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Work-Life-Balance

Career Shaming: Schluss mit der Job-Abwertung!

Du liebst, was du tust, aber ständig hagelt es komische Blicke oder ‚gut gemeinte‘ Ratschläge? Dieses miese Gefühl, wenn der eigene Berufsweg belächelt wird – das ist oft pures Career Shaming. Hier erfährst du, was dahintersteckt und wie du souverän damit umgehst.

„Und, was machst du so?“ – Der harmlose Einstieg ins Minenfeld

Du sitzt beim Familienessen. Die üblichen Fragen: „Und, was macht die Arbeit?“ Du erzählst von deinem Job, vielleicht nicht der klassische Bürojob mit Aufstiegschancen bis zum Vorstand, vielleicht etwas Kreatives, Soziales, oder einfach „nur“ solide und okay für dich. Und dann kommt’s. Die hochgezogene Augenbraue vom Onkel, der Kommentar der Tante: „Ach, davon kann man leben?“ Oder schlimmer: „Wann suchst du dir denn was Richtiges?“ Bumm. Da ist es wieder, dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein, sich rechtfertigen zu müssen für etwas, das eigentlich nur dich etwas angeht. Das ist der Kern von Career Shaming – und es passiert öfter, als man denkt.

Es ist diese subtile oder auch mal ganz offene Abwertung der beruflichen Entscheidungen anderer. Manchmal getarnt als Sorge, manchmal als Neugier, aber im Kern steckt oft eine Bewertung drin, die sich an überholten Status-Symbolen oder den Vorstellungen anderer orientiert, nicht an deiner persönlichen Zufriedenheit. Dieses Phänomen ist weit verbreitet und kann ziemlich wehtun.

Was genau ist Career Shaming eigentlich?

Im Grunde ist Career Shaming die Abwertung der beruflichen Wahl oder des Karrierewegs einer Person durch andere. Das kann ganz offen passieren, durch direkte Kritik, Spott oder abfällige Bemerkungen über dein Gehalt, deine Arbeitszeiten oder den vermeintlich fehlenden gesellschaftlichen Status deines Jobs. „Ach, du bist nur Teilzeit?“ oder „Künstler? Das ist doch kein Beruf, sondern ein Hobby!“ – solche Sätze sind klare Beispiele für offenes Career Shaming.

Viel häufiger schleicht es sich aber subtil ein. Getarnt als gut gemeinter Rat („Du bist doch so schlau, warum machst du nicht was Ordentliches?“), als Vergleich („Sabines Sohn ist jetzt Manager bei XY, das wäre doch auch was für dich!“) oder durch gezielte Fragen, die dich in die Defensive drängen sollen („Und… bist du damit wirklich glücklich?“). Diese subtilen Sticheleien sind oft schwieriger zu kontern, weil sie sich hinter einer Fassade der Anteilnahme verstecken. Doch das Ergebnis ist dasselbe: Du fühlst dich klein, unverstanden und irgendwie falsch. Career Shaming zielt auf Unsicherheit und kann selbst die stärkste Überzeugung ins Wanken bringen.

Die Wurzeln des Übels: Warum machen Menschen das?

Selten steckt pure Bosheit dahinter, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Oft sind es tief verwurzelte gesellschaftliche Vorstellungen darüber, was ein „guter“ oder „erfolgreicher“ Beruf ist. Prestige, hohes Einkommen, sichtbare Aufstiegschancen – das sind oft die Maßstäbe, die angelegt werden. Wer davon abweicht, passt nicht ins Schema und wird kritisch beäugt.

