Wissen & Fakten

Was sind Pronomen – und warum sie viel mehr bewirken

Sie sind winzig, oft unscheinbar, und doch haben sie eine erstaunliche Kraft in unserer Sprache. Diese kleinen Wörter, oft nur wenige Buchstaben lang, können Nähe schaffen, Distanz erzeugen und sogar ganze Weltbilder spiegeln. Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf das Thema was sind Pronomen zu werfen, denn sie sind weit mehr als nur grammatische Platzhalter.

Ein kleiner Moment im Videocall und die große Frage dahinter

Ich erinnere mich an einen Moment neulich im Videocall mit einer neuen Projektgruppe. Am Anfang, in der Vorstellungsrunde, nannte eine Teilnehmerin nicht nur ihren Namen und ihre Rolle, sondern auch ihre Pronomen: „hallo, ich bin Alex, zuständig für das Design, und meine Pronomen sind sie/ihr.“ Für einen kurzen Augenblick war ich überrascht – nicht negativ, eher so ein inneres Aufhorchen. Es war das erste Mal, dass ich das in so einem beruflichen Kontext direkt erlebt habe. Früher, ja, da waren Pronomen für mich einfach Schulstoff. Ich, du, er, sie, es – abgehakt. Die Frage, was sind Pronomen im tieferen Sinne, stellte sich mir kaum. Es waren halt Wörter, die andere Wörter ersetzen, meistens Namen, damit man nicht ständig „Peter sagt, dass Peter müde ist, weil Peter schlecht geschlafen hat“ sagen muss. Ziemlich praktisch, diese kleinen Helferlein, aber emotional? Eher nicht.

Doch dieser kleine Moment mit Alex hat etwas angestoßen. Plötzlich fühlten sich diese Wörter gewichtiger an. Es ging nicht mehr nur darum, Wiederholungen zu vermeiden. Es ging um Identität, um Sichtbarkeit. Und mir wurde klar, dass ich mein Wissen über diese Wortart vielleicht doch mal auffrischen und erweitern sollte. Denn Sprache lebt, Sprache verändert sich, und wir uns mit ihr.

Die bunte Familie der Pronomen: Nicht nur „er“ und „sie“

Wenn wir von Pronomen sprechen, denken die meisten von uns vermutlich zuerst an Personalpronomen. Das sind die Klassiker, die wir schon in der Grundschule lernen: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie. Sie stehen, wie der Name schon sagt, für Personen oder eben auch für Dinge, wenn „es“ ins Spiel kommt. Aber die Familie der Pronomen ist viel größer und bunter. Da gibt es zum Beispiel die Possessivpronomen, die anzeigen, wem etwas gehört: mein Fahrrad, deine Idee, sein Lachen, ihre Geduld. Sie schaffen Zugehörigkeit und manchmal auch ein bisschen Neid, wenn es um das schönere Fahrrad geht.

Dann haben wir die Demonstrativpronomen, mit denen wir auf etwas Bestimmtes zeigen, sprachlich natürlich: dieser Kuchen hier schmeckt besser als jener dort drüben. Relativpronomen wiederum sind die kleinen Verbindungsarchitekten in unseren Sätzen: „Der Film, den wir gestern gesehen haben, war großartig.“ Sie knüpfen Nebensätze an Hauptsätze und sorgen für einen geschmeidigen Informationsfluss. Ohne sie wären unsere Sätze oft kurz und abgehackt. Es ist schon erstaunlich, welche Vielfalt sich hinter diesem einen Begriff verbirgt.

Kleine Wörter, große Aufgaben: Noch mehr Mitglieder der Pronomen-Familie

Die Liste ist damit aber noch nicht zu Ende. Interrogativpronomen sind die geborenen Fragesteller: Wer hat das gesagt? Was meinst du damit? Welches Buch liest du gerade? Sie leiten Fragesätze ein und helfen uns, die Welt (oder zumindest unser Gegenüber) ein Stückchen besser zu durchdringen. Reflexivpronomen wiederum beziehen sich auf das Subjekt des Satzes zurück: Ich freue mich, du ärgerst dich, er konzentriert sich. Sie zeigen, dass eine Handlung auf den Handelnden selbst zurückfällt.

