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Destilliertes Wasser trinken? Kann man das?

Neulich im Baumarkt, ihr wisst schon, die Abteilung, wo man eigentlich nur eine Schraube sucht und mit drei neuen Projekten rauskommt. Da stand ich vor dem Regal mit Autozubehör, und neben dem Batteriewasser – ja, dem guten alten destillierten Wasser – entbrannte eine kleine Familiendiskussion. Der Sohnemann, vielleicht zehn Jahre alt, fragte mit großen Augen, ob man das denn auch trinken könne, es sei ja schließlich „ganz reines Wasser“. Diese Szene hat mich nicht mehr losgelassen, denn die Überlegung, ob destilliertes Wasser trinken nun eine clevere Idee oder eher ein Gesundheitsrisiko darstellt, begegnet einem ja immer wieder mal.

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Disclaimer

Dieser Text dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische oder ernährungswissenschaftliche Beratung. Wenn du Fragen zu deiner Gesundheit, deiner Ernährung oder deinem Trinkverhalten hast, wende dich bitte an einen Arzt, Apotheker oder eine qualifizierte Ernährungsfachkraft.

Aus dem Alltag gegriffen: Die Faszination des „reinen“ Wassers

Man steht vor einem Produkt, das man eigentlich für einen ganz bestimmten, oft technischen Zweck im Kopf hat, und plötzlich ploppt die Frage auf: Könnte man das nicht auch ganz anders verwenden? So ging es mir eben wieder bei dem Gedanken an destilliertes Wasser. Als Papa von zwei ziemlich wissbegierigen Kindern werde ich ja öfter mit solchen grundlegenden Fragen gelöchert. „Papa, warum ist das Wasser für dein Dampfbügeleisen anders als das, was wir aus dem Hahn trinken?“ Gute Frage, nächste Frage. Und von da ist es nur ein kleiner Gedankensprung zu der Überlegung, ob dieses hochreine Wasser, das ja angeblich frei von allem ist, nicht vielleicht die ultimative Gesundheitsquelle sein müsste.

Die Idee, destilliertes Wasser trinken zu wollen, ist also gar nicht so abwegig, wenn man es zunächst nur oberflächlich betrachtet. Aber wie so oft, wenn Dinge zu einfach scheinen, lohnt sich ein zweiter, genauerer Blick – in diesem Fall auf die Chemie und die Auswirkungen auf unseren Körper.

Was genau schwappt da eigentlich im Kanister?

Was ist destilliertes Wasser eigentlich? Der Name verrät es ja schon: Es wird durch Destillation gewonnen. Stellt euch vor, Wasser wird erhitzt, bis es verdampft. Dieser Dampf steigt auf und lässt Salze, Mineralien und die meisten Verunreinigungen zurück. Kühlt der Dampf dann wieder ab, kondensiert er zu Wasser – eben zu destilliertem Wasser, auch bekannt als Aqua destillata. Das Ergebnis ist chemisch gesehen sehr reines H2O. Es ist weitgehend frei von Salzen, organischen Stoffen und Mikroorganismen, kann aber noch Spuren von sehr leicht flüchtigen Verbindungen enthalten.[2]

Im Alltag begegnet es uns oft als Bügelwasser, weil es keine Kalkflecken auf der Wäsche hinterlässt, oder eben als Batteriewasser für Autos. Manchmal wird auch demineralisiertes Wasser als „destillatgleich“ verkauft. Das wird aber meist durch Ionenaustauscher gereinigt und ist nicht exakt dasselbe, auch wenn das Ergebnis – ein Wasser mit sehr wenigen gelösten Stoffen – ähnlich ist.[2] Die Herstellung durch klassische Destillation ist übrigens ziemlich energieaufwendig und daher nicht ganz billig.

Der Mythos vom Zellenplatzen: Panik oder Physik?

Jetzt kommt der Punkt, der viele verunsichert: die angebliche Gefahr, dass Körperzellen platzen könnten, wenn sie mit destilliertem Wasser in Kontakt kommen. Diese Vorstellung kursiert hartnäckig. Dahinter steckt der physikalische Prozess der Osmose. Zellen haben eine bestimmte Konzentration an gelösten Stoffen in sich. Kommen sie mit einer Flüssigkeit in Kontakt, die viel weniger gelöste Stoffe enthält (wie destilliertes Wasser), strömt Wasser in die Zelle, um das Konzentrationsgefälle auszugleichen. Theoretisch könnte die Zelle so lange Wasser aufnehmen, bis sie platzt (Hämolyse).[1] [2]