Manchmal spielt auch Neid eine Rolle, gerade wenn jemand mutig einen unkonventionellen Weg geht und damit vielleicht sogar glücklicher wirkt als jemand im vermeintlich „sicheren“ Job. Generationskonflikte sind ebenfalls ein häufiger Grund: Eltern oder Großeltern verstehen die moderne Arbeitswelt mit ihren flexiblen Modellen, digitalen Berufen oder dem Fokus auf Sinnhaftigkeit oft nicht. Sie sorgen sich vielleicht aufrichtig, projizieren aber ihre eigenen Ängste und Wertvorstellungen auf dich. Ihr „Career Shaming“ ist dann eher ein Ausdruck von Unverständnis und Sorge, verpackt in ungeschickte Worte. Und ja, manchmal ist es auch einfach Gedankenlosigkeit oder die Unfähigkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Sie meinen es vielleicht nicht böse, aber die Wirkung bleibt verletzend.

Die fiesen Folgen: Mehr als nur ein schlechtes Gefühl

Career Shaming ist nicht nur ärgerlich, es kann echte psychische Spuren hinterlassen. Ständige Kritik oder Abwertung von außen kann zu massiven Selbstzweifeln führen. Du fängst an, deine eigenen Entscheidungen zu hinterfragen: Habe ich vielleicht doch den falschen Weg gewählt? Bin ich nicht ehrgeizig genug? Ist mein Job wirklich „minderwertig“? Das nagt am Selbstwertgefühl, klar. Manchmal so sehr, dass man anfängt, sich selbst zu hinterfragen, selbst wenn man vorher eigentlich zufrieden war.

Plötzlich denkst du: Vielleicht haben sie ja recht? Dieses Gefühl, keine echte Berufung gefunden zu haben oder einen Job ohne große Leidenschaft auszuüben, wird durch ständiges Career Shaming oft unerträglich. Dabei ist es völlig legitim, einen Job zu haben, der einfach „nur“ den Lebensunterhalt sichert und Freiraum für andere Lebensbereiche lässt! Nicht jeder muss in seinem Beruf die absolute Erfüllung finden. Aber der Druck von außen kann dazu führen, dass man sich deswegen schlecht fühlt. Im schlimmsten Fall kann das zu anhaltendem Stress, Angstzuständen oder sogar depressiven Verstimmungen führen. Career Shaming untergräbt das Wohlbefinden nachhaltig.

Achte auf dich!

Wenn du merkst, dass dich die Kommentare anderer stark belasten und dein Selbstwertgefühl leidet, scheue dich nicht, Unterstützung zu suchen. Das kann ein Gespräch mit vertrauten Freunden sein, aber auch professionelle Hilfe durch einen Coach oder Therapeuten.

Verstecktes Career Shaming erkennen: Die subtilen Nadelstiche

Manchmal ist Career Shaming offensichtlich, manchmal versteckt es sich hinter scheinbar harmlosen Bemerkungen. Es ist hilfreich, die subtileren Formen zu erkennen, um besser darauf reagieren zu können. Achte mal auf Folgendes:

  • Vergleiche mit anderen, die vermeintlich „erfolgreicher“ sind: „Der Sohn von Müllers ist jetzt Abteilungsleiter, und du machst immer noch …?“
  • Herunterspielen deiner Erfolge oder deiner Zufriedenheit: „Ja, das ist ja ganz nett, was du machst, aber bringt das auch was ein?“ oder „Schön, dass du zufrieden bist, aber Stillstand ist ja auch keine Lösung.“
  • Ungefragte ‚Karriereberatung‘, die deine aktuelle Wahl abwertet: Ständige Vorschläge, was du stattdessen tun solltest, weil dein jetziger Job ja offenbar nicht gut genug ist.
  • Einseitiger Fokus nur auf Gehalt, Status oder Sicherheit: Fragen, die nur darauf abzielen, wie viel du verdienst, wie prestigeträchtig dein Job ist oder ob er „sicher“ ist, ignorieren völlig andere Aspekte wie Sinnhaftigkeit oder Freude.
  • Suggestivfragen mit einem deutlich negativen Unterton: „Bist du *immer noch* in dieser Firma?“ oder „Reicht das Geld wirklich zum Leben?“
  • Lob, das eigentlich keines ist (Backhanded Compliments): „Toll, dass du so bescheiden bist und dich mit so wenig zufriedengibst.“ oder „Bewundernswert, wie du das mit dem wenigen Geld schaffst.“
  • Ständiges Nachfragen nach dem nächsten Karriereschritt: Auch wenn du signalisiert hast, dass du gerade zufrieden bist, wird impliziert, dass dein aktueller Stand nicht ausreicht.