Und dann gibt es noch die oft etwas unterschätzten Indefinitpronomen. Das sind die Unbestimmten, die Vagen, die aber unglaublich nützlich sind: jemand hat angerufen, niemand war da, alle freuen sich, manche zögern noch, etwas stimmt nicht, nichts ist unmöglich. Sie erlauben uns, allgemeine Aussagen zu treffen oder über Unbekanntes zu sprechen. Es ist faszinierend, wie diese kleinen Wörter unsere Kommunikation so präzise steuern können, ohne dass wir oft darüber nachdenken.

Um das ein wenig übersichtlicher zu gestalten, hier eine kleine Zusammenstellung der wichtigsten Pronomenarten mit Beispielen aus dem Alltag:

  • Personalpronomen (persönliche Fürwörter): Sie ersetzen Nomen, die Personen oder Dinge bezeichnen. Beispiel: Anna liest gerne. Sie hat schon viele Bücher gelesen.
  • Possessivpronomen (besitzanzeigende Fürwörter): Sie drücken einen Besitz oder eine Zugehörigkeit aus. Beispiel: Ist das dein Kaffee oder meiner?
  • Demonstrativpronomen (hinweisende Fürwörter): Sie weisen auf etwas Bestimmtes hin, heben es hervor. Beispiel: Dieses Kleid gefällt mir besser als jenes.
  • Relativpronomen (bezügliche Fürwörter): Sie leiten Nebensätze ein und beziehen sich auf ein Nomen oder Pronomen im Hauptsatz. Beispiel: Der Mann, der dort steht, ist mein Nachbar.
  • Interrogativpronomen (fragende Fürwörter): Sie leiten Fragesätze ein. Beispiel: Wer kommt heute Abend zur Party? Was sollen wir mitbringen?
  • Reflexivpronomen (rückbezügliche Fürwörter): Sie beziehen sich auf das Subjekt des Satzes zurück. Beispiel: Ich muss mich beeilen.
  • Indefinitpronomen (unbestimmte Fürwörter): Sie bezeichnen Personen oder Sachen in unbestimmter Weise oder Menge. Beispiel: Man sollte immer ehrlich sein. Jemand hat an der Tür geklingelt.

Diese Übersicht zeigt schon, wie vielfältig diese Wortart ist und wie sehr sie unsere tägliche Kommunikation prägt. Ohne sie wäre es kaum möglich, flüssig und verständlich miteinander zu reden oder zu schreiben.

Warum reden plötzlich alle über Pronomen? Mehr als nur Grammatik

Nochmal zurück zu Alex aus dem Videocall. Die Selbstverständlichkeit, mit der Alex die eigenen Pronomen nannte, hat mich, wie gesagt, nachdenklich gemacht. Lange Zeit waren Pronomen für viele von uns eine rein grammatikalische Kategorie. „Er“ für Männer, „sie“ für Frauen – das schien klar und unverrückbar. Doch unsere Gesellschaft wandelt sich, wird vielfältiger, oder besser gesagt: Die Vielfalt, die schon immer da war, wird sichtbarer. Und damit rückt auch die Sprache in den Fokus, die diese Vielfalt abbilden und respektieren soll. Die Frage „Was sind Pronomen?“ bekommt dadurch eine ganz neue, sehr persönliche Dimension.

Es geht darum, dass sich jede Person in der Art und Weise, wie über sie gesprochen wird, wiederfinden und respektiert fühlen möchte. Das traditionelle binäre System von „er“ und „sie“ reicht für viele Menschen nicht aus, um ihre Identität auszudrücken. Hier kommen dann zum Beispiel nicht-binäre Pronomen oder Neopronomen ins Spiel, wie „dey/denen“ (aus dem Englischen „they/them“ entlehnt) oder neuere deutsche Formen wie „xier/xiem/xies“ oder „sier/siem/sies“. Auch wenn sie in der heiligen Schrift der Sprache, dem Duden, (noch) nicht verzeichnet sind, spielen sie im Alltag vieler Menschen längst eine Rolle.

Das mag für manche ungewohnt sein, vielleicht sogar kompliziert erscheinen. Ich gebe zu, ich musste mich da auch erst reindenken und einlesen. Es ist ein Lernprozess, und Fehler können passieren und sind menschlich.

