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Entwicklung & Weiterbildung

Erfolgreiches Netzwerken in der digitalen Arbeitswelt – ein Ratgeber

von Leni Wehner
13 min Lesedauer
Erfolgreiches Networking - ein Ratgeber

Schluss mit steifen Events und Visitenkarten-Friedhöfen. Wir zeigen dir, wie du online entspannt und authentisch netzwerkst, um echte berufliche Beziehungen aufzubauen, die dich wirklich weiterbringen und nicht nur deine Kontaktliste füllen: So geht erfolgreiches Netzwerken heute!

Der ganz normale Wahnsinn auf meinem Balkon

Neulich saß ich mal wieder auf meinem Balkon, den Laptop auf dem Schoß, eine Tasse Kaffee in Reichweite. Eine meiner Katzen versuchte beharrlich, es sich auf der Tastatur gemütlich zu machen, während ich durch mein LinkedIn-Profil scrollte. Pling. Eine neue Kontaktanfrage. Ich klickte drauf und las den Standard-Satz: „Ich würde mich freuen, dich in meinem beruflichen Netzwerk willkommen zu heißen.“ Kein Kontext, kein persönliches Wort, nichts. Ich seufzte, lehnte mich zurück und dachte an mein erstes Praktikum. Damals wurde mir eingetrichtert, ich müsse auf jeder Messe so viele Visitenkarten wie möglich sammeln. Das Ergebnis war eine Schublade voller bunter Kärtchen von Menschen, an die ich mich kaum erinnern konnte. Dieses Gefühl ist heute digital geworden. Erfolgreich Netzwerken fühlt sich oft wie eine seltsame Mischung aus Dating-App und Sammelkartenspiel an. Doch das muss es nicht sein. Die Wahrheit ist: Die alten Regeln gelten in der modernen, digitalen Arbeitswelt einfach nicht mehr. Es geht nicht darum, wer die meisten Kontakte hat, sondern wer die richtigen und vor allem echten Verbindungen knüpft.

Was also tun, wenn der Gedanke an Smalltalk und Selbstmarketing dir eher Schweißperlen auf die Stirn treibt? Die gute Nachricht ist, dass authentisches Netzwerken viel weniger mit Verkaufsgesprächen zu tun hat, als du vielleicht denkst. Es geht um Neugier, gegenseitige Unterstützung und den Mut, einfach mal ein ehrliches Gespräch anzufangen. Dein berufliches Netzwerk aufzubauen, ist kein Sprint, bei dem du am Ende eine Trophäe bekommst. Es ist eher so, als würdest du einen Gemeinschaftsgarten anlegen. Du pflanzt hier und da ein paar Samen, gießt sie regelmäßig, kümmerst dich darum und freust dich, wenn etwas wächst. Manchmal geht eine Pflanze ein, eine andere überwuchert alles und wieder eine andere entpuppt sich als überraschend wertvoll. Und genau darum geht es, diesen Druck rauszunehmen und es als das zu sehen, was es ist: eine menschliche Interaktion.

Auf einen Blick: Inhalt & TL;DR

Das Wichtigste in Kürze

  • Authentisches Netzwerken betont echte Beziehungen, nicht bloße Kontaktlisten.
  • Digitales Profil wie LinkedIn ist kein staubiger Lebenslauf, sondern lebendiges Schaufenster.
  • Persönlicher Anknüpfungspunkt bei Kontaktanfragen zeigt echtes Interesse und hebt dich ab.
  • Qualität vor Quantität: Wenige tiefe Verbindungen sind wertvoller als viele flüchtige.
  • Online- und Offline-Netzwerken kombinieren, um Beziehungen zu vertiefen und authentisch zu pflegen.
  • Selbst-Entspannung: Netzwerk als menschliche Interaktion und nicht als Verkaufsplattform sehen.