Diese Art von Kommunikation ist oft schwerer zu greifen als direkte Beleidigungen, aber das Gefühl, das sie hinterlässt, ist meist dasselbe: Unbehagen und der Eindruck, sich verteidigen zu müssen. Subtiles Career Shaming ist heimtückisch.

Deine Strategien gegen Job-Bashing und fiese Sprüche

Okay, du erkennst Career Shaming jetzt besser. Aber wie gehst du damit um, ohne dich jedes Mal furchtbar aufzuregen oder dich klein zu fühlen? Es gibt kein Patentrezept, aber ein paar Strategien können helfen, deine innere Ruhe zu bewahren und Grenzen zu setzen.

Zuerst einmal: Mach dir deine eigenen Werte klar. Was ist DIR wichtig in deinem Job? Ist es das Geld, die Flexibilität, der Sinn, die Kollegen, die Work-Life-Balance? Wenn du weißt, warum du tust, was du tust, und damit im Reinen bist, prallen Kommentare von außen leichter ab. Deine Definition von Erfolg muss nicht die der anderen sein.

Dann geht es darum, Grenzen zu setzen. Du musst nicht jede Frage beantworten oder dich auf jede Diskussion einlassen. Ein klares „Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen“ oder „Meine Berufswahl ist meine persönliche Entscheidung“ ist völlig legitim. Manchmal hilft auch, das Gespräch bewusst umzulenken: „Interessanter Punkt. Erzähl doch mal, was bei dir gerade so los ist?“

Humor kann auch eine Waffe sein, wenn er zu dir passt. Ein lockerer Spruch wie „Ja, reich werde ich damit nicht, aber glücklich!“ kann die Luft rausnehmen. Wichtig ist, dass du dich dabei wohlfühlst und es nicht sarkastisch oder verbittert klingt.

Manchmal ist auch die beste Reaktion, einfach gar nicht zu reagieren. Ignorieren, Thema wechseln. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Deine Energie ist kostbar, verschwende sie nicht an unnötige Rechtfertigungen.

Wie du am besten reagierst, hängt natürlich von der Situation und der Person ab. Hier eine kleine Übersicht, was helfen könnte und was eher kontraproduktiv ist:

Hilfreiche Reaktion Eher ungünstige Reaktion
Klare Grenze setzen: „Ich schätze deine Meinung, aber ich bin mit meiner Wahl zufrieden.“ oder „Das ist mein Weg.“ Endlose Rechtfertigung: Ständig versuchen zu erklären und zu beweisen, warum dein Job doch toll/wichtig/gut bezahlt ist. Das signalisiert Unsicherheit.
Gespräch umlenken: Souverän das Thema wechseln, ohne auf den Köder anzuspringen. Gegenangriff starten: Selbst anfangen, den Job oder die Lebensweise des anderen abzuwerten. Das eskaliert nur.
Humor einsetzen (wenn authentisch): Die Situation mit einem Augenzwinkern entschärfen. Sich klein machen oder zustimmen: Aussagen wie „Ja, du hast ja recht, ist nichts Besonderes“ bestätigen den Angreifer und schwächen dich.
Kurze, neutrale Info geben (wenn du willst): „Für mich passt das im Moment gut.“ Punkt. Übermäßig emotional reagieren: Wut, Tränen oder eingeschnappt sein zeigt, wie sehr dich der Kommentar getroffen hat.
Bewusstes Ignorieren: Manchmal ist Nicht-Reagieren die stärkste Antwort. Tagelanges Grübeln: Dich im Nachhinein quälen, was die Person gemeint haben könnte und was du hättest sagen sollen.
Interessiertes Nachfragen (kann entlarvend sein): „Was genau meinst du damit?“ oder „Warum ist dir das so wichtig?“ Generelle Passivität: Immer alles schlucken und den Frust ansammeln, bis er überkocht.