Icon

Umgang mit neuen und ungewohnten Pronomen

Wenn du dir unsicher bist, welche Pronomen eine Person verwendet, ist es oft am besten, freundlich nachzufragen oder darauf zu achten, wie die Person sich selbst bezeichnet oder von anderen (die sie gut kennen) bezeichnet wird. Viele Menschen, die nicht-binäre Pronomen nutzen, geben diese auch in ihrer E-Mail-Signatur oder in Social-Media-Profilen an. Ein offener und respektvoller Umgang ist hier der Schlüssel.

Die Diskussion um gendergerechte Sprache und die Verwendung von Pronomen kann manchmal hitzig geführt werden. Ich glaube aber, im Kern geht es um etwas sehr Einfaches und Menschliches: um Anerkennung und den Wunsch, gesehen zu werden, wie man ist. Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Sie kann ausgrenzen, aber sie kann eben auch einschließen und Wertschätzung vermitteln. Und genau hier spielen Pronomen eine zentrale Rolle.

Kleine Wörter, große Wirkung im Alltag

Vielleicht denkst du jetzt: Das ist ja alles gut und schön, aber betrifft mich das wirklich im Alltag? Ich glaube ja. Denn auch wenn wir nicht ständig über Genderidentität sprechen, verwenden wir Pronomen ununterbrochen. Und die Art, wie wir sie verwenden – oder manchmal auch falsch verwenden – hat Auswirkungen.

Stell dir vor, du sprichst jemanden konsequent mit dem falschen Pronomen an, obwohl du es besser wissen könntest. Das kann verletzend sein, signalisiert es doch: Ich sehe dich nicht richtig, oder deine Identität ist mir nicht wichtig genug, um mir Mühe zu geben. Das passiert oft nicht aus böser Absicht, sondern aus Gewohnheit oder Unwissenheit. Aber die Wirkung beim Gegenüber ist trotzdem da. Es ist ein bisschen so, als würde jemand deinen Namen ständig falsch aussprechen, obwohl du ihn schon mehrfach korrigiert hast. Irgendwann fühlt es sich einfach nicht gut an.

Umgekehrt kann die bewusste und korrekte Verwendung von Pronomen ein starkes Zeichen von Respekt und Achtsamkeit sein. Es zeigt, dass du dein Gegenüber wahrnimmst und wertschätzt. Das kostet nicht viel, kann aber in der Beziehungsgestaltung einen großen Unterschied machen. Gerade in einer Zeit, in der viele Kontakte nur noch digital stattfinden und wir weniger nonverbale Signale haben, wird die Sprache umso wichtiger.

Wenn’s mal danebengeht: Über Fehler und Lernkurven

Natürlich ist niemand perfekt. Mir ist es auch schon passiert, dass ich ein Pronomen falsch verwendet habe, gerade wenn ich jemanden neu kennenlerne oder wenn es um Pronomen geht, die mir noch nicht so geläufig sind. Mein erster Impuls war oft, mich furchtbar zu schämen und einen großen Wirbel darum zu machen. Mittlerweile habe ich gelernt, dass das meistens nicht hilfreich ist. Eine kurze, ehrliche Entschuldigung, eine Korrektur und dann einfach weitermachen und es beim nächsten Mal besser machen – das ist oft der beste Weg. Wichtiger als Perfektion ist die Bereitschaft zu lernen und sich auf neue sprachliche Entwicklungen einzulassen.

Manchmal hilft es auch, sich selbst vorzustellen und dabei die eigenen Pronomen zu nennen, so wie Alex im Videocall. Das kann die Situation für alle entspannen und signalisieren, dass man für das Thema offen ist. Es schafft eine Atmosphäre, in der sich auch andere wohler fühlen, ihre Pronomen zu teilen, falls sie das möchten. Das ist natürlich kein Muss, aber eine Option, die man im Hinterkopf behalten kann, besonders in neuen Gruppen oder Kontexten.

Sprache im Wandel: Ein Ausblick

Sprache ist nichts Statisches, sie hat sich schon immer verändert und wird das auch weiterhin tun. Neue Wörter entstehen, alte verschwinden, Bedeutungen wandeln sich. Die aktuelle Diskussion und der bewusstere Umgang mit Pronomen sind Teil dieses lebendigen Prozesses. Es zeigt, dass Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel ist, sondern auch ein Spiegel unserer Gesellschaft, unserer Werte und unseres Verständnisses von Individualität.