Das klingt erstmal ziemlich dramatisch, oder? Die gute Nachricht ist aber: Das gilt vor allem dann, wenn destilliertes Wasser direkt in die Blutbahn gelangen würde, zum Beispiel über eine Infusion.[1] [2] Wenn wir destilliertes Wasser trinken, sieht die Sache anders aus. Bevor es überhaupt in großem Stil mit empfindlichen Zellen in Berührung kommt, vermischt es sich im Mund mit Speichel und später im Magen mit Magensäure. Beide enthalten Mineralstoffe und andere gelöste Substanzen, die das destillierte Wasser quasi „anreichern“.[1] Der osmotische Unterschied wird also stark abgemildert. Akute Gefahr durch platzende Zellen beim Trinken üblicher Mengen? Eher nicht.

Keine Mineralien, kein Problem? Was dem Körper dann fehlen könnte

Ganz harmlos ist der dauerhafte und ausschließliche Konsum von destilliertem Wasser aber trotzdem nicht. Der springende Punkt ist: Destilliertes Wasser enthält so gut wie keine Mineralstoffe und Elektrolyte mehr.[1] Unser Körper braucht diese aber für unzählige Prozesse. Kalzium für stabile Knochen und die Signalübertragung an die Muskeln, Eisen für den Sauerstofftransport im Blut, Kalium für viele Enzymreaktionen – die Liste ist lang.[1]

Normalerweise nehmen wir diese wichtigen Stoffe über unsere Nahrung und eben auch über unser Trinkwasser auf. Wer sich sehr ausgewogen ernährt, kann einen gelegentlichen Schluck destillierten Wassers sicher kompensieren. Seinen Kaffee damit aufzubrühen, um das Aroma nicht zu verfälschen, ist deshalb auch kein Drama.[1] Problematisch wird es, wenn man seinen gesamten Flüssigkeitsbedarf dauerhaft nur mit destilliertem Wasser deckt. Dann könnte die Nahrung allein das Mineralstoffdefizit nicht mehr ausgleichen.[1] Mangelerscheinungen wären die Folge, und die können auf Dauer gesundheitlich bedenklich werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die meisten Wissenschaftler sprechen sich deshalb gegen den ausschließlichen Konsum von destilliertem Wasser aus.

Hier mal ein paar Beispiele, warum diese Mineralien so wichtig sind, die in unserem normalen Trinkwasser oft enthalten sind, in destilliertem Wasser aber fehlen:

  • Kalzium: Es ist nicht nur für starke Knochen und Zähne unerlässlich, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle bei der Muskelkontraktion und der Nervenfunktion. Ein Mangel kann zu Problemen führen, die weit über brüchige Knochen hinausgehen.
  • Magnesium: Dieser Mineralstoff ist an über 300 enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt, unter anderem am Energiestoffwechsel und der Muskelfunktion. Viele Menschen haben eher zu wenig als zu viel davon.
  • Kalium: Es ist wichtig für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts in den Zellen und für die Übertragung von Nervenimpulsen. Zusammen mit Natrium reguliert es den Blutdruck.
  • Natrium: Oft verteufelt wegen Bluthochdruck, ist Natrium in Maßen lebensnotwendig für den Wasserhaushalt und die Nerven- und Muskelfunktion.
  • Spurenelemente wie Eisen, Zink, Selen: Auch wenn sie nur in kleinen Mengen benötigt werden, sind sie für das Immunsystem, den Sauerstofftransport und viele andere Körperfunktionen unverzichtbar.

Man sieht also, unser Körper ist auf eine kontinuierliche Zufuhr dieser Stoffe angewiesen. Destilliertes Wasser liefert davon nichts.

Zuletzt aktualisiert am 12. Juni 2025 um 19:11 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Gibt es denn überhaupt sinnvolle Gründe, destilliertes Wasser zu trinken?

Jetzt mal ehrlich: Gibt es Situationen, in denen destilliertes Wasser trinken vielleicht doch eine Überlegung wert ist? Man liest ja manchmal von angeblichen „Reinigungskuren“ oder Detox-Effekten. Die Idee dahinter: Das mineralarme Wasser soll quasi Schadstoffe aus dem Körper „spülen“. Wissenschaftlich haltbar sind solche Aussagen aber meist nicht, und eine ausgewogene Ernährung mit viel normalem Wasser und Ballaststoffen unterstützt die natürlichen Entgiftungsprozesse des Körpers in der Regel völlig ausreichend.