Wähle die Strategie, die sich für dich am besten anfühlt und zur Situation passt. Es geht nicht darum, immer die perfekte Antwort parat zu haben, sondern darum, deinen Selbstwert zu schützen.

Wenn die Familie nervt: Umgang mit Erwartungen von Eltern, Partner & Co.

Besonders schwierig wird Career Shaming, wenn es aus dem engsten Kreis kommt – von Eltern, dem Partner oder guten Freunden. Hier sind die Erwartungen oft hoch und die Kommentare treffen besonders tief. Die Tipps im Umgang mit hohen Erwartungen der Eltern, Verwandten, des Partners und / oder Freunden sind hier Gold wert, aber nicht immer leicht umzusetzen.

Versuche, wenn möglich, das Gespräch zu suchen – aber in einem ruhigen Moment, nicht direkt in der aufgeladenen Situation. Erkläre deine Perspektive: Was dir an deinem Job wichtig ist, warum du diese Wahl getroffen hast. Manchmal hilft es, die eigenen Beweggründe zu erläutern, ohne sich zu rechtfertigen. „Ich weiß, ihr hättet euch vielleicht etwas anderes für mich vorgestellt, aber mir gibt dieser Job XYZ, und das ist mir gerade wichtiger als ein hohes Gehalt/Prestige.“

Bei Eltern spielen oft Generationsunterschiede eine große Rolle. Sie meinen es vielleicht gut, verstehen aber die moderne Arbeitswelt nicht. Hier kann Aufklärung helfen – aber nur, wenn sie dafür offen sind. Manchmal muss man auch akzeptieren, dass man sie nicht überzeugen wird. Wichtig ist dann, eine klare Grenze zu ziehen: „Ich höre mir eure Meinung an, aber die Entscheidung treffe ich. Ich bitte euch, das zu respektieren.“

Beim Partner ist es noch mal eine andere Hausnummer. Hier geht es ja auch um gemeinsame Lebensplanung. Offene Kommunikation über Wünsche, Ziele und auch finanzielle Realitäten ist unerlässlich. Wenn der Partner deine Berufswahl ständig kritisiert, ist das ein ernstes Beziehungsproblem, das über reines Career Shaming hinausgeht. Hier braucht es ehrliche Gespräche über gegenseitigen Respekt und Unterstützung.

Manchmal hilft es auch, Verbündete im Freundes- oder Familienkreis zu suchen, die dich verstehen und dir den Rücken stärken können. Du musst das nicht allein durchstehen.

Kommunikation ist keine Einbahnstraße

Erwarte nicht, dass ein einziges Gespräch alle Probleme löst. Manchmal braucht es mehrere Anläufe. Sei bereit zuzuhören, aber bestehe auch darauf, dass deine Sichtweise respektiert wird. Es geht um gegenseitigen Respekt, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist.

Der fieseste Kritiker sitzt oft im eigenen Kopf: Internes Career Shaming

Manchmal sind es gar nicht nur die anderen. Oft haben wir die kritischen Stimmen und gesellschaftlichen Erwartungen so sehr verinnerlicht, dass wir uns selbst fertigmachen. Wir vergleichen uns ständig mit anderen auf LinkedIn, sehen nur die glänzenden Fassaden und fühlen uns unzulänglich. Wir glauben selbst, dass unser Job nicht „gut genug“ ist, auch wenn niemand etwas sagt. Dieses interne Career Shaming ist besonders tückisch.

Hier hilft nur radikale Ehrlichkeit mit dir selbst. Perfektionismus ablegen. Akzeptieren, dass Karrierewege selten geradlinig sind. Sich bewusst machen, dass Social Media nur einen winzigen, oft geschönten Ausschnitt zeigt. Vielleicht hast du wirklich keine glühende Berufung gefunden oder dein Job ist ohne die ganz große Leidenschaft – na und? Ist er okay für dich? Ermöglicht er dir ein Leben, das du führen möchtest? Dann ist er gut genug!