Es ist vielleicht eine kleine Herausforderung, sich an neue Formen zu gewöhnen oder alte Gewohnheiten zu überdenken. Aber es ist auch eine Chance, unsere Kommunikation bewusster und inklusiver zu gestalten. Die kleinen Wörter, die Pronomen, spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie mögen unscheinbar wirken, aber ihre Wirkung ist oft riesig. Sie können Brücken bauen oder Gräben vertiefen. Die Entscheidung, wie wir sie einsetzen, liegt bei uns – jeden Tag, in jedem Gespräch, in jeder E-Mail. Und ich finde, das ist eine ziemlich spannende und auch verantwortungsvolle Aufgabe, die uns diese winzigen Wörter da stellen.

FAQs zum Thema Was sind Pronomen

Warum sagen manche Leute „Pronomen“ und nicht mehr „bevorzugte Pronomen“?

Du hast vielleicht bemerkt, dass immer mehr Menschen einfach von „Pronomen“ sprechen, statt „bevorzugte Pronomen“ zu sagen. Das hat einen wichtigen Grund, denn der Begriff „bevorzugt“ kann den Eindruck erwecken, als wäre die Wahl der Pronomen eine Art nette Option oder eine Laune, so wie man eine Lieblingsfarbe hat. Für viele Menschen sind ihre Pronomen aber ein fester Bestandteil ihrer Identität, ähnlich wie ihr Name. Es ist also keine Präferenz, die man mal so oder so äußert, sondern eine Tatsache. Indem du einfach „Pronomen“ sagst, zeigst du, dass du die Identität der Person ernst nimmst und anerkennst. Es ist ein kleiner sprachlicher Unterschied, der aber eine große respektvolle Wirkung haben kann und die Selbstverständlichkeit der jeweiligen Pronomen unterstreicht.

Gibt es das „singular they“ (also „they“ für eine einzelne Person) eigentlich schon länger in der englischen Sprache?

Das ist eine super interessante Frage, denn das „singular they“ fühlt sich für manche vielleicht neu an, hat aber im Englischen eine echt lange Tradition! Schon vor Jahrhunderten, lange bevor es um nicht-binäre Identitäten ging, wurde „they“ benutzt, um sich auf eine einzelne Person zu beziehen, deren Geschlecht unbekannt oder für den Kontext unwichtig war. Du findest Beispiele dafür sogar bei berühmten Autoren wie Shakespeare oder Jane Austen. Damals war es einfach eine praktische Lösung, um nicht immer „he or she“ schreiben zu müssen. Die heutige bewusste Verwendung für Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren, knüpft also an eine bereits bestehende grammatikalische Möglichkeit an und erweitert deren Bedeutung. Es ist also sozusagen ein alter Bekannter in neuem, wichtigen Gewand, der nun hilft, Identitäten präziser abzubilden.

Wie funktionieren Pronomen eigentlich in Sprachen, die grammatikalisch ganz anders aufgebaut sind als Deutsch oder Englisch?

Das ist total spannend, denn Sprachen gehen da ganz unterschiedliche Wege und nicht alle haben ein so ausgeprägtes grammatisches Geschlecht wie das Deutsche! Es gibt zum Beispiel Sprachen wie Finnisch, Türkisch oder Ungarisch, die von Haus aus gar keine geschlechtsspezifischen Pronomen für die dritte Person kennen; dort existiert oft nur ein neutrales Wort für alle Menschen. In anderen Sprachen, etwa im Französischen oder Spanischen, sind viele Nomen und Adjektive grammatisch männlich oder weiblich, was die inklusive Sprache vor eigene Herausforderungen stellt, aber auch dort entwickeln sich neue Formen wie das Pronomen „iel“ im Französischen. Wieder andere Sprachen haben vielleicht sogar mehr als zwei grammatische Geschlechter, die aber nicht unbedingt mit der sozialen Geschlechtsidentität von Menschen übereinstimmen müssen. Die Suche nach passenden und respektvollen Ausdrucksweisen ist also ein weltweites Thema, das je nach Sprachstruktur ganz eigene, kreative Lösungen hervorbringt.

🦊 AlltagsFuchs Community

Wie hat dir dieser Artikel gefallen?

Dein Feedback hilft anderen Lesern!

💫 Vielen Dank, dass du Teil unserer Community bist!

Schreibe einen Kommentar

Zurück
nach oben
Fuchstempo
nach oben!