Kurzfassung
- Schnelle Hilfe durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden.
- Telemedizin ermöglicht ärztliche Videoberatung und bei Bedarf Rezept-/AU-Ausstellung bei leichten Erkrankungen.
- Selbst-Check der Symptome gibt wichtige Hinweise zur Dringlichkeit ärztlicher Versorgung.
- Hausapotheke als erste Anlaufstelle bei kleineren Beschwerden mit wichtigen Medikamenten und Materialien.
- Notaufnahme bei lebensbedrohlichen Symptomen wie starken Schmerzen oder Atemnot sofort aufsuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Der Moment, wenn der Körper streikt und die Praxis schweigt
- Erstmal durchatmen: Wann ist es wirklich dringend?
- Die Checkliste für den Selbst-Check zu Hause
- Krank, aber Hausarzt nicht erreichbar: Deine ersten Anlaufstellen
- Die Nummer, die du kennen solltest: 116117
- Was passiert bei einem Anruf bei der 116117?
- Telemedizin als moderne Lösung, wenn du krank, aber dein Hausarzt nicht erreichbar ist
- Die telefonische Krankschreibung: Eine Option mit Regeln
- 116117, Telemedizin oder Notaufnahme? Dein schneller Überblick
- Die Hausapotheke als dein bester Freund
- Wann du nicht zögern darfst: Ab in die Notaufnahme
- FAQs zum Thema Krank, aber Hausarzt nicht erreichbar
- Was mache ich, wenn mein Kind krank ist und der Kinderarzt nicht erreichbar ist?
- Wo finde ich nachts oder am Wochenende eine offene Apotheke?
- Hilft die 116117 auch bei akuten Zahnschmerzen?
Du wachst auf, der Hals kratzt, der Kopf dröhnt – und du bist krank, aber der Hausarzt ist nicht erreichbar. Ein Klassiker am Freitagnachmittag oder am Wochenende. Falls du jetzt nicht weiter weißt, hier erfährst du, was du tun kannst.
Der Moment, wenn der Körper streikt und die Praxis schweigt
Es ist dieses dumpfe Gefühl, das sich langsam ausbreitet. Erst ein Kribbeln im Hals, dann schwere Glieder und plötzlich ist klar: Da bahnt sich was an. Ein schneller Blick auf die Uhr und der Gedanke an den Hausarzt. Doch die Sprechzeiten sind vorbei, das Wochenende steht vor der Tür oder es ist Feiertag. Die Praxis ist dunkel, der Anrufbeantworter läuft. Dieses Szenario, krank, aber der Hausarzt ist nicht erreichbar, erzeugt oft eine Mischung aus Frust und leichter Panik. Muss ich das jetzt aussitzen? Ist es schlimm genug für einen Notdienst? Oder reicht die Hausapotheke?
Die erste Reaktion ist oft, die Symptome zu googeln. Das endet meistens mit der Selbstdiagnose einer seltenen Tropenkrankheit und noch mehr Verunsicherung. Bevor du in dieses Kaninchenloch fällst, atme einmal tief durch. In 90 % der Fälle gibt es einfache und vernünftige Alternativen, die dir schnell und unkompliziert weiterhelfen. Es geht darum, die Situation richtig einzuschätzen und die passenden Anlaufstellen zu kennen.
Erstmal durchatmen: Wann ist es wirklich dringend?
Das Wichtigste zuerst: Du musst unterscheiden lernen, was ein Fall für die Couch und eine Kanne Tee ist und was sofortige ärztliche Hilfe benötigt. Nicht jeder Husten ist ein Notfall, aber starke Schmerzen solltest du niemals ignorieren. Es geht darum, ein gutes Bauchgefühl für den eigenen Körper zu entwickeln.
Die Checkliste für den Selbst-Check zu Hause
Bevor du zum Telefon greifst, nimm dir einen Moment, um deine Symptome zu sammeln. Das hilft dir nicht nur bei der Eigeneinschätzung, sondern auch bei jedem Anruf, den du später vielleicht tätigen musst. Eine klare Beschreibung der Beschwerden ist die halbe Miete.
Hier sind ein paar Punkte, die du für dich klären solltest:
- Fieber: Hast du deine Temperatur gemessen? Wie hoch ist sie? Steigt sie schnell an oder bleibt sie konstant?
- Schmerzen: Wo genau tut es weh? Ist der Schmerz stechend, dumpf, pochend? Auf einer Skala von 1 bis 10, wie stark ist er?
- Zusätzliche Symptome: Leidest du unter Übelkeit, Schwindel, Atemnot, Hautausschlag oder Verwirrtheit?
- Zeitlicher Verlauf: Seit wann hast du die Beschwerden? Wurden sie plötzlich schlimmer oder entwickeln sie sich langsam?
- Vorerkrankungen: Gibt es chronische Krankheiten oder Allergien, die im Zusammenhang mit den aktuellen Symptomen stehen könnten?