Für manche Anwendungen, wie das bereits erwähnte Aufbrühen von Kaffee oder Tee, kann es geschmackliche Vorteile haben, da keine Mineralien das Aroma beeinflussen. Aber hier sprechen wir von kleinen Mengen. In einigen Regionen der Erde, beispielsweise in Teilen Südostasiens, wird destilliertes Wasser tatsächlich industriell in Flaschen abgefüllt und von vielen Menschen als besonders „reines“ Trinkwasser bevorzugt und getrunken.[2] Das ist dann oft eine kulturelle oder auf die lokale Wasserqualität bezogene Entscheidung.

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Ausgewogene Ernährung ist entscheidend

Unabhängig davon, welches Wasser du trinkst: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Proteinen ist, liefert deinem Körper die meisten notwendigen Mineralstoffe und Vitamine. Wasser unterstützt diese Prozesse, kann aber eine mangelhafte Ernährung nicht im Alleingang ausgleichen.

Die Vorstellung, dass destilliertes Wasser eine Art Wundermittel für die Gesundheit sei, weil es „rein“ ist, greift also zu kurz. Reinheit ist nicht immer gleichbedeutend mit gesundheitlichem Vorteil, wenn es um unseren komplexen Organismus geht.

Aus Papas Werkzeugkasten: Meine Gedanken für die Familie

Zurück zu meinen Kids und der Frage, ob sie nun destilliertes Wasser trinken dürften. Meine klare Antwort als Papa: Als Alltagsgetränk? Nein. Einmal probieren aus Neugier, ein kleiner Schluck unter Aufsicht – da wird nichts Schlimmes passieren. Aber als Durstlöscher oder um den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken, ist es für Kinder (und auch für uns Erwachsene) definitiv nicht die erste Wahl. Kinder befinden sich im Wachstum, ihr Körper hat einen hohen Bedarf an Mineralstoffen für den Aufbau von Knochen, Muskeln und für ein funktionierendes Nervensystem. Da wäre es kontraproduktiv, ihnen ein Wasser anzubieten, das diese wichtigen Bausteine nicht liefert.

Ich versuche, meinen Kindern zu erklären, dass unser Leitungswasser oder ein gutes Mineralwasser wie ein „Werkzeugkasten“ für den Körper ist – es liefert nicht nur Flüssigkeit, sondern auch viele kleine Helferlein. Destilliertes Wasser wäre da eher ein leerer Kasten. Es löscht zwar den Durst, aber bietet keinen zusätzlichen Nutzen für den wachsenden Organismus. Die Natur hat es schon clever eingerichtet, dass Wasser in seiner natürlichen Form Mineralien enthält.

Und was ist mit unserem Leitungswasser? Ein kurzer Seitenblick

Wenn wir schon beim Thema sind: Wie sieht es denn mit unserem normalen Leitungswasser aus? In Deutschland haben wir ja den Luxus einer generell sehr hohen Trinkwasserqualität. Es wird streng kontrolliert und ist in den allermeisten Fällen absolut unbedenklich und eine hervorragende Quelle für Flüssigkeit und auch einige Mineralien. Das ist schon ein großer Vorteil.

Trotzdem gibt es auch hier Dinge, auf die man achten kann. Alte Leitungen im Haus können beispielsweise Blei oder Kupfer abgeben. Und je nach Region kann der Kalkgehalt sehr unterschiedlich sein, was zwar gesundheitlich meist unproblematisch ist, aber Haushaltsgeräte belasten kann. Wer hier ganz sichergehen will oder spezifische Bedenken hat, kann sein Wasser testen lassen. Aber im Großen und Ganzen ist Leitungswasser eine gute und günstige Option. Der direkte Vergleich zeigt: Leitungswasser liefert Mineralien, destilliertes Wasser nicht.

Mein persönliches Destillat der Erkenntnisse zum Thema

So, was nehme ich nun aus dieser ganzen Überlegung mit? Destilliertes Wasser trinken ist nicht per se gefährlich, zumindest nicht in kleinen, gelegentlichen Mengen. Der Mythos vom sofortigen Zellenplatzen ist übertrieben, solange das Wasser getrunken und nicht direkt ins Blut infundiert wird. Aber: Es ist eben auch kein Gesundheitselixier. Der Mangel an Mineralstoffen und Elektrolyten macht es für den dauerhaften und ausschließlichen Konsum ungeeignet, da es dem Körper auf lange Sicht wichtige Bausteine entziehen kann, statt sie zu liefern.