Das Mindset: Warum „Kontakte sammeln“ total out ist

Früher dachte ich immer, ein großes Netzwerk sei ein Statussymbol. 500+ Kontakte auf LinkedIn? Check. Aber was bringt dir eine riesige Liste an Namen, wenn du bei 90 Prozent davon nicht wüsstest, was du sie fragen solltest, außer „Und, was machst du so?“. Der größte Denkfehler beim Thema erfolgreich Netzwerken ist die Fokussierung auf Quantität. In Wahrheit ist das aber der falsche Ansatz. Echte, tragfähige berufliche Beziehungen basieren nicht auf einer hohen Zahl, sondern auf Vertrauen, Respekt und echtem Interesse. Niemand mag das Gefühl, nur eine weitere Nummer in der Kontaktliste zu sein. Qualität vor Quantität ist daher die wichtigste Regel für den Aufbau deines Netzwerks. Es ist viel wertvoller, fünf Leute zu kennen, die du jederzeit um Rat fragen kannst und denen du auch gerne hilfst, als 500 flüchtige Bekanntschaften zu haben.

Warum das so viel besser funktioniert? Weil Menschen Geschäfte mit Menschen machen, die sie mögen und denen sie vertrauen. Eine Empfehlung von jemandem, der dich und deine Arbeit wirklich kennt, wiegt tausendmal mehr als eine unpersönliche Nachricht. Dieser Wandel im Denken ist der erste Schritt. Sieh dein Netzwerk nicht als Werkzeug zur Selbstvermarktung, sondern als eine Gemeinschaft von interessanten Leuten, mit denen du dich austauschen kannst. Wenn du mit dieser Haltung in ein Gespräch gehst, egal ob online oder offline, verändert sich deine gesamte Ausstrahlung. Du bist nicht mehr der Bittsteller, der etwas will, sondern ein neugieriger Mensch, der etwas zu bieten hat, und sei es nur ein offenes Ohr oder eine andere Perspektive. Authentisches Netzwerken bedeutet, zuerst zu geben, ohne eine sofortige Gegenleistung zu erwarten. Das ist der Nährboden, auf dem die besten beruflichen Beziehungen wachsen.

Dein digitales Schaufenster ist nicht nur ein Lebenslauf

Dein LinkedIn- oder Xing-Profil ist heutzutage deine digitale Visitenkarte und dein persönliches Schaufenster in einem. Viele behandeln es aber immer noch wie einen staubigen Lebenslauf, den man nur alle paar Jahre aktualisiert. Ein fataler Fehler! Dein Profil ist der erste Eindruck, den andere von dir bekommen, und es sollte deine Persönlichkeit widerspiegeln. Mein erstes Profilbild sah aus, als hätte ich mich für ein Fahndungsfoto beworben. Erst als eine Freundin meinte: „Leni, du siehst aus, als würdest du gleich jemanden verhaften“, habe ich es geändert. Ein freundliches, offenes Lächeln wirkt Wunder. Dein Profil ist ein lebendiges Dokument. Die Headline unter deinem Namen ist deine Chance, kreativ zu sein. Statt „Marketing Managerin bei Firma XY“ könntest du schreiben: „Ich helfe Marken, ihre Geschichten online zu erzählen | Content-Strategie & Social Media | Katzen-Dompteurin im Homeoffice.“ Das ist nahbar und bleibt im Gedächtnis.

Der Info-Text ist deine Bühne. Erzähle hier in der Ich-Form eine kleine Geschichte. Was treibt dich an? An welchen Themen arbeitest du gerne? Was sind deine Stärken? Lass ein bisschen Persönlichkeit durchscheinen. Niemand will eine Liste von Buzzwords lesen. Zeig, dass hinter dem Profil ein echter Mensch steckt. Eine weitere superwichtige Funktion sind die Empfehlungen. Bitte ehemalige Kollegen oder Kunden, dir ein paar Zeilen zu schreiben. Diese sozialen Beweise sind Gold wert. Und vergiss nicht, selbst auch aktiv zu sein. Teile interessante Artikel, kommentiere die Beiträge anderer oder schreibe selbst mal einen kurzen Post über ein Thema, das dich beschäftigt. Dein Profil wird so von einer statischen Seite zu einem dynamischen Hub deiner beruflichen Identität. Und genau das macht dich für andere interessant für eine Vernetzung.