Diese kleine Bestandsaufnahme gibt dir eine solide Grundlage, um die nächsten Schritte zu entscheiden.
Krank, aber Hausarzt nicht erreichbar: Deine ersten Anlaufstellen
Wenn klar ist, dass du ärztlichen Rat brauchst, gibt es mehrere Wege, diesen zu bekommen – auch außerhalb der regulären Praxiszeiten. Du musst nicht bis Montag warten. Die deutsche Gesundheitsversorgung hat für genau diese Fälle vorgesorgt.
Die Nummer, die du kennen solltest: 116117
Die bundesweit einheitliche Rufnummer 116117 ist dein direkter Draht zum ärztlichen Bereitschaftsdienst. Diese Nummer ist für alle nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen gedacht, bei denen du normalerweise zum Hausarzt gehen würdest, dessen Praxis aber geschlossen hat. Du landest hier nicht in einer Notrufzentrale wie bei der 112, sondern bei geschultem Personal, das deine Situation einschätzt.
Was passiert bei einem Anruf bei der 116117?
Zuerst wirst du nach deinen Symptomen und deiner Postleitzahl gefragt. Basierend auf deinen Angaben wird entschieden, was die beste Vorgehensweise ist. Die Möglichkeiten reichen von einem telefonischen ärztlichen Rat über die Vermittlung an eine Bereitschaftspraxis in deiner Nähe bis hin zu einem Hausbesuch durch einen Arzt, falls du nicht mobil bist. Der Dienst ist kostenlos für gesetzlich und privat Versicherte.
Um den Anruf so effizient wie möglich zu gestalten, solltest du ein paar Dinge vorbereiten. Hier eine kleine Anleitung:
- Versichertenkarte bereithalten: Die Daten werden oft zur Aufnahme benötigt.
- Symptome kurz und klar beschreiben: Nutze deine Notizen aus dem Selbst-Check. Sag, was wehtut, seit wann und wie stark.
- Medikamente auflisten: Nenne alle Medikamente, die du aktuell einnimmst, auch rezeptfreie.
- Fragen stellen: Scheue dich nicht, nachzufragen, wenn du etwas nicht verstehst. Es geht um deine Gesundheit.
Nach dem Gespräch bekommst du eine klare Handlungsempfehlung, die dir die Unsicherheit nimmt.
Telemedizin als moderne Lösung, wenn du krank, aber dein Hausarzt nicht erreichbar ist
Eine immer beliebtere Alternative ist die Telemedizin. Über verschiedene Plattformen kannst du eine Videosprechstunde mit einem Arzt buchen – oft sogar innerhalb weniger Minuten. Das ist besonders praktisch, wenn du das Haus nicht verlassen kannst oder willst. Der Arzt kann dich sehen, dir gezielte Fragen stellen und oft eine sehr gute Einschätzung abgeben. Für viele gängige Erkrankungen wie Erkältungen, Magen-Darm-Infekte oder Hautausschläge ist das eine hervorragende Option. Auch eine Krankschreibung oder ein Rezept sind hierüber oft möglich.
Die telefonische Krankschreibung: Eine Option mit Regeln
Manchmal ist es nur eine leichte Erkältung, aber du brauchst eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den Arbeitgeber. Seit der Corona-Pandemie hat sich hier einiges getan. Die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung wurde wieder eingeführt, um Praxen zu entlasten.
Laut Informationen der Bundesregierung kannst du bei leichten Erkrankungen eine Krankschreibung für bis zu fünf Kalendertage telefonisch erhalten.[1] Die Voraussetzung dafür ist, dass du in der Arztpraxis bereits bekannt bist. Dein Arzt wird dich am Telefon zu deinen Beschwerden befragen und dann entscheiden, ob ein Praxisbesuch notwendig ist oder nicht. Eine Verlängerung der telefonischen Krankschreibung ist allerdings nicht möglich; dafür musst du dann persönlich in die Praxis. Wie auch die Techniker Krankenkasse bestätigt, gilt diese Regelung nicht nur für Atemwegserkrankungen, sondern auch für andere Krankheiten ohne schwere Symptome.[2] Das ist eine enorme Erleichterung, wenn du dich wirklich schlapp fühlst und das Wartezimmer meiden willst.