Für mich als Technik-Fan und Papa bleibt es dabei: Destilliertes Wasser hat seinen Platz im Bügeleisen, in der Autobatterie oder vielleicht mal für ein wissenschaftliches Experiment mit den Kids. Als Durstlöscher für die Familie setzen wir weiterhin auf gutes altes Leitungswasser oder Mineralwasser. Die sind nicht nur sicher, sondern liefern auch einen Mehrwert für den Körper. Am Ende ist es wie so oft eine Frage der Dosis und des gesunden Menschenverstandes. Und ein bisschen Wissen über die Hintergründe schadet ja nie, oder?

Quellen

  1. Ist destilliertes Wasser gut oder schlecht für die Gesundheit? (wassertest-online.de, abgerufen am 12.06.2025)
  2. Destilliertes Wasser (chemie.de, abgerufen am 12.06.2025)

FAQs zum Thema destilliertes Wasser trinken

Wie schmeckt destilliertes Wasser eigentlich?

Das ist eine spannende Frage, denn der Geschmack von destilliertem Wasser unterscheidet sich tatsächlich merklich von unserem gewohnten Leitungs- oder Mineralwasser. Da ihm ja die Mineralien und Salze fehlen, die normalerweise für den charakteristischen Geschmack von Wasser verantwortlich sind, empfinden es viele Menschen als eher „flach“, „leer“ oder „fade. Manche beschreiben auch einen leicht metallischen oder künstlichen Beigeschmack, der aber auch von der Lagerung oder dem Behälter herrühren kann. Interessanterweise kann die Abwesenheit von Mineralien aber auch dazu führen, dass Aromen, zum Beispiel von Tee oder Kaffee, unverfälschter wahrgenommen werden. Letztendlich ist Geschmacksempfinden sehr subjektiv, aber „charakterlos“ trifft es oft ganz gut.

Kann ich destilliertes Wasser zum Kochen verwenden, und gibt es dabei etwas zu beachten?

Grundsätzlich ja, du kannst destilliertes Wasser zum Kochen verwenden, ähnlich wie es manche für Kaffee oder Tee tun, um den reinen Geschmack der Zutaten zu betonen. Es ist nicht schädlich, wenn du es gelegentlich dafür nutzt. Bedenke dabei allerdings, dass dem Kochwasser dann natürlich die Mineralien fehlen, die sonst teilweise ins Kochgut übergehen oder zum Geschmack beitragen würden. Gerade bei Lebensmitteln, die viel Wasser aufnehmen, wie Reis oder Nudeln, oder beim Blanchieren von Gemüse, könnte sich das geschmacklich und vielleicht auch geringfügig im Nährwert bemerkbar machen. Keine Sorge, für die meisten Gerichte ist der Unterschied aber minimal, solange deine Ernährung insgesamt ausgewogen ist.

Wenn ich destilliertes Wasser länger lagere, muss ich da auf etwas achten?

Das ist ein guter Punkt, denn obwohl destilliertes Wasser sehr rein ist, gibt es bei der Lagerung ein paar Dinge zu beachten, um diese Reinheit möglichst lange zu erhalten. Mit der Zeit kann es nämlich Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen, wodurch es leicht sauer wird. Außerdem ist es „aggressiver“ gegenüber manchen Materialien und könnte Stoffe aus ungeeigneten Behältern lösen. Deshalb ist es ratsam, destilliertes Wasser in sauberen, gut verschlossenen und möglichst inerten Behältern aufzubewahren, idealerweise aus Glas oder speziellem Kunststoff (z.B. PE oder PP). Zwar wird es nicht „schlecht“ im Sinne von mikrobiellem Verderb wie normales Wasser, aber seine hohe Reinheit kann unter ungünstigen Bedingungen leiden.

Wie sieht es mit destilliertem Wasser für Babys und Kleinkinder aus, beispielsweise zur Zubereitung von Säuglingsnahrung?

Das ist eine besonders wichtige Frage, bei der du sehr umsichtig sein solltest. Generell wird für die Zubereitung von Säuglingsnahrung von der Verwendung von reinem destilliertem Wasser eher abgeraten, es sei denn, dein Kinderarzt oder deine Hebamme empfiehlt es ausdrücklich. Denn Säuglingsnahrung ist oft so konzipiert, dass sie mit abgekochtem Leitungswasser oder speziell als „für Säuglingsnahrung geeignet“ deklariertem Mineralwasser angerührt wird, welches bereits bestimmte Mineralien enthält. Durch die Verwendung von destilliertem Wasser könnten deinem Baby wichtige Mineralstoffe fehlen, die es für sein gesundes Wachstum und seine Entwicklung benötigt. Im Zweifel gilt also immer: Sprich vorher mit medizinischem Fachpersonal.

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