wurzel) sollte laut Fachquellen nicht überschritten werden.[4] Für den Tee reicht ein daumengroßes Stück völlig aus. Hör dabei immer auf deinen Körper. Wenn du merkst, dass dein Magen empfindlich reagiert, reduziere die Menge oder trinke den Tee nicht auf leeren Magen, sondern nach einer Mahlzeit.
Fazit: Hilft Ingwer bei Erkältung nun oder nicht?
Ja, Ingwer hilft – aber anders, als viele denken. Er ist kein Wundermittel, das Viren auslöscht, und keine Garantie dafür, dass die Erkältung ausbleibt. Seine Stärke liegt darin, die unangenehmen Symptome zu lindern. Die Wärme tut gut bei Frösteln, die Schärfe kurbelt die Durchblutung an und die beruhigende Wirkung auf den Magen ist ein willkommener Bonus.
Die Frage, ob Ingwer bei Erkältung hilft, ist also weniger eine Frage des „Ob“, sondern des „Wie“ und „Für wen“. Er ist ein starker Helfer aus der Natur, den wir klug und mit Bedacht einsetzen sollten. Er ist eben eine Heilpflanze und kein Bonbon. Wenn du dir unsicher bist, frag lieber einmal zu viel als zu wenig in deiner Arztpraxis oder Apotheke nach. Dein Körper wird es dir danken.
Quellen
- Wechsel- und Nebenwirkung, Gegenanzeige – was Nahrungsergänzung verschweigt (abgerufen am 21.11.2025)
- Ingwer: Gesund und vielseitig (abgerufen am 21.11.2025)
- Ingwer, Kurkuma, Galgant (abgerufen am 21.11.2025)
- Ingwer gegen Verdauungsbeschwerden (abgerufen am 21.11.2025)
- Ingwer-Shots als Boost fürs Immunsystem – was ist dran? (abgerufen am 21.11.2025)
FAQs zum Thema Hilft Ingwer bei Erkältung?
Kann ich statt frischem Ingwer auch Ingwerpulver für meinen Tee nehmen?
Ja, das kannst du machen. Der Hauptunterschied liegt in den Scharfstoffen: Frischer Ingwer enthält vor allem Gingerole, die für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt sind. Beim Trocknen werden diese zu Shogaolen umgewandelt, die noch schärfer sind und eine stärkere schmerzlindernde Wirkung haben können. Für den klassischen Wärmeeffekt ist frischer Ingwer ideal, aber beide Varianten unterstützen dich bei einer Erkältung wirkungsvoll.
Wie bewahre ich eine angeschnittene Ingwerknolle am besten auf?
Damit dein Ingwer lange frisch bleibt, kannst du die angeschnittene Knolle in ein feuchtes Tuch wickeln oder in eine luftdichte Dose legen und im Gemüsefach deines Kühlschranks lagern. Ein super Tipp für die langfristige Aufbewahrung ist, die ganze Knolle einfach einzufrieren. So kannst du bei Bedarf die benötigte Menge direkt gefroren in deinen Tee reiben – das ist ganz einfach und es wird nichts schlecht.
Ist Ingwer auch für Kinder geeignet, wenn sie erkältet sind?
Hier solltest du vorsichtig sein. Für Säuglinge und Kleinkinder ist Ingwer wegen seiner Schärfe generell nicht zu empfehlen. Bei älteren Kindern, etwa ab dem Schulalter, kannst du einen sehr milden Ingwertee zubereiten. Verwende dafür deutlich weniger Ingwer als für dich selbst und lasse ihn nur kurz ziehen. Am besten sprichst du die Anwendung aber vorher mit deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin ab, um ganz sicherzugehen.