Es ist eine Übung in Selbstakzeptanz. Feiere deine eigenen Erfolge, auch die kleinen. Konzentriere dich auf das, was du hast und was dir guttut, statt auf das, was vermeintlich fehlt. Dein Wert als Mensch hängt nicht von deinem Jobtitel oder deinem Gehalt ab. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber es ist verdammt wahr.

Ein Klima ohne Career Shaming schaffen – Fang bei dir an

Wir können die ganze Welt nicht ändern, aber wir können in unserem eigenen Umfeld einen Unterschied machen. Wie sprichst DU über die Berufe anderer? Bist du neugierig und offen, auch wenn jemand etwas ganz anderes macht als du? Oder rutscht dir auch mal ein wertender Kommentar raus?

Sei die Person, die echtes Interesse zeigt, nachfragt, was jemandem an seinem Job gefällt, statt nur nach Status und Gehalt zu schielen. Anerkenne unterschiedliche Lebensentwürfe und Erfolgsdefinitionen. Wenn du mitbekommst, wie jemand anderes Opfer von Career Shaming wird, trau dich vielleicht sogar, etwas zu sagen oder der Person den Rücken zu stärken.

Respektvoller Umgang fängt bei uns selbst an. Je mehr Menschen aufhören, andere für ihre Berufswahl zu verurteilen, desto angenehmer wird das Klima für alle.

Dein Weg ist deiner – Ein Fazit ohne Druck

Career Shaming ist ein nerviges, manchmal schmerzhaftes Phänomen, das auf überholten Vorstellungen von Erfolg und gesellschaftlichem Druck basiert. Es kann von außen kommen, aber auch von innen. Der wichtigste Schritt im Umgang damit ist, sich der eigenen Werte bewusst zu werden und zu lernen, Grenzen zu setzen – sowohl nach außen als auch gegenüber dem eigenen inneren Kritiker.

Es gibt nicht die eine richtige Art, Karriere zu machen oder beruflich glücklich zu sein. Ob du im Konzern aufsteigst, dein eigenes kleines Ding machst, einen soliden Brotjob hast, der dir Freiraum lässt, oder noch auf der Suche bist – dein Weg ist dein Weg. Lass dir von niemandem einreden, dass er nicht gut genug ist, solange er sich für dich richtig anfühlt.

Am Ende zählt doch, dass du einen Weg findest, der für dich passt, der dir ermöglicht, dein Leben so zu gestalten, wie du es möchtest. Lass dir das nicht madig machen durch das Career Shaming anderer. Auch wenn es manchmal schwerfällt, diesen äußeren Druck oder die inneren Zweifel auszublenden – dein Bauchgefühl und deine Zufriedenheit sind oft der beste Kompass. Steh zu dir und deiner Wahl.

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FAQs zum Thema Career Shaming

Sind bestimmte Berufe oder Branchen häufiger von Career Shaming betroffen als andere?

Tatsächlich scheinen bestimmte Berufsfelder anfälliger für Abwertung zu sein, insbesondere solche, die nicht den klassischen Vorstellungen von Prestige oder hohem Einkommen entsprechen. Dazu gehören oft künstlerische Berufe, soziale Arbeit, Pflegeberufe oder auch handwerkliche Tätigkeiten, bei denen der gesellschaftliche Status oder das Gehalt als vermeintlich geringer wahrgenommen wird. Oftmals spielt auch die wahrgenommene Unsicherheit, zum Beispiel bei Selbstständigen oder Freiberuflern, eine Rolle für abfällige Bemerkungen. Denn diese Felder passen häufig nicht in das traditionelle Bild einer „sicheren“ und linearen Karriereleiter. Gleichzeitig sind viele dieser Berufe gesellschaftlich enorm wichtig, erfahren aber leider nicht immer die entsprechende Anerkennung. Deshalb ist es umso wichtiger, sich nicht von solchen externen Bewertungen verunsichern zu lassen, wenn du in einem solchen Feld tätig bist und es liebst.