Die Kunst der ersten Nachricht: Schluss mit peinlichem Schweigen

Okay, dein Profil ist auf Vordermann gebracht. Jetzt kommt der aktive Teil: Menschen ansprechen. Die leere Textbox bei einer Kontaktanfrage kann ganz schön einschüchternd sein. Die Versuchung ist groß, einfach auf „Vernetzen“ zu klicken und auf das Beste zu hoffen. Aber bitte, tu das nicht. Eine unpersönliche Anfrage ist wie jemandem auf einer Party wortlos eine Visitenkarte in die Hand zu drücken und wieder zu gehen. Seltsam, oder? Jede Anfrage sollte einen persönlichen Touch haben. Das ist der wichtigste Schritt für erfolgreiches Netzwerken in der digitalen Welt. Du musst keinen Roman schreiben, ein oder zwei Sätze reichen oft schon aus, um dich von der Masse abzuheben. Der Schlüssel liegt darin, einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt zu finden. Das zeigt, dass du dir zumindest 30 Sekunden Zeit genommen hast, um dich mit der Person zu beschäftigen.

Was sind gute Anknüpfungspunkte? Vielleicht habt ihr einen gemeinsamen Kontakt. Dann könntest du schreiben: „Hallo Anna, ich habe gesehen, dass wir beide mit Max Mustermann vernetzt sind. Ich arbeite gerade an einem ähnlichen Projekt im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation und würde mich gerne mit dir austauschen.“ Oder du beziehst dich auf einen aktuellen Beitrag der Person: „Hallo Herr Schmidt, Ihr Artikel über New Work hat mir super gefallen, besonders der Punkt zur asynchronen Arbeit. Gerne würde ich mehr von Ihren Impulsen lesen.“ Es kann auch ein gemeinsames Interesse sein, das du im Profil entdeckt hast. Das Wichtigste ist, es persönlich zu machen. Vermeide generische Floskeln und sei konkret. Damit zeigst du Wertschätzung für die Zeit des anderen und erhöhst die Chance auf eine positive Antwort enorm. Und ganz ehrlich: Es fühlt sich auch für dich viel besser an, als eine lieblose Massen-Mail zu versenden.

Erfolgreich Netzwerken bei Online-Events

Seitdem die halbe Welt im Homeoffice sitzt, sind Online-Events und Webinare zur neuen Normalität geworden. Einerseits super praktisch, man muss nicht mal die Jogginghose ausziehen. Andererseits kann das Netzwerken dort ziemlich ungelenk sein. Man starrt auf eine Kachelwand von Gesichtern und fragt sich, wie man hier bloß ins Gespräch kommen soll. Doch auch hier gibt es ein paar Kniffe. Die Chat-Funktion ist dein bester Freund. Aber nutze sie clever. Anstatt nur „Toller Vortrag!“ zu schreiben, stelle eine durchdachte Frage zum Inhalt. Oder teile einen weiterführenden Link zu einem Thema, das gerade besprochen wird. So fällst du positiv auf und andere Teilnehmer werden auf dich aufmerksam. Aktive Teilnahme ist der Schlüssel.

Nach dem Event beginnt die eigentliche Arbeit. Scanne die Teilnehmerliste oder merke dir die Namen von Leuten, deren Beiträge im Chat du interessant fandest. Dann schickst du ihnen zeitnah eine Kontaktanfrage auf LinkedIn. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Beziehe dich konkret auf das Event. Zum Beispiel: „Hallo Frau Meier, wir waren beide heute im Webinar zum Thema XY. Deine Frage zur Customer Journey fand ich sehr spannend, weil ich mich auch gerade damit beschäftige. Lass uns gerne vernetzen.“ Damit schaffst du sofort eine gemeinsame Basis. Du bist nicht mehr irgendeine fremde Person, sondern die kompetente Teilnehmerin aus dem Webinar. So verwandelst du ein passives Zuhören in eine aktive Chance für dein Netzwerk. Ich habe auf diese Weise schon einige super interessante Kontakte für gemeinsame Projekte gefunden, ganz ohne peinliche Vorstellungsrunden in Breakout-Sessions.