116117, Telemedizin oder Notaufnahme? Dein schneller Überblick
Die Wahl der richtigen Anlaufstelle kann verwirrend sein. Diese Tabelle hilft dir, eine schnelle Entscheidung zu treffen, wenn du krank, aber dein Hausarzt nicht erreichbar ist.
| Anlaufstelle | Wann geeignet? | Was erwartet dich? |
|---|---|---|
| Ärztlicher Bereitschaftsdienst (116117) | Bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden außerhalb der Praxiszeiten (z. B. Grippe, starke Bauchschmerzen, akuter Hexenschuss). | Telefonische Beratung, Vermittlung an eine Bereitschaftspraxis oder Hausbesuch. |
| Telemedizin / Videosprechstunde | Bei leichten bis moderaten, klar einzuordnenden Erkrankungen (z. B. Erkältung, Blasenentzündung, Hautausschlag). | Gespräch mit einem Arzt per Video, eventuell Ausstellung von Rezept oder AU-Bescheinigung. |
| Notaufnahme / Notruf (112) | Nur bei lebensbedrohlichen Notfällen! (z. B. Verdacht auf Herzinfarkt/Schlaganfall, schwere Unfälle, starke Atemnot, Bewusstlosigkeit). | Sofortige medizinische Notfallversorgung. Hier werden Patienten nach Dringlichkeit behandelt, nicht nach Eintreffen. |
Die Hausapotheke als dein bester Freund
Manchmal ist die Lösung näher, als du denkst. Eine gut sortierte Hausapotheke kann bei kleineren Beschwerden Gold wert sein und dir den Gang zum Notdienst ersparen. Ich erinnere mich an einen Sonntag mit fiesen Kopfschmerzen, nur um festzustellen, dass meine Packung Schmerzmittel leer war. Ein riesiger Fehler, der mich gelehrt hat, meine Hausapotheke ernster zu nehmen.
Was sollte also unbedingt rein? Schmerz- und Fiebermittel (z. B. mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol), Mittel gegen Durchfall und Übelkeit, eine Wundsalbe, Desinfektionsspray, Pflaster und Verbandsmaterial. Auch ein digitales Fieberthermometer ist unverzichtbar für eine erste Einschätzung.
Ein guter Tipp: Überprüfe den Inhalt deiner Hausapotheke zweimal im Jahr auf Vollständigkeit und das Verfallsdatum der Medikamente. So bist du immer gut vorbereitet.
Wann du nicht zögern darfst: Ab in die Notaufnahme
Es gibt Situationen, in denen du keine Sekunde zögern solltest. Die Notaufnahme im Krankenhaus oder der Notruf unter der 112 sind für lebensbedrohliche Fälle da. Missbrauche sie nicht für eine einfache Erkältung, aber sei dir der Warnsignale bewusst.
Dazu gehören unter anderem:
- Starke, unerträgliche Schmerzen (besonders im Brustbereich)
- Anzeichen für einen Schlaganfall (plötzliche Lähmung, Sprachstörungen, starker Schwindel)
- Akute Atemnot
- Starke Blutungen, die sich nicht stillen lassen
- Bewusstseinsverlust oder starke Verwirrtheit
- Hohes Fieber, das auf fiebersenkende Mittel nicht reagiert, besonders bei Kindern
In diesen Fällen ist schnelles Handeln entscheidend. Es ist immer besser, einmal zu viel als einmal zu wenig die 112 zu wählen.
Wenn du also das nächste Mal krank bist, aber dein Hausarzt nicht erreichbar ist, weißt du, was zu tun ist. Bewerte deine Symptome, kenne die richtigen Nummern und hab keine Angst, dir Hilfe zu suchen.
Quellen
- Telefonische Krankschreibung (Bundesregierung, abgerufen am 17. Mai 2024)
- Krankschreibung per Telefon seit Anfang Dezember 2023 wieder möglich (Techniker Krankenkasse, abgerufen am 17. Mai 2024)
FAQs zum Thema Krank, aber Hausarzt nicht erreichbar
Was mache ich, wenn mein Kind krank ist und der Kinderarzt nicht erreichbar ist?
Auch für kranke Kinder ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der 116117 die richtige Anlaufstelle. Dort wirst du oft direkt an einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst in deiner Nähe vermittelt. Zusätzlich verfügen viele Krankenhäuser über eine spezielle Notaufnahme für Kinder und Jugendliche, die bei akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen deines Kindes eine sehr gute Alternative ist.
Wo finde ich nachts oder am Wochenende eine offene Apotheke?
Wenn du außerhalb der regulären Öffnungszeiten dringend ein Medikament benötigst, kannst du den Apotheken-Notdienst in Anspruch nehmen. Welche Apotheke gerade Dienst hat, findest du ganz einfach über einen Aushang an jeder beliebigen Apotheke, in der lokalen Tageszeitung oder am schnellsten über Online-Portale wie aponet.de. Beachte, dass für den Service außerhalb der üblichen Zeiten eine kleine Notdienstgebühr anfallen kann.
Hilft die 116117 auch bei akuten Zahnschmerzen?
Nicht direkt. Für zahnmedizinische Notfälle gibt es einen eigenen zahnärztlichen Notdienst, der von den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen organisiert wird. Du findest die zuständige Praxis am einfachsten, indem du online nach „zahnärztlicher Notdienst“ und dem Namen deiner Stadt suchst. In manchen Fällen kann dir zwar auch die 116117 die richtige Telefonnummer nennen, der direkte Weg ist aber meist schneller.