Welche Rolle spielt Social Media beim Career Shaming, abgesehen von Selbstvergleichen?

Absolut, Social Media kann Career Shaming über den reinen Selbstvergleich hinaus befeuern, indem es eine Bühne für öffentliche Bewertungen und Urteile bietet. Kommentare unter Posts über berufliche Erfolge oder auch Misserfolge können schnell abwertend oder spöttisch werden, oft geschützt durch eine gewisse Anonymität. Zusätzlich fördern die oft stark kuratierten und geschönten Darstellungen von Karrieren auf Plattformen wie LinkedIn oder Instagram unrealistische Erwartungen und können dazu führen, dass „normalere“ oder weniger glamouröse Berufsbiografien indirekt abgewertet werden. Denn diese inszenierten Erfolgsgeschichten können bei anderen den Eindruck erwecken, nur bestimmte Wege seien erstrebenswert. Außerdem verleiten die kurzen Formate dazu, komplexe Karriereentscheidungen oberflächlich zu beurteilen, ohne die Hintergründe zu kennen. Wichtig ist daher, Online-Darstellungen kritisch zu hinterfragen und sich nicht von oberflächlichen Urteilen beeinflussen zu lassen.

Gibt es Unterschiede, wie Männer und Frauen Career Shaming erleben?

Ja, definitiv, denn Career Shaming ist oft eng mit traditionellen Geschlechterrollen und -erwartungen verknüpft, was zu unterschiedlichen Erfahrungen führen kann. Männer erfahren zum Beispiel häufiger Abwertung, wenn sie Berufe wählen, die als „unmännlich“ gelten, etwa im sozialen oder erzieherischen Bereich, oder wenn ihr Einkommen nicht der klassischen Ernährerrolle entspricht. Auf der anderen Seite werden Frauen manchmal für ihren Ehrgeiz und ihr Streben nach Führungspositionen kritisiert („Karrierefrau“ mit negativem Unterton) oder umgekehrt dafür geschämt, wenn sie sich bewusst für Teilzeit oder weniger statusreiche Berufe entscheiden, um beispielsweise Familie und Beruf besser zu vereinbaren („Nur Teilzeit?“). Oftmals unterliegt die Bewertung ihrer Karriereentscheidungen also einem schwierigen Spagat zwischen überholten Erwartungen. Letztendlich basieren diese Unterschiede auf hartnäckigen Stereotypen. Es ist also wichtig, diese geschlechtsspezifischen Erwartungshaltungen zu erkennen und aktiv zu hinterfragen, sowohl bei anderen als auch bei sich selbst.

Kann Career Shaming auch am Arbeitsplatz durch Kollegen oder Vorgesetzte stattfinden?

Leider ja, Career Shaming beschränkt sich nicht nur auf das private Umfeld, sondern kann auch direkt am Arbeitsplatz auftreten, wenn auch vielleicht in etwas anderer Form. Das kann sich äußern durch Kollegen, die ständig subtil die eigene Arbeit oder Position mit deiner vergleichen, deine Aufgaben herabwürdigen oder hinter deinem Rücken über deine Karriereambitionen lästern. Auch Vorgesetzte können Career Shaming betreiben, indem sie beispielsweise dein Engagement in Frage stellen, wenn du nicht ständig Überstunden machst, oder deine Entscheidung für bestimmte Weiterbildungen oder Projekte belächeln, die nicht ihrer Vorstellung von Karriereentwicklung entsprechen. Dies schafft nicht nur eine unangenehme und potenziell vergiftete Arbeitsatmosphäre. Sondern es kann auch deine Motivation, dein Selbstvertrauen und sogar deine tatsächlichen Karrieremöglichkeiten innerhalb des Unternehmens negativ beeinflussen. Achte deshalb darauf, ob solche Muster in deinem Arbeitsumfeld existieren und suche gegebenenfalls das Gespräch oder Unterstützung.

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