Smalltalk im Netz: So geht’s ohne Krampf

Digitaler Smalltalk kann sich manchmal hölzern anfühlen. Aber er ist wichtig, um eine Beziehung aufzubauen, bevor man zum Geschäftlichen kommt. Der Trick ist, offene Fragen zu stellen, die mehr als eine Ja- oder Nein-Antwort erfordern und echtes Interesse signalisieren. Statt „Wie geht’s?“ versuch es doch mal mit einer Frage, die sich auf das Profil oder aktuelle Aktivitäten der Person bezieht. Das lockert die Atmosphäre auf und führt oft zu viel interessanteren Gesprächen.

Hier sind ein paar Fragen, die fast immer funktionieren:

  • Was ist gerade das spannendste Projekt, an dem du arbeitest, und was gefällt dir daran besonders?
  • Ich habe auf deinem Profil gesehen, dass du dich für [Thema/Hobby] interessierst. Wie bist du dazu gekommen?
  • Welche Entwicklung in deiner Branche findest du im Moment am faszinierendsten und warum?
  • Gibt es ein Buch oder einen Podcast, der dich in letzter Zeit inspiriert hat und den du empfehlen kannst?
  • Du hast vor Kurzem [Erfolg/Veröffentlichung] geteilt, herzlichen Glückwunsch! Was war die größte Herausforderung auf dem Weg dorthin?

Solche Fragen zeigen, dass du dich mit deinem Gegenüber auseinandersetzt und nicht nur eine Standard-Nachricht kopiert hast. Sie öffnen die Tür für einen echten Austausch und sind die Grundlage für eine starke berufliche Beziehung.

Qualität statt Quantität: So pflegst du dein Netzwerk

Den ersten Kontakt herzustellen, ist die eine Sache. Aber eine Verbindung lebendig zu halten, ist die eigentliche Kunst beim erfolgreichen Netzwerken. Ein Netzwerk ist wie gesagt kein Selbstläufer, es braucht Pflege. Das bedeutet nicht, dass du jede Woche mit all deinen Kontakten telefonieren musst. Kontaktpflege im digitalen Zeitalter kann dezent und trotzdem sehr wirkungsvoll sein. Es geht darum, im Gedächtnis zu bleiben, und zwar auf eine positive Art und Weise. Die einfachste Methode ist, auf Social-Media-Plattformen wie LinkedIn aktiv zu sein. Wenn ein Kontakt etwas Interessantes postet, hinterlasse einen durchdachten Kommentar. Ein einfaches „Toller Beitrag!“ ist nett, aber ein Kommentar, der den Gedanken aufgreift und erweitert, ist viel wertvoller. Zum Beispiel: „Spannender Punkt! Das deckt sich mit meinen Erfahrungen bei Projekt X, wo wir festgestellt haben, dass…“

Eine andere tolle Möglichkeit ist, proaktiv zu sein. Fällt dir ein Artikel, ein Podcast oder ein Tool ein, das für einen deiner Kontakte relevant sein könnte? Dann schick es ihm mit einer kurzen, persönlichen Nachricht. „Hey Martin, ich bin gerade über diesen Artikel gestolpert und musste an unser Gespräch über Thema Y denken. Vielleicht ist das ja interessant für dich.“ Das dauert nur zwei Minuten, zeigt aber, dass du mitdenkst und hilfsbereit bist. Das ist der Kitt, der berufliche Beziehungen stärkt. Gratuliere zu neuen Jobs, Beförderungen oder Geburtstagen. Diese kleinen Gesten der Aufmerksamkeit kosten nichts, aber sie zahlen enorm auf das Beziehungskonto ein. So baust du dir langsam aber sicher einen Ruf als wertvoller, aufmerksamer Kontakt auf.

Die Follow-up-Strategie, die wirklich funktioniert

Ein Follow-up nach dem ersten Kontakt ist entscheidend, um nicht in der Masse unterzugehen. Aber wie macht man das, ohne aufdringlich zu wirken? Mit einer einfachen, aber effektiven Schritt-für-Schritt-Methode bleibt der Ball im Spiel. Hier ist eine Abfolge, die sich für mich bewährt hat:

  1. Innerhalb von 24 Stunden vernetzen: Sende direkt nach einem Treffen oder Online-Event eine personalisierte Kontaktanfrage. Beziehe dich darin kurz auf euer Gespräch oder das Event. Das ist der wichtigste Schritt, denn die Erinnerung ist noch frisch.
  2. Die erste Interaktion suchen: Nachdem die Anfrage angenommen wurde, warte ein paar Tage und interagiere dann mit einem Beitrag der Person. Ein Like ist gut, ein durchdachter Kommentar ist besser. So zeigst du, dass du ihre Inhalte wahrnimmst.
  3. Wertvollen Inhalt teilen: Nach etwa ein bis zwei Wochen kannst du proaktiv werden. Finde einen Artikel oder eine Ressource, die wirklich zum Fachgebiet der Person passt, und schicke sie mit einer kurzen Notiz. Das positioniert dich als jemanden, der mitdenkt.
  4. Eine Frage stellen: Ein paar Wochen später kannst du eine unkomplizierte, offene Frage zu einem ihrer Fachgebiete stellen. „Ich arbeite gerade an… und erinnere mich, dass du Experte für… bist. Hättest du einen kurzen Tipp für mich?“ Das schmeichelt und startet einen fachlichen Austausch.
  5. Das Gespräch vertiefen: Wenn die Interaktionen positiv waren, kannst du den nächsten Schritt vorschlagen. Ein 15-minütiger virtueller Kaffee über Zoom oder Teams ist eine super Möglichkeit, um sich besser kennenzulernen und die Beziehung auf eine persönlichere Ebene zu heben.

Dieser sanfte, gestaffelte Ansatz verhindert, dass du mit der Tür ins Haus fällst. Du baust die Beziehung schrittweise auf und gibst immer wieder einen kleinen Mehrwert, bevor du eventuell selbst einmal um etwas bittest. Das ist die Essenz von nachhaltiger Kontaktpflege.

Offline trifft Online: Erfolgreich Netzwerken braucht beide Welten

So praktisch die digitale Welt auch ist, sie kann ein persönliches Gespräch nicht vollständig ersetzen. Das Ziel von gutem Online-Netzwerken sollte es daher oft sein, eine Brücke in die Offline-Welt zu schlagen, oder zumindest in eine direktere Form der Kommunikation. Ein Video-Call ist dabei die neue Normalität und oft viel effektiver als wochenlanges Hin- und Herschreiben. Die Mimik und Gestik deines Gegenübers zu sehen, schafft eine viel tiefere Verbindung. Ich war anfangs auch skeptisch und fand Video-Calls anstrengend, aber die 15 Minuten für einen virtuellen Kaffee sind oft besser investiert als eine Stunde E-Mails tippen. Es geht darum, aus einem Profilbild einen echten Menschen zu machen. Frag einfach mal ganz locker: „Hättest du nächste Woche vielleicht mal 15 Minuten Zeit für einen kurzen Video-Call? Ich würde gerne mehr über dein Projekt XY erfahren.“

Und natürlich gibt es sie noch, die guten alten Offline-Events. Branchen-Treffen, Messen oder lokale Meetups sind eine fantastische Ergänzung zu deinen Online-Aktivitäten. Der große Vorteil: Du kannst dein digitales Netzwerk dort gezielt nutzen. Schau vorher auf die Gästeliste. Sind Kontakte dabei, die du bisher nur online kanntest? Dann schreib ihnen eine kurze Nachricht: „Hey, ich habe gesehen, du bist auch beim Event Z. Wollen wir uns dort auf einen Kaffee treffen?“ Das nimmt die Unsicherheit, auf einer Veranstaltung niemanden zu kennen. Und umgekehrt funktioniert es genauso: Wenn du jemanden Neues kennenlernst, vernetze dich direkt im Anschluss online. So schließt sich der Kreis. Die Kombination aus beiden Welten, online und offline, ist unschlagbar, um wirklich stabile und vielfältige berufliche Beziehungen aufzubauen.

Vergleich: So gelingt dein digitales Netzwerken

Manchmal helfen klare Gegenüberstellungen, um die feinen, aber entscheidenden Unterschiede zu erkennen. Was trennt eine gelungene digitale Kontaktaufnahme von einer, die direkt im Papierkorb landet? Es sind oft nur Nuancen in der Formulierung und Haltung. Erfolgreich Netzwerken ist kein Hexenwerk, sondern eine Frage des richtigen Tons. Hier ist eine kleine Übersicht, die dir zeigt, worauf es ankommt:

Aktion So bitte nicht (Rote Karte) Besser so (Volltreffer)
Die Vernetzungsanfrage Eine leere Standardanfrage ohne persönlichen Text. Das wirkt faul und desinteressiert. Ein kurzer, persönlicher Satz, der erklärt, warum du dich vernetzen möchtest (z.B. gemeinsamer Kontakt, spannender Beitrag, gleiches Event).
Die erste Nachricht Direkt mit einer Bitte oder einem Verkaufsangebot starten. „Hallo, hier ist mein Portfolio, hast du einen Job für mich?“ Erstmal eine Beziehung aufbauen. Eine offene Frage stellen oder Wertschätzung für die Arbeit der Person zeigen. Geben kommt vor dem Nehmen.
Das Follow-up Alle paar Tage nachhaken mit „Gibt’s was Neues?“. Das erzeugt Druck und nervt schnell. Sich in unregelmäßigen Abständen mit etwas Wertvollem melden, zum Beispiel einem relevanten Artikel oder einer Gratulation zum Erfolg.
Der eigene Content Nur über die eigenen Erfolge und Produkte posten. Das wirkt schnell wie Eigenwerbung. Eine gesunde Mischung aus eigenen Inhalten, dem Teilen von fremden Beiträgen und dem Starten von Diskussionen. Das zeigt Expertise und Gemeinschaftssinn.

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass es immer darum geht, den anderen als Menschen wertzuschätzen und nicht als reinen Nutzenfaktor zu sehen. Wenn du diesen Grundsatz verinnerlichst, wird dir das Netzwerken viel leichter fallen und vor allem auch mehr Spaß machen.

Wenn die Chemie nicht stimmt: Kontakte auch mal loslassen

Bei all dem Gerede über den Aufbau von Beziehungen gibt es auch eine andere, ebenso wichtige Seite: Manchmal passt es einfach nicht. Und das ist völlig in Ordnung. Du musst nicht mit jedem in deiner Branche der beste Freund sein. Es wird immer Menschen geben, mit denen die Chemie nicht stimmt, deren Arbeitsweise nicht zu deiner passt oder bei denen sich das Gespräch einfach nicht entwickelt. Früher habe ich versucht, solche Kontakte krampfhaft am Leben zu erhalten, weil ich dachte, man wisse ja nie, wofür sie mal gut sein könnten. Das hat mich aber nur Energie gekostet und fühlte sich unehrlich an. Erfolgreich Netzwerken bedeutet auch zu wissen, wann man seine Energie besser woanders investiert. Du musst nicht jeden mögen und nicht jeder muss dich mögen.

Wie lässt man einen Kontakt elegant los? In den meisten Fällen musst du gar nichts tun. Wenn von beiden Seiten kein Impuls mehr kommt, schlafen digitale Verbindungen ganz von alleine ein. Du musst niemanden blockieren oder entfernen, es sei denn, die Person verhält sich unprofessionell oder spammig. Konzentriere dich einfach auf die Kontakte, die dir Energie geben und bei denen der Austausch auf Gegenseitigkeit beruht. Es ist wie beim Ausmisten des Kleiderschranks: Manchmal muss man sich von Dingen trennen, die nicht mehr passen, um Platz für Neues zu schaffen. Dein Netzwerk ist ein dynamisches Gebilde. Menschen kommen, Menschen gehen. Diese Gelassenheit nimmt enormen Druck aus dem ganzen Thema und erlaubt dir, dich auf die wirklich wertvollen und bereichernden Verbindungen zu konzentrieren. Das ist nicht unhöflich, sondern einfach nur gesunde Selbstfürsorge.

Dein Netzwerk, deine Regeln

Am Ende des Tages gibt es nicht den einen perfekten Weg für erfolgreiches Netzwerken. Was für mich funktioniert, muss nicht zwangsläufig dein Stil sein. Der extrovertierte Verkäufertyp wird anders netzwerken als der introvertierte Datenanalyst. Und beides ist legitim. Das Wichtigste ist, dass du eine Herangehensweise findest, die sich für dich authentisch anfühlt. Wenn du Online-Events hasst, dann zwing dich nicht dazu. Vielleicht bist du besser darin, gezielt Einzelpersonen anzuschreiben, deren Arbeit du bewunderst. Wenn du nicht gerne selbst schreibst, dann teile und kommentiere eben die Inhalte anderer. Finde deine Nische und deine Methode. Es geht nicht darum, eine Rolle zu spielen, sondern deine eigene Persönlichkeit in deine beruflichen Interaktionen einzubringen.

Ich sitze jetzt wieder auf meinem Balkon, die Katze schläft mittlerweile friedlich neben dem Laptop. Ich habe gerade eine Kontaktanfrage verschickt, an eine Illustratorin, deren Stil ich auf Instagram liebe. Geschrieben habe ich ihr, wie sehr mich ihre Arbeit inspiriert und gefragt, mit welchen Tools sie am liebsten arbeitet. Vielleicht antwortet sie, vielleicht nicht. Aber die Anfrage fühlte sich gut an, weil sie ehrlich war. Und genau das ist es: Nimm den Druck raus. Sei neugierig, sei großzügig mit deinem Wissen und deiner Unterstützung, und sei vor allem du selbst. Dann wird dein Netzwerk fast von alleine wachsen, gefüllt mit Menschen, die nicht nur deine Karriere, sondern auch dein Leben bereichern. Dein Netzwerk (und ich sage Folgendes wirklich nicht gern!) ist ein Marathon, kein Sprint, und der Weg ist das Ziel.

FAQs zum Thema Erfolgreich Netzwerken

Was mache ich, wenn jemand meine Kontaktanfrage ignoriert oder nicht auf meine Nachricht antwortet?

Nimm es auf keinen Fall persönlich. Die Gründe für eine ausbleibende Antwort haben meistens nichts mit dir zu tun. Viele Menschen sind einfach sehr beschäftigt, übersehen Benachrichtigungen oder sind auf der jeweiligen Plattform nicht besonders aktiv. Anstatt direkt nachzuhaken, gib der Person etwas Zeit. Wenn dir der Kontakt sehr wichtig ist, kannst du es nach einigen Wochen mit einer neuen, freundlichen Nachricht versuchen, die einen anderen Anknüpfungspunkt bietet. Ansonsten gilt: Konzentriere deine Energie lieber auf die Kontakte, bei denen ein gegenseitiger Austausch entsteht.

Wie netzwerke ich am besten, wenn ich die Branche wechseln möchte, aber noch keine Erfahrung habe?

Dein wichtigstes Gut ist in diesem Fall deine Neugier. Kontaktiere Menschen aus deiner Zielbranche nicht direkt mit der Frage nach einem Job, sondern bitte sie um ein kurzes Informationsgespräch. Dein Ziel sollte es sein, zu lernen und echtes Interesse zu zeigen. Frage sie nach ihren Erfahrungen, den größten Herausforderungen in ihrem Job oder welche Ratschläge sie für Einsteiger haben. So baust du eine Beziehung auf, zeigst Initiative und sammelst wertvolle Insider-Informationen, die dir bei deinem Wechsel enorm helfen können.

Wie kann ich einen alten Kontakt reaktivieren, ohne dass es komisch oder aufdringlich wirkt?

Der Schlüssel ist ein ehrlicher und relevanter Anknüpfungspunkt. Ein plötzliches „Wie geht’s?“ nach Jahren kann aufdringlich wirken, daher ist es besser, transparent zu sein. Beziehe dich zum Beispiel auf eine gemeinsame Erinnerung: „Hallo Alex, ich habe neulich an unser gemeinsames Projekt X gedacht und wollte mal hören, was du inzwischen so machst.“ Alternativ funktioniert es auch super, wenn du etwas Wertvolles teilst: „Hi Sarah, ich bin über diesen Artikel gestolpert und musste sofort an dich als Expertin für dieses Thema denken.“ Sei dabei locker, erwarte nichts und öffne einfach nur sanft die Tür für ein neues Gespräch.

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